Kuriositätenkabinett gewünscht?
Andrew im Wunderland (Band 2): Toranpu TownRezension „Andrew im Wunderland (Band 2): Toranpu Town“ von Fanny Bechert
Meinung
Back to the Wonderland. Oder auch back to noch skurriler, noch abgedrehter, noch verrückter und noch spannender. ...
Rezension „Andrew im Wunderland (Band 2): Toranpu Town“ von Fanny Bechert
Meinung
Back to the Wonderland. Oder auch back to noch skurriler, noch abgedrehter, noch verrückter und noch spannender. Fanny Bechert konnte mich bereits mit dem ersten Band in einen üblen, dauerhaften Lachanfall Zombie verwandeln, denn ihre Geschichte von Andrew, dem Nerd und Helden, na ja, oder zumindest seinen Versuch einer zu werden, war alles andere, als das, was ich erwartet hatte. Pardon, aber solch ein beklopptes Wunderland erlebt man wohl nur in Filmen oder Büchern und Fanny Bechert schießt zweifellos den Vogel ab.
Normalität und Ruhe sind Fremdwörter für diese unglaublich talentierte Autorin, die mir wahrlich die Schuhe auszog. So oft fragte ich mich, wie es wohl weitergehen könnte und was noch in ihrer Trickkiste zu finden wäre. Ich hätte diese Frage nie und nimmer beantworten können, denn Fannys Verstand scheint ein einziges Kuriositätenkabinett zu sein. Da will man doch gern mal einen Blick hineinwerfen, so zumindest meine Gedanken beim lesen der Fortsetzung. Zurück in der Realität kämpft Andrew verbissen darum, die Einbildung um das Wunderland mit Pillen aus seinem Kopf zu vertreiben.
Der Versuch endet, na ja ihr ahnt es doch eh, in einem erneuten zurückkehren ins Wunderland. Klasse Andrew, dass hatte ja wunderbar funktioniert….. nicht. Und nun warten auch noch mehr Gefahren, Verrücktheiten, Aufgaben, schier unlösbare Rätsel und Kuriositäten auf den vermeintlichen Helden. Also ein Held ist er ja, so nen kleiner und definitiv anders, als so nen banaler Robin Hood. Und außerdem, wer sich mit nervigen Deedle Dum und Deedle Deis rumschlagen, der Grinsekatze widerstehen, und den Hutmacher am besten ertränken muss, hat schon genug zu tun, als sich auch noch um sein Helden Image zu kümmern. Tz, was erwartet ihr auch?
Fanny Bechert ließ mich keine Sekunde zu Atem kommen. Den ersten Fuß in Toranpu-Town auf den Boden gesetzt, ging es auch schon gleich los. Ich wusste nicht ob ich lachen, heulen, heulen vor lachen, oder mir ein Atemzelt besorgen sollte. Besser wäre wohl definitiv alles davon gewesen, denn eine skurrile haarsträuberei jagte die nächste. Fanny zaubert spektakuläre und einzigartige Szenen in die Geschichte, welche mich schier sprachlos machten. Der pure Wahnsinn, und manchmal auch Horror, liefen vor meinen Augen ab. Andrew zeigt sich von seiner schnittigsten Seite und krempelt so mir nichts dir nichts sein komplettes Wesen um. Also eine echt krasse Entwicklung.
Trotz der ganzes Haarsträuberei war die Handlung nicht überzogen und auch die Entwicklungen waren nachvollziehbar und logisch. Sofern in diesem Wunderland überhaupt irgendwas mit Logik angegangen werden kann. Aber nun gut, Spaß muss sein, und davon schafft Fanny jede Menge. Eine Wagenladung voll, ach Quatsch, einen Ozean voll damit. Zudem ist ihr Schreibstil wieder so herrlich lebendig, dass man sich glattweg als Teil der bunten, komischen Truppe und ihrer Unternehmung fühlt. Wollte ich oftmals die Beine in die Hand nehmen? Schei….. ja, denn dieses Virus schien mir zunehmend ansteckend. Wahrscheinlich käme ich am Ende noch als verrücktes rosarotes Einhorn Pony raus. Oder so ähnlich.
Mit Spannung hält Miss Bechert definitiv nicht hinterm Berg. Whoa, wie eine Bogensehne, gespannt bis zum Anschlag, trieb sie das namenlose Grauen, sorry, meinte die Spannung, bis auf die allerhöchste Spitze. Und dann wird man noch vom Plottwist des Jahrtausends umgerissen, als habe dich ein Baumstamm mit voller Wucht gerammt. Nun gut, sagen wir nichts zu. In diesem Buch war sowieso alles anders, unnormaler, und unvorhersehbarer, als in jedem anderen bis dato gelesen Wunderland Werk. Wer hätte dann auch Bitteschön ein solches Ende kommen sehen können? Niemand, ganz genau. Ich brauchte nach dem Finale zwar erst mal Baldrian und einen Schnaps, aber hey, ich hab überlebt.
Man kann ja vieles sagen, aber genial trifft es nicht mal im Ansatz für den Abschluss der Dilogie. Wirklich, Miss Bechert und ich müssen Mal ernsthaft ihre Phantasie untersuchen. Da stimmt doch was nicht. So, nun lass ich euch diese Worte verdauen und vertraue darauf, euch in Toranpu Town zu treffen. Ich bin dann die, die gehässig winkt, denn ihr wisst nicht, worauf ihr euch hier einlasst. Ende der Durchsage.
Fazit
Ja, Öhm, Ähm, also…. Mist, Faden verloren. Sowas passiert eben, wenn man mal fix den absolut besten, genialsten, verrücktesten, skurrilsten, kuriosesten, beklopptesten, einzigartigsten, spannendsten - nun ist aber gut hier - Abschlussband einer Dilogie gelesen hat, den die Welt je gesehen hat. Also über das Wunderland und seine komischen Bewohner. Dieser Haufen ist echt ein Original und jedes Gruselkabinett könnte sich glücklich schätzen sie aufzunehmen. Prädikat: das ist doch nicht ernsthaft wahr, oder? Fanny Bechert, deine Geschichte zählt zweifellos zu den außergewöhnlichsten.
🌟🌟🌟🌟🌟 5/5 Sterne