Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2021

Lebendiger und unterhaltsam geschriebener Roman voller liebenswerter Charaktere und berührender Schicksale. Die Aufklärung der sie trennenden Ereignisse sorgt zudem für Spannung.

Das Leben irgendwo dazwischen
0

Dido Huntemann ist freie Journalistin in Hamburg und arbeitet zusätzlich in einem Antiquariat bei Hans Petersen, der nicht nur ihr Chef, sondern auch ein großväterlicher Freund ist. Als sie von ihrem Chefredakteur ...

Dido Huntemann ist freie Journalistin in Hamburg und arbeitet zusätzlich in einem Antiquariat bei Hans Petersen, der nicht nur ihr Chef, sondern auch ein großväterlicher Freund ist. Als sie von ihrem Chefredakteur der Zeitschrift "Goldene Tage" den Auftrag erhält, die pressescheue Hamburger Lyrikerin Elisabeth Mathissen zu interviewen, wirbelt Dido mit dem Auftrag mehr Staub auf, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Hans kennt Elisabeth von früher, hat aber seit fast 60 Jahren keinen Kontakt mehr zu der älteren Dame. Über Umwege schafft es Dido, eine Elisabeth ausfindig zu machen und versucht zwischen dem ehemaligen Paar zu vermitteln. Dabei wird sie auf eine dramatische Lebensgeschichte aufmerksam, die kein Vergleich zu ihrer eigenen ist, denn auch Dido hat nach einer unglücklichen Trennung seit acht Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Exfreund Lukas. Durch die Aufarbeitung der Lebens- und Liebesgeschichte der älteren Herrschaften, die Dido noch zu einer dritten Person und bis nach St. Petersburg führt, denkt sie wieder vermehrt an Lukas und fragt sich, ob sie beide vielleicht nicht doch noch eine Chance haben könnten oder ob sie dabei sind, denselben Fehler zu machen wie Hans und seine große Liebe viele Jahre zuvor.

Der Roman handelt bereits im Jahr 2006, was sich im Verlauf der Geschichte durch die bewegte Vergangenheit der älteren Protagonisten erklärt, denn ihre gemeinsame Geschichte reicht zurück bis 1939, als sie sich verliebten, ihre Liebe jedoch durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs erschüttert wurde und letztlich an einem Vertrauensbruch zerbrach. Das Buch handelt insofern von zwei tragischen Liebesgeschichten zweier unterschiedlicher Generationen. Dido lebt seit der Trennung von ihrem Freund Lukas ein Leben mit angezogener Handbremse und entwickelt erst wieder den Mut sich den Verletzungen der Vergangenheit zu stellen, als sie versucht, Hans an seinem Lebensende wieder mit seiner großen Liebe zu verbinden.

Die Geschichte handelt von der Unfähigkeit der Menschen beim Aufkommen von Schwierigkeiten mit einander zu kommunizieren, von Missverständnissen und Geheimnissen, von Fehlern und Schuld, aber auch von der Aufarbeitung der Vergangenheit, von Freundschaft, Liebe und Versöhnung. Dabei ist der Roman trotz des dauerhaften Hamburger Schietwetters und der tragischen vergangenen Erlebnisse der Protagonisten nicht melancholisch oder gar deprimierend zu lesen, sondern voller Leichtigkeit und Humor geschrieben. Es ist ein warmherziger Roman, der die Generationen untereinander verbindet, selbst wenn die einzelnen Personen nicht verwandtschaftlich miteinander verwoben sind. Er zeigt, dass die Vergangenheit niemals ganz vergangen ist, dass sie ein Leben lang nachwirken kann und dass es Mut braucht, sich den eigenen Dämonen zu stellen, um die Chance für einen Neuanfang zu haben.

"Das Leben irgendwo dazwischen" ist ein Roman, in dem viel mehr steckt, als ich anhand des Klappentextes erwartet hatte. Er ist lebendig unter unterhaltsam geschrieben, steckt voller liebenswerter Charaktere, berührt durch ihre Schicksale und sorgt durch die Zusammensetzung der einzelnen Puzzleteile bei der Aufklärung der sie trennenden Ereignisse für Spannung. Bei aller Beschäftigung mit der älteren Generation kam mir Didos eigene Geschichte und die Beziehung zu Lukas allerdings ein wenig zu kurz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2021

Abwechslungsreicher und spannender Kriminalfall aus der Perspektive einer Rechtsanwältin - bis auf Linns enervierende Selbstzweifel ein vielversprechender Auftakt der Reihe

Totwasser
0

Dr. Linn Geller wagt nach einem Unfall einen Neuanfang und gründet zusammen mit einem Partner eine Anwaltskanzlei in Stuttgart. Ihr erstes Mandat ist die Pflichtverteidigung von Grace Riccardi, ein 29-jähriges ...

Dr. Linn Geller wagt nach einem Unfall einen Neuanfang und gründet zusammen mit einem Partner eine Anwaltskanzlei in Stuttgart. Ihr erstes Mandat ist die Pflichtverteidigung von Grace Riccardi, ein 29-jähriges Model, das seinen Ehemann getötet haben soll. Grace möchte den Mord gestehen, doch Linn hat erhebliche Zweifel an ihrer Schuld, denn diese verstrickt sich in Widersprüche zum Tathergang. Grace bittet Linn sogar inständig darum, nicht weiter nachzuforschen, doch Linns Ehrgeiz ist geweckt. Sie geht auf Konfrontationskurs mit der Staatsanwaltschaft, hinterfragt die Ermittlungsergebnisse der Polizei und fährt sogar bis nach Cornwall, an die Klippen, wo sich der Mord ereignet haben soll. Dabei findet sie immer mehr Indizien, die für eine Unschuld ihrer Mandantin sprechen und bringt sich damit selbst in Gefahr.

"Totwasser" ist der erste Band einer Reihe um die ambitionierte Rechtsanwältin Linn Geller, die nach einem Unfall körperlich gezeichnet ist und mit ihrer neu gegründeten Kanzlei wieder ihre Arbeit aufnimmt.
Es ist insofern ein Krimi, der nicht wie gewohnt aus der Sicht eines Kriminalkommissars erzählt wird, sondern aus der Sicht einer Anwältin, die selbst ermittelt, um das Mögliche für ihre Mandantin herauszuholen. Mit Grace Riccardi scheint die Mörderin für Polizei und Staatsanwaltschaft gefunden, doch Linn rollt den Fall für sich noch einmal neu auf.
Ihre Recherchen sind schwieriger als für die Ermittlungsbehörden, denn mit einer Anwältin muss keiner sprechen, der es nicht möchte und so stößt Linn auf viele Hindernisse, die die Aufklärung des Falls erschweren. Die Spannung wird bereits mit dem bedrohlichen Prolog aufgebaut und hält sich bis zum Schluss. Die Geschichte ist komplex und voller überraschender Wendungen. Es scheint kaum durchschaubar, was sich in der mutmaßlichen Mordnacht genau ereignet hat, was die Motive der immer neu aufkommenden Verdächtigen sind und wer letztlich schuldig ist. Grace ist ein wankelmütiger Charakter, der man keinen Mord zutraut und umso interessanter ist, was oder vielmehr wer sie zu einem Schuldeingeständnis gezwungen haben mag.

Der Kriminalfall ist durch die Gespräche zwischen Anwältin und Mandantin, durch Gerichtsszenen und die Ermittlungen Linns abwechslungsreich gestaltet. Zudem kann er durch immer neu hinzugewonnene Indizien und neue verdächtige Personen überraschen und die Spannung weiter steigern.
Etwas enervierend sind dagegen Linns permanente Selbstzweifel, die für meinen Geschmack viel zu sehr in den Vordergrund rücken und Linn nicht immer glaubwürdig erscheinen lassen. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass Linn nach ihrem Unfall traumatisiert ist, erklärt dies nicht unbedingt ihre Paranoia und ihr stetiges Hadern mit ihrem Aussehen, das sie gegenüber jedem Mann, der ihr begegnet, misstrauisch werden lässt.

Band 2 ist "Nebeljagd", ein Krimi, der mit mindestens genauso vielen Wendungen aufwarten und bei dem mich die Handlung noch mehr fesseln konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Ein ungewöhnlicher, unfreiwilliger und ungeplanter Roadtrip zweier Frauen, die sich kaum kennen und Geheimnisse verbergen. Sprachgewaltig!

Liebten wir
0

Moira ist seit drei Monaten mit ihrem Freund Leon zusammen. Anlässlich des 50. Geburtstags seines Vaters möchte er Moira seiner Familie vorstellen. Als überraschend Moiras ältere Schwester Danae erscheint, ...

Moira ist seit drei Monaten mit ihrem Freund Leon zusammen. Anlässlich des 50. Geburtstags seines Vaters möchte er Moira seiner Familie vorstellen. Als überraschend Moiras ältere Schwester Danae erscheint, zu der Moira ein mehr als nur angespanntes Verhältnis hat, endet der Familienbesuch in einer Katastrophe. Kopflos flieht Moira und wird dabei von Leons gebrechlicher 85-jähriger Großmutter Aino gezwungen, sie mitzunehmen. Diese hat einen Plan: Sie möchte ein letztes Mal nach Helsinki fahren, um eine Angelegenheit aus tiefster Vergangenheit zu klären, die ihr keine Ruhe lässt. Beide Frauen sind sich auf Anhieb nicht wirklich sympathisch, aber nun abhängig von einander und machen sich gemeinsam auf die Reise ihres Lebens. Während Aino ihre Lebensgeschichte offenbart, beginnt auch Moira ihr Leben zu reflektieren und ihre belastende Vergangenheit aufzuarbeiten.

Der Roman ist aus der Sicht von Moira geschrieben, deren Mutter jung gestorben ist und die bei ihrer Stiefmutter aufwachsen musste. Mit ihrer älteren Schwestern und ihrem Vater hat sie sich überworfen und kein gutes Verhältnis, weshalb sie sich gewünscht hat, mit Leon endlich eine Familie zu finden. Dies scheiterte jedoch an der Bösartigkeit von Danae. Es war zu Beginn wirklich erschreckend, wie missgünstig die beiden Schwestern miteinander umgehen, welche Wut unterschwellig herrscht und dass Danae ungerührt und mutwillig Moiras Chance auf Glück zerstört. Aber auch Moira ist kein auf den ersten Eindruck sympathischer Charakter. Sie kann genauso rücksichtslos sein und Menschen verletzen und auch der Vorwurf von Leon, ihre Kamera als "Waffe" zu verwenden, erscheint gerechtfertigt. Moira ist Fotografin und hat die Fähigkeit, Menschen in prekären Situationen zu fotografieren, damit zu diskreditieren und nutzt ihr Talent schon fast gehässig aus. Auch der Umgang mit Aino, die selbst verbittert ist, kein Blatt vor den Mund nimmt und sich ganz offenbar so verhält, als hätte sie am Ende ihres Lebens angelangt, nichts mehr zu verlieren, ist teilweise verstörend.

Gerade diese Figuren mit Ecken und Kanten und ihre schwierigen menschlichen Beziehungen machen den Roman jedoch so interessant und geben ihm die entscheidende Würze. Aino und Moira haben eine sehr harte Schale, aber auch einen weichen Kern und entdecken ihn auf der gemeinsamen Reise. Trotz gegenseitiger Abneigung, Beschimpfungen und Erpressungsversuchen sind sie sich gegenseitig eine Stütze und Moira ist sichtlich bewegt von Ainos Vergangenheit und möchte ihr helfen, ihren letzten Wunsch, die Gewissheit zu finden, was in den Wirrungen während des Zweiten Weltkriegs mit ihrer Freundin geschehen ist, zu erfüllen. Die Reise nach Finnland und der Aufenthalt in Helsinki sind beschwerlich und turbulent, aber auch von einigen glücklichen Zufällen geprägt und für meinen Geschmack etwas zu ausufernd erzählt.

"Liebten wir" ist ein Roman, der mich durch die Sprachgewalt und die einmaligen Charaktere, die nicht gefallen wollen, begeistern konnte, der jedoch stellenweise etwas überspitzt formuliert war und die Geschichte in sich etwas straffer hätte erzählt werden können. Gelungen ist die Darstellung der finnischen Mentalität und dass der Verlauf der Geschichte zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar war.
Wer ungewöhnliche Geschichten mag und sich von verbalen Attacken nicht abschrecken lässt, wird sich von diesem Buch trotz mancher Länge bestens unterhalten fühlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.05.2021

Langsamer Spannungsaufbau, entwickelt sich dann jedoch zu einer gelungenen Mischung aus Justizkrimi und skandalträchtigem Familiendrama mit Thrillerelementen und fesselt bis zur endgültigen Aufklärung

Eine perfekte Ehe
0

Als die Rechtsanwältin Lizzie Kitsakis einen Anruf von ihrem ehemaligen Kommilitonen Zach Grayson erhält, bittet er sie, ihn im Fall eines tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten zu vertreten. Diesen ...

Als die Rechtsanwältin Lizzie Kitsakis einen Anruf von ihrem ehemaligen Kommilitonen Zach Grayson erhält, bittet er sie, ihn im Fall eines tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten zu vertreten. Diesen hatte er mit seinem Ellenbogen verletzt, als er am Tatort neben der Leiche seiner Ehefrau in seinem Haus aufgefunden wurde. Amanda Grayson wurde mit einem Golfschläger erschlagen und schon bald ist Zach, ein millionenschwerer Unternehmer, dringend tatverdächtig.
Lizzie glaubt an seine Unschuld, übernimmt das Mandat und versucht der Staatsanwaltschaft einen alternativen Täter zu präsentieren. Bei ihren Recherchen in der New Yorker High Society erfährt sie mehr Details aus der Ehe der Graysons, aber auch über Amandas Vergangenheit, über die sie nicht einmal mit ihrem Ehemann sprechen konnte, die sie aber weiterhin belastete.
Doch auch um Lizzies eigene Ehe steht es seit geraumer Zeit nicht zum Besten. Ihr Ehemann Sam ist Alkoholiker, der im Rausch zu einer anderen Person wird und Lizzie immer wieder versprochen hat, abstinent zu bleiben. Doch erst zuletzt gab es wieder einen Abend in einer Bar, an den er sich nur lückenhaft erinnern kann.

Der Roman zieht sich zu Beginn etwas in die Länge, nimmt aber dann an Fahrt auf, als Lizzie tiefer in den Aufbau der Verteidigung ihres ehemaligen Kommilitonen einsteigt und dabei immer mehr Geheimnisse zutage befördert.
Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen - in der Vergangenheit wenige Tage vor der Ermordung von Amanda und einer verruchten Party, auf der sie zuletzt gesehen worden war, und in der Gegenwart ab dem Hilferuf von Zach aus der berüchtigten Haftanstalt für Schwerverbrecher, Rikers Island. Die Tage in der Vergangenheit werden dabei aus der Sicht von Amanda geschildert, während die Gegenwart aus der Ich-Perspektive von Lizzie erzählt wird. Die Parallelen, die sich durch beide Handlungsstränge ergeben, erzeugen Spannung, denn auf beiden Zeitebenen werden immer weitere pikante Details bekannt, die hinter die Fassade der "perfekten Ehen" der Upper Class blicken lassen. Die Umstände des Todes von Amanda bleiben offen, da die polizeilichen Ermittlungen, bis auf die Niederschrift von Protokollen der Befragung vermeintlicher Zeugen, weitgehend im Hintergrund verlaufen. Durch raffinierte Wendungen im Verlauf der Geschichte wird man vom mutmaßlichen Täter, der dem Leser aus Amandas Vergangenheit präsentiert wird, wieder abgelenkt, weshalb es bis zum Schluss spannend bleibt, wer die zurückhaltende, gutherzige und liebevolle Mutter eines kleinen Sohnes, Amanda, auf dem Gewissen haben mag und aus welchem Grund. Lügen und Geheimnisse, die offenbar bei allen Beteiligten - auch bei Lizzie - vorherrschen, lassen am Ende viele Protagonisten verdächtig oder zumindest fragwürdig erscheinen und nur allmählich setzen sich die Puzzleteile der zunehmend komplexer werdenden Handlung zusammen.

"Eine perfekte Ehe" baut die Spannung zu Beginn langsam auf, entwickelt sich dann jedoch zu einer gelungenen Mischung aus Justizkrimi und skandalträchtigem Familiendrama mit Thrillerelementen, der vor allem in den letzten Kapitel durch schnelle Wechsel der Zeitebenen fesselnd zur Aufklärung von Amandas Tod führt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Humorvoller Unterhaltungsroman mit Kölner Lokalkolorit und Verbundenheit zur Natur, aber nicht unbedingt eine romantische Liebesgeschichte

Liebe treibt die schönsten Blüten
0

Svea ist studierte Biologin, die als Insektenforscherin an ihrer Promotion arbeitet und wohnt mit ihrer besten Freundin Elisabeth in einer WG in Köln. Aufgrund von stressbedingten Nackenschmerzen meldet ...

Svea ist studierte Biologin, die als Insektenforscherin an ihrer Promotion arbeitet und wohnt mit ihrer besten Freundin Elisabeth in einer WG in Köln. Aufgrund von stressbedingten Nackenschmerzen meldet sie sich für ein Faszientraining an der Volkshochschule an, wo sie auf Lars trifft. Für Svea ist es Liebe auf den ersten Blick, aber sie ist zu schüchtern, um eindeutige Signale zu senden und Lars scheint auch augenscheinlich kein Interesse für sie zu hegen. Als Svea wegen der Erkrankung ihres Vaters die Geschäftsführung für seine Gartenbaufirma übernimmt, stellt Svea durch einen Zufall fest, dass Lars bei der Stadt Köln arbeitet und als Referent für die Ausschreibung der Neugestaltung eines öffentlichen Platzes in Köln verantwortlich ist. Für Svea ist es die Gelegenheit zu beweisen, dass sie das Zeug hat, die Firma ihres Vaters erfolgreich zu leiten, aber auch um Lars näher zu kommen...

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Svea geschildert, so dass man sich sehr gut in die junge Frau hineinversetzen kann. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund Jens ist sie schon eine Weile Single und hatte bisher kein glückliches Händchen mit Dating-Apps. Auch beruflich kommt sie nicht wirklich weiter, ihr Professor nutzt sie aus und die Promotionsarbeit stockt. Die Übernahme der Geschäftsleitung der Gartenbaufirma stellt sie vor neue Herausforderungen, aber auch neue Sorgen, der sie jedoch mit ihrem Engagement für Flora und Fauna und kreativen Ideen leidenschaftlich begegnet. Nach dem Studium scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben, ihre Entwicklung ist authentisch dargestellt. Die Themen Umweltschutz, ökologischer Fußabdruck, Urban Gardening, Klimaerwärmung und Städtebauplanung weisen auf aktuelle, gesellschaftlich relevante Probleme hin und fügen sich ganz selbstverständlich in die Geschichte um Svea ein.

Die Liebesgeschichte dagegen ist etwas zäh und ich empfand es als schwierig, dass sich Svea wie ein Teenager in einen Mann verliebt, ohne ihn zu kennen und ihre Gedanken fast nur noch darauf ausgerichtet sind, ihn von fern anzuhimmeln. So geht es auch lange Zeit nicht wirklich voran, bis es zu einem ersten Kuss kommt, der jedoch auch nichts besiegelt. Dafür dass Svea so auf Lars fixiert war, fehlten mir die Leidenschaft zwischen den beiden und echte Emotionen.

Dennoch ist der Roman kurzweilig geschrieben, unterhält durch seine Leichtigkeit und den Kölner Lokalkolorit, der durch genannte Orte oder Kölner Brauchtum wie ein jeckes Fußballturnier oder Sveas Einsatz als Funkenmariechen lebendig umgesetzt ist. Der Charme der Stadt und die Mentalität der Menschen sind lebensecht und spürbar.
Wer insofern keine romantische Liebesgeschichte erwartet, humorvoll unterhalten werden möchte, ohne auf ein paar ernste Themen verzichten zu wollen und dabei selbst noch ein Faible für Tiere und Pflanzen hat, wird mit diesem frühlingshaft-sommerlichen Roman seine Freude haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere