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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2021

Eher ein Roman als ein Thriller

Girl A
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Girl A ist die einzige, die einen Fluchtversuch gewagt hat. Damit hat sie alles riskiert und (fast) alles gewonnen. Endlich kann sie das verkommene, trostlose Zuhause und ihren wahnsinnigen Vater mit seinem ...

Girl A ist die einzige, die einen Fluchtversuch gewagt hat. Damit hat sie alles riskiert und (fast) alles gewonnen. Endlich kann sie das verkommene, trostlose Zuhause und ihren wahnsinnigen Vater mit seinem irrationalem Glauben und den abstrusen Regeln hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen. Viele Jahre später, als sie sich in Sicherheit wähnt, bricht ihre Vergangenheit über sie ein und alles kommt wieder hoch...


Bei dem unglaublichen Klappentext hatte ich die Erwartung mit einem Thriller konfrontiert zu werden, was sich während des Lesens schnell als Trugschluss herausstellte. Sowohl Schreibstil als auch Tempo der Erzählungen wirkten auf mich wie in einem Roman, der Geschehenes darstellt. Allerdings fehlten mich oftmals Spannung und die klassischen Thriller-Elemente, die ich erwartet hatte. Vielmehr plätschert die Handlung so vor sich hin und folgt einem roten Faden. Nur konnte mich diese Erzählweise nur teilweise überzeugen.

Die Geschichte wird aus Alexandras (Girl A ) Perspektive geschildert und sie beschreibt ihre Geschwister und wie ihre gemeinsame Kindheit ausgesehen hat sowie die aktuelle Beziehung mit ihnen. Ein Teil der Handlung spielt sich in der Gegenwart ab, ein Teil in der Vergangenheit. Stück für Stück rekonstruiert Alexandra die damaligen Geschehnisse im "Horrorhaus" auf Basis ihrer Erinnerungen und teilt dem Leser dadurch alle relevanten Informationen mit, um die Geschehnisse besser verstehen zu lassen.

Der Einstieg fiel mit schwer, da es recht schleppend voran ging und der Schreibstil mich einfach nicht fesseln konnte. Doch nach den ersten 50 Seiten wurde ich zunehmend besser unterhalten und konnte über das Fehlen einer Spannungskurve hinwegsehen und mich auf die Geschichte einlassen.

Schade fand ich, dass die Handlungen, vor allem die aus der Vergangenheit, mich kaum berühren und schockieren konnten. Teilweise sind das wirklich harte Taten, die sich dort abgespielt haben, aber emotional erfassen konnten sie mich gar nicht. Nur die Offenbarung am Ende hat mich zu Tränen gerührt, ansonsten habe ich es aber weitestgehend neutral gelesen, obwohl ich mir gerade auf emotionaler Ebene mehr gewünscht habe. Durch die Distanz zu den Charakteren konnte ich mich ebenfalls nicht mit ihnen identifizieren - zugegeben bei diesen Erfahrungen schwierig - und keine Sympathien für sie aufbringen.

Fazit: Ein eher mittelmäßiger Roman, der mich teilweise gut unterhalten konnte, aber in seiner Gänze aufgrund des Fehlens der Nähe zu den Protagonisten und ihrer Vergangenheit nicht begeistern konnte.

Veröffentlicht am 09.05.2021

Wer ist Geiger?

Geiger
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Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Agneta hebt den Hörer ab. "Geiger", sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht ...

Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Agneta hebt den Hörer ab. "Geiger", sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht zu dem Versteck, entnimmt eine Waffe mit Schalldämpfer und tritt an ihren Mann heran, der im Wohnzimmer sitzt und Musik hört. Sie setzt den Lauf an seine Schläfe - und drückt ab.

Als Kommissarin Sara Nowak von diesem kaltblütigen Mord hört, ist sie alarmiert. Sie kennt die Familie seit ihrer Kindheit ..



Mir fiel der Einstieg etwas schwer. Ich kam sowohl mit den Charakteren als auch mit der Geschichte nicht so klar. Anfangs wird der Spannungsbogen aufgebaut, indem Agneta einen mysteriösen Anruf erhält und eine ungeheuerliche Tat begeht. Allein das reichte mir aus, um mich zu fesseln und neugierig auf die Geschichte zu machen. Doch schnell wird aus einem rasant beginnenden Thriller etwas Romanartiges. Die Charaktere blieben mit weitestgehend fremd und unnahbar. Zudem fand ich niemanden wirklich sympathisch. Vor allem Agnetas Kinder und die Ermittlerin Sara scheinen eine schwierige Beziehung zu haben und durch ihre Haltungen waren sie mir schnell unsympathisch, wobei ich Sara noch am besten fand.

Die Hintergründe der Tat und die vergangenen Ereignisse werden interessant von hinten aufgerollt und schlüssig dargestellt. Dabei lässt der Autor den Leser lange im Dunkeln bezüglich der Intentionen der Tat, was die Spannung aufrecht erhält. Dennoch zieht sich die ganze Handlung ziemlich in die Länge und konnte mich auf Dauer leider nicht überzeugen und fesseln. Irgendwann wurde es dann auch zu abstrus und seltsam. Zwar konnte das Ende mich doch noch überraschen, aber die ganze Geschichte wirkte auf mich zu konstruiert und komisch.

Fazit: Eine mittelmäßiger Thriller, der mich nur in Teilen von sich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 31.03.2021

Es wurde Potenzial verschenkt

Du kannst kein Zufall sein
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Josh hat alles erreicht, doch als er in der Silvesternacht im berühmten Riesenrad London Eye seiner Freundin einen Antrag macht, verliert er mit einem Schlag alles. Denn sie sagt nicht nur nein, sie setzt ...

Josh hat alles erreicht, doch als er in der Silvesternacht im berühmten Riesenrad London Eye seiner Freundin einen Antrag macht, verliert er mit einem Schlag alles. Denn sie sagt nicht nur nein, sie setzt ihn auch gleich noch vor die Tür. Als Josh mit seinem Kaninchen Jeremy zurück zu seinen Eltern zieht, steht eine Sache für ihn fest: Ganz eindeutig kann niemand schlechter über sein Leben entscheiden, als er selbst. Und so beschließt er, ein Jahr lang, jede Entscheidung dem Zufall zu überlassen und eine Münze zu werfen. Glücklicherweise kann sich Josh dabei stets auf seine Freunde verlassen, die den Zufall ab und zu ein klein wenig in die richtige Bahn lenken. Und prompt findet er die Eine fürs Leben...

Anfangs war die Handlung noch sehr unterhaltsam und ich fand Josh auch noch witzig und seine unsichere Art etwas süß und niedlich. Doch das nahm mit der Zeit ab und ich hatte den Eindruck der Autor wolle Josh unbedingt so darstellen, dass man ihn bemitleidenswert findet und ihn durch das Pech was ihn zu verfolgen scheint ins Herz schließt. Damit ist er etwas übers Ziel hinausgeschossen und ich fand es übertrieben, dass ihm so viel Unglück widerfährt und er hat fast jedes Fettnäpfchen mitnimmt. Wesentlich spannender fand ich seine Freunde und einige ihrer Aussagen, die mich zum Nachdenken angeregt oder zum Schmunzeln gebracht und amüsiert haben. Die Liebesgeschichte wirkte dann auch zu unausgereift und künstlich arrangiert, damit der arme Josh auch mal Glück im Leben hat- Vor allem besteht eine Großteil des Buches aus der Suche nach ihr, was anfangs noch ganz niedlich, später aber nur noch nervig wurde und dadurch keine wirkliche Spannung aufkam. Der Autor hat zu viel gewollt und dadurch das Ziel etwas aus den Augen verloren und Josh wirkte zu "gewollt., aber nicht gekonnt" und hat dadurch Potenzial verschenkt.

Veröffentlicht am 20.03.2021

Außergewöhnlicher Thriller

Homo Lupus
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Wie stoppt man die kriminellen Machenschaften eines gefährlichen Clans? Laut Informationen des Verfassungsschutzes plant der Aziz-Clan einen Anschlag, der unbedingt verhindert werden muss. Im Vorfeld der ...

Wie stoppt man die kriminellen Machenschaften eines gefährlichen Clans? Laut Informationen des Verfassungsschutzes plant der Aziz-Clan einen Anschlag, der unbedingt verhindert werden muss. Im Vorfeld der Wahlen beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit. Um die Clanstrukturen einschätzen zu können und den Anschlag zu verhindern, ist die Expertise der Wolfsforscherin Lena Bondroit gefragt. Doch sie ahnt nicht, dass sie bald in ein Fadenkreuz aus Intrigen und skrupellosen Machtkämpfen gerät. Kann sie gerettet werden, bevor das Pulverfass explodiert?

Die Mischung aus Thriller/Krimi mit biologischen Aspekten zur Struktur von Wolfsrudeln hat mich sehr neugierig gemacht, da ich mir im Vorfeld nicht vorstellen konnte inwiefern Nutzen daraus gezogen werden kann und die beiden auf den ersten Blick sehr eigenen Themen zueinander finden können. Die Umsetzung finde ich ziemlich gelungen, wenn auch nicht perfekt.

Lena empfand ich von Anfang an als schwierigen Charakter mit dem ich ehrlich gesagt nicht so ganz warm wurde. Oftmals verhält sie sich ablehnend, hat kindische, unreife Gedanken und bringt sich schnell in Lebensgefahr ohne sich ihrer Verantwortung gegenüber Familie bewusst zu sein. Die Ermittler sind mir allerdings auch nicht wirklich sympathisch gewesen, wobei ich gestehen muss, dass ich Ewald insofern gut fand, dass er sich selbst treu geblieben ist und ehrlich war.

Die Konstellation der vier Männer und ihrer Geschichte fand ich mit Abstand am spannendsten. Die ganzen unterschiedlichen Charaktere und ihre Dynamik innerhalb der Gruppe über die ganzen Jahre hinweg. Psychologisch super dargestellt.

Dass sich die Geschichte am Ende so auflöst habe ich so nicht kommen gesehen und war dann mehr als überrascht und erstaunt welche Wendungen da noch kamen, die alles ganz anders dargestellt haben, als es zuerst den Anschein hatte.

Fazit: Ungewöhnlicher Thriller, der einige Überraschungen bereithält und die Gruppendynamik toll und nachvollziehbar darstellt.

Veröffentlicht am 01.02.2021

Dunkle Geheimnisse im dunklen Dorf

Das dunkle Dorf
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Es ist Mitte Januar, im verschneiten Grödental zittert immer wieder die Erde, doch Commissario Grauner hat keine Augen für dieses Naturspektakel. Er hat es mit einem Toten in einer heruntergekommenen Villa ...

Es ist Mitte Januar, im verschneiten Grödental zittert immer wieder die Erde, doch Commissario Grauner hat keine Augen für dieses Naturspektakel. Er hat es mit einem Toten in einer heruntergekommenen Villa zu tun. Doch nicht nur die Ermittlungen machen ihm zu schaffen, auch seine achtzehnjährige Tochter Sara, die spurlos verschwunden ist. Als er erfährt, dass sein neapolitanischer Kollege Saltapepe untertauchen musste, weil der Mafiaboss Giorgio Garebani hinter ihm her ist, glaubt Grauner nicht mehr an einen Zufall. Irgendwie hängt alles zusammen und Grauner muss herausfinden wie...

Anfangs empfand ich den Schreibstil als holprig und die ständigen plötzlichen Perspektivwechsel, bei denen nicht klar war um wen es in den jeweiligen Abschnitten ging, haben mich etwas verwirrt und mich einige Abschnitte wiederholen lassen. Nach und nach kam ich besser in die Geschichte rein.

Das Dorf als Handlungsort ist sehr atmosphärisch und authentisch beschrieben. Dazu passt die etwas mürrische Art des Commissario Grauner, der die Lebenseinstellung eines Dorfbewohners überzeugend darstellt und den Flair gut übermittelt.

Es gibt mehrere Handlungsstränge, die nach und nach ein Gesamtbild ergeben und für mich bisweilen etwas anstrengend zu lesen und zu entschlüsseln waren. Teilweise kommen viele neue Informationen hinzu und diese zu sortieren und ordnen war für mich nicht ganz leicht, was womöglich daran liegt, dass ich die Vorgänger nicht kenne und nicht so vertraut mit den Charakteren und ihrer Vergangenheit bin. Die Spannung baut sich nur sehr langsam und gemächlich auf was gut zur Dorfidylle passt und insgesamt ein stimmiges Bild aufgibt. Am Ende führen alle Stränge zusammen und ergeben ein schlüssiges Gesamtbild der Ermittlungen und Informationen, auch wenn es mir manchmal zu langsam voranging und der Spannungsbogen hätte höher sein können. Trotzdem konnte mich das Buch unterhalten, wenn auch nicht fesseln.