Die Magie von Senfkörnern, Liebe überwindet alle Widrigkeiten
Die Senfblütensaga - Zeit für TräumeDer Roman spielt in der Zeit von 1905 bis 1910 vorwiegend in Metz. Metz war nach dem französisch-deutschen Krieg 1870/71 zunehmend von Deutschen besiedelt worden.
Für mich war „Zeit für Träume“ primär ...
Der Roman spielt in der Zeit von 1905 bis 1910 vorwiegend in Metz. Metz war nach dem französisch-deutschen Krieg 1870/71 zunehmend von Deutschen besiedelt worden.
Für mich war „Zeit für Träume“ primär eine von Stolpersteinen geprägte Liebesgeschichte vor – politisch gesehen - historisch nicht allzu detailliertem Hintergrund. Sehr klar wird das damalige Frauenbild vermittelt, nach dem Motto „lernen mache hässlich“ sollen sie nur für Mann, Haushalt und Kinder da sein. Die Dominanz und die Macht der Eltern über ihre erwachsenen Kinder werden thematisiert. Eltern, die das Glück und Wohl nur nach eigenen Ansichten messen, ihnen keine freie Entscheidung zubilligen, deren Streben nach Eigenständigkeit nicht akzeptieren wollen.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, es gibt allerdings einige in punkto Wortwahl jener Zeit nicht entsprechende Ausreißer. Die Ereignisse werden abwechselnd aus der Sicht von Emma, Carl und Antoine, Carls Freund, aber auch Rivalen, geschildert, was die Charaktere vor allem dieser Protagonisten besonders anschaulich macht.
Im Mittelpunkt steht Emma, die entgegen dem damals vorherrschenden Frauenbild nicht nur Hausfrau und Mutter sein möchte, sondern nur ein Ziel hat: sie will studieren. Für dieses Streben hegt niemand Verständnis, am wenigsten ihre Eltern, deren einziger Wunsch es ist, die Tochter gut zu verheiraten. Doch Emma lernt Carl kennen, den Sohn eines Fuhrwerkbetreibers, der wiederum nichts sehnlichster wünscht, als eine Senffabrik zu gründen. Zu verfolgen, wie die beiden sehr sympathisch gezeichneten Menschen trotz aller Widrigkeiten ihre Ziele weiterverfolgen, wie sie füreinander da sind und einander immer wieder ermutigen nicht aufzugeben, wie sie sich immer wieder gegen die negativen Einflüsse zur Wehr setzen, macht den Reiz des Romans aus, macht das Lesen spannend. Man zittert und fiebert mit den beiden mit, ärgert sich über die Verbohrtheit und die Intrigen der sie umgebenden Menschen und freut sich über Emmas und Carls Erfolge, wenn quasi das Gute doch über das Böse siegt.
Sehr interessant und informativ fand ich die ausführlichen Beschreibungen der Senferzeugung. Wer macht sich eigentlich Gedanken über jenes Produkt, das man so nebenbei in Tuben oder Gläsern kauft?
Mich hat dieser Roman, der Auftakt zu einer Trilogie, begeistert und ich bedaure sehr, dass ich nicht sofort zu Band 2 greifen kann, um das Schicksal von Emma und Carl weiter zu verfolgen.