Die Krux mit dem Klappentext
WATCH – Glaub nicht alles, was du siehst„WATCH – Glaub nicht alles, was du siehst“ lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück. Zunächst startet das Buch mit einem überraschenden Prolog: Die Villa der Taffas, einer türkischen Clan-Familie, wird ...
„WATCH – Glaub nicht alles, was du siehst“ lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück. Zunächst startet das Buch mit einem überraschenden Prolog: Die Villa der Taffas, einer türkischen Clan-Familie, wird von einem Sondereinsatzkommando überrannt. Dabei kommt es zu einem tödlichen Schuss. Danach geht es spannend weiter: Die Blaulichtreporterin Tina wird von einem BMW mit niederländischem Kennzeichen verfolgt. Von der Fahrerin des Wagens erhält sie kurz darauf ein verlockendes Job-Angebot: Sie bekommt 50.000 €, wenn sie ihr komplettes Leben für ein paar Wochen hinter sich lässt und in einer Londoner Luxus-Wohnung verbringt. Sie darf Sightseeing betreiben, shoppen gehen… alles kein Problem. Aber jeglicher Kontakt zu Familie und Freunden darf nicht stattfinden.
Klingt bis hierhin doch super, oder? Fand ich auch! Aber kurze Zeit später war ich kurz davor das Buch abzubrechen. Zu viele Figuren und deren Bedeutung konnte ich einfach nicht einordnen. Ob das Spannung erzeugen sollte? Vielleicht. Bei mir hat es zu Frust geführt. Langatmige Kapitel über den Europol-Ermittler Nael setzten dem Ganzen die Krone auf. Außerdem kam es zu belanglosen, völlig überflüssigen Sexszenen, die ich in Thrillern eh fast immer als störend empfinde. Allerdings war ich doch neugierig, was es mit diesem Jobangebot auf sich hatte und was die Clanfamilie da plant. Denn entgegen meiner Vermutung, dass ich es hier mit einem Hightech-Thriller zu tun bekomme, ist „WATCH“ in meinen Augen doch eher ein actionreicher Gangster-Roman/Politthriller. Das sind übrigens zwei Sachen, um die ich normalerweise in Büchern einen großen Bogen mache: Clans und Politik!
Die Grundidee von „WATCH“ ist trotzdem spannend. Denn „WATCH“ ist eine hoch entwickelte Gesichtserkennungssoftware, die Zugriff auf alle öffentlichen Kameras weltweit hat und somit Menschen in Rekordzeit orten kann. WATCH kann auch Bewegungsprotokolle erstellen und Unregelmäßigkeiten melden. Eine spannende und tolle Sache, wenn die Software nicht von den falschen Leuten und für die falschen Zwecke genutzt wird. Ihr ahnt worauf es hinausläuft? Ja, richtig. Hier im Buch ist beides der Fall. Leider konnte mich die Grundidee des Thrillers lange Zeit nicht überzeugen. Erwartet hatte ich nach dem Klappentext nämlich eine gruselige Story in einem Londoner Luxus-Appartement, in dem allerhand mysteriöse Dinge vorfallen und die Protagonistin in den Wahnsinn treiben. Schlussendlich konnte ich mich dann aber von der Handlung im Buch doch noch packen lassen. Das lag aber auch daran, dass die Story irgendwann wirklich Tempo aufnahm und man von Seite zu Seite gehetzt wurde. Schlag auf Schlag passierten immer wieder unerwartete Dinge und ließen der Protagonistin Tina und den Lesern keinerlei Zeit zum Luft holen und plötzlich fand ich mich inmitten eines Actionfilms… nur dass ich mit meinem Buch auf der Couch saß! Mit der Hauptfigur Tina konnte ich übrigens gut mitfiebern, aber alle anderen Figuren, hatten keine besondere Wirkung auf mich. Sie blieben zu blass und unnahbar.
Was soll ich euch zusammenfassend sagen? „WATCH“ ist kein schlechtes Buch, wenn man sich auf das Thema einlässt und Action mag. Vielleicht konnte ich den einen oder anderen hier neugierig darauf machen. Ich selber hatte nur aufgrund meiner komplett gegensätzlichen Erwartungshaltung Startschwierigkeiten. Natürlich ist das Buch kein literarischer Diamant, aber es ist durchaus ein schmackhafter Lesesnack für zwischendurch. Ich empfehle das Buch weiter, wenn ihr gern Action lest und Politthriller mögt. Alle, die das eher abschreckt, seien hiermit gewarnt, dass das Buch etwas anders ist als der Klappentext vermuten lässt.