Die gesellschaftliche Polarisierung als Geschäftsmodell
„Man muss nur genau hinschauen, dann ist deutlich zu erkennen, mit welchen Strategien sie Ängste schürt, wie sie Ausländerfeinden permanent in die Karten spielt. Wie sie gezielt demokratische Institutionen ...
„Man muss nur genau hinschauen, dann ist deutlich zu erkennen, mit welchen Strategien sie Ängste schürt, wie sie Ausländerfeinden permanent in die Karten spielt. Wie sie gezielt demokratische Institutionen torpediert. Wie sie Rechtspopulisten in den Bundestag verholfen hat. Wie sie den Ruf unschuldiger Menschen zerstört. Wie sie die Akzeptanz von Politik, Staat und Justiz gefährdet. Wie sie Feindbilder füttert, gesellschaftliche Debatten vergiftet und geistige Brände legt. Wie sie die schwersten Momente im Leben vieler Menschen noch schwerer macht.“ (2%)
Die „Bild“-Zeitung ist nach über 70 Jahren immer noch ein - gefährlicher und deshalb absolut ernstzunehmender - Meinungsmacher. Besonders heute, da sich die Gesellschaft zunehmend spaltet und unsere Demokratie dadurch gefährdet ist, sind „Bild“-Schlagzeilen oftmals wie Zündstoff in der gesellschaftlichen Diskussion.
Wie umfassend das Problem ist und wie unangenehm die Schlagzeilen und Machenschaften dieses Boulevard-Blättchens wirklich sind, das ist mir erst nach der Lektüre dieses Buches klar geworden. Denn die „Bild“-Zeitung mischt nicht nur ein bisschen mit. Sie bedient und verstärkt Klischees, stachelt zu Hass und Feindschaften an und zerstört Leben.
Dieses Buch zu lesen war anstrengend und aufrüttelnd. Es hat mir den Schlaf geraubt.
Denn die Autoren haben es so aufgebaut, dass sie die Original-Schlagzeilen und -Worte der „Bild“ zusammenfassen. Teils in all ihrer Widersprüchlichkeit.
Die ganze Panikmache, der Hass und die Häme werden so mehr als deutlich deutlich. Und auch die (mehr oder weniger) subtile Manipulation der Leser wird entlarvt, die häufig sogar in direkten Aufrufen zum Mitmachen gipfelt.
Darüber hinaus werden Hinter- und Beweggründe beleuchtet. Und wie „Bild“ unsere Geschichte beeinflusst und gelenkt hat.
„Ohne Rücksicht auf Verluste“ ist keine einfache Lektüre. Das alles ist wirklich heftig.
Ich bin den Autoren für ihre Aufklärungsarbeit aber dankbar (auch auf ihrem bildblog.de) und kann dieses wichtige Buch sehr empfehlen. Es trägt dazu bei, die Probleme unserer Gesellschaft zu verstehen.
„Die zunehmende Politisierung bei Bild folgt auch aus der zunehmenden Politisierung der Gesellschaft. Der Chefredakteur erkennt darin offenbar eine wirtschaftliche Chance für die Bild-Medien, die zusehen müssen, wie sie sich trotz einbrechender Auflage finanzieren können. Die gesellschaftliche Polarisierung als Geschäftsmodell.“ (9%)