Cover-Bild Viktor
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Urachhaus
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 18.05.2021
  • ISBN: 9783825162351
Judith Fanto

Viktor

Eva Schweikart (Übersetzer)

Wien, 1914. Der junge Viktor entwickelt sich mit seiner unkonventionellen Art zum schwarzen Schaf seiner wohlhabenden jüdischen Familie.

Nimwegen, 1994. Die Studentin Geertje hat es satt, dass sich ihre Familie auch Jahrzehnte nach der Schoah noch immer für ihr Judentum schämt. Sie will die Mauer des Schweigens endlich durchbrechen. Denn das Schicksal ihrer Familie ist allgegenwärtig – auch das von Viktor.

Basierend auf der wahren Geschichte der Wiener Familie Fanto, erzählt Judith Fanto in diesem preisgekrönten Debüt zutiefst berührend und zugleich humorvoll von einer Frau, die sich auf die Suche begibt: nach ihren verschütteten jüdischen Wurzeln, nach Spuren von Viktor – und nach den Mächten, die aus der Vergangenheit bis heute auf sie einzuwirken scheinen.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Denkmal fur eine Familie

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In ihrem Roman “Viktor” macht sich die niederländische Autorin Judith Fanto auf die Suche nach ihrer jüdischen Identität, spürt der Geschichte ihrer Familie nach und legt Gefühle von Schuld, Angst und ...

In ihrem Roman “Viktor” macht sich die niederländische Autorin Judith Fanto auf die Suche nach ihrer jüdischen Identität, spürt der Geschichte ihrer Familie nach und legt Gefühle von Schuld, Angst und Verlust frei.

Judith, zu Beginn noch Geertje genannt, wächst in den Niederlanden auf. Ihre Großeltern mussten während des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat Wien fliehen und in Belgien untertauchen. Die Beziehung der Familie zum eigenen Judentum ist kompliziert und stark durch Angst, Traumata und Verdrängung geprägt. Daher ist Judith sich lange Zeit der eigenen Familiengeschichte und Identität kaum bewusst.

Mit ihrer Akzeptanz dieser Identität stellt sich Judith der Geschichte entgegen. Als Erste in ihrer Familie erkämpft sie sich einen Platz in der Gegenwart, der sich nicht durch Ängste, Schuldgefühle und Traumata definiert. Sie will sich nicht verstecken, sondern sucht nach der Wahrheit und scheut keine Konfrontation.

Doch damit ist nur eine der zwei Zeitebenen beschrieben, auf denen der Roman spielt. Der Roman macht den Leser auch mit dem Leben Viktors bekannt, dem Bruder des Großvaters von Judith. Judith fühlt sich mit Viktor verbunden, denn ihre eigene rebellische Art erinnert die Großeltern oft an Viktor. Die Faszination für ihren Vorfahren rührt sicherlich auch daher, dass sie immer nur Bruchstücke aus seinem Leben erfährt und nie seine ganze zusammenhängende Lebensgeschichte. Also macht sie sich im Familienarchiv selbst auf die Suche, findet Briefe, Tagebucheintragungen und andere Dokumente, die es ihr ermöglichen, Viktors Geschichte nachzuzeichnen.

Viktor ist eine starke Figur, die sich nichts vorschreiben lässt, die sich weigert, die Umstände zu akzeptieren und sich auflehnt. Dass er anstatt “Heil Hitler” konsequent “Drei Liter” ruft, ist lediglich eine seiner zahlreichen Wiederstandshandlungen.

Diese zweite Handlungsebene verdeutlicht, wie sich der institutionelle Antisemitismus während der Nazi-Herrschaft in Wien allmählich ausbreitete, wie Razzien, Ausschreitungen und Gewalt den Alltag zu bestimmen anfingen. Zunächst begann man, getrennte Schulklassen für jüdische Kinder einzurichten. Doch schon bald kam es zu einer Entfesselung von Hass, der in der Enteignung, Demütigung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung endete und in einem drei Tage und Nächte andauernden Pogrom nur einen ihrer Höhepunkte fand.

Judith Fanto hat mit diesem Roman ihrer eigenen Familie, und ganz besonders Viktor, ein Denkmal gesetzt. Sie hat die verlorenen Stimmen, die der Welt auf grausamste Weise entrissen wurden, wieder zum Leben erweckt und sie ihre Geschichte erzählen lassen. “Viktor” ist ein lesenswerter Roman, der gekonnt geschrieben und oft tiefsinnig ist und zuweilen sehr nahe geht.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Auf der Suche nach den Wurzeln

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Wien, 1914. Viktor ist der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er ist kein angepasster Typ, aber er ist empathisch und fühlt nicht nur mit anderen, sondern setzt sich auch für sie ein. Allerdings ...

Wien, 1914. Viktor ist der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er ist kein angepasster Typ, aber er ist empathisch und fühlt nicht nur mit anderen, sondern setzt sich auch für sie ein. Allerdings interessiert er sich wenig dafür, etwas aus seinem Leben zu machen, wie es die Familie erwartet.
Nimwegen, 1994. Geertje weiß nicht viel über ihre Vorfahren, doch sie möchte wissen, warum ihre Familie mit dem Judentum ihre Schwierigkeiten hat. Es ist ein Thema, über das nicht gesprochen wird. Doch Geertje will mehr über ihre Wurzeln erfahren. Je tiefer sie in die Vergangenheit eindringt, umso mehr verbindet sie mit ihren jüdischen Wurzeln und sie nennt sich fortan Judith.
Die Autorin erzählt sehr feinfühlig und interessant, wobei sie durch ihre eigene Familiengeschichte inspiriert wurde. Auch wenn viele so leicht erzählt ist, gibt es doch auch immer wieder Abschnitte, die furchtbar sind.
Was mit den jüdischen Menschen vor und während des zweiten Weltkrieges geschah, wissen wir alle zur Genüge. Das ist auch an Viktor und Geertjes Familie nicht vorbeigegegangen. Das Thema wird aber nicht nur totgeschwiegen, Geertjes Eltern praktizieren ihren Glauben nicht mehr. Doch Geertje kann so nicht leben, sie muss wissen, was geschehen ist, um zu sich selbst zu finden. Mehr noch aber hat mich Viktor beeindruckt, der früh erkannt hat, was auf die Juden zukommt und Widerstand geleistet hat. Da sein Aussehen so gar nicht jüdisch ist, nutzt er dies, um zu helfen. Er ist eine wirklich interessante Persönlichkeit, der mit einer unvergleichlichen Nonchalance seinen Weg geht.
Es ist ein berührender, wundervoller Roman, der einen nicht so schnell loslässt.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Die Vergangenheit in der Gegenwart

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„Viktor“ von Judith Fanto.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Beide handeln von und mit der jüdischen Familie Rosenbaum/van den Berg. Die erste Zeitschiene beginnt vor dem zweiten Weltkrieg ...

„Viktor“ von Judith Fanto.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Beide handeln von und mit der jüdischen Familie Rosenbaum/van den Berg. Die erste Zeitschiene beginnt vor dem zweiten Weltkrieg in Wien. Zentrale Figur ist der junge Mann Viktor (Sohn der Rosenbaums). Er lebt sein Leben unkonventionell und mit viel Kreativität, Witz und Charme. Auch wenn nicht immer alles ganz nach den strengen Rechtsordnungen des Staates zugeht, muss man doch ständig schmunzeln. Denn er bereichert sich nicht um seiner Selbstwillen, sondern hat immer das Wohl der Schwächeren im Blick. Doch dann kommt Hitler in Deutschland an die Macht und auch das Leben in Wien ändert sich radikal. Die jüdischen Bürger sind Schikanen und Gewalt machtlos ausgeliefert. Auch Viktors Familie bekommt dies zu spüren. Doch ein Teil dieser Familie kann sich durch eine Flucht nach Belgien retten.
Die überlebende Familie lebt in den Niederlanden. Und hier beginnt der zweite Handlungsstrang in den 1990er Jahren. Im Mittelpunkt steht hier die junge Geertje. Ihre jüdischen Wurzeln sind ihr bewusst, doch versucht ihre Familie diese wie einen Makel zu verstecken. Und so gerät sie zunehmend in eine Identitätskrise. Sie begibt sich auf Spurensuche um die Vergangenheit ihrer Familie zu erforschen und damit das Schweigen zu brechen.

Der Roman war unglaublich aufwühlend. Beide Handlungsstränge hatten mich schon nach kurzer Zeit total gefesselt. In kurzen Kapiteln wurde zwischen den Zeitebenen hin und her gesprungen. Die Autorin hat beide so perfekt miteinander verknüpft, dass es sich dennoch wie eine Geschichte las. Die Figur „Viktor“ war unglaublich witzig, spontan und liebenswert. Ein Mensch, denn man gerne gekannt hätte und dessen Schicksal sehr berührt. Die junge Geertje ähnelt ihm in ihrer Unerschrockenheit. Durch sie werden in dem Buch Dinge angesprochen, die kaum öffentlich diskutiert werden. Das Leiden der zweiten Generation, die Übertragung von Traumata auf die Kinder und das Gefühl von Schuld bei den Opfern. Ihre Suche nach der Geschichte ihrer Familie war für Geertje eine Suche nach sich selbst. Sie hat dem Leser damit vor Augen geführt, dass niemand als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt. Jeder Mensch trägt die Schatten der Vergangenheit in sich und gibt sie an seine Kinder weiter. Geschichte ist nicht nur Vergangenheit sondern auch Gegenwart.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Berührender Roman um eine Identifikationssuche verbunden mit einer jüdischen Familiengeschichte

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Ich habe dieses Buch Seite für Seite genossen und das Buch hat mich nach dem "Zu-Ende-Lesen" sehr nachdenklich zurückgelassen.

Es geht um die Identitätssuche einer jungen Frau, die innerhalb einer jüdischen ...

Ich habe dieses Buch Seite für Seite genossen und das Buch hat mich nach dem "Zu-Ende-Lesen" sehr nachdenklich zurückgelassen.

Es geht um die Identitätssuche einer jungen Frau, die innerhalb einer jüdischen Familie aufwächst. Die Familie fühlt sich jedoch nicht jüdisch fühlt und pflegt keine jüdischen Traditionen.
Über den 2.Weltkrieg und die getöteten Familienmitglieder wird nur verklausuliert in einer alternativen Zeitrechnung gesprochen" vor dem Krieg- im Krieg- nach dem Krieg" und " Viktor-Der lebt nicht mehr".
Was hat es mit Viktor auf sich, dem scheinbar "schwarzen" Schaf der Familie?
Der Roman findet auf zwei Zeitebenen und verschiedenen Orten statt: In der Gegenwart in den Niederlanden mit Judith, die auf der Identitätssuche und der Familiengeschichte auf der Spur ist und die Vergangenheit der Familie in Wien mit Viktor in der Zeit des Beginns des Nationalsozialismus und des Krieges mit den Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern .

Der Schreibstil des Romans ist flüssig und die Übergänge von der Gegenwart in die Vergangenheit mit Viktor sind gut gut für den Leser abgegrenzt und nachvollziehbar.
Das Buch hat mich berührt und es wird nicht das letzte Buch sein, das ich von dieser Autorin gelesen habe.
Ich gebe daher eine 100%ige Leseempfehlung für dieses Buch!

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Mehr als eine Familiengeschichte…

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Viktor ist das schwarze Schaf der Familie Rosenbaum, weil er nicht den konservativen Vorstellungen seiner Familie entspricht. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ahnt noch niemand, welchen Nutzen ...

Viktor ist das schwarze Schaf der Familie Rosenbaum, weil er nicht den konservativen Vorstellungen seiner Familie entspricht. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ahnt noch niemand, welchen Nutzen die Familie daraus noch ziehen wird.
In der Gegenwart ist die junge Gerrtje van der Berg auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität, die innerhalb der Familie auf die verschiedensten Weisen verdrängt und negiert wird. Eben dieses Verschleiern macht ihr schwer zu Schaffen und so begibt sie sich auf eine Reise in die Familiengeschichte.
Das es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, sondern sich dazwischen zahlreiche Graustufen befinden, wird bei diesem Roman sehr deutlich! Und eine weitere wichtige Aussage enthält dieses Buch: Verdrängen und Schweigen erscheint auf den ersten Blick die „leichtere“ Variante, jedoch ist es für andere und vor allem für die nachfolgenden Generationen eine schwere Bürde, da Verhaltensweisen fehlinterpretiert werden. Dieses Buch ist somit nicht „nur“ ein Roman und die Aufarbeitung einer Familiengeschichte, sondern gibt auch exemplarisch einen tiefen Einblick in die Thematik „vererbte Erinnerungen“.
Ein Buch das sowohl fesselt als auch zum Nachdenken anregt! Klare Leseempfehlung!

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