Eine Normannin mit dem Herzen einer Waliserin ...
Das Blut der Rebellin"Geschichten sind die Nahrung für unseren Geist, so wie das Brot für unseren Körper. Wir brauchen Geschichten, um die langen Abende des Winters zu überbrücken und der Eintönigkeit unseres Lebens zu entfliehen. ...
"Geschichten sind die Nahrung für unseren Geist, so wie das Brot für unseren Körper. Wir brauchen Geschichten, um die langen Abende des Winters zu überbrücken und der Eintönigkeit unseres Lebens zu entfliehen. Wer möchte denn nur ein Leben führen, wenn er das von vielen besuchen kann?"
"Das Blut der Rebellin" ist der zweite Band der "Geraldines"-Romane von der österreichischen Autorin Sabrina Qunaj. Man muss den ersten Band "Die Tochter des letzten Königs" aber nicht notwendigerweise gelesen haben, weil jeder Band in sich abgeschlossen ist, auch wenn wir einige Persönlichkeiten aus Band 1, allen voran die große Heldin Nesta, widertreffen. Für das Verständnis ist es aber absolut kein Problem, wenn man mit Band 2 ins mittelalterliche Wales mit seinen Freiheitskämpfen einsteigt.
Seit dem ersten Geraldines-Roman zählt Sabrina Qunaj zu meinen Lieblingsautorinnen von historischen Romanen und auch hiermit konnte sie mich wieder völlig überzeugen.
Inhalt: Wir beginnen im Jahre 1146 in Wales, Britannien: Normannen und Waliser kämpfen unermüdlich für Land und Macht, während in England ein Bürgerkrieg tobt. Isabel ist die Enkelin der berühmtberüchtigten Nesta ferch Rhys und somit Erbe des Geraldine-Blutes. Sie wird dem grausamen Sheriff von Pembroke versprochen und eine Frau hat sich ihrem Vormund zu fügen, doch keiner hat ihr zu sagen, was ihr Herz fühlen soll. Dieses schlägt nämlich für die Waliser und somit für die Rebellion.
Meine Meinung: Das Cover des Buches schließt sich optisch an seinen Vorgänger an. Man kann sofort erkennen, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Anhand des keltischen Symbols am Cover des Buches weiß man auch sofort, dass Wales bzw. Britannien als Schauplatz dienen wird. Ich vermute das Symbol soll das Rad des Taranis darstellen, welches die Protagonistin im Buch als Talisman um ihren Hals trägt. Die Innenseiten der Broschur schmücken Fotos aus Wales was beim Öffnen des Buches gleich eine Fernweh-Stimmung und auch einen mittelalterlichen Flair verbreitet.
Zu Beginn finden wir einen Stammbaum des Geraldines-Geschlechts und ein ausführliches Personenregister mit markierten historischen Persönlichkeiten inklusiver Aussprachhilfe. Dies fand ich ganz besonders hilfreich, denn wer weiß schon wie walisische Namen und Orte ausgesprochen werden und manche Wörter scheinen anhand dem Geschriebenen wirklich unaussprechbar zu sein. So lernt man zu historischen Tatsachen auch noch die walisische Aussprache dazu.
Am Ende des Buches gibt es auch noch ein kleines Glossar, das aber meiner Meinung nach gar nicht nötig ist. Alle walisischen Begriffe werden direkt in der Geschichte genau erklärt, so dass man nicht fragend zurückbleibt.
Der Schreibstil von Sabrina Qunaj ist für einen historischen Roman flüssig und sehr leicht zu lesen. Obwohl sehr viele Fakten und historische Tatsachen in die Geschichte eingebaut werden, wird der Roman nie langatmig. Die Geschichte strotzt nur so vor historischen Persönlichkeiten und politischen Machenschaften. Immerhin spielt das Buch im 12. Jahrhundert Wales, eine der spannendsten und doch "endlosesten" Zeiten Britanniens. Einmal hatten die Normannen die Nase vorne, dann wieder die Waliser. Der kämpferische und mutige Geist der Waliser schlug die Eroberer immer wieder zurück, so dass Wales Kampf um Freiheit eine gefühlte Ewigkeit andauerte. Eine historisch sehr interessante Zeit und Stoff für unzählige heroische Geschichten. Gleichzeitig ist das Setting einfach atemberaubend. Die wilde, unberührte Landschaft von Wales, in der "grün" eine völlig neue Bedeutung bekommt, scheint den Märchen und Sagen entsprungen zu sein. Dies wird in der Geschichte auch eingebaut, so dass dem Lesen ein bisschen Fernweh begleitet.
Mit unserer Protagonistin Isabel begleiten wir eine unglaublich starke und mutige Frau mit einem Kämpferherz, das für 20 Männer ausreicht. Für diese Zeit zwar sehr unüblich, jedoch nicht unmöglich. Die Waliser brachten einige starke und unvergessliche Heldinnen zutage. An Isabels Persönlichkeit kann sich jeder ein Scheibchen abschneiden und es wurde nie langweilig ihre Geschichte zu verfolgen. Sie folgt ihrem Herzen, versucht aber gleichzeitig stets das Richtige zu tun. Als kleines Mädchen lernen wir sie kennen und begleiten sie bis in ihre 30iger. In diesen wankelmütigen Zeiten erlebt Isabel mehr als eine Frau je ertragen sollte. Krieg, Brutalität und der Kampf ums Überleben stehen an der Tagesordnung und ich habe jede Minute mit Isabel mitgefiebert. Ich litt mit ihr Herzensqualen, erlebte das Fieber der Rebellion und verspürte Rache für angetane Ungerechtigkeiten. Man konnte ihr beim Erwachsenwerden zusehen und auch beim Erstarken ihrer Persönlichkeit. Wer ein Faible für starke weibliche Hauptcharaktere in einer dafür völlig untypischen Zeit hat, ist mit diesem Buch also goldrichtig.
Gleichzeitig beinhaltet das Buch eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. Eine Liebesgeschichte mit der man Tränen vergießen kann und die einen das Herz wärmt. Man wünscht sich für seine Lieblinge ein Happy-End auch wenn man genau weiß, dass dies in so einer Zeit praktisch unmöglich ist. Diese Geschichte zeigt, dass Zeit und Raum wahrer Liebe nichts anhaben kann und dass Beharrlichkeit am Ende belohnt wird.
Die 700 Seiten verflogen wie im Rausch, die Protagonistin ist mir mit ihrer mutigen und rebellischen Art ans Herz gewachsen und die Liebesgeschichte hat mich richtig berührt.
Dieses walisische Abenteuer hat mir unglaubliche Lesestunden beschert und auch ein bisschen Fernweh geschürt - sehr empfehlenswert für LiebhaberInnen von historischen Romanen, die im Mittelalter des heutigen Großbritanniens spielen und starke Persönlichkeiten in der Hauptrolle sehen wollen.