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Veröffentlicht am 05.10.2021

Die Ingenieurin von Brooklyn

Die Ingenieurin von Brooklyn
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Handlung
Emily Warren Roebling möchte sich eigentlich für die Frauen der Rechte, insbesondere das Frauenwahlrecht, einsetzen. Allerdings kann sie sich dieser Aufgabe nicht so widmen, wie sie gern möchte. ...

Handlung
Emily Warren Roebling möchte sich eigentlich für die Frauen der Rechte, insbesondere das Frauenwahlrecht, einsetzen. Allerdings kann sie sich dieser Aufgabe nicht so widmen, wie sie gern möchte. Ihr Ehemann Walsh benötigt ihre Hilfe bei einer spektakulären Vision: über den East River möchte er die längste Hängebrücke der Welt bauen. Und dafür muss nicht nur die gehobene New Yorker Gesellschaft zufriedengestellt werden, bald übernimmt Emily erste Aufgaben ihres Mannes. Diese häufen sich schließlich, da Walsh schwer erkrankt und den Bau nicht mehr so überwachen und begleiten kann, wie er sich das wünscht. Emily wird als Statthalter auf der Baustelle eingesetzt und obwohl sie diese Rolle häufig als Bürde wahrnimmt, brennt sie mittlerweile ebenso sehr wie ihr Mann für die Brücke.

Meinung
Das Cover empfinde ich als ansprechend. Es ist hübsch gestaltet und ich mag es sehr, wie die Farben miteinander harmonieren. Das obere Drittel wird von dem Titel dominiert, der in einem einladenden Blau abgedruckt wurde. Ich finde, dass die Schrift stark hervorsticht und sie bildet für mich den Blickfang des Bildes. Darunter wurde eine Brücke, wahrscheinlich die Brooklyn Bridge abgebildet. Man sieht eine Dame von hinten, wie sie auf der Brücke entlangläuft. Damit wird auf den Titel und Inhalt des Romans Bezug genommen, was sehr passend ist und mir gefällt. Insgesamt ist das Cover wirklich hübsch und angenehm gestaltet!

Bereits vor geraumer Zeit hatte ich das Buch mal gesehen und ich fand, dass die Handlung interessant klang und mir wollte das Werk nicht aus dem Hinterkopf weichen. Über die Brooklyn Bridge und ihre Entstehungsgeschichte wusste ich absolut nichts und allein der Fakt, dass eine Dame die Arbeit ihres Mannes übernommen hat und für die Ausübung der Baupläne zuständig war, finde ich faszinierend und spannend. Daher musste ich nicht lange überlegen als das Buch im Bloggerportal von HarperCollins angeboten wurde und tatsächlich durfte ich mich über eine Bestätigung der Anfrage freuen. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür!

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir der Start in die Geschichte schwer fiel. Zum einen mag das an den Namen der Figuren liegen, dazu kommt noch die Vielzahl an Informationen, die man auf den ersten Seiten erhält. Und auch die Sprache war gewöhnungsbedürftig und ich habe einige Zeit gebraucht, um mich damit anzufreunden. Das alles hat dazu geführt, dass ich mich anfangs ein wenig durch die Handlung gequält habe und ich mit dem Lesen nicht so gut vorangekommen bin, wie ich es mir erhofft hatte. Es brauchte zahlreiche Seiten, um mich an die Geschichte zu gewöhnen, die Protagonisten einigermaßen zuordnen zu können und um mich mit der Sprache vertraut zu machen. Als dies dann einmal geschehen war, bin ich mit dem Lesen zwar etwas flüssiger vorangekommen, aber es war an keiner Stelle im Buch so, dass sich die Handlung zu einem Pageturner entwickelt hat...

Die Schreibweise ist im Grunde ganz angenehm. Im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, aber schließlich meist gut und flüssig lesbar. Im Grunde gibt es ganz wunderbare Beschreibungen der Figuren, der Settings und einiger Szenen. Solche Momente traten meist immer dann auf, wenn es sich mal nicht um den Bau der Brücke geht. Dann habe ich die Handlung sehr genossen und diese Szenen haben sich sehr flüssig und ansprechend lesen lassen, weshalb sie schließlich meine liebsten Momente im Buch sind!
Schwierigkeiten beim Verständnis traten bei mir immer dann auf, wenn es um den Brückenbau ging. Hier hat man zwar gemerkt, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt, aber es ist ihr nicht gut gelungen, ihr Wissen niederzuschreiben und an den Leser zu vermitteln. Ganz häufig saß ich da und konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was gerade gemeint ist und ich muss zugeben, dass ich irgendwann auch nicht mehr versucht habe, über die Baufortschritte nachzudenken. Es war für mich schlicht und einfach nicht nachvollziehbar, was gerade beschrieben wurde und das ist sehr schade. Deswegen habe ich für den Roman auch gut eine Woche gebraucht, ich hatte häufig nicht die Lust dazu, das Buch in die Hand zu nehmen und etwas zu lesen, was ich eh nicht verstehe. Und jeden kleinen Schritt im Internet zu suchen, um mir die Fortschritte vorzustellen, war mir zu mühsam und dadurch wäre jedes Mal mein Lesefluss unterbrochen wurden. Ich denke daher, dass vielleicht kleine Skizzen im Anhang ganz angebracht sind, so kann man bei Bedarf darauf zurückgreifen und das Gelesene lässt sich wohl auch besser nachvollziehen.

Erzählt wird die Geschichte von einer Ich-Erzählerin. Emily Warren Roebling steht im Mittelpunkt der Handlung und aus ihrer Sichtweise erleben wir als Leser die Ereignisse mit. Ich war davon überrascht, weil ich finde, dass diese Art der Erzählsituation derzeit nicht mehr so häufig genutzt wird / ich dies gerade nur sehr selten lese. Es war auf jeden Fall mal wieder eine schöne Abwechslung und mir hat es gefallen, wie intensiv man dadurch die Gedanken von Emily miterlebt. Sie macht sich zu vielen Themen ihre Gedanken und man kann sich somit ein umfassendes Bild von ihrer Person, aber auch von einigen politischen Themen machen. Das war sehr interessant und ich bin froh, dass diese Erzählperspektive genutzt wurde.

Für mich gab es an keiner Stelle im Buch einen Moment, den ich als unglaublich spannend und mitreißend empfand. Die Handlung geht sehr geradlinig und normal vorwärts, es gibt keine Begebenheiten, die neuen Schwung reinbringen oder mich in irgendeiner Weise überraschen. Es ist dafür eigentlich ausreichend Potenzial vorhanden, welches aber leider nicht ausgeschöpft wurde und daher entsteht der Eindruck, dass die Handlung häufig vor sich hin plätschert. Deswegen konnte ich auch nur sehr selten mal mehr als einhundert Seiten am Stück lesen, oft hat mich die Geschichte ein wenig gelangweilt, weil keine Spannung vorhanden ist, aber auch, weil ich die Beschreibungen des Brückenbaus nicht nachvollziehen konnte.

Für mich hätte sich wirklich ein Personenverzeichnis angeboten. Einfach eine kleine, feine Auflistung mit den Namen und den jeweiligen Jobbezeichnungen. Das hätte mir ausgereicht, weil ich finde, dass ziemlich viele Figuren auftreten, bei denen ich mir einfach nicht immer merken konnte, wer wer ist, wer welche Position zum Brückenbau bezieht und welchem Beruf nachgeht. Dazu hätte ich mir eine kleine Hilfestellung gewünscht.
Ansonsten finde ich, dass die Darstellung der Figuren gut ist. Ihre Ziele und Aussagen lassen sich nachvollziehen, sie treten lebendig und abwechslungsreich auf . Man trifft auf komplett unterschiedliche Typen, was interessant ist und für den Roman sehr wichtig ist. Vielleicht wäre es allerdings noch sinnvoll gewesen, ihre Charaktere nicht immer nur auf einen bestimmten Aspekt zu reduzieren, sondern ihnen mehrere Gesichter zu verleihen, damit sie noch tiefer und komplexer wirken.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Emily Warren Roebling. Man ist als Leser hautnah dabei, als sie ihren Mann kennenlernt, älter und auch reifer wird, sich mehr Wissen aneignet und welche Kraft es braucht, ihre Aufgaben beim Bau der Brücke auszuführen. Das war sehr interessant zu beobachten, zumal man dabei ihre Entwicklung miterlebt und man Emily über einen langen Zeitraum begleitet. Allerdings finde ich es schade, dass sie manche Dinge, die ihr am Herzen liegen (wie das Frauenwahlrecht) nicht wirklich verfolgt, sich dies immer nur vornimmt. Es hätte mir gut gefallen, wenn sie sich auch mal auf ihre Bedürfnisse konzentriert hätte und nicht immer nur den Bau der Brooklyn Bridge in den Vordergrund gestellt hätte.

Fazit
Zusammenfassend muss ich leider sagen, dass ich viel mehr erwartet hätte und irgendwie enttäuscht wurde. Ich hatte mit einer spannenden Geschichte gerechnet, die viele Fakten und Hintergrundinfos zur Brooklyn Bridge und deren Entstehung beinhaltet. Diese waren zwar vorhanden, allerdings oft schwer verständlich geschildert und mit zu vielen Fachbegriffen versehen, die leider nicht genauer erklärt werden. Das zusammen mit der nicht vorhandenen Spannung und der etwas schwierigen Sprache hat mir das Lesen leider erschwert. Von der Idee und einigen Umsetzungspunkten bin ich angetan, bei der Umsetzung hapert es leider bei einigen Punkten...

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Tanz zwischen zwei Welten

Tanz zwischen zwei Welten
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Handlung
Wana ist in Kabul geboren und musste noch im Kindesalter zusammen mit ihrer Familie fliehen. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und ist mit ihrem Leben eigentlich zufrieden. Sie hat mit ihrem ...

Handlung
Wana ist in Kabul geboren und musste noch im Kindesalter zusammen mit ihrer Familie fliehen. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und ist mit ihrem Leben eigentlich zufrieden. Sie hat mit ihrem Freund einen Sohn, ist beruflich glücklich und genießt ihr Leben in Berlin. Bis sie eines Tages einen Autounfall hat und daraufhin von ihrer Familie gepflegt werden muss. Hier erinnert sie sich wieder an die Erwartungen, die über all die Jahre an sie gestellt wurden und Wana setzt sich aktiv mit ihrer Herkunft, aber auch ihrer Vergangenheit auseinander. Und dabei muss sie sich einer wichtigen Frage stellen: Wie will sie künftig ihr Leben gestalten?

Meinung
Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut. Es ist sehr hübsch gestaltet und zieht die Blicke definitiv auf sich. An der rechten Seite sind allerhand goldene Punkte zu sehen. Diese stellen für mich das Highlight des Gesamtbildes dar, ich finde, sie verleihen dem Bild viel Klasse und lassen es auch direkt freundlicher wirken. Außerdem ist noch eine Dame zu sehen, sie scheint zu tanzen und dadurch wird auf den Titel Bezug genommen. Sie zeigt dem Leser nicht ihr Gesicht und verbirgt damit ihre Identität. Zu guter Letzt ist noch die Schrift erwähnenswert. Diese wurde in weiß abgedruckt, sie wirkt recht nüchtern und ernst. Hier wird der leicht verspielte Charakter, den das restliche Cover auszeichnet nicht nochmal aufgenommen. Dadurch kann man vielleicht schon ein wenig ahnen, dass die Geschichte viele ernste Themen beherbergt.

Ganz überraschend wurde mir das Buch vom Ullstein Verlag zugeschickt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Ich hatte nicht damit gerechnet, mich aber trotzdem sehr gefreut. Mir ist der Roman nicht in der Verlagsvorschau aufgefallen. Vielleicht habe ich das Cover betrachtet und als hübsch empfunden, jedoch gehören die behandelten Themen nicht zu meinem Interessengebiet, ich bevorzuge eher andere Genre. Daher bin ich ohne Erwartungen und mit viel Interesse in die Handlung gestartet, ich wusste nicht so recht, was mich erwarten wird und dachte mit, vielleicht entdecke ich während der Lektüre ein neues Genre für mich.

Mit der Schreibweise hatte ich anfangs ein paar Probleme. Ich empfand sie als nicht sehr geschmeidig, sie hat ein wenig meinen Lesefluss gestört und ich habe mich damit schwer getan.
An manchen Stellen war mir die Sprache zu ausschweifend und viel, die Beschreibungen zu üppig und nur schwer vorstellbar. Erst im Laufe des zweiten Kapitels war es mir möglich, mich besser mit der Schreibweise anzufreunden und flüssiger durch die Geschichte zu kommen.
Ich finde, dass eine einfache Sprache vorliegt, die leicht verständlich ist und den Leser an sich vor keine Hürden stellt. Mich hat es gestört, dass häufig einige Dinge nicht richtig ausgesprochen wurden und man als Leser darüber nur spekulieren kann. Man bekommt einige Informationen und dann muss man selber schauen, was man damit anfängt. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Figuren mal Klartext sprechen und sich einfach ihre Probleme und Sorgen von der Seele reden. Die unausgesprochenen Worte stehen also eindeutig im Weg und machen es schwer, mit den Figuren mitzufühlen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen.
Ab und an werden einige persische / afghanische Worte in die Geschichte eingebunden. Diese waren mir komplett unbekannt, glücklicherweise gibt es am Ende des Buches ein Glossar, wo man während des Lesens schnell mal schauen kann, was manche Begriffe übersetzt bedeuten.

Die Geschichte spielt lange Zeit auf zwei zeitlichen Ebenen, mit zunehmender Handlung wird sich dann auf das Jahr 2019 konzentriert. Dadurch lernt man die Heimat Wanas kennen, man kann sich ein kleines Bild davon machen, weshalb die Familie aus Kabul geflohen ist und wie ihre Lebenssituation in Deutschland ist. Dabei wird sich vor allem auf Wana konzentriert, sie ist durchweg der Mittelpunkt der Geschichte und von ihren Gefühlen und Gedanken erfährt man am meisten. Bei den anderen Protagonisten wird man teils darüber in Kenntnis gesetzt, was sie denken und wie sie die Situation betrachten, teils gibt es dazu aber auch nur Andeutungen, anhand derer man sich einen Eindruck verschaffen kann.
Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr Informationen darüber erhält, wie die Familie in Deutschland ihren Alltag bestreitet, wie sie sich in der Stadt, in Deutschland überhaupt zurechtfinden, ob es Versuche gibt, sich in die Gesellschaft zu integrieren oder wie sie ihr Geld verdienen. Diese Themen werden leider nur sehr grob und oberflächlich, teils auch gar nicht behandelt, weshalb ich die Geschichte als nicht tiefgründig genug empfand.
Aber auch insgesamt gibt es viele Aspekte, die Wana beschäftigen, auf welche allerdings nicht sehr gründlich eingegangen wird. Immer wieder werden lediglich dieselben Fakten, nur in anderen Worten, genannt, was mit der Zeit ermüdend und zu wiederholend ist. Dadurch gestaltet sich die Handlung als ein wenig eintönig und auch langatmig, obwohl man aufgrund der Seitenanzahl etwas anderes denken könnte...

Als gut und wirkungsvoll beschrieben empfand ich das Setting. Dieses konnte ich mir problemlos vorstellen, egal, an welchem Ort die Handlung gerade spielt. Von jedem Ort hatte ich lebendige Bilder vor Augen und ganz besonders schön empfand ich es, wie die Darstellung des Settings mit der Stimmung einhergeht. Genau die positiven und negativen Gefühle, die für Wana ein Handlungsort mit sich bringt, übertragen sich auch ein wenig auf den Leser und beeinflussen daher auch ein Stück weit die Meinung, die man von der jeweiligen Situation hat. Ich mag diese Vermischung wirklich sehr, sie ist reizvoll und ist mein persönliches Highlight des Buches!

Ich empfand die Figuren als schwach und zu distanziert beschrieben. Sie haben einige Wesenszüge erhalten, die ihnen einen Wiedererkennungswert verleihen, jedoch wird in ihrer Beschreibung nicht wirklich in die Tiefe gegangen. Lediglich bei Wana weiß man ein bisschen, was sie bewegt, bei ihren Eltern und der Schwester geschieht dies wenn überhaupt nur sehr oberflächlich und für mich bleiben sie daher ein Buch mit sieben Siegeln. Und ich glaube auch deswegen hatte ich Probleme damit, die Figuren als sympathisch einzustufen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Ich habe keine Figur ins Herz geschlossen, sondern sie recht kritisch betrachtet. Mir waren ihre ganzen Wesen ziemlich unsympathisch und kalt, bei keiner Person habe ich gedacht, dass sie liebenswert daherkommt oder ich sie gern persönlich kennenlernen wollen würde. Es finden leider auch keine Entwicklungen statt, sodass ich sagen könnte, dass ich einen Protagonisten erst mit der Zeit als interessant und freundlich empfand...

Fazit
Ich habe mir von dem Buch etwas anderes erhofft. Eine nachdenklichere und reflektiertere Handlung, mehr Emotionen und Momente, an denen man sich mit Wana verbunden fühlt. Stattdessen werden leider immer wieder dieselben Themen durchgekaut, vieles bleibt ungesagt und am Ende sitze ich mit vielen Fragen da, die leider nicht beantwortet werden.
Ich hatte ja wirklich gedacht, dass ich ein neues Genre für mich entdecke, aber leider bin ich von dem Buch nicht sehr begeistert. Es hat mich an keiner Stelle mitgerissen, ich musste mich zum Lesen animieren und habe mich nur mühsam durch die Handlung gearbeitet...

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Große Elbstraße 7 - Liebe in dunkler Zeit

Große Elbstraße 7 – Liebe in dunkler Zeit
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Handlung
Jahrelang hat Benno zur Haiden in New York gelebt, nun befindet er sich zusammen mit seiner Tochter auf dem Weg zurück nach Deutschland. Und die Beiden kommen gerade zur rechten Zeit. Seine Schwester ...

Handlung
Jahrelang hat Benno zur Haiden in New York gelebt, nun befindet er sich zusammen mit seiner Tochter auf dem Weg zurück nach Deutschland. Und die Beiden kommen gerade zur rechten Zeit. Seine Schwester Vicki ist gesundheitlich angeschlagen, sie hat ihre Arbeit aufgrund einer Krankheit aufgeben müssen. Zudem fällt es ihr immer schwerer, das Haus an der Großen Elbstraße zu erhalten. Über die Rückkehr ihres Bruders ist Vicki sehr glücklich und sie sieht endlich wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Nicht nur tut ihr die Gesellschaft gut, sondern zu dritt schmieden sie erste Pläne, das Haus zu renovieren. Und um all dies in die Tat umzusetzen, engagieren sie einen Architekten. Allerdings gibt dieser anfangs nicht seine richtige Identität an, denn Aron ist Jude und die Nazis erlangen immer mehr Macht...

Meinung
Das Cover mag ich größtenteils recht gern. Es wurden interessante und gut zusammenpassende Farben gewählt, die ein harmonisches Bild ergeben. Im Hintergrund sieht man ein richtig schönes Häuschen, im Vordergrund befindet sich eine Dame, sie scheint auf den Leser zuzugehen. Allerdings empfinde ich ihre Mimik, ihren Gesichtsausdruck zu künstlich, sie wirkt sehr maskenhaft. Daher hätte ich es angenehmer gefunden, wenn sie von hinten zu sehen gewesen wäre, meiner Meinung nach ist ihre Anwesenheit auf dem Cover eh nicht so bedeutend. Lediglich das Haus im Hintergrund, sowie der auffallende Titel hätten sicherlich auch ein harmonisches und schönes Bild ergeben.

Im August 2019 hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen und empfand diesen als stimmig und in sich geschlossen. Als ich in der Verlagsvorschau die Ankündigung zu der Fortsetzung gesehen hatte war ich dementsprechend sehr überrascht, habe mich gleichzeitig aber auch gefreut. Ich habe den ersten Teil in guter Erinnerung, die Inhaltsangabe klang überzeugend, auf den ersten Blick hat alles gepasst. Ich wollte mir die Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen und ich bin sehr glücklich, dass ich den Roman als Rezensionsexemplar erhalten habe. Dafür möchte ich mich beim Aufbau Verlag nochmals herzlich bedanken!

Am Ende des Buches gibt es eine Auflistung mit den wichtigsten handelnden Personen. Ich hätte es als besser empfunden, wenn dies vor dem Start der Handlung abgedruckt worden wäre. So könnte man sich vor dem Lesen bereits einen Überblick verschaffen und schauen, wie die Figuren familiär und freundschaftlich verbunden sind. Ich hatte diese Übersicht leider erst nach dem Beenden des Buches entdeckt, als ich mir das Nachwort und den Dank angeschaut habe. Daher hatte sie für mich keinen Nutzen mehr und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht vor dem Beginnen des Romans mal nachgeschaut habe, ob es einen Anhang gibt.

Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich allerhand Details aus dem ersten Band vergessen habe und mit jeder Seite hat sich diese Vermutung bestätigt. Allerdings war das gar nicht so wild, die Handlung setzt einige Jahre nach dem Ende des ersten Teils ein, weshalb man das Buch prinzipiell auch gut ohne Vorwissen und die Hintergründe aus Band eins lesen kann. Nur selten gibt es Anmerkungen dazu, bei vielen Punkten werden die Informationen einfach gegeben, sodass man sich eigentlich ganz gut in dem Buch zurechtfindet.

Die Schreibweise war ein wenig schwierig. Sie war wirklich gut und flüssig lesbar, ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen. Allerdings war sie gleichzeitig auch etwas gestelzt und zu einfach. Mir werden zu viele Vorgänge zu detailliert beschrieben, die Dialoge wirken häufig nicht sehr lebendig und zu langatmig. Die Protagonisten sprechen teils miteinander, als würden sie ständig mit einem Kind reden, obwohl ein erwachsener Gesprächspartner gegenübersteht. Das hat zwar nicht direkt meinen Lesefluss getrübt, allerdings hat es mich ganz schön gestört und immer wieder bin ich über Sätze gestolpert, die ich als zu viel empfand. Manches hätte leicht gekürzt werden können, um der Geschichte einen kleineren Rahmen zu geben.
Es gibt mehrere Erzählperspektiven, wobei meistens Florence oder ihr Vater Benno ihre Sicht der Dinge geben. So entsteht ein wenig Abwechslung, was gut zu der turbulenten Zeit passt. Man kann schauen, wie die Personen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beurteilt werden und sich von ihnen ein ausführliches Bild machen.

Für mich war an keiner Stelle im Buch ein Hauch von Stimmung spürbar. Jegliche Situationen habe ich mit Distanz und ohne jegliche Emotionen betrachtet, mir war es einfach nicht möglich, zu vielen Figuren einen Zugang zu finden, zudem finde ich, dass die Handlung auch recht nüchtern und steif beschrieben wurde. Die Protagonisten neigen nicht wirklich zu Gefühlsausbrüchen, es gibt keine Szenen, die auch nur ansatzweise berührend sind. Und daher lässt mich die Stimmung ein wenig zwiegespalten zurück, einerseits mag ich den nüchternen Erzählstil, gleichzeitig war es mir zu distanziert. Vielleicht ist es mir nämlich deshalb so schwer gefallen, zu den Hauptpersonen eine Bindung aufzubauen.

Es werden vor allem anhand der Lebensweise der Personen und wie der Krieg sie beeinflusst, historische Hintergründe vermittelt. Man kann sehen, was unerwünscht war, für welche Aktionen die Figuren mit möglichen Strafen rechnen mussten und wie die Versorgungslage aussah. Darüber kann man sich am Ende ein gutes und solides Bild machen, hier zeigt sich, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und seine Aussagen wirken realitätsnah.
Dazu steht noch der medizinische Aspekt im Vordergrund. Florence ist Ärztin, möchte in Deutschland ihrem Beruf und gleichzeitig auch ihren Forschungen nachgehen. Hier erfährt man allerhand über ihre Überlegungen, mögliche Erfolge und Niederlagen. Ich fand es daher schade, dass dieser Punkt mit zunehmender Handlung immer mehr in den Hintergrund rutscht, er irgendwann gar nicht mehr vorkommt.

Die Spannung im Roman ist ein schwieriges Thema. Weshalb? Sie kommt gar nicht vor. Nie. An keiner Stelle nimmt die Handlung Fahrt auf, es spitzen sich Situationen nie so zu, dass man daraufhin unbedingt wissen möchte, wie es weitergehen könnte. Ich denke, dass dieser Punkt stark mit der distanzierten Erzählweise, aber auch der Tatsache, dass ich einfach keinen Zugang zu vielen Personen gefunden habe, einhergeht.
Szenen, in denen ein wenig Spannung entstehen könnte, sind mir zu locker beschrieben, ihnen fehlt ein gewisser Ernst, der teilweise sehr angebracht gewesen wäre. Häufig sind die Protagonisten zu leichtfertig und trotzdem gehen kritische Situationen am Ende immer gut aus. Das ist auf Dauer zu eintönig und daran leidet schließlich auch die Glaubwürdigkeit.

Ich mochte die Beschreibungen des Settings gern. Sie sind eindrücklich und mit klaren Worten umzeichnet, haben Besonderheiten erhalten und wirken realistisch. Zu jedem Gebäude hatte ich Bilder vor Augen und konnte mir dieses auch ziemlich farbenfroh vorstellen. Zumindest am Anfang, bevor der Zweite Weltkrieg beginnt. Den je weiter dieser fortschreitet und je mehr die Stadtbilder davon geprägt sind, desto trister und grauer erscheinen die Handlungsorte. Das empfand ich als ziemlich passend, schließlich werden dunkle Zeiten beschrieben, die die Figuren miterlebt haben.

Mich lassen die Protagonisten zwiegespalten zurück. Einen Teil von ihnen mochte ich ganz gern, die Personen allerdings, die ganz klar im Fokus stehen, fand ich ein wenig schwierig. Für mich standen Florence, Benno und Vicki ganz klar im Vordergrund und das finde ich ein wenig schade. Sie sind weder sonderlich sympathisch, noch authentisch aufgetreten. Im Gegenteil, sie wirkten steif und ziemlich blass, ihre Handlungen und Aussagen waren mir nicht lebendig genug. Die drei Personen zeigten sich nicht vielseitig genug, sie gaben nur eine Facette von sich preis und waren daher nicht sonderlich abwechslungsreich. Auf Dauer wurde mir all das zu eintönig und es hat verhindert, dass ich auch nur ansatzweise einen Draht zu den Figuren gefunden habe.
Deutlich sympathischer, wenn auch nicht perfekt, empfand ich stattdessen die Truppe vom Kiez. Dies Personen waren richtige Typen, die einzigartig sind und mir am Ende mehr im Gedächtnis bleiben werden als die drei zuvor genannten Protagonisten. Ich mochte ihr Auftreten, ihre kleinen Weisheiten und hätte mir gewünscht, dass sie mehr im Mittelpunkt der Geschichte stehen würden.

Fazit
Also so richtig gut fand ich den Roman leider nicht. Immer wieder gab es Punkte, die mir einfach nicht zugesagt haben. Und daher bin ich leider ziemlich enttäuscht von der Fortsetzung. Es war eine ganz nette Lektüre, die aber einfach nicht mitreißend, spektakulär, abwechslungsreich oder unglaublich interessant war. Meist ist die Handlung vor sich hingeplätschert und es gab keinen einzigen Punkt, an dem die Spannung ein gutes und einnehmendes Niveau hatte. Die Personen betrachte ich zum Teil ebenfalls kritisch, genau wie die Stimmung und sogar die Schreibweise empfand ich als nicht richtig ausgereift. Meine Erwartungen sind leider auf der Strecke geblieben, ich bin von dem Buch nicht sonderlich überzeugt und es wird mir nicht lange im Gedächtnis bleiben...

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Veröffentlicht am 31.08.2020

This is NOT a Love Song

This Is (Not) a Love Song
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Handlung:
Zwei Faktoren haben Zoë´s bisheriges Leben bestimmt: die Musik und ihr bester Freund Simon, für den sie schon immer heimlich geschwärmt hat. Mittlerweile sind beide erwachsen und der Kontakt ...

Handlung:
Zwei Faktoren haben Zoë´s bisheriges Leben bestimmt: die Musik und ihr bester Freund Simon, für den sie schon immer heimlich geschwärmt hat. Mittlerweile sind beide erwachsen und der Kontakt ist etwas eingeschlafen. Bis Simon eines Tages in London auftaucht. Er ist frisch geschieden, wird beruflich in die Hauptstadt Englands versetzt und schafft es noch immer, dass Zoë´s Herz schneller schlägt. Doch auch diesmal hat die Chefredakteurin wieder nicht den Mut, ihm ihre tiefe Zuneigung zu gestehen, denn allerhand andere Aspekte bestimmen gerade das Leben von Zoë. Sei es die Angst um ihre berufliche Zukunft, ein nerviger PR-Manager, den sie einfach nicht verstehen kann oder die Big Fat Greek Wedding ihres Bruders...

Meinung:
Ich finde das Cover unglaublich goldig. Ich empfinde das satte Grün als sehr auffällig, aber angenehm zu betrachten. Allein dadurch wird schon ein Teil der Aufmerksamkeit auf das Buch gelenkt. Dazu ergänzen sich die goldenen Details natürlich perfekt und ich finde den Vogelkäfig wunderbar altmodisch und niedlich. Darauf sind zwei Vögel zu sehen, die besondere Farbschattierungen haben und mir sehr gut gefallen. Zudem sind an der linken Seite noch ein paar Noten zu sehen, was auf den musikalischen Hintergrund des Buches hinweist und die gut zum Gesamtbild passen. Insgesamt kann mich das Cover vollkommen überzeugen und ich finde es einfach wundervoll. Mein Geschmack wurde auf jeden Fall getroffen und mir würde der Roman in einer Buchhandlung definitiv ins Auge fallen.

Mir ist das Buch in der Verlagsvorschau gar nicht aufgefallen, obwohl ich das Cover ganz toll finde. Dementsprechend war ich äußerst überrascht, als ich eines Tages ganz unerwartet ein Paket vom Aufbau Verlag erhalten habe und darin diesen Roman vorgefunden habe. Es war eine wunderbare Überraschung, über die ich mich sehr gefreut habe und auch der Klappentext klang interessant und ich hatte mich daraufhin auf eine abwechslungsreiche Geschichte gefreut. Ich möchte mich beim Aufbau Verlag für die unerwartete Zusendung des Romans ganz herzlich bedanken, es war eine gelungene Überraschung!

Vor ein paar Tagen war es dann so weit und ich habe mit dem Buch begonnen. Ich empfand die Schreibweise von der ersten Seite an als sehr locker, oft verständigten sich die Protagonisten umgangssprachlich. Daher hatte die Sprache recht wenig Anspruch, ließ sich flott lesen und hat mir größtenteils gut gefallen. Ich hatte den Roman innerhalb von vielleicht zweieinhalb Tagen ausgelesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre dies auch schneller passiert.
Mir waren manchmal zu zügellose Anmerkungen dabei, die alle einen sexuellen Hintergrund hatten. Dies stört mich immer in Romanen, ich mag es einfach nicht und auch hier kamen solche Stellen leider mal vor. Auf diese hätte ich gut und gerne verzichten können, das hätte das Buch meiner Meinung nach auch aufgewertet.
Was mich häufig bei Liebesromanen, leider auch bei diesem stört, ist es, wenn die Protagonisten oft um den heißen Brei herumreden. So entstehen leicht Missverständnisse und ich habe dann immer das Bedürfnis, die Charaktere zu schütteln, damit sie aus dem Quark kommen. Ich finde, in dem Roman sind die Personen Meister darin, umeinander herumzureden und dabei alles Wichtige für sich zu behalten. Ganz häufig musste ich mit dem Kopf schütteln und habe mir gewünscht, dass einmal alle Personen ihre Gedanken frei aussprechen und somit gar nicht erst Konfliktpotenzial entstehen kann. Aus diesem Grund entstanden für mich auch ein paar Längen und manche Szenen hätte man durchaus kürzen können, um nicht ständig das gleiche Schema von Zankereien und Missverständnissen zu nutzen.

Als sehr schönes Detail empfand ich die Kapitelüberschriften, die aus Songtiteln bestehen. Es passt perfekt zu der Handlung, die sich häufig um die Musikbranche und ihre Vor- aber auch Nachteile dreht und für mich fast alle unbekannt waren. Teils hatte ich mir nach dem Lesen des jeweiligen Kapitels den Song im Internet gesucht, um einen Eindruck von dem Lied zu erhalten.

Es gibt einen groben und leicht oberflächlichen Einblick in die Musikbranche, was ich positiv fand. So lernt man als Leser Teile dieser Welt kennen, um die sich einige Seiten im Roman drehen. Und ich fand es auch vollkommen in Ordnung, dass dies sich nicht seitenweise erstreckt, sondern immer mal kleine Informationen zur Musikwelt vorhanden sind. Damit konnte das Buch bei mir Pluspunkte sammeln.

Als sonderlich stimmungsvoll fand ich den Roman nicht. An keiner Textstelle hat sich bei mir irgendeine Stimmung übertragen, ich habe nie mit den Protagonisten mitfiebern können.
Auch die romantischen Szenen hauen mich nicht vom Hocker, sie kommen emotionslos und langweilig daher. Beziehungen oder solche, die es werden könnten, wirken nicht authentisch, sondern sehr konstruiert und ich verstehe nicht so recht, was die Protagonisten aneinander finden.

Die Anzahl der Protagonisten empfand ich als ganz angenehm. Damit hatte ich überhaupt keine Probleme, zumal die Namen sich nicht wirklich ähneln und die Personen recht deutlich gezeichnet wurden. Einem jeden wurden Attribute und Eigenschaften verpasst, die sie auszeichnen und einmalig machen. Daher gibt es einen hohen Wiedererkennungswert und die Charaktere bleiben sich treu.
Und obwohl es deutliche Zeichnungen gibt und jeder Protagonist sich abhebt, bin ich mit niemandem warm geworden. Alle sind mir egal geblieben und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich sie schnell vergessen werde. Gerade an den Hauptprotagonisten hatte ich einiges auszusetzen und anhand von vielen Aussagen und Aktionen haben sie sich bei mir unbeliebt gemacht. Ganz viel damit zu tun hatte natürlich das ständige Missverstehen voneinander, was mir irgendwann sehr auf den Keks ging und weshalb ich mir das Ende des Buches herbeigesehnt habe.
Mir haben tatsächlich einige Nebencharaktere besser gefallen. Allen voran Zoë´s Familie empfand ich als sympathisch und bodenständig, sie haben zueinandergehalten und sich immer unterstützt. Mir hätte es gefallen, wenn es mehr Szenen mit ihnen gegeben hätte, es herrschte eine wunderbare Dynamik und diese Textstellen haben mir durchweg am besten gefallen.
Leider hat Zoë nur wenig von der sympathischen Art ihrer Familie erhalten. Sie ist mir zu verbissen und obwohl sie Chefredakteurin ist finde ich, dass sie nur selten mal im Büro anzutreffen ist sondern sich gerne trieben lässt. Man merkt, dass Musik ihre Passion ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob es beruflich auch das Richtige für sie ist. Und auch charakteristisch finde ich Zoë nicht sonderlich sympathisch. Sie versucht immer gewitzt und selbstbewusst aufzutreten, doch ich finde, dass sie das genaue Gegenteil dessen ist. Ich habe durchweg mit ihrer Person gehadert und finde sie als Hauptprotagonistin etwas schwach und langweilig, teilweise unreif und kindisch.
Meine Lieblingsfigur war Alice, die künftige Schwägerin von Zoë. Sie ist ein bodenständiger und gefühlvoller Mensch, der eindeutig das Herz am rechten Fleck trägt. Sie hat vernünftige Hinweise gegeben und kommt grundehrlich und liebreizend daher. Für mich war Alice eindeutig ein Lichtblick mit ihrem normalen und freundlichen Charakter!

Fazit:
Ich glaube, dass es mir lange Zeit nicht mehr so schwer gefallen ist, eine Rezension zu schreiben. Irgendwie ist mir nicht viel zu dem Roman eingefallen, was ich sagen möchte und davon waren leider viele Aspekte negativ. Und dabei habe ich wirklich geschaut, dass ich auch die positiven Punkte erwähne, die durchaus, wenn auch in geringer Anzahl vorhanden waren.
Zusammenfassend konnte mich das Buch leider nicht überzeugen, ich mochte weder die Hauptprotagonisten, noch die Stimmung und auf Dauer haben mich die ständigen Missverständnisse und die daraus resultierenden Streitereien gestört. Ich hatte nach dem Betrachten des wunderschönen Covers und dem ansprechenden Klappentext mehr erwartet und bin leider enttäuscht von dem Roman.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Die Königin von Berlin

Die Königin von Berlin
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Handlung:
Carola Neher träumt von einer Karriere auf der Bühne. Sie verlässt ihr Elternhaus mit der Hoffnung auf erste Schauspielrollen, die irgendwann zum gewünschten Erfolg führen sollen. Und genau das ...

Handlung:
Carola Neher träumt von einer Karriere auf der Bühne. Sie verlässt ihr Elternhaus mit der Hoffnung auf erste Schauspielrollen, die irgendwann zum gewünschten Erfolg führen sollen. Und genau das schafft Carola. Sie wird nicht nur immer erfolgreicher, sondern auch immer bekannter und von den Menschen umschwärmt. Und so vielen Männern sie auch den Kopf verdreht, ihr Herz kann sie lange Zeit für niemanden öffnen. Bis sie auf den Dichter Klabund trifft, der ihr mit seiner besonnenen und ruhigen Art wie ein sicherer Hafen erscheint. Ihm vertraut sie und eine Hochzeit scheint für Carola nicht ausgeschlossen...
Doch Carola würde nie ihre Karriere aufgeben, sie liebt dafür nicht nur die Bühne, sondern auch das aufregende und wilde Leben in Berlin viel zu sehr. Sie mag den Austausch mit anderen Künstlern, besonders mit Bertolt Brecht, der ihr ein großes Versprechen macht.

Meinung:
Anhand des Covers kann man sich einen ersten Eindruck von Carola Neher verschaffen, bekommt ein Bild von ihr und einen zarten Eindruck ihres Charakters. Ich mag es, dass das Bild leicht koloriert ist und sich so von dem weißen Hintergrund abhebt.
Die Schrift passt perfekt dazu, durch das Gold und die Schnörkel am oberen Bildrand entsteht eine edle Note, die stellvertretend für die Zeit der Goldenen Zwanziger stehen könnte. Mit dem roten Titel könnte die Kraft, Energie und Leidenschaft von Carola Neher gemeint sein.
Insgesamt gefällt mir das Bild recht gut, es deutet für mich auf eine Art von Biographie hin und ich mag die wenigen, gezielt genutzten Farben sehr gerne. In einer Buchhandlung würde der Roman sicherlich auffallen, ich würde ihn aber eher der Erzählung einer tatsächlichen Lebensgeschichte als einem Roman, vermischt mit einigen fiktiven und realen Ereignissen, zuordnen.

Der Name Bertolt Brecht ist ein Name, den man durchaus mal gehört haben sollte, tatsächlich habe ich mich aber weder mit ihm, noch mit seinen Werken näher befasst. Vielleicht bin ich auch deshalb nie über den Namen Carola Neher gestolpert und wusste absolut gar nichts von der Frau. Daher war ich doppelt gespannt auf das Buch, nicht nur auf die Neher, sondern auch auf ihr Verhältnis mit Brecht und was für ein Mensch sie war.

Aufgebaut ist der Roman wie ein Theaterstück. Er wurde in mehrere Kapitel unterteilt, es gibt immer wieder Zitate aus Brechts Dreigroschenoper, aber auch Ausschnitte aus Klabunds Werken. So kommt man den Werken der beiden Männer näher, es wird bei einigen das Interesse geweckt, diese weiterzulesen, zumindest weiß man aber ein wenig, von was gerade die Rede ist.
Dazu wird am Anfang von neuen Kapitel immer erwähnt, was der folgende Handlungsort und die Handlungszeit ist. Man erhält so einen groben Überblick, vor allem die zeitliche Einordnung war für mich sehr wichtig. Schnell ist man in der Zeit etwas verloren gegangen und ich konnte kaum benennen, in welchem Jahr die Handlung nun stattfindet.

So ganz leicht ist mir der Einstieg in den Roman nicht gefallen. Zuerst war ich überrascht, dass die Handlung auf zwei zeitliche Ebenen eingeteilt wird, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Meine Erwartungshaltung war eher, dass man Carola Neher über viele Jahre begleitet, es vielleicht sogar ein – zwei Kapitel über ihre Kindheit gibt. Zudem ließ sich die Nebengeschichte für mich erst mal nicht recht einordnen, ich wusste damit nichts anzufangen und konnte auch nur schwer abschätzen, wie wichtig sie für die eigentlichen Ereignisse rund um die Muse von Bertolt Brecht ist.
Auch der Schreibstil hat es mir anfangs nicht leicht gemacht. Ich brauchte einige Seiten, um mich daran zu gewöhnen, aber auch um die Namen der Figuren auseinanderzuhalten. Darauf wurde man schon anhand des Vorwortes der Autorin vorbereitet, was ich wirklich sehr gut fand. Trotzdem musste ich anfangs ab und an ein paar Seiten zurückblicken, um mich richtig an die Namen zu gewöhnen.
Nicht nur in diesem Sinne, sondern auch allgemein wäre ein Personenverzeichnis nicht schlecht gewesen. Um alle stets wiederzuerkennen und auseinanderzuhalten. Das ist mir hier sehr schwer gefallen, gerade die zahlreichen Erwähnungen von Schriftstellern und Dichtern habe ich nur mit Mühe auseinanderhalten können.

Sobald ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, ging das Lesen leichter von der Hand. Die Ereignisse wurden nüchtern, ohne viele Gefühle beschrieben und ließen mich stets eine gewisse Distanz zu der Situation, aber auch zu den Protagonisten wahren. Auch hier hatte ich wieder mehr den Eindruck, eine Biographie zu lesen, anstatt eines Romans. Ich konnte weder mit den Protagonisten mitfühlen, noch sie als sympathisch oder unsympathisch einstufen. Im Grunde waren sie mir egal, wurden auch viele Jahre nach ihrem Tod nicht lebendig und sind nur Figuren, die vor langer Zeit mal gelebt haben.
Das fand ich wirklich schade, man merkt deutlich, mit welch großer Tatkraft die Autorin nicht nur über die Protagonisten, sondern auch über die damalige Zeit mit politischen Geschehnissen recherchiert hat. Auf mich sprang dieser Funke leider nicht über, dafür wurde alles zu nüchtern und emotionslos beschrieben.

Am besten hat mir die Handlung stets gefallen, wenn Carola sich mal ruhige Momente gönnt, sie nicht so energievoll wie sonst auftritt, sondern natürlicher und menschlicher wirkt. Dann kommt eine angenehme Ruhe in den Roman, die Handlung wird bodenständiger und ich hatte das Gefühl, dass ich den Protagonisten dann immer am nächsten war. Jedoch hatte ich gerade erst begonnen, sie etwas besser einschätzen zu können, als diese Szenen schon wieder vorbei waren und die zarte Bande, die gerade geknüpft wurde, war auch schon wieder weg.
Ansonsten plätschert die Handlung meist etwas vor sich hin, ist nicht immer sonderlich spannend oder aufregend. Leider entstanden für mich ab und an Längen, gerade die Handlung 1979 hätte ich nicht zwingend gebraucht. Sie gibt zwar einen Moment der Erholung und bietet eine Abwechslung, doch sie ist nicht für den Hauptteil des Romans wichtig.

Ich muss leider sagen, dass mir zu viele historische Fakten eingebunden wurden. An sich mag ich es wirklich gerne, mich über einen Roman weiterzubilden und immer wieder neue Dinge zu erfahren und berühmte Personen in dieser Art und Weise kennenzulernen. Doch der Reichtum an Informationen, die teils innerhalb von wenigen Seiten auf den Leser einprasseln, waren zu viel für mich. Ich hatte an diesen Stellen nicht nur Probleme mit der Schreibweise und bin mit dem Lesen kaum vorangekommen, sondern ich war überfordert. Überfordert damit, die Informationen zu verstehen, aufzunehmen und in meinem Kopf in eine sinnvolle Weise einzuordnen. Für mich war es zu viel des Guten und mein Lesefluss wurde leider eingeschränkt.
Bei den historischen Ereignissen hat mir am besten gefallen, mit welchen Worten die Autorin das aufregende Berlin der 1920er Jahre geschildert hat. Die Zeit wirkte lebendiger als manch andere Details und vermittelte ein gutes Bild der Situation.

Leider waren die Charaktere für mich durchweg nicht lebendig und greifbar. Ich fand viele nicht sonderlich sympathisch, sie waren recht oberflächlich gezeichnet und waren auch nicht sonderlich stark in ihrem Auftreten. Wenn ich nicht anhand des Internets nach Bildern der Protagonisten gesucht hätte, wäre vor meinen Augen kein Bild entstanden.
Klabund war mir da noch am liebsten, obwohl ich seine nachgiebige und stets verständnisvolle Art irgendwann auch etwas nervig fand. Doch er hatte für mich noch die meisten sympathischen Züge und kommt von seiner Darstellung am besten weg.
Carola scheint ein ganz interessanter und willensstarker Mensch zu sein, doch mit ihr hatte ich durchweg Probleme. Ich fand es von ihr toll, dass sie ihr Glück selbst in die Hand nehmen will und anfangs tut sie das auch von sich aus. Doch irgendwann helfen ihr immer irgendwelche anderen Menschen auf der Karriereleiter weiter, sie zeigt keinen eigenen Antrieb und Wünsche für kommende Rollen mehr. Stattdessen erwartet sie, dass ihr die Rollen vorgeschlagen werden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Carola selbstständiger bleibt und mehr eigene Entscheidungen trifft, sich mehr für ihre Karriere interessiert. Denn für mich hatte es auch irgendwann den Eindruck, als würde sie nicht mehr mit vollem Herzblut und Engagement bei der Sache sein, als wäre ihre Karriere in den Hintergrund gerückt und Carola brennt nicht mehr für die Bühne. Dabei hat sie am Anfang genau das ausgezeichnet...
Zudem finde ich Carola unglaublich egozentrisch und traumtänzerisch. Sie ist vor allem auf ihr Wohl bedacht, achtet nur wenig darauf, was sie anderen Menschen antut oder nimmt auf andere keine Rücksicht. Gerade gegenüber dem ihr vollkommen ergebenen Klabund lässt Carola nur wenig Rücksicht walten. Das hat nicht dazu beigetragen, dass meine Sympathie für sie steigt.
Insgesamt scheint Carola eigentlich eine unglaubliche Ausstrahlung zu haben, sowohl Frauen, als auch Männer sind von ihr und ihrer Schauspielkunst begeistert. Leider wurde diese Energie nicht auf den Leser übertragen, ich konnte nicht verstehen, weshalb Carola die Menschen so angezogen hat und weshalb diese die Künstlerin bejubelt haben.

Fazit:
Ich bin bereits über ein paar positive Rezensionen gestolpert und hatte große Erwartungen an den Roman. Die für mich leider nicht mal ansatzweise erfüllt wurden. Die Geschichte hatte einige Längen und konnte nicht mit einer mitreißenden Energie aufwarten. Mir haben Spannung und Lebendigkeit gefehlt, zudem konnte ich die Begeisterung um Carola Neher nicht nachvollziehen. Wenige Dinge haben mir gut gefallen, die ich bereits genannt habe. Insgesamt ist mein Gesamteindruck aber leider nicht positiv und ich kann mich den positiven Meinungen nicht anschließen.

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