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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2021

vielfältige Inspirationsgeschichten

Weltbewegerinnen
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In diesem Büchlein finden sich die besten 40 Porträts aus 10 Jahren FrauenTaschenkalender, zusammengetragen von der Pfarrerin Claudia Filker und der Lektorin Andrea Specht. Neben bekannten Namen wie Margarete ...

In diesem Büchlein finden sich die besten 40 Porträts aus 10 Jahren FrauenTaschenkalender, zusammengetragen von der Pfarrerin Claudia Filker und der Lektorin Andrea Specht. Neben bekannten Namen wie Margarete Steiff, Sophie Scholl, Selma Lagerlöf, Florence Nightingale und Wangari Maathai kann man hier noch viele andere beeindruckende Frauen kennenlernen. Diese Frauen haben sich im sozialen Bereich, politisch oder ökologisch eingesetzt, haben für das Gleichberechtigung, Wahlrecht, Bildung u.v.m. gekämpft. Inspirierende Wege, die es teils leider nicht nachhaltig in die Öffentlichkeit geschafft haben.

Jeder Persönlichkeit sind vier Seiten gewidmet. Auf der ersten Seite befindet sich ein schön gestaltetes Zitat, es folgen zweieinhalb Seiten Vorstellungstext, ein Foto und die Lebensdaten und ein zusammenfassender Satz zur Leistung oder Person. Das Büchlein ist liebevoll gestaltet und hat eine schöne Haptik und Optik.
Die kurzen Texte sind schnell gelesen, oft hätte ich gerne mehr erfahren, in diesen Fällen habe ich allein weiter recherchiert, teils mit Hilfe der Informationen im Anhang. Wie knapp die Informationen gehalten waren, merkte man immer dann, wenn man die Persönlichkeit bereits etwas besser kannte.
Insgesamt eine schöne Aufstellung unterschiedlichster Frauen aus verschiedenen Zeiten und Bereichen, die ganz unterschiedliche Projekte oder Anliegen vorangetrieben haben.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

auf der Flucht

Der Wald ruft
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Das gemütliche Leben des Erdmännchenclans im Berliner Zoo findet ein jähes Ende, als sie erfahren, dass sie aus Geldnot an einen Gartencenter in Oslo verkauft wurden. Weder wollen sie in die Eiseskälte ...

Das gemütliche Leben des Erdmännchenclans im Berliner Zoo findet ein jähes Ende, als sie erfahren, dass sie aus Geldnot an einen Gartencenter in Oslo verkauft wurden. Weder wollen sie in die Eiseskälte noch rund um die Uhr in einem Center angestarrt werden. Schneller als gedacht schreitet der Zoodirektor zur Tat und die Erdmännchen finden sich auf einer überstürzten Flucht wieder. Nach einer wilden Wasserfahrt landen sie schließlich in einem Wald, wo sie sich ansiedeln möchten.
So beginnt das Flüchtlingsschicksal des Clans nicht nur mit einer dramatischen Fahrt über das Wasser, sondern setzt sich direkt mit den Problemen im Zielland fort. Die Autoren haben hier viele Anspielungen auf unsere reale Welt untergebracht.
Im Gegensatz zu den menschlichen Flüchtlingsschicksalen gibt es hier aber viel zu lachen. Christoph Maria Herbst liest (wie bereits bei den ersten Teilen der Serie) gekonnt und sicher, mit vielen Stimmfarben für die unterschiedlichen Charaktere und haucht so jedem Protagonisten Leben ein.
Die Erdmännchen freuen sich zunächst über ihr neues Zuhause, doch schnell werden Skeptiker, ewig Gestrige, Nazis und Ausländerfeinde laut. Viele möchten den Clan zur Weiterreise bewegen. Es gibt aber auch einige freundliche Charaktere, die den Ernst der Situation nicht erfassen oder unversehens zwischen die Fronten geraten, als Denunzianten die Eingliederung auf Schritt und Tritt beobachten.
„Wenn du ein kleines Ego hast, aber mächtige Freunde, dann kommt da selten was Brauchbares bei raus“

Die Geschichte ist in weiten Teilen lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund, damit hebt sie sich von den ersten Teilen der Serie ab, bei denen es sich um Krimis handelte. Hier liegt eher eine Gesellschaftssatire vor.

Insgesamt hat mir das Hörbuch viel Spaß gemacht, aber manches ist eine Spur zu überzeichnet, auch werden für meinen Geschmack zu viele Themen aufgegriffen: zu der politischen Seite, den Nazis und der Flüchtlingsproblematik werden auch noch die Geschäftspolitik des Zoos, Kinderwünsche von homosexuellen Paaren und Drogen mitverarbeitet. Es ist den Autoren aber gelungen das Ganze rund abzuschließen.
Von mir gibt es eine Hörempfehlung und vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

10 Jahre Stillstand

Der ehemalige Sohn
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In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern ...

In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern schmerzhaft spürbar.
Der junge Franzisk, genannt Zisk, lebt bei seiner Großmutter, die ihn innig liebt. Er besucht ein Konservatorium mit Hauptfach Cello.
Auf dem Weg zu einem Konzert kommt es wegen eines Wolkenbruchs zu einer Massenpanik, die in einer Unterführung mündet. In dem Gedränge sterben viele Menschen, Zisk überlebt schwer verletzt, er fällt ins Koma, aus dem erst nach 10 Jahren erwacht. Ärzte, Mutter und Freunde haben ihn aufgegeben, aber seine Großmutter kämpft für ihn. Eine bewundernswerte, starke und warmherzige Frau, die ihn trotz der Krankheit in alle Geschehnisse mit einbezieht. Über diese Stellen und Monologe, von verschiedenen Besuchern am Krankenbett, erfährt der Leser vieles über das Land. Nach seinem Erwachen verlagert sich die Handlung aus dem Krankenhaus heraus in den belarussischen Alltag.

Filipenko überzeichnet seine Charaktere, jeder steht für sich nicht als Person, sondern für eine Gruppe. Es gibt Mitläufer, Resignierte, Opportunisten, Unterstützer des Regimes, Warmherzige Menschen u.v.m. Dadurch gelingt es ihm, die Gesellschaft und die Situation in der Diktatur gut darzustellen, die Personen selbst bleiben dem Leser aber fern, der politische Aspekt steht im Vordergrund. Zisks und sein Koma stehen als Metapher für das erstarrte Land. „Er schlägt die Augen da auf, wo er sie irgendwann einmal geschlossen hat. Wir erzählten ihm von irgendwelchen Unterschieden, aber im Großen und Ganzen hat sich nichts verändert.“
Die Sprache ist bildhaft und eindringlich, so bekommt man bei der Beschreibung des Gedränges als Leser Platzangst und bei der Zerschlagung einer Demonstration rennt man mit Zisk um sein Leben.
Tatsächlich war mir zuvor nicht viel über Belarus bekannt, es beschränkte sich auf die Nachrichten aus dem letzten Jahr. Filipenko unternimmt hier einen eindringlichen Versuch, der Welt das Schicksal seines Landes nahezubringen, die so wenig Interesse zeigt, es ist die Waffe des Literaten, er will aufmerksam machen und aufklären.
Insgesamt fand ich das Buch interessant und habe es gerne gelesen. Da im Klappentext Vieles schon verraten wurde, litt jedoch die Spannung etwas und der gewählte Stil hielt mich zeitweilig auf Distanz. Für die Hauptpersonen hätte ich mir stärker ausgearbeitete Charaktere gewünscht, die einen ansprechen und mitnehmen.
Trotz der kleinen Mankos eine empfehlenswerte Geschichte, die keine ganz leichte Kost, aber ein gut verarbeitetes Stück Realität und Gesellschaftskritik ist.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Küstenkrimi

Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee, Küstenkrimi 1)
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Reihenauftakt mit einem neuen Ermittlerteam, das im hohen Norden in Flensburg angesiedelt ist. Die Konstellation des Teams ist brisant. Ina Drews und Jörn Appel sind verschwägert, sich aber nicht zugetan, ...

Reihenauftakt mit einem neuen Ermittlerteam, das im hohen Norden in Flensburg angesiedelt ist. Die Konstellation des Teams ist brisant. Ina Drews und Jörn Appel sind verschwägert, sich aber nicht zugetan, als sie feststellen, dass sie fortan gemeinsam ermitteln müssen. Bei ihrem ersten Fall spielt sich einiges gut ein, es bleibt aber für weitere Folgen ausbaufähig.
Eine Leiche wird am Strand von Holnis gefunden, der Tote wird rasch identifiziert und einem merkwürdigen Kutter zugeordnet, der weitere Fragen aufbringt. Der solide Kriminalfall wird gut aufgebaut und umfassend gelöst. Die aktuellen Bezüge fand ich gut, sie hätten aber etwas intensiver ausgebaut werden können.
Den Schreibstil und die Beschreibung der Orte fand ich gelungen. Solider Krimi mit Lokalkolorit. Mir hat dieser Reihenauftakt gut gefallen, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Mix aus Science Fiktion und 1001 Nacht

Mirage - Die Schattenprinzessin
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Mirage - die Schattenprinzessin ist der Auftakt zu einer neuen Sternensaga. Die Welt, die Somaiya Daud für ihr Abenteuer erdacht hat, liegt in einer fernen Galaxie. Fantasievoll werden das Sternensystem ...

Mirage - die Schattenprinzessin ist der Auftakt zu einer neuen Sternensaga. Die Welt, die Somaiya Daud für ihr Abenteuer erdacht hat, liegt in einer fernen Galaxie. Fantasievoll werden das Sternensystem und die einzelnen Orte beschrieben, hierbei hat man häufig das Gefühl man wäre zu Gast in 1001 Nacht. Ein schöner Mix, wunderbar beschrieben, so dass das Kopfkino gut zu tun hat.
In dieser Welt haben die Vath Andala annektiert, sie herrschen dort mit Gewalt und beuten Menschen und Rohstoffe der Orte aus. Die Besatzung dauert bereits Jahre an.
Das Bauernmädchen Amani wird am Festtag ihres Erwachsenwerdends grundlos von Androiden der Vath festgenommen. Als sie schließlich vor der Prinzessin Maram kniet, schwant ihr Böses: Die Mädchen könnten Zwillinge sein.
Die Prinzessin ist unbeliebt und wird bedroht. Amani wird als Double ausgebildet und muss sie bei riskanten Anlässen vertreten. Als Sklavin hat sie keine Wahl, sie muss sich den gefährlichen Situationen stellen. Von ihrer Fähigkeit die verhasste Prinzessin zu kopieren und zu improvisieren hängt fortan ihr Überleben ab. Als sie sich in Idirs, Marams Verlobten, verliebt und Rebellen sie für ihre Zwecke einsetzen wollen, spitzen sich die Ereignisse zu.

Der Roman wird in Ich-Perspektive von Amani erzählt. Ihre Ängste und Sorgen kann man dadurch gut nachvollziehen. Sie ist sehr traditionsbewusst und liebt die Poesie, obwohl sie ein armes Bauernmädchen ist, kann sie lesen und schreiben, spricht zwei Sprachen und verfügt über ein gutes Maß an Bildung und Verstand. Da niemand wissen darf, dass es ein Double gibt, hat sie nicht sehr viele Kontakte, das ist schwierig, aber sie will überleben und ist bereit dafür hart an sich zu arbeiten. Sie lernt Maram zu sein und Andere zu täuschen, aber auch Menschen Vertrauen zu schenken.

Maram ist die ungeliebte Prinzessin. Eine interessante Protagonistin, ein Mischling, halb Kushaila , halb Vathek. Nur durch eine Ehe mit der Königstochter des besetzten Reiches konnte ihr Vater einst die Macht erhalten. So steht Maram immer dazwischen, gehört nirgends dazu. Ein hartes Schicksal, wenn es auch zunächst nicht so scheint. Sowohl das besetzte Volk, als auch die Eroberer sehen in ihr jeweils nur den fremden Anteil und lehnen sie daher ab. Diese Zerrissenheit hat sie zu einer schwierigen Person gemacht, dies klingt häufig an, hätte aber noch besser herausgearbeitet werden können.
Auch die weiteren Charaktere wurden gut angelegt, bleiben in er Bedeutung aber hinter diesen Beiden zurück.

Es sind alte Ideen, die in diesem Buch neu aufbereitet und zusammengefügt wurden, durch das exotische Setting bekommt dieser Mix aber etwas Besonderes. Im Mittelteil hätte ich mir etwas mehr Spannung gewünscht, manches lief zu glatt, lesen lies sich das Buch jedoch jederzeit flüssig und gut.
Das Cover und die Innengestaltung sind aufwendig und passen gut zu der Geschichte.
Auf den nächsten Teil bin ich gespannt und werde ihn sicher lesen. Dieses Buch endet zwar offen, könnte aber doch für sich stehen. Der Cliffhanger fiel nicht zu heftig aus und mir gefällt besonders, dass es der Autorin gelang mit einem besonderen Hoffnungszeichen für einen Protagonisten zu enden.
Vier von fünf Sternen und meine Leseempfehlung für Jugendliche und Erwachsenen mit Spaß an Young Adult Romanen.

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