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Veröffentlicht am 23.06.2021

Was will diese Geschichte sein?

Mit dir leuchtet der Ozean
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Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, ...

Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, authentischen Art zu Schreiben in "Für eine Nacht sind wir unendlich" überzeugt hat, war ich sehr gespannt auf ihren neusten Roman und hatte auf ein ähnliches Highlight gehofft. Leider hat mich "Mit dir leuchtet der Ozean" nicht ganz so sehr überzeugen können, wie ihr letzter Roman. Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will. Ein seichter Urlaubsroman? Keineswegs, dazu ist der Roman zu schwermütig und das Setting wird zu wenig genutzt. Eine dramatische Liebesgeschichte? Leider bleiben viele Themen zu oberflächlich und einige Emotionen gehen auf dem Weg verloren....

Das Cover entführt mit einem farbintensiven Bild eines Strands im Hintergrund und dem hervorgehobenen Kontrast aus türkisblauem Wasser und orangenem Sand im Titel sofort in eine sonnige Parallelwelt voll heißer Tage, lauer Nächte, Sandburgen und Gelächter unter Palmen. Nach dem Einstieg in die Geschichte kommt dann aber schnell die Ernüchterung: Trotz grundsätzlichem Sommer-Sonne-Kaktus-Flair die "Mit dir leuchtet der Ozean" keine unbeschwerte Sommerlektüre. Dazu sind die Tage der Protagonisten zu voll, der emotionale Ballast, den beide mit sich herumschleppen zu schwer und die Stimmung zu melancholisch. Statt Strandpartys, Freude und Freiheit zu zelebrieren, fallen Penny und Milo nach ihren langen Tagen im Club oft erschöpft ins Bett und bekommen außerhalb ihrer Tätigkeit im Solana Sunshine Club wenig von der spanischen Insel zu sehen, auf der sie den Sommer verbringen. Das ist keineswegs ein Problem und nur logisch angesichts der Tatsache, dass Penny und Milo nicht zum Urlaubmachen auf Fuerteventura sind - aber eben eine Sache, die man wissen muss, wenn man sich auf die Geschichte einlässt.


Erster Satz: "In dem Augenblick, in dem meine Hand den Griff umschloss, knipste irgendjemand das Licht aus, und auf einmal war es stockfinster im Raum."


Auch der poetische Titel führt auf eine eher falsche Fährte: wer hier eine leidenschaftliche Liebesgeschichte erwartet, wird eher enttäuscht werden. "Mit dir leuchtet der Ozean" erfindet den Begriff "Slow Burn" komplett neu. Zwar lesen wir von ihrem ersten Kuss schon im ersten Kapitel, nachdem wir in dem sehr süßen Prolog die erste richtige Begegnung von Penny und Milo während eines Partyspiels im Schrank beobachtet haben, fällt ihr zweites Aufeinandertreffen, fast vier Jahre später aber weit weniger prickelnd aus. Während sich Penny eigentlich nur ihrer Freundin zuliebe für den Job beworben hatte (die nun aber mit Gips zuhause bleiben musste) und nichts lieber tun würde, als sich von der Welt zu verkriechen, ist auch Milo nicht gerade begeistert, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Denn Penny weiß zu viel über seine Vergangenheit und könnte das Bild des unbeschwerten Sunnyboys zusammenbrechen lassen, das er sich mühsam aufgebaut hat. Sie beschließen also, einander erstmal aus dem Weg zu gehen - was sich als gar nicht so einfach herausstellt, da Milos Sonnenschein-Freundin Helena ausgerechnet Pennys Zimmergenossin ist...


Milo: "Mit Helena zusammen zu sein ist großartig, denn es nimmt dem Leben all die scharfen Kanten. Hier allerdings, zwischen Penny Fuchs und mir, wirkt sie auf einmal wie einer dieser aufziehbaren Hundewelpen aus der Werbung. Zu positiv. Zu perfekt. Nicht echt."


Klar, kein Wunder, dass es unter diesen Umständen eine ganze Weile dauert, bis die beiden sich etwas annähern, aber ein bisschen mehr Prickeln hätte es zwischen den beiden meiner Meinung nach schon können. Ich finde es grundsätzlich positiv, dass sich die Autorin hier so viel Zeit lässt, bis Penny und Milo sich wiederfinden, ein bisschen mehr Chemie, Anziehungskraft und Gefühlen hätte sie sich aber trotzdem bedienen können, um uns über die recht ereignisarme erste Hälfte hinwegzuhelfen. Denn bis auf die Beschreibung der Arbeit im Club, das ein oder andere Telefongespräch nach Hause und kurze Treffen der beiden Protagonisten passiert zunächst einfach nicht. Zwar ist das All-Inclusive-Club-Arbeitsleben ein interessanter Rahmen, in welchem ich noch nie eine Geschichte eingebunden gelesen habe, aber auch wenn ich ein Auge zu drücke muss ich anmerken, dass es sich dennoch ganz schön ziiieeeht, bis endlich mal etwas passiert.


Penny: "Da stehe ich, in einem kurzen T-Shirt mit zu nackten Beinen, und Milo starrt mich an... wie ich weiß nicht, wie er mich anstarrt. Als sei ich ein leeres Blatt oder eine weiße Leinwand und er kurz davor, mich mit Farbe zu begießen, aus vollen Eimern, bis ich darin untergehe."


Spannung wird vor allem durch die vielen offenen Fragen gewonnen, die nur nach und nach beantwortet werden. Was ist mit Milos Bruder passiert? Was ist an den Gerüchten um ihn dran? Was hat es mit Pennys Veränderung und der angespannten Stimmung in ihrer Familie auf sich? Weshalb sind die beiden ausgerechnet in Fuerteventura gelandet? Im Laufe der Beantwortung kommt das ein oder andere sehr ernste Thema ans Licht, das dann auch die vorher genannte schwermütige Atmosphäre, Milos gekünsteltes Lächeln und Pennys Typveränderung erklärt. Auf diese Themen und Konflikte wird aber leider zu wenig eingegangen, als dass ich richtig emotional mitgenommen worden wäre. Im hinteren Teil der Geschichte bricht dann nämlich die zuvor vermisste Liebesgeschichte durch und wird so präsent, dass eine weitere Auseinandersetzung mit der Charakterentwicklung völlig untergeht (die Figuren scheinen sogar vollkommen aufzuhören zu denken, wenn man mal betrachtet, was sie so anstellen augenverdreh).


Milo: "Helena schwebt davon, und ich bleibe mit dem Gefühl zurück, dass die Maske, die ich seit Monaten trage wie eine zweite Haut, in leichte Schieflage gerät durch die andere, die ich gerade darübergestülpt habe."


Um zu erklären, wie ich das meine muss ich noch generell ein paar Worte zu den Figuren verlieren. Penny und Milo erzählen hier in 51 Kapiteln abwechselnd jeweils aus der Ich-Perspektive und sind grundsätzlich sehr spannend angelegt. Lebendig werden die beiden vor allem durch ihre Eigenheiten und die vielen ungenauen Hintergründe und Fragen, die sie und ihr Verhalten aufwerfen. Darüber hinaus ist aber nicht so ganz der Funke übergesprungen, da wir bei vielen wichtigen Entwicklungsschritten nicht dabei sind und ich das Gefühl hatte, dass die Figuren manchmal selbst vergessen haben, wer sie eigentlich sind. Fangen wir mal an mit Penny. Diese hat erst kürzlich ihr Psychologiestudium abgebrochen, da es ihr gelungen ist "sich in jeder einzelnen möglichen Psychoneurose wiederzuerkennen, die ihr über den Weg lief" (Grüße gehen raus an mein eigenes Hypochonder-Ich, das bei jeder vorgestellten Störung denkt "ach, das hast du doch auch, oder?" - da konnte ich mich nur zu gut drin wiederfinden). Schon auf den ersten Seiten konnte ich mich gut mit ihr identifizieren, da ich das Gefühl kenne, zu sehr im eigenen Kopf gefangen zu sein. Doch dann kommt sie in den Club und alles was sie tut ist arbeiten und an Milo denken - ihre zuvor genannten Probleme ausgehend von ihrem Studienabbruch prägen ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden in der weiteren Handlung kaum. Zukunftsängste? Fehlanzeige. Viele Gedanken über Zuhause, über das Studium, über ihre Kindheit? Nope. Ihre neu entdeckte Leidenschaft für das Theater? Wird zur Randbemerkung. Der Konflikt mit ihren Eltern? Das kann man ja im Epilog kurz als geklärt deklarieren. Es scheint, als würde sie plötzlich nur noch eine Sache beschäftigen: Milo. Und das macht sie leider ein bisschen eindimensionaler, als sie hätte sein müssen.


Penny: "Irgendwie habe ich allmählich das Gefühl, ihr gehört vielleicht zusammen, Milo und du".
"Ah nein, das ist..."
"Ich meine, du gibst dir jetzt schon zum zweiten Mal richtig Mühe, die nicht in Milo Kohlberg zu verlieben. Und diesmal scheint es dir ein bisschen weniger gut zu gelingen als damals in der Schule."


Milo kämpft mit seinem schlechten Ruf, der ihn von München aus bis nach Fuerteventura zu folgen scheint und findet es leichter, alle mit einem unbeschwerten Lächeln zu täuschen, als wirkliche Nähe und Verletzlichkeit zuzulassen. Wirkliche Beziehungen sind ihm zu anstrengend, deshalb konzentriert er sich auf seine Katzen und ist mit der immer gutgelaunten Helena zusammen, die nie Fragen stellt. So weit so gut. Als Penny auftaucht, will er ihr zunächst aus dem Weg gehen, fühlt sich dann aber immer mehr mit ihr verbunden und dann - plötzlich - scheint das mit der Verschlossenheit kein Problem mehr zu sein. Er öffnet sich ihr immer mehr und erzählt, was damals wirklich geschehen ist - wirklich emotional verarbeitet wird das aber von keiner der beiden Figuren und beim Leser kommt auch nicht viel mehr ans als ein "oh, aha". Ich halte also fest, dass viele Konflikte nicht ganz so gelöst werden, wie ich mir das vorgestellt habe und viele der Themen zu oberflächlich und viele der Gefühle zu distanziert bleiben.


Milo: "Ich frage mich, ob wir uns damals zueinander bekannt hätten. Sie, das stille, zurückhaltende Mädchen, mit dieser einen Freundin an ihrer Seite, nicht wirklich unbeliebt, aber auch nicht in den angesagten Cliquen unterwegs. Nicht ganz außen vor. Am Rand. So wie ich. Vielleicht war damals nicht unsere Zeit. Die Frage ist bloß, ob sie es jetzt ist"


Damit ich meine Rezension nicht mit einem zu negativen Eindruck beende, will ich nun auch noch ein paar positive Worte über "Mit dir leuchtet der Ozean" verlieren. Ich habe in meiner "Lesekarriere" schon wirklich eine Menge New-Adult-Bücher gelesen und immer wieder das übertriebene Drama, die vielen Klischees und die aufgesetzten Probleme kritisiert, die leider oft mit emotionalen Geschichten des Genres einhergehen. Ganz dagegen gefeit ist "Mit dir leuchtet der Ozean" natürlich auch nicht, dennoch gefiel mir, wie unaufgeregt die Autorin aus dem Leben ihrer Figuren erzählt. Lea Coplins ruhige, aber authentische Erzählweise sorgt letztendlich dafür, dass man zwar nicht ganz weiß, worauf der Roman hinauswill, man aber trotzdem alles in allem eine gute Zeit hatte!




Fazit
:

Für einen Sommer-Wohlfühlbuch zu schwermütig, für eine dramatische Liebesgeschichte zu emotional distanziert und für ein Entwicklungsroman zu oberflächlich... Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2021

Was will diese Geschichte sein?

Mit dir leuchtet der Ozean
0

Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, ...

Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, authentischen Art zu Schreiben in "Für eine Nacht sind wir unendlich" überzeugt hat, war ich sehr gespannt auf ihren neusten Roman und hatte auf ein ähnliches Highlight gehofft. Leider hat mich "Mit dir leuchtet der Ozean" nicht ganz so sehr überzeugen können, wie ihr letzter Roman. Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will. Ein seichter Urlaubsroman? Keineswegs, dazu ist der Roman zu schwermütig und das Setting wird zu wenig genutzt. Eine dramatische Liebesgeschichte? Leider bleiben viele Themen zu oberflächlich und einige Emotionen gehen auf dem Weg verloren....

Das Cover entführt mit einem farbintensiven Bild eines Strands im Hintergrund und dem hervorgehobenen Kontrast aus türkisblauem Wasser und orangenem Sand im Titel sofort in eine sonnige Parallelwelt voll heißer Tage, lauer Nächte, Sandburgen und Gelächter unter Palmen. Nach dem Einstieg in die Geschichte kommt dann aber schnell die Ernüchterung: Trotz grundsätzlichem Sommer-Sonne-Kaktus-Flair die "Mit dir leuchtet der Ozean" keine unbeschwerte Sommerlektüre. Dazu sind die Tage der Protagonisten zu voll, der emotionale Ballast, den beide mit sich herumschleppen zu schwer und die Stimmung zu melancholisch. Statt Strandpartys, Freude und Freiheit zu zelebrieren, fallen Penny und Milo nach ihren langen Tagen im Club oft erschöpft ins Bett und bekommen außerhalb ihrer Tätigkeit im Solana Sunshine Club wenig von der spanischen Insel zu sehen, auf der sie den Sommer verbringen. Das ist keineswegs ein Problem und nur logisch angesichts der Tatsache, dass Penny und Milo nicht zum Urlaubmachen auf Fuerteventura sind - aber eben eine Sache, die man wissen muss, wenn man sich auf die Geschichte einlässt.


Erster Satz: "In dem Augenblick, in dem meine Hand den Griff umschloss, knipste irgendjemand das Licht aus, und auf einmal war es stockfinster im Raum."


Auch der poetische Titel führt auf eine eher falsche Fährte: wer hier eine leidenschaftliche Liebesgeschichte erwartet, wird eher enttäuscht werden. "Mit dir leuchtet der Ozean" erfindet den Begriff "Slow Burn" komplett neu. Zwar lesen wir von ihrem ersten Kuss schon im ersten Kapitel, nachdem wir in dem sehr süßen Prolog die erste richtige Begegnung von Penny und Milo während eines Partyspiels im Schrank beobachtet haben, fällt ihr zweites Aufeinandertreffen, fast vier Jahre später aber weit weniger prickelnd aus. Während sich Penny eigentlich nur ihrer Freundin zuliebe für den Job beworben hatte (die nun aber mit Gips zuhause bleiben musste) und nichts lieber tun würde, als sich von der Welt zu verkriechen, ist auch Milo nicht gerade begeistert, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Denn Penny weiß zu viel über seine Vergangenheit und könnte das Bild des unbeschwerten Sunnyboys zusammenbrechen lassen, das er sich mühsam aufgebaut hat. Sie beschließen also, einander erstmal aus dem Weg zu gehen - was sich als gar nicht so einfach herausstellt, da Milos Sonnenschein-Freundin Helena ausgerechnet Pennys Zimmergenossin ist...


Milo: "Mit Helena zusammen zu sein ist großartig, denn es nimmt dem Leben all die scharfen Kanten. Hier allerdings, zwischen Penny Fuchs und mir, wirkt sie auf einmal wie einer dieser aufziehbaren Hundewelpen aus der Werbung. Zu positiv. Zu perfekt. Nicht echt."


Klar, kein Wunder, dass es unter diesen Umständen eine ganze Weile dauert, bis die beiden sich etwas annähern, aber ein bisschen mehr Prickeln hätte es zwischen den beiden meiner Meinung nach schon können. Ich finde es grundsätzlich positiv, dass sich die Autorin hier so viel Zeit lässt, bis Penny und Milo sich wiederfinden, ein bisschen mehr Chemie, Anziehungskraft und Gefühlen hätte sie sich aber trotzdem bedienen können, um uns über die recht ereignisarme erste Hälfte hinwegzuhelfen. Denn bis auf die Beschreibung der Arbeit im Club, das ein oder andere Telefongespräch nach Hause und kurze Treffen der beiden Protagonisten passiert zunächst einfach nicht. Zwar ist das All-Inclusive-Club-Arbeitsleben ein interessanter Rahmen, in welchem ich noch nie eine Geschichte eingebunden gelesen habe, aber auch wenn ich ein Auge zu drücke muss ich anmerken, dass es sich dennoch ganz schön ziiieeeht, bis endlich mal etwas passiert.


Penny: "Da stehe ich, in einem kurzen T-Shirt mit zu nackten Beinen, und Milo starrt mich an... wie ich weiß nicht, wie er mich anstarrt. Als sei ich ein leeres Blatt oder eine weiße Leinwand und er kurz davor, mich mit Farbe zu begießen, aus vollen Eimern, bis ich darin untergehe."


Spannung wird vor allem durch die vielen offenen Fragen gewonnen, die nur nach und nach beantwortet werden. Was ist mit Milos Bruder passiert? Was ist an den Gerüchten um ihn dran? Was hat es mit Pennys Veränderung und der angespannten Stimmung in ihrer Familie auf sich? Weshalb sind die beiden ausgerechnet in Fuerteventura gelandet? Im Laufe der Beantwortung kommt das ein oder andere sehr ernste Thema ans Licht, das dann auch die vorher genannte schwermütige Atmosphäre, Milos gekünsteltes Lächeln und Pennys Typveränderung erklärt. Auf diese Themen und Konflikte wird aber leider zu wenig eingegangen, als dass ich richtig emotional mitgenommen worden wäre. Im hinteren Teil der Geschichte bricht dann nämlich die zuvor vermisste Liebesgeschichte durch und wird so präsent, dass eine weitere Auseinandersetzung mit der Charakterentwicklung völlig untergeht (die Figuren scheinen sogar vollkommen aufzuhören zu denken, wenn man mal betrachtet, was sie so anstellen augenverdreh).


Milo: "Helena schwebt davon, und ich bleibe mit dem Gefühl zurück, dass die Maske, die ich seit Monaten trage wie eine zweite Haut, in leichte Schieflage gerät durch die andere, die ich gerade darübergestülpt habe."


Um zu erklären, wie ich das meine muss ich noch generell ein paar Worte zu den Figuren verlieren. Penny und Milo erzählen hier in 51 Kapiteln abwechselnd jeweils aus der Ich-Perspektive und sind grundsätzlich sehr spannend angelegt. Lebendig werden die beiden vor allem durch ihre Eigenheiten und die vielen ungenauen Hintergründe und Fragen, die sie und ihr Verhalten aufwerfen. Darüber hinaus ist aber nicht so ganz der Funke übergesprungen, da wir bei vielen wichtigen Entwicklungsschritten nicht dabei sind und ich das Gefühl hatte, dass die Figuren manchmal selbst vergessen haben, wer sie eigentlich sind. Fangen wir mal an mit Penny. Diese hat erst kürzlich ihr Psychologiestudium abgebrochen, da es ihr gelungen ist "sich in jeder einzelnen möglichen Psychoneurose wiederzuerkennen, die ihr über den Weg lief" (Grüße gehen raus an mein eigenes Hypochonder-Ich, das bei jeder vorgestellten Störung denkt "ach, das hast du doch auch, oder?" - da konnte ich mich nur zu gut drin wiederfinden). Schon auf den ersten Seiten konnte ich mich gut mit ihr identifizieren, da ich das Gefühl kenne, zu sehr im eigenen Kopf gefangen zu sein. Doch dann kommt sie in den Club und alles was sie tut ist arbeiten und an Milo denken - ihre zuvor genannten Probleme ausgehend von ihrem Studienabbruch prägen ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden in der weiteren Handlung kaum. Zukunftsängste? Fehlanzeige. Viele Gedanken über Zuhause, über das Studium, über ihre Kindheit? Nope. Ihre neu entdeckte Leidenschaft für das Theater? Wird zur Randbemerkung. Der Konflikt mit ihren Eltern? Das kann man ja im Epilog kurz als geklärt deklarieren. Es scheint, als würde sie plötzlich nur noch eine Sache beschäftigen: Milo. Und das macht sie leider ein bisschen eindimensionaler, als sie hätte sein müssen.


Penny: "Irgendwie habe ich allmählich das Gefühl, ihr gehört vielleicht zusammen, Milo und du".
"Ah nein, das ist..."
"Ich meine, du gibst dir jetzt schon zum zweiten Mal richtig Mühe, die nicht in Milo Kohlberg zu verlieben. Und diesmal scheint es dir ein bisschen weniger gut zu gelingen als damals in der Schule."


Milo kämpft mit seinem schlechten Ruf, der ihn von München aus bis nach Fuerteventura zu folgen scheint und findet es leichter, alle mit einem unbeschwerten Lächeln zu täuschen, als wirkliche Nähe und Verletzlichkeit zuzulassen. Wirkliche Beziehungen sind ihm zu anstrengend, deshalb konzentriert er sich auf seine Katzen und ist mit der immer gutgelaunten Helena zusammen, die nie Fragen stellt. So weit so gut. Als Penny auftaucht, will er ihr zunächst aus dem Weg gehen, fühlt sich dann aber immer mehr mit ihr verbunden und dann - plötzlich - scheint das mit der Verschlossenheit kein Problem mehr zu sein. Er öffnet sich ihr immer mehr und erzählt, was damals wirklich geschehen ist - wirklich emotional verarbeitet wird das aber von keiner der beiden Figuren und beim Leser kommt auch nicht viel mehr ans als ein "oh, aha". Ich halte also fest, dass viele Konflikte nicht ganz so gelöst werden, wie ich mir das vorgestellt habe und viele der Themen zu oberflächlich und viele der Gefühle zu distanziert bleiben.


Milo: "Ich frage mich, ob wir uns damals zueinander bekannt hätten. Sie, das stille, zurückhaltende Mädchen, mit dieser einen Freundin an ihrer Seite, nicht wirklich unbeliebt, aber auch nicht in den angesagten Cliquen unterwegs. Nicht ganz außen vor. Am Rand. So wie ich. Vielleicht war damals nicht unsere Zeit. Die Frage ist bloß, ob sie es jetzt ist"


Damit ich meine Rezension nicht mit einem zu negativen Eindruck beende, will ich nun auch noch ein paar positive Worte über "Mit dir leuchtet der Ozean" verlieren. Ich habe in meiner "Lesekarriere" schon wirklich eine Menge New-Adult-Bücher gelesen und immer wieder das übertriebene Drama, die vielen Klischees und die aufgesetzten Probleme kritisiert, die leider oft mit emotionalen Geschichten des Genres einhergehen. Ganz dagegen gefeit ist "Mit dir leuchtet der Ozean" natürlich auch nicht, dennoch gefiel mir, wie unaufgeregt die Autorin aus dem Leben ihrer Figuren erzählt. Lea Coplins ruhige, aber authentische Erzählweise sorgt letztendlich dafür, dass man zwar nicht ganz weiß, worauf der Roman hinauswill, man aber trotzdem alles in allem eine gute Zeit hatte!




Fazit
:

Für einen Sommer-Wohlfühlbuch zu schwermütig, für eine dramatische Liebesgeschichte zu emotional distanziert und für ein Entwicklungsroman zu oberflächlich... Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2021

Was will diese Geschichte sein?

Mit Dir leuchtet der Ozean
0

Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, ...

Pünktlich zum Erscheinungstermin letzte Woche ist "Mit dir leuchtet der Ozean" von Lea Coplin bei mir angekommen. Da die Autorin mich schon letztes Jahr im Sommer mit ihrer ungekünstelten, spritzigen, authentischen Art zu Schreiben in "Für eine Nacht sind wir unendlich" überzeugt hat, war ich sehr gespannt auf ihren neusten Roman und hatte auf ein ähnliches Highlight gehofft. Leider hat mich "Mit dir leuchtet der Ozean" nicht ganz so sehr überzeugen können, wie ihr letzter Roman. Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will. Ein seichter Urlaubsroman? Keineswegs, dazu ist der Roman zu schwermütig und das Setting wird zu wenig genutzt. Eine dramatische Liebesgeschichte? Leider bleiben viele Themen zu oberflächlich und einige Emotionen gehen auf dem Weg verloren....

Das Cover entführt mit einem farbintensiven Bild eines Strands im Hintergrund und dem hervorgehobenen Kontrast aus türkisblauem Wasser und orangenem Sand im Titel sofort in eine sonnige Parallelwelt voll heißer Tage, lauer Nächte, Sandburgen und Gelächter unter Palmen. Nach dem Einstieg in die Geschichte kommt dann aber schnell die Ernüchterung: Trotz grundsätzlichem Sommer-Sonne-Kaktus-Flair die "Mit dir leuchtet der Ozean" keine unbeschwerte Sommerlektüre. Dazu sind die Tage der Protagonisten zu voll, der emotionale Ballast, den beide mit sich herumschleppen zu schwer und die Stimmung zu melancholisch. Statt Strandpartys, Freude und Freiheit zu zelebrieren, fallen Penny und Milo nach ihren langen Tagen im Club oft erschöpft ins Bett und bekommen außerhalb ihrer Tätigkeit im Solana Sunshine Club wenig von der spanischen Insel zu sehen, auf der sie den Sommer verbringen. Das ist keineswegs ein Problem und nur logisch angesichts der Tatsache, dass Penny und Milo nicht zum Urlaubmachen auf Fuerteventura sind - aber eben eine Sache, die man wissen muss, wenn man sich auf die Geschichte einlässt.


Erster Satz: "In dem Augenblick, in dem meine Hand den Griff umschloss, knipste irgendjemand das Licht aus, und auf einmal war es stockfinster im Raum."


Auch der poetische Titel führt auf eine eher falsche Fährte: wer hier eine leidenschaftliche Liebesgeschichte erwartet, wird eher enttäuscht werden. "Mit dir leuchtet der Ozean" erfindet den Begriff "Slow Burn" komplett neu. Zwar lesen wir von ihrem ersten Kuss schon im ersten Kapitel, nachdem wir in dem sehr süßen Prolog die erste richtige Begegnung von Penny und Milo während eines Partyspiels im Schrank beobachtet haben, fällt ihr zweites Aufeinandertreffen, fast vier Jahre später aber weit weniger prickelnd aus. Während sich Penny eigentlich nur ihrer Freundin zuliebe für den Job beworben hatte (die nun aber mit Gips zuhause bleiben musste) und nichts lieber tun würde, als sich von der Welt zu verkriechen, ist auch Milo nicht gerade begeistert, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Denn Penny weiß zu viel über seine Vergangenheit und könnte das Bild des unbeschwerten Sunnyboys zusammenbrechen lassen, das er sich mühsam aufgebaut hat. Sie beschließen also, einander erstmal aus dem Weg zu gehen - was sich als gar nicht so einfach herausstellt, da Milos Sonnenschein-Freundin Helena ausgerechnet Pennys Zimmergenossin ist...


Milo: "Mit Helena zusammen zu sein ist großartig, denn es nimmt dem Leben all die scharfen Kanten. Hier allerdings, zwischen Penny Fuchs und mir, wirkt sie auf einmal wie einer dieser aufziehbaren Hundewelpen aus der Werbung. Zu positiv. Zu perfekt. Nicht echt."


Klar, kein Wunder, dass es unter diesen Umständen eine ganze Weile dauert, bis die beiden sich etwas annähern, aber ein bisschen mehr Prickeln hätte es zwischen den beiden meiner Meinung nach schon können. Ich finde es grundsätzlich positiv, dass sich die Autorin hier so viel Zeit lässt, bis Penny und Milo sich wiederfinden, ein bisschen mehr Chemie, Anziehungskraft und Gefühlen hätte sie sich aber trotzdem bedienen können, um uns über die recht ereignisarme erste Hälfte hinwegzuhelfen. Denn bis auf die Beschreibung der Arbeit im Club, das ein oder andere Telefongespräch nach Hause und kurze Treffen der beiden Protagonisten passiert zunächst einfach nicht. Zwar ist das All-Inclusive-Club-Arbeitsleben ein interessanter Rahmen, in welchem ich noch nie eine Geschichte eingebunden gelesen habe, aber auch wenn ich ein Auge zu drücke muss ich anmerken, dass es sich dennoch ganz schön ziiieeeht, bis endlich mal etwas passiert.


Penny: "Da stehe ich, in einem kurzen T-Shirt mit zu nackten Beinen, und Milo starrt mich an... wie ich weiß nicht, wie er mich anstarrt. Als sei ich ein leeres Blatt oder eine weiße Leinwand und er kurz davor, mich mit Farbe zu begießen, aus vollen Eimern, bis ich darin untergehe."


Spannung wird vor allem durch die vielen offenen Fragen gewonnen, die nur nach und nach beantwortet werden. Was ist mit Milos Bruder passiert? Was ist an den Gerüchten um ihn dran? Was hat es mit Pennys Veränderung und der angespannten Stimmung in ihrer Familie auf sich? Weshalb sind die beiden ausgerechnet in Fuerteventura gelandet? Im Laufe der Beantwortung kommt das ein oder andere sehr ernste Thema ans Licht, das dann auch die vorher genannte schwermütige Atmosphäre, Milos gekünsteltes Lächeln und Pennys Typveränderung erklärt. Auf diese Themen und Konflikte wird aber leider zu wenig eingegangen, als dass ich richtig emotional mitgenommen worden wäre. Im hinteren Teil der Geschichte bricht dann nämlich die zuvor vermisste Liebesgeschichte durch und wird so präsent, dass eine weitere Auseinandersetzung mit der Charakterentwicklung völlig untergeht (die Figuren scheinen sogar vollkommen aufzuhören zu denken, wenn man mal betrachtet, was sie so anstellen augenverdreh).


Milo: "Helena schwebt davon, und ich bleibe mit dem Gefühl zurück, dass die Maske, die ich seit Monaten trage wie eine zweite Haut, in leichte Schieflage gerät durch die andere, die ich gerade darübergestülpt habe."


Um zu erklären, wie ich das meine muss ich noch generell ein paar Worte zu den Figuren verlieren. Penny und Milo erzählen hier in 51 Kapiteln abwechselnd jeweils aus der Ich-Perspektive und sind grundsätzlich sehr spannend angelegt. Lebendig werden die beiden vor allem durch ihre Eigenheiten und die vielen ungenauen Hintergründe und Fragen, die sie und ihr Verhalten aufwerfen. Darüber hinaus ist aber nicht so ganz der Funke übergesprungen, da wir bei vielen wichtigen Entwicklungsschritten nicht dabei sind und ich das Gefühl hatte, dass die Figuren manchmal selbst vergessen haben, wer sie eigentlich sind. Fangen wir mal an mit Penny. Diese hat erst kürzlich ihr Psychologiestudium abgebrochen, da es ihr gelungen ist "sich in jeder einzelnen möglichen Psychoneurose wiederzuerkennen, die ihr über den Weg lief" (Grüße gehen raus an mein eigenes Hypochonder-Ich, das bei jeder vorgestellten Störung denkt "ach, das hast du doch auch, oder?" - da konnte ich mich nur zu gut drin wiederfinden). Schon auf den ersten Seiten konnte ich mich gut mit ihr identifizieren, da ich das Gefühl kenne, zu sehr im eigenen Kopf gefangen zu sein. Doch dann kommt sie in den Club und alles was sie tut ist arbeiten und an Milo denken - ihre zuvor genannten Probleme ausgehend von ihrem Studienabbruch prägen ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden in der weiteren Handlung kaum. Zukunftsängste? Fehlanzeige. Viele Gedanken über Zuhause, über das Studium, über ihre Kindheit? Nope. Ihre neu entdeckte Leidenschaft für das Theater? Wird zur Randbemerkung. Der Konflikt mit ihren Eltern? Das kann man ja im Epilog kurz als geklärt deklarieren. Es scheint, als würde sie plötzlich nur noch eine Sache beschäftigen: Milo. Und das macht sie leider ein bisschen eindimensionaler, als sie hätte sein müssen.


Penny: "Irgendwie habe ich allmählich das Gefühl, ihr gehört vielleicht zusammen, Milo und du".
"Ah nein, das ist..."
"Ich meine, du gibst dir jetzt schon zum zweiten Mal richtig Mühe, die nicht in Milo Kohlberg zu verlieben. Und diesmal scheint es dir ein bisschen weniger gut zu gelingen als damals in der Schule."


Milo kämpft mit seinem schlechten Ruf, der ihn von München aus bis nach Fuerteventura zu folgen scheint und findet es leichter, alle mit einem unbeschwerten Lächeln zu täuschen, als wirkliche Nähe und Verletzlichkeit zuzulassen. Wirkliche Beziehungen sind ihm zu anstrengend, deshalb konzentriert er sich auf seine Katzen und ist mit der immer gutgelaunten Helena zusammen, die nie Fragen stellt. So weit so gut. Als Penny auftaucht, will er ihr zunächst aus dem Weg gehen, fühlt sich dann aber immer mehr mit ihr verbunden und dann - plötzlich - scheint das mit der Verschlossenheit kein Problem mehr zu sein. Er öffnet sich ihr immer mehr und erzählt, was damals wirklich geschehen ist - wirklich emotional verarbeitet wird das aber von keiner der beiden Figuren und beim Leser kommt auch nicht viel mehr ans als ein "oh, aha". Ich halte also fest, dass viele Konflikte nicht ganz so gelöst werden, wie ich mir das vorgestellt habe und viele der Themen zu oberflächlich und viele der Gefühle zu distanziert bleiben.


Milo: "Ich frage mich, ob wir uns damals zueinander bekannt hätten. Sie, das stille, zurückhaltende Mädchen, mit dieser einen Freundin an ihrer Seite, nicht wirklich unbeliebt, aber auch nicht in den angesagten Cliquen unterwegs. Nicht ganz außen vor. Am Rand. So wie ich. Vielleicht war damals nicht unsere Zeit. Die Frage ist bloß, ob sie es jetzt ist"


Damit ich meine Rezension nicht mit einem zu negativen Eindruck beende, will ich nun auch noch ein paar positive Worte über "Mit dir leuchtet der Ozean" verlieren. Ich habe in meiner "Lesekarriere" schon wirklich eine Menge New-Adult-Bücher gelesen und immer wieder das übertriebene Drama, die vielen Klischees und die aufgesetzten Probleme kritisiert, die leider oft mit emotionalen Geschichten des Genres einhergehen. Ganz dagegen gefeit ist "Mit dir leuchtet der Ozean" natürlich auch nicht, dennoch gefiel mir, wie unaufgeregt die Autorin aus dem Leben ihrer Figuren erzählt. Lea Coplins ruhige, aber authentische Erzählweise sorgt letztendlich dafür, dass man zwar nicht ganz weiß, worauf der Roman hinauswill, man aber trotzdem alles in allem eine gute Zeit hatte!




Fazit
:

Für einen Sommer-Wohlfühlbuch zu schwermütig, für eine dramatische Liebesgeschichte zu emotional distanziert und für ein Entwicklungsroman zu oberflächlich... Zwar sind Setting, Figuren, Atmosphäre und Handlung einzeln betrachtet grundsätzlich interessant gestaltet - als Ganzes war mir aber nicht ganz klar, was diese Geschichte sein will.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2021

Eine schräge, aber liebenswerte Romantic Comedy...

Stealing Your Heart
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Nachdem mich Kelly Siskind schon mit ihrer letzten funkensprühenden, farbenfrohen und magischen Liebesgeschichte "Love Like Magic" überzeugen konnte, wollte ich natürlich auch unbedingt ihr nächstes Werk ...

Nachdem mich Kelly Siskind schon mit ihrer letzten funkensprühenden, farbenfrohen und magischen Liebesgeschichte "Love Like Magic" überzeugen konnte, wollte ich natürlich auch unbedingt ihr nächstes Werk lesen. Und als dann der Klapptext "Moderne, weibliche Robin-Hood-Diebin trifft auf reichen Elvis-Presley-Tribute-Künstler" verkündete, war ich trotz vieler schlechter Bewertungen anderer Blogger sofort dabei. Nachdem ich die Geschichte nun gelesen habe, kann ich die sehr negativen Stimmen nur schwer verstehen. Genau wie Kelly Siskinds Debüt ist "Stealing Your Heart" zwar ein bisschen schräg, aber ansonsten sehr süß, sexy, überraschend spannend und durchweg sehr unterhaltsam.

Das Cover ist genau wie die Geschichte: bunt, glitzernd, peppig, sehr schön anzusehen, aber mit eher wenig bleibendem Eindruck. Ich mag die blau-rosa Farbwirbel, den großen blauen Titel und die Glitzerwolken sehr, aber ein ausdrucksstarkes Motiv ist dieser mädchenhafte Traum nicht gerade. Hier fehlen mir einfach zentrale Motive, wie der Van Gogh, das Paar, die Taschenlampen, Theatermasken oder Weingläser, die auf dem Originalcover zu sehen sind. Die 29 Kapitel und der Epilog sind durch geschwungene Schrift verziert und abwechselnd aus der Sicht von Clementine und Jack geschrieben.


Erster Satz: "Der Unterschied zwischen einem perfekt ausgeführten Raubzug und geschnappt zu werden liegt in der Planung".


Zu Beginn lernen wir die gerissene, erdbeerblonde Clementine kennen, die zusammen mit ihrem Ziehvater Lucien, der sie von der Straße geholt und ausgebildet hat, wertvolle Kunstwerke und Wertgegenstände stielt, um den Erlös an wohltätige Zwecke zu spenden. Dass die junge Frau sich schon seit längerem einsam fühlt und Zweifel an ihrem Leben hat, wird klar, als sie für einen spektakulären Van Gogh ins beschauliche Whichway reist, einer Stadt im Elvis-Fieber, um sich als Teil der Festival-Jury in das Leben der stadtbekannten Familie David einzuschleusen. Schon zuvor hat sie ihre Unentschlossenheit unvorsichtig werden lassen - was sie mit einer gefährlichen Narbe an ihrem Bauch bezahlt hat. In Whichway passiert ihr aber der größte Fehler von allen: sie verliebt sich Hals über Kopf in Maxwell "Jack" David, der niemand anders ist als ihre Zielperson...


"Das hier war keine Rolle mehr. Sie spielte ihm nichts vor. Alle Grenzen verwischten, ihre Verpflichtungen, diesen Job zu Ende zu bringen, war ebenso stark wie ihr Bedürfnis, das zu Ende zu bringen, was auch immer sie mit Jack begonnen hatte. Sie lehnte sich zu ihm, konnte Malz und Hopfen und Hitze in seinem Atem riechen. "Erzähl mir ein Geheimnis, Maxwell Jack David."


Kelly Siskind, die uns ja schon in ihrem ersten Roman eine spannende Mischung aufgetischt hat, hat auch hier wieder eine ganze Palette an außergewöhnlichen Themen ausgewählt und zu einer bunten Geschichte verarbeitet. In ihrem Nachwort schreibt sie, dass sie eigentlich gar kein leidenschaftlicher Elvis-Fan ist, durch ein Elvis-Festival in ihrer Heimatstadt und ein Bericht in den Nachrichten über eine Familie, die nicht wusste, dass sie ein unsigniertes, unbezahlbares Kunstwerk besaßen, zu dieser Geschichte inspiriert wurde. Mixt man nun noch die daraus resultierenden Elvis-Tribute-Künstlern mit Haartolle, Hüftschwung und Glitzerjackett und das Robin-Hood-Thema mit der Vorliebe der beiden Hauptfiguren für Echsen aller Art - aber insbesondere für Bartagamen - und einer jeweils schwierigen Kindheit der Hauptfiguren, ergibt sich mal wieder eine total originelle, verrückte Mischung.


"Alles lief (in Whichway) langsamer, bedeutungsvoller. Das Lächeln war echt. Die Hallos aufrichtig. Clementine hatte nie darüber nachgedacht, New York zu verlassen. Jetzt... wusste sie es nicht mehr. Wie wäre es wohl, sich hier in Whichway ein Nest zu bauen, seinen Kaffee im Who's It Cafe zu schlürfen, im Wherever Park zu joggen, Bier im Whenever zu trinken und zwischendurch Apfeltaschen im Whatnot Diner zu essen?"


Zu verrückt? Finde ich nicht. Viele Rezensenten haben "Stealing Your Heart" als "lächerlich", oder "abgedreht" kritisiert, ich würde aber eher "auf schräge Weise lustig" bevorzugen. Klar, es gibt einige Szenen, die (unfreiwillig?) komisch wirken und bei denen man sich nicht ganz sicher ist, ob die Autorin sie absichtlich leicht ins Lächerliche zieht, oder sie sich dieser Wirkung nicht bewusst war. Lässt man sich jedoch trotzdem auf die Geschichte und den leicht schrägen Humor ein, zieht diese Romantic Comedy schnell in ihren Bann. Denn ob nun gewollt oder nicht, das Resultat bleibt dasselbe: man muss beim Lesen ab und zu schmunzeln. Dazu passt auch der spritzige, fröhliche Schreibstil, der der Geschichte zusätzlich ein charmantes Augenzwinkern verpasst. Schön sind auch die leichten Cross-Over mit "Love Like Magic" - für Fans der Autorin sind also ein paar Easter Eggs eingebaut.

Was mich also dazu veranlasst, eineinhalb Sterne bei der Bewertung abzuziehen, ist nicht die verrückte Note der Geschichte - im Gegenteil, "Stealing Your Heart" lebt gerade von dieser exzentrischen und doch liebendwürdigen Erzählweise -, sondern dass viele der hier verarbeitete Themen und Konflikte ihr volles Potential lange nicht ausschöpfen. Zwei attraktive Personen treffen sich, verlieben sich und werden durch Hindernisse aus ihrer Vergangenheit davon abgehalten, ganz zueinander zu finden. Um dieses vorhersehbare und nicht gerade neue Prinzip aufzupeppen, hat die Autoren neben ihrem Setting und den schon oben genannten ungewöhnlichen Details eine ganze Armada aus Konflikten erschaffen, die durch die Geschichte ranken. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, um wirklich zu überzeugen, hätten diese Konflikte aber noch etwas pointierter sein dürfen. Sowohl Clementines Ringen mit ihrem Job, die Beziehung zu ihrem Ziehvater Lucien, Jacks Geld-Problem in seiner Firma, die Krankheit seines Vaters, oder seine Rolle im Festival hätten mehr Potential gehabt, gehen aber ein bisschen unter, um am Ende etwas lasch aufgelöst zu werden. Vor allem aber, wie sie sich Clementine und Jack gegenseitig füreinander öffnen ist eher holprig gemacht - die beiden erzählen sich immer wieder aus dem Nichts all ihre Geheimnisse und nehmen auf ihrem Weg fast alle Klischees mit, die ein New Adult-Pärchen abräumen kann.


"Wag es nicht, dich vom Fleck zu rühren." Sie hatte nicht die Absicht, sich aus seinem Bett wegzubewegen. Aus seinem Haus. Seinem Leben. Solange ihre Vergangenheit keine Möglichkeit fand, sie wieder hineinzuziehen."


Hier hat die Autorin wohl ein bisschen zu viel gewollt für ihre Geschichte. Die Hälfte der Baustellen hätte "Stealing Your Heart" besser gestanden - der Robin-Hood-Plot hätte locker ausgereicht, um die Geschichte zu tragen, dazu hätte nicht noch Jacks Firma am Abgrund stehen und beiden Figuren ein rivalisierender Antagonist auf den Hals gehetzt werden müssen. In dem ganzen Durcheinander der überraschend handlungsintensiven Geschichte, gehen die beiden Figuren leider etwas unter und wirken manchmal ein bisschen unentschlossen, wer sie sein wollen. Clementine präsentiert sich als taffe Diebin, stellt sich die meiste Zeit sehr laienhaft und naiv an und arbeitet nicht gerade, wie man es von einer geübten Diebin gewohnt wäre. Ihre Langezeitentwicklung zwischen "Opfer des Pflegesystems" und "Streiterin für den guten Zwecke" ist zwar interessant und man nimmt ihr ihre Unzufriedenheit und Einsamkeit auch ab, in den 400 Seiten tut sich aber zu viel, als dass man ihre Entwicklung vertiefen hätte können.


"Clementine lachte. Ein richtiges Lachen. Frei und unbeschwert, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, in dieser Bar zu lachen, wo Ehemänner mit ihren Frauen Billard spielten und sie mit Pseudo-Freundinnen tratschte. Diese mühelose Realität war ihr Jetzt: ein unvorsichtiger Halt auf dem Highway, ein törichtes Ausplaudern ihres richtigen Namens, Lachen mit Frauen, die ihr irrigerweise vertrauten. Alles frivole Entscheidungen, jede davon, weil es sich in dem Moment gut anfühlte, ohne einen Gedanken an die Folgen. Sie wollte nicht, dass ihr Jetzt aufhörte."


Auch in Jacks Figurenzeichnung zeigen sich ein paar Schwächen auf. Er schwankt während der Handlung stetig zwischen schüchternem Goodguy und dominantem CEO, zwischen früherem Mobbing-Opfer und heißem Elvis-Nachahmer - was spannende Pole hätten sein können, wenn diesen mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden wären. So wirkt er einfach ein bisschen widersprüchlich.

Das Ende war dann zwar leicht "over the top" und in Grundzügen vorhersehbar, ich fand es aber insgesamt stimmig für diese schräge Geschichte und lange nicht so schlimm, wie viele andere RezensentInnen es empfanden. Ich bin also auch gerne bei ihrer nächsten Geschichte wieder am Start!



Fazit:


Eine schräge Romantic Comedy, die sich etwas in außergewöhnlichen Themen wie Elvis-Presley-Festival oder Bartagamen und einer ganzen Tonne an Konflikten verliert, dabei aber immer originell und unterhaltsam bleibt.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Solide Geschichte mit stellenweisen Schwächen im Aufbau!

A little too much
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Erster Satz: "Die falsche Blonde mit den aufgespritzten Lippen und den riesigen Silikontitten (mindestens D) funkelt mich an."


Wer meine Rezension zum ersten Teil gelesen hat weiß: Lisa Desrochers und ...

Erster Satz: "Die falsche Blonde mit den aufgespritzten Lippen und den riesigen Silikontitten (mindestens D) funkelt mich an."


Wer meine Rezension zum ersten Teil gelesen hat weiß: Lisa Desrochers und ich hatten GAR keinen guten Start. Auch der erste Satz des zweiten Teils versprach da nicht unbedingt Besserung, nun bin ich umso überraschter, dass mich "A little too much" tatsächlich mitreißend und überzeugen konnte. Nach "A little too far" weitergelesen habe ich eigentlich nur aus zwei Gründen. Erstens war der Sammelband ein Rezensionsexemplar und ich wollte es deshalb beenden. Und zweitens, weil ich Alessandro im ersten Teil sehr liebgewonnen habe und gespannt war, wie es für ihn ausgeht. Nach "A little too much" kann ich nun kaum glauben, dass dieselbe Autorin beide Bücher geschrieben hat. Dieser zweite Teil erreicht nämlich tatsächlich so etwas wie Tiefe, kann mit unerwarteten Wendungen, Emotionen und Konflikten überzeugen - alles, was bei Band 1 nicht mal ansatzweise vorhanden war. Schon der Beginn, bei dem wir Hilary während eines Vorsprechens für eine Rolle in einem Broadway Stück kennenlernen und danach zusammen mit ihr mit einem Relikt aus ihrer Vergangenheit konfrontiert werden - Alessandro, ihre erste Liebe und Grund für eine Menge Schmerz -, wirft eine Menge offene Fragen auf und sorgt dafür, dass man unbedingt wissen will, was damals passiert ist.


"Wer keine Schwäche zeigt, ist auch nicht schwach - Überlebensregel Nummer eins. So gesehen bin ich die stärkste Sister im Viertel."


Mit der Beantwortung dieser Frage lässt sich die Autorin Zeit. Eine Menge sogar. In der Zwischenzeit lernen wir Hilary besser kennen und beobachten, wie sie und Alessandro sich nach all den Jahren wieder neu finden. Was in Alessandros und Hilarys Kindheit passiert ist und vor allem was zwischen den beiden in der Wohngruppe geschah, wird nur hier und da angedeutet, was jedoch ausreicht, um die Spannung oben und die Stimmung eher düster zu halten. Die Donnerstags-Verabredungen der beiden, bei denen sie New York erkunden und sich gegenseitig zu unbekannten Plätzen führen, bringen zwar etwas Licht und Leben in die Geschichte, dennoch herrschen hier ernstere Themen vor. Dieses "wir-erkunden-gemeinsam-eine-Großstadt-und-kommen-uns-dabei-näher"-Motiv ist ja nicht gerade neu und wurde von der Autorin ja auch schon bei Band 1 genutzt, um Lexi und Alessandro zusammenzubringen. Dennoch hat mir gut gefallen, wie die sonst recht eintönige und von Wiederholungen geprägte Geschichte durch süße und stimmige Szenen aufgepeppt wurde.


"Alessandro tritt hinter mich und schlingt seine Arme um meine Taille, und ich schließe die Augen und höre zu. Wie damals stelle ich mir vor, dass die Töne in die Luft aufflattern wie Schmetterlingsflügel, aber diesmal macht es mich nicht traurig. Ich fühle mich nicht gefangen, sondern bin endlich frei. Ich lasse meine Geheimnisse los, und alles andere. Meine Angst, meine Wust. Ich komme endlich aus dem dunklen Tunnel, in dem ich so lange gelebt habe, und je fester Alessandro mich hält, desto freier fühle ich mich."


Der Aufbau, der ja bei Band 1 einer meiner Hauptkritikpunkte war, gefällt mir hier also viel besser. Auch hier lässt Lisa Desrochers jedoch Punkte. Viele Konflikte werden zwar stark gestartet, verlaufen sich aber bald im Nichts, oder werden abrupt abgeschlossen. Besonders kritisch ist das natürlich bei Alessandros und Hilarys Annäherung, die zwar insgesamt stimmig eingebunden, aber leider auch von Sprüngen und plötzlichen Meinungsänderungen geprägt ist. Die zentrale Entwicklung verläuft leider viel zu schnell und offenbart, dass die Autorin es leider versäumt hat, die Auflösung des Konflikts stimmig zu inszenieren. Diese leichten Brüche lassen sich jedoch nicht nur bei Alessandros und Hilarys Beziehung, sondern auch bei der Sache mit Hilarys Mutter, dem Verlauf ihrer einseitigen Beziehung zu Brett, oder ihrer Einstellung zum Theater beobachten.


"Ich kann dir nichts anderes bieten als schmerzliche Erinnerung und meine zerrissene Seele, aber ich liebe dich und wenn du mich lässt, werde ich dich immer lieben."


Anstatt genau diese Entwicklungen über die mit knapp 450 Seiten recht umfangreiche Geschichte zu strecken, kommen viele Erkenntnisse viel zu schnell und "out-of-nowhere", während auf anderen Vorkommnissen ewig herumgekaut wird. Manche Szenen doppeln sich sogar so sehr, dass ich ab und zu einen kurzen Blick auf das Kapitel geworfen habe, um mich zu versichern, dass ich nicht aus Versehen zurückgesprungen bin. Etwas ungeschickt ist auch, dass die Autorin immer wieder Flashbacks aus der Zeit der Wohngruppe einstreut, diese jedoch nicht klar gekennzeichnet sind. Ab und zu verändert sich die Zeitform der Erzählung, bei einem Rückblick, manchmal hat mich diese Übereinanderlagerung der Damals- und Heute-Szenen jedoch komplett überraschend getroffen und sehr verwirrt. Kritisch würde ich außerdem anmerken, dass Lisa Desrochers hier ab und zu sehr eindeutige Andeutungen fallen lässt, die die Wendung vorwegnehmen. Dies führt jedoch nicht wie wahrscheinlich gewünscht dazu, dass in den jeweiligen Szenen die Spannung steigt, sondern hinterließ bei mir eher Fragezeichen und ein Stirnrunzeln. Und wenn wir schon bei Fragezeichen und Stirnrunzeln sind - Auch Sätze wie "Ich kann mich nicht erinnern, dass Mallory je vor mir geweint hätte", werfen Fragen auf, da mir spontan zwei Szenen eingefallen sind, in denen Hilary ihre große Schwester weinen gesehen hat.


"Es ist natürlich deine Entscheidung, aber wenn du ihn erstmal abbeizen willst, damit du siehst, was unter den ganzen Lackschichten zum Vorschein kommt, helfe ich dir gerne." Na klar, das kann er gut - Schichten abtragen und nachsehen, was drunter ist. Er macht das jedes Mal, wenn wir zusammen sind. (...) Diese ganzen Lackschichten an der Oberfläche, ist das der Kleber, der den Tisch zusammenhält? Und plötzlich fasse ich einen Entschluss. Ich werde nicht zulassen, dass Alessandro noch mehr Schichten von mir freilegt. Aber vielleicht kann ich ihm helfen, ein paar von seinen abzutragen."


Dennoch: Band 2 hat dem Auftakt der Reihe nicht nur einen substanziellen Konflikt, Konflikt, Spannung und Emotionen voraus, auch die Figuren können hier punkten. Alessandro ist mir ja schon in Band 1 sehr ans Herz gewachsen, weshalb es mir sehr gut gefallen hat, dass wir hier erfahren mehr Hintergründe zu ihm erfahren und ihn von einer anderen Seite kennenlernen. Seine eigenen Konflikte werden deutlich mehr in den Fokus gerückt, während er im ersten Teil mehr als Objekt der Begierde und Distraktion aufgetaucht ist. Auch mit unserer kämpferischen Protagonistin konnte ich wesentlich mehr anfangen als mit Lexi. Zwar verhält sich auch Hilary manchmal etwas paradox, dies wird jedoch durch ihre biografischen Überzeugungen, ihre Lerngeschichte und ihre Vergangenheit erklärt, sodass sie dennoch stimmig wirkt.



Fazit:

Solide und stellenweise starke Geschichte, die jedoch wieder leichte Schwächen im Aufbau hat. Wiederholungen, zu abrupte Entwicklungen und ungeschickte Vorausdeutungen nehmen der ansonsten atmosphärischen und mitreißenden Geschichte etwas die Spannung.

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