Mir war schon vor Beginn des Buches klar, dass ich keine zu genauen Erwartungen an das Buch haben sollte und dass der Name HARPER LEE durchaus auch als Werbestrategie für dieses Buch verwendet wird. Dennoch war ich gespannt, was mich erwartete.
Die Autorin Casey Cep wurde auf den Fall des schwarzen Predigers, Reverend Willie Maxwell, aufmerksam, da Harper Lee jahrelang über dessen mögliche Straftaten recherchiert hatte, allerdings verstarb, bevor sie aus dem Material vielleicht einen Roman hätte machen können. Also nahm Cep die Fährte erneut auf und erzählt hier einen verrückten, erschreckenden True-Crime über einen Mann, der mehrere Menschen umbrachte und das Geld der diversen Lebensversicherungen einstrich, bevor er im Rahmen einer Gerichtsverhandlung erschossen wurde. Verrückt auch deshalb, weil Maxwells Rechtsanwalt nach dessen Ermordung den Täter verteidigte.
Beim Lesen ist man als Europäer sicher immer wieder fassungslos über die katastrophalen Zustände des Rechtssystems in den Vereinigten Staaten, die es unglaublich einfach möglich machten, Polizei, Gerichte, Versicherungen, einfach jeden zu belügen und zu betrügen und reihenweise Menschen zu töten. Die Fehler und Unzulänglichkeiten der verschiedenen Rechtsorgane, Vorurteile, Rassenhass, Angst vor Voodoo, Tricksereien und Küngel spielten Maxwell und auch seinem Anwalt in die Hände. Ein erschreckendes Bild einer Gesellschaft und eines Rechtsstaates.
Im letzten Abschnitt erzählt die Autorin dann von ihrer geschätzten Kollegin Harper Lee, ihrem Werdegang, ihrem Leben und Schaffen. Dieser Teil ist irgendwie etwas aus dem True-Crime-Context herausgerissen und obwohl interessant, so doch für den Fall unerheblich.
Ein wenig fehlte mir eine homogene Struktur bei diesem Roman. Dennoch habe ich einiges Neues aus diesem Buch gezogen und vergebe deshalb gerne 4 Sterne.