Snow landet immer oben
Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und SchlangeEs sind die 10. Hungerspiele. Zum ersten Mal werden Studenten als Mentoren für die Tribute eingesetzt. Und Coriolanus Snow bekommt ausgerechnet Lucy Gray Baird aus Distrikt 12. Die Enttäuschung ist groß, ...
Es sind die 10. Hungerspiele. Zum ersten Mal werden Studenten als Mentoren für die Tribute eingesetzt. Und Coriolanus Snow bekommt ausgerechnet Lucy Gray Baird aus Distrikt 12. Die Enttäuschung ist groß, denn Coriolanus strebt eine erfolgreiche Karriere im Kapitol an. Wie soll er das mit einem Mädchen aus Distrikt 12 schaffen? Doch je näher er Lucy Gray kennenlernt, desto überzeugter ist er, dass sie die Hungerspiele gewinnen kann, und er wird alles in seiner Macht stehende tun, um das möglich zu machen.
Es ist überaus spannend, den jungen Coriolanus Snow kennenzulernen, seine Schulzeit, seine Familie, sein Umfeld und seine erste Berührung mit den Hungerspielen. Gleichzeitig erhalten wir einen Einblick in das Kapitol in der Nachkriegszeit und die Auswirkungen auf die Einwohner. Coriolanus hat unglaublich viel mit seiner Außenwirkung zu kämpfen, ebenso mit den obersten Befehlshabern. Er will selbst ein Anführer sein, muss sich aber mit der Obrigkeit gutstellen. Er ist in ständigem Zwiespalt mit seiner Persönlichkeit und seinen Zielen.
Das Buch ist von mehreren Liedern durchzogen, was ich wirklich schön fand; Coriolanus' Gedanken dazu haben mir auch geholfen, den Inhalt besser zu verstehen.
Die Hungerspiele insgesamt haben mir überhaupt nicht gefallen, weder die Vorbereitung mit Mentor und Tribut noch die tatsächlichen Spiele. Vor allem während der Spiele war man in den anderen Büchern komplett gefangen. Hier ist es leider äußerst langweilig. Auch die Zeit nach den Hungerspielen ist eher unspektakulär. Coriolanus schlägt zwar einen unerwarteten Weg ein und trifft Lucy Gray wieder, aber seine Geschichte ist an sich nicht gut erzählt.
Doch das Ende wird dann noch einmal aufregend. Die anfängliche Liebesgeschichte dreht sich um 180 Grad. Coriolanus zeigt seinen wahren Charakter, und wenn man das Buch noch einmal Revue passieren lässt, sieht man in vielen kleinen Aussagen, Gestiken, Gedanken oder Verhaltensweisen, dass er tatsächlich immer der war, der er als Präsident von Panem ist. Im Epilog wird aus Coriolanus dann vollständig Snow, wodurch sich der Kreis für mich wunderbar geschlossen hat.
Lucy Gray fand ich als Figur auch spannend. Mir hat auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und Coriolanus gefallen. Trotzdem war das Ende genau richtig gewählt.
Der Titel des Buches passt wie die Faust aufs Auge. Zuerst dachte ich, dass es eindeutig ist, dass Lucy der Vogel und Coriolanus die Schlange ist, aber am Ende war ich mir nicht mehr sicher, ob Lucy nicht beides in sich vereint.
Insgesamt war "Das Lied von Vogel und Schlange" so anregend für mich, dass ich unbedingt die anderen Bücher noch einmal lesen möchte. In der Mitte des Buches ist die Geschichte zwar leider langatmig und unspektakulär, aber der Rahmen ist wirklich gut gewählt, vieles wird erklärt und wir verstehen Präsident Snow ein wenig besser.