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Veröffentlicht am 31.05.2021

Wohin willst du gehören?

Tanz zwischen zwei Welten
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Familie, Herkunft, Heimat - all das prägt uns und ist wichtig für uns. Im besonderen Maße ist dies wichtig, wenn zwei so unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Die Frage des Buches ist: "Wohin ...

Familie, Herkunft, Heimat - all das prägt uns und ist wichtig für uns. Im besonderen Maße ist dies wichtig, wenn zwei so unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Die Frage des Buches ist: "Wohin willst du gehören?"



Um diese Frage dreht sich alles in dem Buch und Mariam T. Azimi hat den Zwiespalt in dem sich ihre Hauptfigur Wana befindet, hervorragend dargestellt. Es gibt die Rückblicke auf die sorglose Kindheit in Kabul und dann der harte Schnitt, als die Familie in Deutschland ankommt und die schwierigen Situationen, die aus Kindersicht beschrieben werden. Dann kommt die Pubertät, die wiederum einen Bruch darstellt, einen Moment der Erkenntnis und einen ganz tiefen Einschnitt.



Und dann kommt der Unfall und Wanas Prozess, zu sich zu finden und die Frage wohin sie gehören will zu beantworten. Als sie ihre Freundin trifft und sie ihr den besten aller Ratschläge gibt, merkt man, dass sich etwas in Bewegung setzt.



Die Autorin hat diese Zweifel, dieses Hin und Her, die Missverständnisse, die Beziehung zu den Elternteilen, zur Schwester und zur afghanischen Community so gut dargestellt und auch die Sorgen der ganz jungen Wana, des Teenagers und der erwachsenen Frau so intensiv beschrieben, dass man die innere Zerrissenheit förmlich spüren kann. Sie hat eine ganz klare, aber tiefe Sprache, um dies zu beschreiben und die Gefühle fühlbar zu machen.



Das Buch hat mich sehr bewegt und mitgenommen in Wanas Gefühlswelt, so dass ich am Ende richtig traurig war, dass es vorbei war. Als Leserin habe ich den Denk- und Heilungsprozess direkt miterleben können und es hat mich in die Geschichte hineingezogen. Die einzelnen Personen waren facettenreich beschrieben, es gab kein Schwarz und kein Weiß, sondern viele Zwischentöne, was das Buch für mich besonders macht. Es hat mir sehr gut gefallen und ich kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Lesenwertes Buch über Deutschland im Jahr 2050 mit den Folgen des Klimawandels

Deutschland 2050
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Das Buch zeigt gut auf, wie ein Leben in 30 Jahren in Deutschland und auch in anderen Ländern sein kann, wenn wir nichts, wenig oder viel gegen den Temperaturanstieg und seine Folgen tun werden. Es malt ...

Das Buch zeigt gut auf, wie ein Leben in 30 Jahren in Deutschland und auch in anderen Ländern sein kann, wenn wir nichts, wenig oder viel gegen den Temperaturanstieg und seine Folgen tun werden. Es malt nicht einfach nur Horrorszenarien aus, sondern stützt sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen und erklärt anschaulich, was welche Veränderung für Folgen haben kann. So freuen wir uns über die konstant wärmeren Sommer, aber nicht über die immer heißeren Sommernächte, in denen wir uns im Schlafzimmer unter dem Dachboden von einer Seite des Bettes auf die anderen wälzen, weil es schlicht zu heiß ist.

Es werden die verschiedensten Bereiche angesprochen und aufgezeigt, was die vorliegenden Forschungsergebnisse bedeuten für unser Leben. Was wird sich wie ändern und entwickeln? Wie müssen wir die Städte verändern, die Stromversorgung, wie wird es mit der Wasserversorgung sein, was bedeutet der Klimawandel für unsere Verkehrswege, für die Lieferketten, was passiert in der Natur, was hat es für wirtschaftliche und politische Folgen? All dies wird an unserem Land sehr anschaulich gezeigt, so dass es für den einzelnen Menschen weniger abstrakt ist. Dies Buch ist auch für Leser:innen gemacht, die sich bislang nur oberflächlich mit dem Klimawandel und seinen Folgen befasst haben und es wird so sehr anschaulich gezeigt, was bislang noch weit weg schien.

Am Ende des Buches ist noch einmal ein sehr interessantes und zu Diskussionen anregendes Interview mit dem Soziologen Ortwin Renn.

Insgesamt ist das Buch für mich sehr lesens- und empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Unser Überkonsum und wie finden wir zurück zum Maßhalten

Konsum. Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen
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Die Inhaltsangabe ist schon im Titel "Konsum - Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen" enthalten. Carl Tillessen zeigt auf, wie sich unser Konsum in den letzten zwei Generationen entwickelt hat. Er erklärt, ...

Die Inhaltsangabe ist schon im Titel "Konsum - Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen" enthalten. Carl Tillessen zeigt auf, wie sich unser Konsum in den letzten zwei Generationen entwickelt hat. Er erklärt, wie es passieren konnte, dass wir von Menschen, die noch Verbraucher:innen im wahrsten Sinne des Wortes waren, zu Konsument:innen geworden sind.

Der Einstieg ist gleich gut gewählt, denn Carl Tillessen macht klar, dass er zu der breiten Masse gehört, die mit „man“ beschrieben wird, wenn darüber geredet wir, dass „man“ immer mehr konsumiert und dass es „wir“ heißen muss. Dies lenkt schon in die richtige Richtung, denn „wir alle“ sind verantwortlich für diesen Überkonsum, für diese schon perverse Kaufen von Dingen, die wir gar nicht brauchen bzw. aufbrauchen und gebrauchen.

Nach diesem Einstieg wird dann erst einmal ein Überblick geliefert, wo wird was zu welchen Bedingungen produziert. Was hat sich wann in den Lieferketten geändert? Warum wurde Bekleidung zu Klamotten? Warum ändern wir so wenig, wo wir doch wissen, wie schlecht es den Menschen in den Produktionsländern geht? Welche Rolle spielen die Globalisierung und die Digitalisierung? Welchen Einfluss hat Social Media auf uns? Warum hören wir nicht auf zu kaufen bzw. warum ändern wir es nicht, auch wenn wir all dies schon wissen?

Die meisten von uns werden in den letzten letzten 12 Monaten von März 2020 bis März 2021 ausgemistet haben und sich gewundert haben, was sich da alles so angesammelt und ob wir das wirklich brauchen. Natürlich brauchen wir all dies nicht und wir nehmen uns vor oder haben uns vorgenommen, damit aufzuhören. Und dann stellen wir fest, dass dies nicht so einfach ist, wie wir es uns vorstellen. Zum einen liegt das Horten für schlechte Zeiten in unserem Naturell und wir kaufen uns „glücklich“, zumindest solange, bis wir mit einem Kater aus dem Kaufrausch aufwachen. Denn es gibt uns ein gutes Gefühl, vor allem, wenn es dann noch viele Likes auf Social Media für die neuen Schuhe oder das coole Wohnaccessoire gibt.

Carl Tillessen könnte es uns allen jetzt ganz einfach machen und Social Media die Schuld daran geben, dass unser Konsum immer mehr wird und wir aus diesem Grunde Kleidung nach circa sechs Monaten aussortieren bzw. sogenannte Monatskollektionen bei Fast Fashion Anbietern immer beliebter werden. Das tut er aber nicht und das ist gut so. Auf der einen Seite ist es so, dass die Likes und Followerzahlen uns die gewünschte Aufmerksamkeit geben und die Kombination aus Aufmerksamkeit und Likes für unseren tollen Geschmack uns schmeicheln, gar süchtig machen, aber der Punkt ist, wir sind immer noch selbst dafür verantwortlich, dass wir es geschehen lassen und tief in unserem Inneren wissen wir das auch.

Wir können dieses Verhalten ändern. Dies wird dann noch einmal sehr einleuchtend beschrieben, wie wir dies tun können und das ist das, was mir an dem Buch gut gefällt. Es erklärt zum einen, wie wir dorthin gekommen sind, dass wir im Übermaß konsumieren, um dann aber auch Weg heraus aus dieser sich immer schneller drehenden Konsumspirale zu finden. Tillessen zeigt auf, dass jeder mit kleinen Schritten beginnen kann, weniger zu konsumieren, er vergleicht es mit einer erfolgreichen Abnehmstrategie, nur dass es hier nicht die Punkte sind, die wir zählen, sondern unseren CO2-Ausstoß.

Das Buch wiederholt vieles bzw. fasst vieles zusammen, was ich schon anderswo gelesen habe, aber es nutzt eine leicht verständliche Sprache, bringt einprägsame Vergleiche und der Autor schließt sich und uns alle ein und erhebt nicht nur den , Zeigefinger, sondern zeigt auf, dass wir es gemeinsam schaffen können, auf das 1,5-Grad-Ziel hinzuarbeiten, auch wenn es nicht leicht ist. Ich kann es wirklich empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ein Buch, das bewegt

Alte Sorten
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Sally, die aus der Klinik wegläuft und Liss findet, die ihr eine Unterkunft bietet. Sie bietet ihr viel mehr als das. Liss ist ganz ruhig und unaufgeregt im Umgang mit Sally, genauso, wie es ihr gut tut ...

Sally, die aus der Klinik wegläuft und Liss findet, die ihr eine Unterkunft bietet. Sie bietet ihr viel mehr als das. Liss ist ganz ruhig und unaufgeregt im Umgang mit Sally, genauso, wie es ihr gut tut und wie sie es noch nicht erlebt hat. Natürlich ist recht schnell klar, dass Liss nicht einfach eine ganz ruhige Person ist, sondern dass es da ganz viel in ihr gibt, das verheilen muss. Das hilft ihr, Sally das zu geben, was sie in dem Augenblick braucht, als sie bei ihr ankommt.

Man erkennt an der Sprache, wie sich Sally verändert. Ist sie am Anfang noch ganz hart, wird es im Laufe der Zeit besser und die Sprache im Zusammenhang mit Sally wird weicher. Bei Liss sind es die Rückblicke oder besser die Fragmente, die im Laufe der Zeit das Bild von Liss‘ Geschichte immer klarer werden lässt und die Wahrheit wie ein Puzzle zusammenfügen. Erst gibt es eine Andeutung, dann den nächsten Hinweis und irgendwann die Auflösung. Es ist sprachlich ganz fein abgestimmt und arbeitet auf das Ende zu.

Die Kämpfe, die Sally führt, sind greifbar, genauso, wie das innere Leid, das Liss so lange schon mit sich trägt und nicht herausgelassen hat. Man spürt es beim Lesen, genauso wie man beim Lesen spürt, dass Sally heilt. Es sind so kleine Momente, wo es um Nahrungsaufnahme geht, um die Beschreibungen, wie Sally damit umgeht und auch wie eine Person aus dem Dorf, die alte Anni, diese kleine Momente der beiden Frauen auf eine besondere Art begleitet. Sie ist so eine Art Anker in der Geschichte, wie ein Baum, der Halt gibt.

Genauso gibt es auch immer wieder die dunklen Wolken, die dunklen Momente, wo deutlich wird, was für eine große Wunde jede der beiden Frauen in ihrem Inneren mit sich trägt.

Es gibt in dem Buch alles, was es für eine gute Geschichte gibt, es ist zwischendurch sehr spannend und es versprüht auf ganz und gar unkitschige Art eine besondere Wärme. Die Sprache von Ewald Arenz unterstreicht jeden Teil der Geschichte und beschreibt die Entwicklung der Personen und Stimmungen. Zwischendurch und am Ende musste ich sogar weinen, da es mich so berührt hat und betroffen gemacht hat. Die Eindringlichkeit mit der die innere Not der beiden Protagonistinnen beschrieben wird hat mich mitgenommen. Eine ganz große Leseempfehlung von meiner Seite für „Alte Sorten“.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Ein Buch, das bewegt

Im Wasser sind wir schwerelos
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"Im Wasser sind wir schwerelos" von Tomasz Jedrowski spielt in Polen im Jahr 1980. Ludwik und Janusz verlieben sich ineinander und verbringen eine wunderbar schwerelos Zeit miteinander. Am Ende des Sommers ...

"Im Wasser sind wir schwerelos" von Tomasz Jedrowski spielt in Polen im Jahr 1980. Ludwik und Janusz verlieben sich ineinander und verbringen eine wunderbar schwerelos Zeit miteinander. Am Ende des Sommers holt sie die Realität ein und ihre Beziehung wird durch die unterschiedliche Einstellung zum kommunistischen Regime und der Schwierigkeiten, die Homosexuellen im katholischen Polen jener Jahre drohen auf eine Zerreißprobe gestellt.

Wie war es als homosexueller Mensch in dieser Zeit zu leben? Tomas Jedrowski lässt Ludwik erzählen, wie er feststellt, dass er Männer liebt. Er beschreibt seine erste Liebe zu einem Jungen in seinem Alter, dann wie er als junger Mann Gewissheit bekommt und dann wie er sich in Janusz verliebt. Zwei junge Männer mit unterschiedlichem Hintergrund, der eine regierungstreu, der andere aufgewachsen in einem dem Regime kritisch gegenüber stehenden Haushalt. Es wird eine ganz zarte Liebesgeschichte gesponnen und die Unterschiede und möglichen Schwierigkeiten schwingen von Anfang an mit.

Die Hauptfigur Ludwik beschreibt das Leben im Polen der damaligen Zeit, das Schlange Stehen und auf der anderen Seite das gute oder besser dekadente Leben einer bestimmten Klasse auf der anderen Seite. Er hadert mit sich und der Welt, in der er lebt.

Mein Leben war ein winziger schmaler Flur, von dem keine Türen abzweigten, ein schmaler Tunnel, in dem ich mir die Ellbogen anstieß, der nur in eine Richtung führte. Das oder die Leere, redete ich mir zu. Das oder weggehen.Tomasz Jedrowski, Im Wasser sind wir schwerelos

Dieser innere Kampf und das System, das Ludwik nicht nur wegen seiner politischen Haltung ablehnen würde, werden so eindringlich beschrieben, dass ich als Leserin diesen Kampf spüren konnte. Zusätzlich ist es die Sprache Jedrowskis, die mich wirklich verzaubert hat. Die Sätze haben eine ganz besondere Kraft und es ist eines dieser Bücher, die ich ganz langsam gelesen habe, um die Sprache einfach auf mich wirken zu lassen. Ein wunderschönes Buch, das ich euch nur ans Herz legen kann.

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