Wer ist hier der Mörder?
Krabbenchanson - Die Inselköchin ermittelt„...Wie im Zeitraffer. So hatten sich die letzten zweiundsiebzig Stunden für Louise angefühlt. Eintausend Kilometer in drei Tagen hatte sie zurückgelegt […] Zurückgelassen hatte sie ein Leben, das in tausend ...
„...Wie im Zeitraffer. So hatten sich die letzten zweiundsiebzig Stunden für Louise angefühlt. Eintausend Kilometer in drei Tagen hatte sie zurückgelegt […] Zurückgelassen hatte sie ein Leben, das in tausend Scherben zerbrochen war...“
Louise reist zu ihrer Patentante Fine auf die Nordseeinsel Pellworm. Sie will zur Ruhe kommen und die letzten Wochen reflektieren. Auf einem Spaziergang lernt sie Chiara kennen. Die junge Frau zeichnet düstere Bilder. Am nächsten Tag wird sie tot am Meer gefunden. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Louise zweifelt daran.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Das Buch nur als Krimi zu bezeichnen, greift allerdings zu kurz. Es steckt einerseits voller Informationen über die Landschaft und die Geschichte der Insel Pellworm, andererseits enthält es mehrere Kochrezepte speziell mit Krabben.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Mit schönen Sprachbildern wird die Gegend beschrieben.
„...Eine kleine Herde Schafe, von denen nur die wolligen Körper und die Köpfe zu sehen waren, die Beine waren im Morgennebel verschwunden, sahen erschrocken auf...“
Bei ihren Spaziergängen fällt Louise ein Kreuz am Wegesrand auf. Dahinter steckt eine Geschichte, die nie aufgeklärt wurde. Die Folgen bekommt Louise mit, wenn sie dem Vater der Toten auf der Insel begegnet.
Louise ist eigentlich eine Sterneköchin. Was in Frankreich passiert war, wo sie ein Restaurant geführt hatte, erfahre ich als Leser so nach und nach. Natürlich weiß man auf der kleinen Insel schnell über sie Bescheid. Deshalb bekommt sie auch das Angebot, für den Sänger Jeff Storm, der in seinem Elternhaus wohnt, das Essen zum Geburtstag auszurichten. Allerdings wird er seinen Geburtstag nicht überleben. Dieses Mal geht die Polizei von einem Unfall aus.
Louise aber beginnt zu recherchieren, auch in der Vergangenheit, und stößt auf einige Ungereimtheiten. Dass sie sich damit in Lebensgefahr bringt, ahnt sie nicht. Gut gefällt mir, wie dabei ab und an Vergleiche zum Kochen gezogen werden.
„...Stopp, Louise. Nicht alles in einen Topf werfen, auch wenn dabei, wenn die Zutaten von guter Qualität waren, etwas Spannendes herauskommen konnte...“
Ich mag es, wie gekonnt historische Fakten in die Geschichte eingebunden werden. Schiffsunglücke gehören zur Historie.
„...Das Wasser macht einfach, was es will. Heute sieht es aus wie blankgeputztes Silber, morgen siehst du nur noch eine schwarze Wand. Du weißt nicht, wo es anfängt und wo es aufhört. Es kann alles verschlingen...“
Ab und an serviert mir die Autorin eine Prise Platt. Damit hat Louise, die zwar zweisprachig aufgewachsen ist, allerdings so ihr Problem.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine schöne Kombination aus akribischen Ermittlungen und persönlichen Lebensbeschreibungen, gewürzt mit leckeren Essen und lokalen Besonderheiten.