Was wären wir ohne Sprache?
Die Sprache des LichtsMit Margarète, einer katholischen Spionin, Edward Kelley, einem englischen Tunichtgut, und Jacob Greve, einem unscheinbaren Sprachgenie, reist die Leserschaft durch das von Religionsstreitigkeiten erschütterte ...
Mit Margarète, einer katholischen Spionin, Edward Kelley, einem englischen Tunichtgut, und Jacob Greve, einem unscheinbaren Sprachgenie, reist die Leserschaft durch das von Religionsstreitigkeiten erschütterte Europa der Renaissance und erfährt unglaubliche Dinge über Sprachfaszination, -begeisterung und -besessenheit.
Der schier unglaubliche Detailreichtu, mit der die Welt und Liebe zur Sprachvielfalt in diesem Roman umfassend recherchiert zur Darstellung gebracht werden, ist die absolute Stärke des Romans. Die Besonderheiten von Sprache(n), ihre Macht und ihre Funktion als verbindendes und trennendes Mittel, werden bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet und begeisternd und inspirierend transportiert. Der Roman gewährt nicht nur Einblicke in andere Sprachsysteme, sondern zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie abhängig der Mensch von Sprache und Sprachwissen ist.
Dieses Thematik ist eingebettet in eine sehr überzeugende und genau kontextualisierte Renaissance-Welt, die einen atmosphärischen Rahmen für die abwechslungsreiche, mit vielen Ortswechseln verbundene, Handlung bietet, die zeitweise auch mal einem Schelmenroman entsprungen zu sein scheint.
Trotz all dieser sehr positiven Punkte, schwächelte der Roman für mich jedoch zeitweise im Bereich der Figurenzeichnung und zum Ende hin auch in der Handlungskonstruktion. Die Figuren werden teilweise von der Last der Informationsvergabe erdrückt und erhalten nur wenig Möglichkeiten der freien Entfaltung, sodass der Leserschaft eine emotionale Nähe verwehrt bleibt. Der Schluss erscheint dann recht konstruiert und fast etwas pathetisch.
Dennoch ist und bleibt dieser historische Roman eine anspruchsvolle und intelligente Schleckerei für Menschen mit Sprachbegeisterung, die einen sehr viel klüger macht.