Profilbild von Sanne

Sanne

Lesejury Star
offline

Sanne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sanne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2021

Was tust du, wenn die Welt untergeht?

Unser letzter Tag
0

Ein Asteroid wird in gut 13 Stunden zwischen Asien und Australien aufschlagen und die Welt zerstören. Was macht man in der verbleibenden Zeit? Der Focus ist auf Köln gerichtet.
Da ist dieser Ludwig. Er ...

Ein Asteroid wird in gut 13 Stunden zwischen Asien und Australien aufschlagen und die Welt zerstören. Was macht man in der verbleibenden Zeit? Der Focus ist auf Köln gerichtet.
Da ist dieser Ludwig. Er handelt stets planvoll. Sein Plan für heute : er besucht sieben seiner speziellen Freunde. Warum speziell? Jeder hat eine besondere Veranlagung, die er oder sie nutzen konnte oder auch nicht. Ludwig gibt einen Anstoß.
Was haben also diese sieben aus ihrem Leben gemacht, wie nutzen sie diesen letzten Tag?
Das ist spannend, überraschend, unerwartet. Flippen sie aus? Werfen sie Gewohntes über Bord? Machen sie einfach weiter? Wie haben sie sich entwickelt?
Stefan Suchanka schreibt anders, voller boshafter und spitzzüngiger Ironie. Vor Tabus schreckt er nicht zurück, Schmeicheleien wird man von ihm nicht bekommen. Der Leser erwartet eventuelle Entschuldigungen, Verabschiedungen, Anklagen, Abrechnungen. Bekommt er kaum, dafür aber eine schonungslose Einsicht in
Hochmut, Habgier, Wollust, Neid, Maßlosigkeit, Wut, Trägheit. Interessant, wie diese Weltuntergangs-Situation angenommen wird, was sie zum Vorschein bringt. Die Handelnden reagieren mit Fatalismus, Einsichten, ungeahntem Potenzial. Besonders Kaczmarek von der Tankstelle hat mich mit vielen Denkanstößen beeindruckt. Steckt mehr in ihm, als es den Anschein hat?
Faszinierender Spaziergang durch Gedankenwelten einer breiten Range an Personen aus dem Kirschbuch Verlag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2021

Sei sorgsam mit deinen Wünschen

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
0

„Bete niemals zu den Göttern, die nach Einbruch der Nacht antworten.“
Adeline hat es getan. Sie wollte das ihr vorbestimmte Leben als Ehefrau eines Witwers mit drei Kindern in einem kleinen Dorf im Frankreich ...

„Bete niemals zu den Göttern, die nach Einbruch der Nacht antworten.“
Adeline hat es getan. Sie wollte das ihr vorbestimmte Leben als Ehefrau eines Witwers mit drei Kindern in einem kleinen Dorf im Frankreich des Jahres 1714 nicht. Sie bietet ihre Seele gegen absolute Freiheit. Bekommt sie, wandert durch die Zeit, 300 Jahre und mehr, reist durch die Länder, durch Frankreich, Schottland, Deutschland, Italien, Island, Portugal, sieht viele Menschen, auch Voltaire, Beethoven, Sinatra, ist bei bahnbrechenden Erfindungen, aber auch in Kriegen Zeitzeugin. Aber natürlich ist das Dunkle trickreich: Addie wird von Jedem in dem Moment, in dem sie nicht zu sehen ist, vergessen. Kann keine Spuren hinterlassen, hat keinen Besitz, kein Heim, keine Freunde.
V. E. Schwab hat einen wunderbaren Roman geschrieben.
Poetisch-mystische Beschreibungen von Märkten, Natur, Gebäuden und Situationen ziehen den Leser in seinen Bann. Gedankenspiele, welchen Gegebenheiten man ohne allen Möglichkeiten ausgesetzt ist, wie sie gemeistert werden, wie Addie sie bewältigt, sind faszinierend. Moralisch- ethische Fragen werden angerissen, philosophische Gedanken finden - mitunter ausgesprochen ausführlich- Raum.
Ein fantasiereicher Roman, der zum Träumen und Nachdenken anregt, sehr zu empfehlen.
Aus dem Amerikanischen von Petra Huber und Sara Riffel, verlegt von Fischer Tor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2021

Wo ist Florian?

Nordwestzorn
0

2004 verschwand ein neunjähriger Hamburger Junge während einer Klassenfahrt in St. Peter-Ording. Die Kripo ermittelte.
Dieser alte Fall wird jetzt von der neu gegründeten Vermisstenstelle wieder aufgerollt. ...

2004 verschwand ein neunjähriger Hamburger Junge während einer Klassenfahrt in St. Peter-Ording. Die Kripo ermittelte.
Dieser alte Fall wird jetzt von der neu gegründeten Vermisstenstelle wieder aufgerollt. Die damaligen Ermittler hatten sich schnell auf einen Verdächtigen eingeschossen, der zwar frei gesprochen, aber heftig gemobbt wurde. Am liebsten wäre ihnen, heutzutage nichts mehr darüber zu hören. Warum sind diese derart unfähigen Polizisten noch im Dienst? Die Autorin scheut sich dankenswerterweise nicht, Filz zwischen machtgierigen älteren Männern anzusprechen. Nicht nur das, auch weiterhin gibt es Kollegen, die Übergriffe abbügeln oder für schnelle Erfolge ungerührt Existenzen vernichten.
Nichtsdestotrotz werden die Ermittlungen konsequent und gründlich von Hendrik Norberg und seiner Kollegin Anna Wagner durchgeführt.
Beide engagiert und sympathisch. Man erfährt Persönliches, das macht sie authentisch. Auch wenn eine Ahnung aufkommt, was damals wirklich geschehen ist, ist die Auflösung überraschend.
Ein spannender und gut geschriebener Krimi von Svea Jensen, verlegt von HarperCollins.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2021

Marcos Weg

Die Stadt der Seher
0

Herzog Solare Biocca, genannt der schwarze Herzog belagert die Stadt Peluno , die älteste, größte und mächtigste Stadt Padoliens.
In ihr lebt Marco, ein Straßenjunge. Nach einem Diebstahl bekommt er die ...

Herzog Solare Biocca, genannt der schwarze Herzog belagert die Stadt Peluno , die älteste, größte und mächtigste Stadt Padoliens.
In ihr lebt Marco, ein Straßenjunge. Nach einem Diebstahl bekommt er die Gelegenheit, der Strafarbeit in den Minen zu entgehen: er soll in den Orden der Seher eintreten. Dort geht es ihm gut, aber seltsame nächtliche Rituale verstören ihn. Bei Botengängen trifft er Elena aus der Manufaktur, begegnet Elf Caronix und Zalvado, einem Universalgenie, das an einer Flugmaschine arbeitet. Marco muss sich über Vieles klar werden und gegen unheimliche Mächte kämpfen.
Christoph Hardebusch berichtet fantasievoll und farbenprächtig von herrschaftlichen Häusern, Bekleidung, fliegenden Wäldern, über finstere Gestalten und blutrünstige Dämonen.
Eine fantastische Melange aus Mittelalter, Zauberei, DaVinci- haften Ideen und Verschwörungen in einer Stadt, die Venedig ähnelt. Das ist spannend zu lesen, ein großes Abenteuer mit mutigen Helden. Sehr zu empfehlen.
Herausgegeben von Klett Cotta.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2021

Auf der Suche

An jenem Tag in Paris
0

Paris 1927. Vier Menschen, die sich nicht kennen, deren Schicksale trotzdem miteinander verbunden sind. Der Leser begegnet dem Armenier Souren Balakian, der 1916 aus Ostanatolien flüchtet musste. Warum ...

Paris 1927. Vier Menschen, die sich nicht kennen, deren Schicksale trotzdem miteinander verbunden sind. Der Leser begegnet dem Armenier Souren Balakian, der 1916 aus Ostanatolien flüchtet musste. Warum nach Paris? Dass es hier 300 Käsesorten gibt, fasziniert ihn. Als Puppenspieler erzählt er tragische Geschichten.
Jean-Paul Maillard ist Journalist und arbeitet an einer Interviewserie über Amerikaner in Paris. Er sucht seine Tochter.
Guillaume Blanc ist ein verschuldeter liebeskranker Maler. Er hofft, dass die reiche Kunstmäzenin Gertrude Stein ihn unterstützt.
Camille Clermont ist die ehemalige Haushälterin von Marcel Proust und besitzt etwas sowohl Wertvolles als auch Gefährliches von ihm.
Alex George beschreibt ein interessantes Paris, klangvolle Namen wie Josephine Baker, Sidney Bechet, Ernest Hemingway oder Picasso beleben die Geschichte. Seine Protagonisten sind sehr unterschiedlich, verzweifelt, hoffnungsvoll, einsam. Alle sind auf der Suche nach etwas Bestimmten. Zunächst verwirrend, zeichnen sich geschickt ausgearbeitete Zusammenhänge ab. Emotional, beeindruckend, mit unerwartetem Ende.
Nicht einfach zu lesen, gut ausgedacht, ausführlich.
Verlegt von Pendo, ein Imprint von Piper. Aus dem Englischen von Sabine Thiele.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere