Blumenliebe auf Norderney
Das wunderschöne Cover verspricht einen locker-entspannten Wohlfühlroman am Meer – und hält, was es verspricht. In Lotte Römers Werk, das im April 2021 bei HarperCollins erschienen ist, lernen wir die ...
Das wunderschöne Cover verspricht einen locker-entspannten Wohlfühlroman am Meer – und hält, was es verspricht. In Lotte Römers Werk, das im April 2021 bei HarperCollins erschienen ist, lernen wir die sympathische Lina kennen, die nach Jahren heimlicher Liebe zu ihrem Kindheitsfreund Mattis endlich Interesse an einem anderen Mann entwickelt. Ob sich mit Bent, dem neuen Standesbeamten der Insel Norderney, ihr Traum von einer glücklichen Beziehung erfüllen wird? Abgesehen vom Zuspruch ihres Bruders, der Bents Arbeitskollege ist, hält sich die Begeisterung in Linas Umfeld in Grenzen: Ihre Chefin Claudia, mit der sie gemeinsam in der lokalen Blumenhandlung arbeitet, ist nicht überzeugt, allerdings hatte diese auch mit Mattis stets ein Problem gehabt. Besagter Jugendfreund hingegen, der bekannt für seine wechselnden Frauenbekanntschaften ist und Lina einst das Herz gebrochen hatte, verhält sich auch auffällig anders als sonst. Ist er etwa eifersüchtig? Was steckt hinter seiner Abneigung gegen Bent?
Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre in dem kleinen Blumengeschäft 'Blühende Phantasie' – man hat die Farbenpracht der Pflanzen direkt vor Augen und spürt nicht nur Linas Begeisterung für die einzelnen Gewächse, sondern auch ihre Passion für ihren Beruf als Floristin. Auch die Tüchtigkeit ihrer Chefin, die liebenswerten Stammkunden und die Schilderungen des typischen Alltags in einer Blumenhandlung erzeugen eine authentische und sehr angenehme Stimmung. Weiterhin positiv aufgefallen sind mir die herrlichen Landschaftsbeschreibungen bzw. das einladende Insel-Flair.
Trotz des angenehmen Schreibstils erschienen mir viele Elemente der Geschichte leider etwas zu vorhersehbar. Dass man bei Liebesromanen dieser Art relativ schnell erkennt, wer letztlich ein Paar werden wird, ist natürlich klar und daran störe ich mich auch überhaupt nicht. Aber hinsichtlich Linas beruflicher Situation wirkte die Lösung schlichtweg unrealistisch, da ihr alles in den Schoß zu fallen scheint; der Plot um Claudia hat mich nicht überzeugt. Und was die Romanze betrifft: Zwar gab es in der Gegenwart ein, zwei Überraschungen – wie z.B. den Handlungsstrang um Bent, der ungewöhnlich offensiv gelöst worden ist – doch im Hinblick auf gewisse Ereignisse in der Vergangenheit von Lina und Mattis war mir bereits nach wenigen Sätzen klar, was sich tatsächlich abgespielt haben musste; bis zum Schluss hatte ich auf eine kreativere Lösung gehofft, die allerdings nicht erfolgte.
Zur weiblichen Hauptfigur hatte ich von Anfang an einen guten Zugang, denn Linas Charakter ist darauf ausgelegt, zu gefallen – immer lieb, freundlich, optimistisch, positiv, leicht verträumt bzw. naiv, sozial und sehr auf die Pflege von Freundschaften bedacht, was sich im Laufe der Handlung deutlich zeigt (Stichwort: Frauenpower). Mattis war mir nicht unsympathisch, seine Figur blieb jedoch insgesamt etwas blass und oberflächlich; im Grunde war er mir egal. Mit Bent hatte ich das Problem, dass die Autorin ihm ein gewisses Verhalten zugedacht hat, welches für den Fortgang der Handlung zwar relevant sein mochte, es mir aber unmöglich machte, Linas Interesse an ihm nachzuvollziehen. Ein witziges Highlight waren die Haustiere von Linas Bruder: zwei Papageien mit den Namen Herr Schröder und Frau Merkel; ihre lustigen Sprüche haben stets für gute Laune gesorgt.
Fazit: Ein kurzweiliger, leicht vorhersehbarer Liebesroman mit tollem Norderney-Feeling, der sich ideal für einen sommerlichen Lesenachmittag eignet.