Easy-Reading mit viel Herzwärme
Ich mag Romane, bei denen die Protagonistin in alten Kisten und Schränken wühlt und sich dabei überlegt, wem diese Dinge wohl einst gehört haben, was das für ein Mensch war und welches Schicksal diese ...
Ich mag Romane, bei denen die Protagonistin in alten Kisten und Schränken wühlt und sich dabei überlegt, wem diese Dinge wohl einst gehört haben, was das für ein Mensch war und welches Schicksal diese Person wohl ereilte.
Genauso ergeht es Grace. Die Miete eines Lagerabteils blieb eine Kundin seit zwei Jahren schuldig - nun soll Grace den Raum auflösen. Fasziniert von den Dingen, die sie hier sieht, beginnt sie in einem der Tagebücher zu lesen und macht sich auf die Suche nach der Kundin oder allfälliger Hinterbliebenen.
Froh, sich auf diese Weise von ihrer bettlägrigen, äusserst manipulativen Mutter abzulenken, taucht sie immer mehr in die Welt von Constanze di Donato ein.
Bereits der Prolog zeigt, dass Constance, genannt Connie, kein einfaches Leben hatte. Dass sie mit 17 Jahren zu ihrer mürrischen Tante verfrachtet wurde, macht nicht nur Grace, sondern auch die Leserinnen neugierig auf ihre Geschichte.
Diese zu entdecken ist spannend. Seite an Seite mit Grace macht man sich auf und erfährt immer mehr über Connie.
Mit Grace hat man unweigerlich Mitleid. Ihre nicht vor Ort wohnenden und schwer beschäftigten Geschwister sehen nicht, wie Grace sich aufopfert und ausgenutzt wird von ihrer furchtbaren Mutter. Im Gegenteil, Grace bekommt häufig Anrufe, in denen sich ihre Schwester beschwert, dass Grace sich schlecht um die Mutter kümmern würde. Mir wäre schon längst der Kragen geplatzt, doch Grace ist durch ein traumatisches Erlebnis nicht so stark und versucht sich zu arrangieren, was aber immer schwieriger wird.
Zum Glück hat Grace nette Arbeitgeber, Beth und Larry, und einen tollen Nachbarn - so einen wie Jamie sollte jeder in seinem Leben haben. Die drei unterstützen sie privat und bei der Suche nach Connies Geschichte, die Grace schlussendlich mit dem Neffen ihrer Arbeitgeber, Ellis, nach Italien bringt. Grace kann endlich aufatmen und sich selbst wieder finden. Ellis ist eindeutig der Neffe der Cohens, genauso verständig.
"Die Villa an der Riviera" ist das erste auf Deutsch übersetzte Buch von Alex Brown. Sie hat einen angenehmen Schreibstil, man nimmt ihr alles ab. Egal ob die bedrückende Schwere in Grace Zuhause, die staubigen Ecken im Lagerhaus oder der schweisstreibende Aufstieg zur Villa. Wie gerne möchte man sich mit dazu setzen, wenn es im Londoner Büro Tee und Babka gibt oder in Portofino neben Grace das aussergewöhnlich leckere Aprikoseneis probieren.
Es ist ein warmherziger (Liebes-)Roman mit einer tragischen Lebensgeschichte im Hintergrund. Man sollte sich Taschentücher bereit legen, man wird sie spätestens am Ende brauchen.
Fazit: Wenn Alex Brown ihre Geschichten immer so herzerwärmend erzählt, dann würde ich mich auf weitere Übersetzungen sehr freuen.
4 Punkte.