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Veröffentlicht am 15.06.2021

Der Tod von Göttern

Die Götter müssen sterben
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„Und doch feierten die Amazonen, immer wieder, jedes Jahr. Sie feierten, weil die Toten nicht besser geehrt werden können als mit dem Leben.“ [55]

Für diesen Dark-Fantasy-Roman geht man am besten so vor:
1. Sich ...

„Und doch feierten die Amazonen, immer wieder, jedes Jahr. Sie feierten, weil die Toten nicht besser geehrt werden können als mit dem Leben.“ [55]

Für diesen Dark-Fantasy-Roman geht man am besten so vor:
1. Sich mit der griechischen Mythologie beschäftigen
2. Das Nachwort der Autorin lesen
3. Die Geschichte genießen
Die ganzen Götter, die verschiedenen Perspektiven aus denen die Geschichte geschildert wird, können einen leicht aus dem Tritt bringen. Es erfordert Konzentration, denn Nora Bendzko präsentiert mit „Die Götter müssen sterben“ eine durchaus komplexe und sehr bildgewaltige Welt. Man taucht tief ein, fühlt sich, als liefen die Filme „300“ oder „Troja“ vor dem geistigen Auge ab. Mir gefällt die Protagonistin Areto sehr. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der Fokus noch mehr auf ihr, bzw. ihrer Sicht/ Perspektive liegt.
„Manchmal ist es so schlimm, dass ich glaube, ich will nicht mehr leben. Doch dann ich auch zu traurig zum Sterben.“ [229]
Schatten, „so nannte Areto also ihre Krankheit. Es war schockierend, zu sehen, wie er sie verzehrte.“ [261]
Durch diese Beschreibung, dass Areto unter Depressionen leidet, wirkt alles sehr authentisch. Es ist wie im echten Leben. Insgesamt sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Dabei geht Bendzko eindrucksvoll und auch mit einem sensiblen Blick vor. Wenn man das Nachwort der Autorin gelesen hat, bekommt man gleich eine andere Sichtweise auf diesen Roman.
„Die Quellen sind voll mit überzogenen Ideen, von männerfeindlichen Barbarinnen, [ … die] oft in modernen Interpretationen, androgyne Lesben sind. Vieles habe ich angezweifelt und neu interpretiert. So gibt es offensichtlich Männer und weitere Geschlechter in meinem Amazonenland.“ [489 f.]
Ich finde die Umsetzung des Romans sehr gelungen. Die Gedanken dahinter, die Ausführungen, gefallen mir.
„Iphito war vielseitig und dadurch weder Frau noch Mann. […] Sier gehörte zu den Jüngsten, die Hippolyte unterstanden.“ [52 f.]
Das Tempo, die actionreichen Szenen, die besonders bildgewaltig zu den Leser*innen transportiert werden, gefallen mir außerordentlich gut. Die Szene in der Unterwelt mit Unterwelt hat es mir angetan. Das war fantastisch.
„Aus den alten Geschichten waren sie gestiegen und nach Athen gekommen, blutgebadet, Tod verheißend. Es hatte keine Mauern und Helden mehr gegeben, um sie weiter aufzuhalten. Sie sind hier.“ [26]
„Die Götter müssen sterben“ ist kein Buch, welches man einfach mal so liest. Man muss sich Zeit nehmen. Dafür wird man mit einer tollen Geschichte belohnt.
Einen sehr interessanten Artikel von Bendzko zum Thema divers schreiben findet man bei tor-online: https://www.tor-online.de/feature/buch/2021/05/divers-schreiben-nicht-weisse-fantasy-figuren/

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Veröffentlicht am 31.05.2021

verschwundenen Unterweltlerinnen

Underworld Chronicles - Verflucht
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Detroit kann schon mal ein heißes Pflaster sein. Vor allem, wenn man Bekanntschaften mit gefährliche Kreaturen macht und sich in einer Situation befindet, die man sich in seinen kühnsten Träumen so nicht ...

Detroit kann schon mal ein heißes Pflaster sein. Vor allem, wenn man Bekanntschaften mit gefährliche Kreaturen macht und sich in einer Situation befindet, die man sich in seinen kühnsten Träumen so nicht ausgemalt hätte.

„Nora Jacobs. Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten“ und eine „Hauptzeugin im Fall der verschwundenen Unterweltlerinnen“ [71] ist die Protagonistin in „Underworld Chronicles – Verflucht“ von Kelly Oram.

Temporeich und mit einem angenehm zu lesenden Schreibstil taucht man schnell in eine abenteuerliche Unterwelt ab. Nora gefällt als Charakter und fällt auch auf – erst durch ihr Handeln und anschließend auch optisch. Sie ist taff, bringt nicht nur die Charaktere im Buch zum Schmunzeln, sondern ist auch schlagfertig. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal ist ihr Handeln nicht ganz logisch oder einfach nicht ganz begreifbar. Mehr Seiten in dem Roman wären für die Tiefe der Handlung und der Charaktere wünschenswert, aber so bliebt es ziemlich knackig und man fliegt sehr schnell durch die Seiten.

„Ich weiß nicht genau, was es über mich aussagt, dass ich in diese düstere neue Welt besser zu passen scheine als in meine eigene, aber darüber werde ich ein anderes Mal nachdenken.“ [208]

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Natürlich bleiben ein paar Fragen übrig, die dann hoffentlich im nächsten Band beantwortet werden.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Lyrisch und intensiv geschrieben

Thérèse und Isabelle
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"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc ist ein literarisches Werk, in dem die Autorin ihre Gedanken zur Leidenschaft und Einsamkeit aufgegriffen und verarbeitet hat.
„Ich habe gesehen, welch ein Graben ...

"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc ist ein literarisches Werk, in dem die Autorin ihre Gedanken zur Leidenschaft und Einsamkeit aufgegriffen und verarbeitet hat.
„Ich habe gesehen, welch ein Graben zwischen dem Leben, das ich führe und der Erotik des Buches liegt, das ich schreibe.“ [74]
Lyrisch, teils poetisch, aber immer sprachgewaltig, beschreibt die Autorin die Beziehung zwischen den beiden Schülerinnen, den Protagonistinnen. Leduc geht für die damalige sehr direkt mit dem Thema der weiblichen Sexualität um. Dabei wirft sie viele Fragen auf und die Leser*innen werden in das Gedankenspiel mit einbezogen.
„Warum kann ich mich nicht vertausendfachen und mich ihr tausendfach schenken? Ich bin nur ich selbst. Das ist zu wenig. Ich bin kein Wald.“ [24]
Die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit spiegelt sich in diversen Stellen des Romans wieder.
„Wir waren ernst, gefasst, wir waren ein offizielles Paar ohne Vergangenheit, ohne Zukunft.“ [33]
Besonders das Nachwort erhellt und beeindruckt. Hier erfährt man etwas über den Austausch der Gedanken mit Simone de Beauvoir. Das ist sehr lesenswert und gibt tiefere Einblicke.
Das Werk ist nicht immer leicht zu lesen, erfordert Aufmerksamkeit.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Nieder mit allen Imperatoren

Imperator
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Nieder mit allen Imperatoren
Für mich war es das erste Buch von Kai Meyer und Imperator konnte mich wirklich gut unterhalten und positiv überraschen. Der Roman ist spannend geschrieben und bietet eine ...

Nieder mit allen Imperatoren
Für mich war es das erste Buch von Kai Meyer und Imperator konnte mich wirklich gut unterhalten und positiv überraschen. Der Roman ist spannend geschrieben und bietet eine ganz besondere Mischung aus Okkultem, Thriller und einem Hauch Fantasy. Der Hauch Fantasy war schön, jedoch für den Fortgang der Handlung eher nebensächlich.
„Das Chaos gibt deinem Dasein eine Berechtigung. Sei unserer Waffe gegen die Ordnung.“ [325]
Besonders hat mir gefallen, dass man in die Geschichte tief abtauchen kann und Bilder entstehen, als wäre man im Kino. Der Handlung folgt man mit zwei Handlungssträngen, deren Charaktere unterschiedlich tief ausgearbeitet wurden.
In dem temporeichen und durchaus actionbetonten Finale bleiben leider ein paar Fragen offen, so dass man mit freudiger Erwartung dem Erscheinen des zweiten Bandes entgegenfiebert. Insgesamt ist der Roman ein guter Einstieg und bietet eine gelungene Unterhaltung, die einen an etlichen Stellen mitfiebern und raten lässt, ob man mit seinen Vermutungen richtigliegt.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Eine lohnenswerte Reise

Der Schneeleopard
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„Die Wildnis beobachtet uns, ohne dass wir es merken. Sie verschwindet, sobald sie vom Blick des Menschen erfasst wird.“ [48]

Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Autor Sylvain Tesson ...

„Die Wildnis beobachtet uns, ohne dass wir es merken. Sie verschwindet, sobald sie vom Blick des Menschen erfasst wird.“ [48]

Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Autor Sylvain Tesson nach Tibet, um den Schneeleoparden zu sehen. Ob sich diese Reise lohnt? Bei dem Buch „Der Schneeleopard“ kann man sagen, dass sich dies für den Autor und auch die Leser*innen lohnt. Sprachlich wunderbar, mit tiefgründigen Fragen und einem tollen Schreibstil lässt uns der Autor an dieser Reise teilhaben. Es ist kein normaler Reisebericht, der sich lediglich mit der Suche nach dem Schneeleoparden beschäftig, denn der Autor hinterfragt den Umgang mit der Natur auf eine sehr subtile Weise. Es geht philosophisch und teils auch poetisch zu. Dabei kommt auch die Gesellschaftskritik nicht zu kurz.
„‘Nehmt bloß kein Ohropax, vielleicht singen ja die Wölfe.‘ Genau wegen solcher Sätze ging ich auf Reisen.“ [76]
Wer Entschleunigung sucht, ist mit diesem Werk wunderbar beraten. Allerdings kamen mir die Bilder von Munier, immerhin „der bedeutendste Tierfotograf seiner Zeit“ [14], zu kurz. Es sind lediglich zwei Fotos enthalten. Wer mehr sehen möchte, muss zum Buch „Zwischen Fels und Eis“ greifen.

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