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Veröffentlicht am 15.02.2024

Ungerührt

Berührt von ihr
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Ich wollte etwas Leichtes für zwischendurch haben und da Geschichten über queere Frauen immer noch zu selten im Mainstream sind, habe ich mich das Buch gelesen.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Die ...

Ich wollte etwas Leichtes für zwischendurch haben und da Geschichten über queere Frauen immer noch zu selten im Mainstream sind, habe ich mich das Buch gelesen.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Die Anthologie zeigt neun Geschichten mit überwiegend lesbischen Frauen. Die Umgebungen variieren dabei - manche Akten finden im Büro statt, anderen wirken wie ein Märchen. Gemein sind ihnen jedoch die Techniken und der Mangel an einer kreativen Umsetzung.


Meine Meinung

Alle Texte sind gut geschrieben und lassen sich gut lesen. Die Sprache wirkte nicht hölzern, sondern fließend. Leider empfinde ich die Texte nicht als "magisch".

Das liegt an mehreren Faktoren. Fast alle Geschichten finden in monogamen Beziehungen statt bzw. zwischen Figuren, die sich ohnehin wollen. Lediglich ein Text zeichnet den Weg von Ablehnung zum Akt, ein anderer spielt zwischen einander unbekannten Figuren. Sie alle zeichnen deutliches Begehren, das erfüllt wird. Wirkliche Konflikte finden selten statt. Die Charakterzeichnungen sind vage, weil sie von Schwärmereien überlagert werden. Nur ein Akt findet im Rahmen ein polyamoren Konstellation statt. Außerdem fällt auf, dass die Ich-Erzählerinnen eher Genuss empfinden, wenn sie passiv sind. Dominante Erzählerinnen finden sich nicht.

Immerhin unterscheiden sich die Körperformen - es gibt sowohl feminine als auch androgyne Figuren, auch in Hautfarbe und Alter unterscheiden sie sich; die Altersdifferenz kommt sogar in mehreren Texten vor. Eine Figur leidet unter einer chronischen Krankheit und ich finde es wichtig, dass man darüber redet. Aber trotz mehrfacher Erwähnen hat die Krankheit keine Auswirkung auf die Handlung.

Auch die Techniken sind ähnlich, ungewöhnliche erogene Zonnen gibt es nur in wenigen Texten; in zwei Fällen wird immerhin ein Strap-On benutzt. Der Hintern findet kaum statt, Anales wird nicht bedient. Irgendwann war ich der gerollten Brustwarzen, den Zungen und Vaginen leid. Es gibt Autor:innen, die deutlicher schreiben oder solche, die gern sprachlich verhüllen. Hier wirkte alles gleich explizit und stilistisch nicht variantenreich.

An spritzigen Dialogen fehlt es auch, was wirklich schade ist.

Manche Texte haben immerhin interessanten Umgebungen z.B. eine Reporterin auf einer Promi-Party oder eine Frau, die der Regengöttin zur Frau gegeben wird. Aber auch hier endet der Spaß spätestens nach der Hälfte, wenn klar ist, wie sehr sich die Figurn haben wollen.


Fazit

Für mich war's leider eine herbe Enttäuschung. Manche Texte bleiben mir im Gedächtnis. Und Kurzgeschichten lassen selten Raum für Charaktertiefe und künstlerische Schnörkel. Aber mein Eindruck ist, dass die Anthologie zu sehr versucht hat, massenkompatible zu sein. Die Texte sind meistens vorhersehbar und trotz unterschiedlicher Umgebungen klingen sie gleich. Als Vorspiel mit dem Partner nett, aber für mich ein Flop.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Nicht gut aufbereitet

FRAUEN LITERATUR
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Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam ...

Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam macht. Aber leider hat das Buch für mich zuwenige Aspekte abgedeckt und zuviel wiederholt.

Worum geht es?

Es geht um Literatur von Frauen, die man idealerweise nichtmehr Frauen-Literatur nennt, sondern als Teil der (eher von Männern dominierten) Literatur anerkennt. Die Autorin zeigt auf, wie Frauen seit Jahrhunderten nicht wahrgenommen werden und wie der heutige Literaturbetrieb aussieht.

Was fand ich gut?

Mir hat gefallen, dass mich der Text sensibilisiert hat. Genauer hinzugucken, wie Bücher von Frauen geschrieben und wie sie rezensiert werden. Dass z.B. Literaturpreise so niedrig dotiert sind, dass sich Eltern bzw. Frauen davon keine Kinderbetreuung leisten können. Ich fand total interessant, dass Frauen nicht deswegen weniger veröffentlichen, weil sie schlecht schreiben, sondern weil ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt wurde, weil sie sich wegen der Arbeit und der Kinder nicht verwirklichen können und dass sie, wenn sie veröffentlichen, auf ihre Optik reduziert werden.

Mich hat das Buch angeregt zu hinterfragen, was der Konsum "männlicher" Lektüre mit mir gemacht hat - ich habe Vorurteile von "typisch weiblichen" und "typisch männlichen" Büchern entwickelt und bin gewöhnt, eher Männer und ihre Perspektive zu lesen.

Es gibt Klischees, derer sich Männer gern bedienen, wenn es um Frauen geht, und die ähnliche Gefühle anders bewerten. Von Frauenfiguren erwartet man, dass sie schwach und leidensfähig sind. Wenn Männer in Büchern leiden, wird das anders dargestellt und ist eher positiv besetzt.

Was fand ich nicht gut?

Der Gegenstand ist eingeschränkt: Die Erzählerin geht, so mein Eindruck, von Literatur aus, die im Kanon stehen sollte bzw. die in großen Verlagen erscheint und im Feuillton besprochen wird. Außerdem sollte diese nach Möglichkeit die Realität von Frauen widerspiegeln. Die Erzählerin sagt das nicht, aber die Beispiele im Buch vermitteln mir das.

Ich fand das so eingeschränkt. Denn Bücher erscheinen heute bei Indie-Verlagen oder im Selfpublishing und dort sind Frauen als Autor:innen erfolgreich. Sie werden rezensiert und wertgeschätzt, sie haben eine große Fangemeinde. Ich habe mich gefragt, warum Literatur nur etwas wert ist, wenn sie in etablierten Medien besprochen wird.

Dass auch Männer benachteiligt werden, wenn sie z.B. Liebesromane schreiben, weil ihnen keiner zutraut, dass sie über Gefühle schreiben können, ist nur ein Nebenschauplatz.

Was "typisch weibliches" Schreiben ist, kann auch die Autorin nicht erklären. Es gibt Themen, bei denen sie mehr Wissen haben oder die sie anders wahrnehmen. Dennoch würde ich niemals ein Buch von einem Autor, einer Autorin oder einer nicht-binären Person erkennen. Weil Schreiben nicht nur etwas mit Erleben, sondern auch Handwerk zu tun hat. Und einem Zugang zu sich selbst.

Was mich gestört hat, ist, dass die Autorin Beispiele nennt, in denen z.B. Bücher von Frauen negativ besprochen werden - aber kein Pendant eines männlichen Autors aufzeigt. Der Erzählstimme an diesen Stellen zu vertrauen, das fiel mir schwer, weil ich das so einseitig fand.

Mir fehlten im Buch sehr viele Beispiele. Besonders an Zitaten mangelt es ein bisschen. Es gibt einige Fußnoten, aber mir fehlte ein klares Bild.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch nach 20 % ständig wiederholt hat, bis uns die Erzählerin am Ende einen Einblick in den Literaturbetrieb gibt.

Außerdem fand ich die Sprache im Buch eher akademisch, unnötig komplex und nicht einfach zu lesen.

Fazit

Der Text kann ein Einstieg ins Thema sein, lässt aber zu viele Leerstellen. Anfang und Ende geben neue Impulse, der Mittelteil war nicht gut greifbar.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Mogelpackung

Sex/Life
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Ich habe dieses Buch über Netgalley angefordert, weil mich der Klappentext geködert hat. Ich dachte an eine Frau, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit weiterentwickelt, an die ...

Ich habe dieses Buch über Netgalley angefordert, weil mich der Klappentext geködert hat. Ich dachte an eine Frau, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit weiterentwickelt, an die Spannung, die aus den Tagebucheinträgen und der Realität entsteht. Ich hatte ein unterhaltsames, romantisches Buch mit guten erotischen Szenen erwartet. Mysteriös verspricht das Buch im Vorwort, man sollte es aufgrund der obszönen Darstellung sexueller Inhalte von Minderjährigen verstecken. "Obszön" ist an diesem Buch das ständige Selbstmitleid der Ich-Erzählerin und ihr Bedürfnis, ihre tolle Jugend, die gar nicht toll war, hinaufzubeschwören. "verstecken" sollte man das Buch vor jüngeren Lesern, weil es zeigt, dass nach 9 Jahren großer Liebe nur noch Frust steht und die Angst, das offen anzusprechen. Selten hat mich ein Buch so enttäuscht.

Vielleicht ist das Buch eine Parodie, die ich nicht verstanden habe.

Rezi enthält Spoiler.


Cover und Titel

Das deutsche Cover verkauft uns vier Männer - überwiegend handelt das Buch jedoch von Brooks Mann Ken, seltener von den drei festen Beziehungen vor ihm. Außerdem ist die Geschichte nicht so bunt und witzig, wie es das Cover verheißt. Ich mag die geometrische Gestaltung, ich mag die Farben, es ist ein wunderschönes Titelbild - für das Buch jedoch die pure Verschwendung. Eine Frau auf einer Bank in Pastellblau mit ein paar Glanzeffekten hätte es auch gebracht.

Allerdings finde ich den deutschen Titel "Sex/Life" passender als "44 Chapters About 4 Men" - denn es geht um Sex und die Frage, welche Auswirkungen er auf das Wohlbefinden hat.

Worum geht es?

BB hat ein Problem - ihr Mann ist ein toller Freund, als Liebhaber aber körperlich und emotional nicht brauchbar. Die Akte sind schlecht, Komplimente bekommt sie keine und auch sonst wirkt Ken eher passiv. Aus Frust beginnt BB Tagebuch über ihre Verflossenen zu schreiben - und als sie mitbekommt, dass er das liest, erschafft sie zwei Bücher - eines mit ehrlichen Schilderungen, das andere mit geschönten Beschreibungen, um ihren Mann zu besseren Akten zu animieren bzw. zu manipulieren.

Brooke

BB ist das Einzelkind zweier Hippies, die gern rauchend dasitzen. Viel mehr erfährt man nicht. An einigen Stellen wird erwähnt, dass sie gern fotografiert und malt, aber auch über sie erfährt man wenig. Sie hatte früher wenig Busen und hat sich beide Warzen piercen lassen, sowie ein paar andere Stellen. Als Teenager war sie ein Punk, mit schweren Stiefeln, kurzen bunten Haaren. Sie hat mit vielen Männern geschlafen und hat vieles ausprobiert, es gibt aber manches, was sie noch tun will z.B. am Strand oder im Flugzeug. Vielleicht wollte Brooke laut sein, um von ihren Eltern gehört zu werden? Als Erwachsene scheint ihr diese lebhafte Zeit noch sehr wichtig zu sein.

Brook hat eine beste Freundin, die aber wenig zur Handlung beiträgt.

Die drei Männer

Knight ist ein unnahbarer Rebell, der Brooke mag. Er ist spontan und leidenschaftlich, stalkt sie aber, als sie sich trennen - wie genau, das bleibt vage.

Hartley ist in jedem Sinne hässlich - seine Zähne sind nicht schön, er ist nicht intelligent und hat komische Tattoos. Bei Hartley driften Realität und Geschöntes am weitesten auseinander.

Hans ist Gitarrist in einer Band und genießt das Rock'n Roll-Leben. Man weiß nicht, ob er nicht mitbekommt, dass ihn Frauen anbaggern oder ob er Brooke nur gut anlügen kann. Er ist ein netter Kerl und mit ihm zieht Brooke sogar zusammen. Neben der Eifersucht scheitert die Beziehung aber daran, dass Hans nichts zum gemeinsamen Leben beiträgt.

Allen gemein ist, dass sie gefallene Jungs sind, die das Image des wilden, unangepassten Mannes haben. Brooke fühlt sich zu solchen Männern hingezogen. Ich vermute, dass sie jemanden sucht, zu dem sie aufblicken kann. Ich fand sie aber nicht so anziehend.

Ken

Ken ist Buchhalter und hat zwei Seiten. Die eine trägt Schwarz und darin wirkt er autoritär. In diese Seite hat sich Brooke verliebt. Die meiste Zeit ist er aber der schicke Typ im Hemd, der ruhig und ausgeglichen, ziemlich beherrscht wirkt. Und er mag Schmerzen. Ken überlässt Brooke die meisten Entscheidungen, durchdenkt Aufgaben aber gut. Brooke kann mit ihm lachen und sie mögen ähnliche Musik. Als Freund wäre er super, als Mann weniger.

Ich denke, dass sich Brooke in ihn verliebt hat, weil sie die "dunkle" Seite in ihm sieht und weil sie etwas Solides wollte - jemand, der Probleme löst, anstatt sie zu verursachen. Jemanden, an den sie Verantwortung abgeben kann.

Der Konflikt

Anfangs hat Brooke Kens Fähigkeiten noch wohlwollend betrachtet - dass er schüchtern ist, dass er andere Erfahrungen gemacht hat. Und sie hat das als Herausforderung gesehen. Mittlerweile leidet sie jedoch darunter. Obwohl selbst Psychologin, kann Brooke ihre Wünsche kaum kommunizieren. Ich habe mich lange gefragt, warum Brooke ihrer Vergangenheit nachtrauert und warum die Geschichten bei Ken so gut wirken. Ich denke, dass es um Spontanität geht, um eine Pause vom Alltag. Und dass die Geschichten völlig unromantisch sind, aber klar zeigen, was Brooke möchte.

Der Konflikt löst sich schließlich auf zwei Arten: Ken wird zum Super-Lover, der sie spontan im ganzen Haus beglückt - was für mich nicht nachvollziehbar war. Brooke vermutet dahinter eine Trotzreaktion und ich vermute, dass sie nicht lange anhalten würde, weil das zentrale Problem nicht gelöst ist. Brooke versucht das anszusprechen, aber es scheint nur oberflächlich anzukommen. Und die Figur setzt ihre Ansprüche herab, weil sie merkt, dass all die Akte, die in ihrer Fantasie so schön sind, real nicht so gut wirken.

Es gibt viele Möglichkeiten, an körperlichen und emotionalen Konflikten zu arbeiten - eine Affäre, Selbstliebe usw. All diese Möglichkeiten schöpft das Buch nicht aus. Es gibt sich mit einer eher konservativen, romantischen Lösung zufrieden.

Schreibstil und Gestaltung

Ich habe viele Absätze des Buches überflogen, weil Brooke ständig betonte, wie aufregend ihr Leben als Punk war - ich fand das öde und monoton.

Außerdem gibt es am Anfang ein Glossar, weil die Figur eigene Begriffe kreiert hat - die oft nur einmal verwendet werden. Ich fand sie witzig, aber es hätte keines Glossars bedürft. Ähnlich wie der Disclaimer am Anfang soll damit die Spannung gesteigert werden, was ich als Mogelpackung empfand.

Ich fand die Erotik nicht romantisch, nicht schön, sondern nur bitter. Ein bisschen explizit wird es, aber der pseudo-freche Stil der Figur macht die Stimmung kaputt.

Man kann den Schreibstil witzig finden, mich erinnerte er aber an eine 16-Jährige, die ihren Freundinnen in aller Ausführlichkeit und Übertreibung schildert, wie toll alles war.

Was ich gut fand: Den Moment, in dem im Akt Muttermilch aus ihrer Brust spritzt - damit können sich sicher einige Mütter identifizieren.

Fazit

Ein Reinfall.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Metapherngewitter

Thérèse und Isabelle
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Dass lesbische Literatur Platz im Mainstream hat, ist relativ selten. Daher freute ich mich, dass mit diesem Buch endlich ein Text über Frauenliebe bei einem namenhaften Verlag veröffentlicht wird.

Fazit ...


Dass lesbische Literatur Platz im Mainstream hat, ist relativ selten. Daher freute ich mich, dass mit diesem Buch endlich ein Text über Frauenliebe bei einem namenhaften Verlag veröffentlicht wird.

Fazit am Anfang: Damals war das Buch so revolutionär, dass es nur stark gekürzt veröffentlicht werden durfte. Es fällt mir schwer, das in die Bewertung einzubeziehen, weil ich dieses Thema gewohnt bin. Als Text für sich finde ich ihn aus handwerklicher Sicht nicht gut.

Das Cover ist hübsch - aber nicht für diese zarte Geschichte.

Worum geht es?

Das Buch beschreibt die Liebe zweier Schülerinnen in einem Internat in Frankreich, über der immer die Gefahr steht, dass die Erzählerin Therese von ihrer Mutter abgeholt wird oder dass beide erwischt werden.

Was hat mir gefallen?

Die Beziehung zur Mutter: Die Ich-Erzählerin hat ein inniges Verhältnis zur Mutter, sieht sich sogar als Vater-Ersatz und sie ist betrübt, als der Stiefvater dazwischen kommt. Das wirft die Frage auf, ob die dominante Isabelle nicht ein Mutter-Ersatz für Therese ist.

Das Machtgefälle: Therese wirkt im Buch eher passiv, sie lässt vieles machen und hat Bedenken, selbst aktiv zu werden. Sie fühlt sich von Isabelles offensiver Art angezogen, hat aber ständig Angst, dass sie erwischt werden. Man sieht sie selten genießen. Besonders am Anfang, als Therese die Hass-Liebe zu Isabelle beschreibt, wird die Ambivalenz gut deutlich. Diesen inneren Konflikt fand ich interessant.

Technik: Die Frauen wenden vielseitigen Techniken an, sie nutzen den ganzen Körper, was ich auch in Büchern der Jetzt-Zeit selten erlebt habe.

Was hat mir nicht gefallen?

Metaphern-Gewitter: Die Autorin springt ständig von einem Bild zum nächsten, ohne sie auszuführen. Ich habe schwer Halt gefunden, ich konnte mich selten in die Beschreibungen fallen lassen. Ich glaube, dass die Autorin vieles umschrieben hat. Ist das Selbstzensur, ist das ihre Sprache? Wahrscheinlich erkennen manche Leser darin große Kunst und entschlüsseln die Gefühle, aber für mich war es kein "Buch für Frauen", weil es die Gefühle nicht offen ausspricht, sondern schwer zugänglich ist.

Die Handlung: Es passiert nicht viel, und auch wenn das Buch ein bisschen Spannung hat, gibt es nichts, was das Geschehen vorantreibt. Das Buch gleitet von einer erotischen Szene zur nächsten, insgesamt gibt es drei Stück davon. Hinzu kommt, dass die Metaphern alles überdecken, zuviel Raum einnehmen.

Fazit

Ähnlich wie mit "Salz auf unserer Haut" bin ich mit dem Text nicht warm geworden. Aus queer-historischen Gründen ist es sicher interessant, das Buch und seine Geschichte aufzuarbeiten und herauszuarbeiten, wie solche Bücher sowohl den Feminismus als auch das Verständnis von queerer Liebe vorangebracht haben. Als Text für sich fand ich ihn langweilig, nicht mitreißend, nicht gefühlvoll und auch nicht erotisch.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

*Wein*

Flowers of Passion – Flammende Lilien
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Ich hatte das Buch angefordert, weil mir das Cover gefiel und ich die Idee eines Kosmetik-Unternehmens interessant fand. Letztlich hat das Buch sämtliche Erwartungen enttäuscht - es gibt weder eine interessante ...

Ich hatte das Buch angefordert, weil mir das Cover gefiel und ich die Idee eines Kosmetik-Unternehmens interessant fand. Letztlich hat das Buch sämtliche Erwartungen enttäuscht - es gibt weder eine interessante Handlung, noch einen guten Erzähl- oder Schreibstil. Dazu eine Hauptfigur, die ständig an "das Eine" denkt. Anders formuliert: Ich dachte, dass das Genre in all den Jahren kreativer geworden ist oder sich die Rollenbilder ein bisschen der Realität angenähert haben - dieses Buch tritt das mit Füßen. Wenn ich mir von den 10 EUR im Second-Hand-Laden ein paar schöne Klamotten kaufe, hab ich mehr Spaß damit.

Info am Anfang: Es handelt sich um den vierten Band der Reihe. Man versteht die Handlung problemlos, ohne die anderen Bücher zu kennen. Allerdings verliert man am Ende, als jede Figur nochmal ihren Auftritt hat, die Übersicht.

Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?

Um Kosmetik? Wenig. Um Düfte? Ein bisschen. Um Lilien? Sehr wenig. Um die Klage aus dem Klappentext? Drei Seiten lang - von 211 (bei mir). Das Buch handelt von einem Anwalt, der die Töchter seiner toten Schwester aufnimmt und die Chefin einer Kosmetikfirma und deren große Familie.

Und ein paar tiefe Gespräche über Überlastung in der Gesellschaft gibt es.

Charaktere

Valentina ist eine eher unauffällige Protagonistin. Sie mag ihre Familie und sie steht auf Düfte - das taucht sogar als Motiv manchmal auf. Wenn es notwendig wird, d.h. sich die Handlung erschöpft hat, bekommt sie ein paar Probleme. Nachdem sie von ihrem vorherigen Partner betrogen wurde bzw. er Exklusivität aufgekündigt hat, ohne ihr davon zu erzählen, traut sie sich als Teil einer Beziehung zu wenig zu. Sie denkt, dass ihre Erwartungen zu hoch sind und später, dass sie zuviel Raum in der Beziehung mit Anwalt Carter einnimmt. Für mich sind das reale Probleme, die es wert sind, dass man über sie spricht. Sie werden im Roman aber zu kurz ausgeführt bzw. sind nur Mittel zum Zweck. Das war traurig. Umweltbewusstsein scheint ihr nicht zu liegen, weil sie Carters Töchter dazu verführt, viele Klamotten zu kaufen. Ohnehin scheint es im Buch sehr einfach, als Ersatzmutter für zwei Töchter zu dienen, wenn man einen guten Geschmack für Kleidung hat.

Carter ist das Herzstück des Romans. Er ist das Alpha-Männchen, das sich mindestens fünfmal in Valentina "versenken" oder anders korpulieren möchte. Selbst tiefsinnige Gespräche werden untermalt von körperlichen Feuerwerken, meistens, nachdem der Konflikt kurz angesprochen und schnellstmöglich abgeharkt wurde. Er möchte die Gefühle der Frau steuern und vermeldet auf S. 175, übrigens inmitten eines Aktes, "Du darfst niemals an meinen Gefühlen für dich zweifeln. Versprichst du mir, dass du das nicht mehr tust?" - er stuft sie damit auf das Niveau eines kleinen Kinders herab. Wenn sie zweifelt, ist es seine Aufgabe als Partner, sie dabei zu unterstützen, damit sie damit besser umgehen kann. Auch Carters eigene Auffassung von Männlichkeit ist einfach. Als er denkt, dass Valerie ihn verlässt, weil sie kommentarlos ihre Klamotten aus der Wohnung holt, und beide das später geklärt haben, notiert er "Ein schwacher Moment. Wird nicht wieder vorkommen." - ich weiß nicht, ob das ein Witz war, aber es ist nicht schwach Angst zu haben, egal, welchem Gender man sich zuordnet. Jeder darf schwach sein, solange er anderen damit keinen Schaden zufügt. Ansonsten mag Carter seine Töchter und hat ein gutes Verhältnis zu ihnen.

Die anderen Familienmitglieder nehmen Raum ein - manche mehr, manche weniger. Aber es fiel mir schwer, ein Gefühl für sie zu bekommen. Aber sie lenken gut von all den körperlichen Szenen ab und sorgten für eine lockere, witzige Stimmung. Und ein paar Nebenschauplätze.

Die Erotik

Die Akte finden in den ersten zwei Dritteln überwiegend digital und mündlich statt, im letzten Drittel gibt es auch ausführliche Penetrationen. Ich weiß nicht, ob das geplant war, damit sie sich steigern, ich fand's langweilig. Meist geht die Initiative vom Mann aus, wenn es die Frau tut, wirkt das eher plump und als würde der Erzähler schnell zu Bekanntem zurück kehren wollen. Die Szenen sind nicht kreativ, weder was Orte noch Techniken noch Atmosphäre betrifft. Immerhin verschont uns die Autorin mit einem Schluss-Akt.

Erzählstil

Was mich im Buch genervt hat ist, dass Figuren und Handlungen nur auftauchen, wenn es notwendig wird. Z.B. die Sandwich-Lieferantin auf S. 81, die den Raum betritt und vorgestellt wird, aber eigentlich öfters Sandwiches bringt.

Die Handlung wird aprupt gerafft, Szenenübergänge sind oft wenig vorhanden. Für mich fehlt hier das Gefühl für Erzähltempo und Ausfaden.

Auch bei der Klage wusste ich nicht, wie wichtig sie wirklich für das Unternehmen ist - im Klappentext und den ersten Seiten wirkte sie essentiell, weil das Produkt innovativ ist und sie jahrelang darauf hin gearbeitet haben. Später erfahren wir aber, dass das Unternehmen gut läuft und noch andere Produkte hat, die sie gut verkaufen; dass es eher die Schadenersatzforderungen sind, die Schwierigkeiten machen. Businessmagazine haben im Buch das Niveau von Käseblättern, die nicht recherchieren können. Das untergräbt den Wert von qualitativem Journalismus.


Schreibstil

Selten sind mir einem Verlagsbuch so viele Wortwiederholungen aufgefallen, oft binnen einer Seite. Ich weiß nicht, ob es an der Autorin liegt oder der Übersetzung. Aber anhand meiner Stichproben denke ich: die Übersetzung. Das zweimalige "ins Schlafzimmer schaffen" auf S. 118/119 wird im Original einmal mit "make it upstairs" (bis nach oben schaffen) beschrieben. Bei "My sisters were shoe lovers, but scarves were my kryptonite.", was mit "Meine Schwestern waren beide mehr Schuhliebhaberinnen, aber ich konnte nicht genug Tücher haben." übersetzt wird, geht der Humor komplett verloren. Ich würde im Zweifel zum Original greifen, weil sich das Genre generell leicht lesen lässt.

Grundsätzlich ist der Text stolperfrei und lässt sich flüssig lesen. Ich fand's aber nicht angenehm.

Auffällig ist übrigens, dass kaum Markennamen genannt werden, aber "Sephora", eine mittelpreisige Kosmetikmarke, die in Deutschland überwiegend in Parfümerien und Kaufhäusern erhältlich ist, fünfmal genannt wird. Weil sie das höchste Ziel ist, das Valentina erreichen kann. Ich fand das trotzdem komisch.

Fazit

Wem das Genre gefällt, wer die Klischees und Schemata mag, die abgearbeitet werden, und wer sich nicht daran stört, dass Konflikte als gelöst gelten, wenn sie mit einem Akt enden, möge das Buch lesen. Dann aber immerhin das Original.

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