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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2021

Nur einer kann gewinnen

Der Nachlass
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„Der Architekt“ und „Murder Park“ hatten mich überzeugt. Und auch „Der Nachlass“ hat mich nicht enttäuscht. Schon die Leseprobe ließ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierteren Thriller hoffen. ...

„Der Architekt“ und „Murder Park“ hatten mich überzeugt. Und auch „Der Nachlass“ hat mich nicht enttäuscht. Schon die Leseprobe ließ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierteren Thriller hoffen. Worum geht es?
Hedda Laurent ist tot. Ihr Mann, die vier Kinder mit ihren Familien und Heddas Bruder sind nach Berlin gekommen, um Abschied zu nehmen. Doch bei der Testamentseröffnung erleben sie eine böse Überraschung. Nur einer der Anwesenden wird Heddas beträchtliches Vermögen erben. Wer der Glückliche ist, soll ein Wettkampf entscheiden. 27 Aufgaben müssen die Angehörigen lösen. Wer wird verlieren, wer wird gewinnen? Und um welchen Preis?
Jonas Winner hat seinen neuen Thriller packend inszeniert. Der Plot erinnert an „Mord im Orientexpress“ von Agatha Christie: In einem abgeschlossenen Raum geschieht ein Mord; der Täter oder die Täterin muss sich unter den Anwesenden befinden, denen eine Flucht unmöglich ist. Nun ja, hier ist es eine Villa auf einer Insel im Tegeler See.
Der Autor, erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Zwischendurch sind immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Die Psycho-Spielchen, denen die Familie ausgesetzt ist, haben einen hohen Unterhaltungswert.
Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Irgendwann taucht die Frage auf, wer in diesem ganzen Szenario eigentlich Täter ist, wer ist Opfer? Die Frage bleibt lange unbeantwortet. Im letzten Drittel wird das Buch enorm spannend - und punktet mit einem mehr als überraschenden Ende.

Fazit: Starker Stoff. So muss Thriller!

Veröffentlicht am 08.06.2021

Eine Frage der Knochen?

Ostseeschmerz
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„Ostseeschmerz“ von Elias Haller ist der vierte Fall für das Dreamteam aus Anklam: Hardy Finkel und Greta Silber. So gut die Vorgänger auch waren, der neue Thriller ist noch besser, spannender. Ein Serienkiller-Thriller ...

„Ostseeschmerz“ von Elias Haller ist der vierte Fall für das Dreamteam aus Anklam: Hardy Finkel und Greta Silber. So gut die Vorgänger auch waren, der neue Thriller ist noch besser, spannender. Ein Serienkiller-Thriller mit einer interessanten Geschichte in der Geschichte.
Hardy und Greta müssen den Tod einer Esoterikerin aufklären, die sich auf Knochen verstand. Die Spur führt sie nach Hiddensee. Es geht um einen Vermisstenfall und einen Mörder, von dem alle glauben, er wäre tot. Es handelt sich um einen Fall, der auf wahren Begebenheiten basiert. Ein ungeklärtes Verbrechen.
Elias Haller hat seinen neuen Ostsee-Thriller packend inszeniert. Der Plot ist glaubwürdig und nicht vorhersehbar. Der zeitgeschichtliche Hintergrund bietet eine hohe atmosphärische Dichte. „Ostseeschmerz“ punktet mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen, mit denen der Autor die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt.
Hardy und Greta sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Auch Hardys Freund Jan und die Studentin Lena sind wieder mit von der Partie. Eine sympathische Truppe, der ich gerne wieder über die Schulter schauen möchte. Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger, so dass die Reihe hoffentlich weitergeht.

Fazit: Fall Nr. 4 für Finkel & Silber. Hier wird der Leser nicht nur hervorragend unterhalten, sondern bekommt auch noch viel Stoff zum Nachdenken.

Veröffentlicht am 26.05.2021

Frau, Migrantin, Muslima.

Die Kandidatin
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„»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.“ Das ist der erste Satz aus „Die Kandidatin“, einem Roman von Constantin Schreiber, der mich begeistert hat.
Die ...


„»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.“ Das ist der erste Satz aus „Die Kandidatin“, einem Roman von Constantin Schreiber, der mich begeistert hat.
Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, kurz vor einer Bundestagswahl, bei der Menschen ab siebzig nicht mehr wählen dürfen. Sabah Hussein will Kanzlerin werden und hat in einem diversen, multireligiösen Deutschland gute Chancen.
Angestellte und Manager:innen ohne Vielfaltsmerkmale können mit einer Frist von sechs Wochen entlassen werden: Migrant Supremacy! Grün ist die Farbe des Islam, der Hoffnung, des Friedens. Unter muslimischen Wählern ist Sabahs Ökologische Partei die meistgewählte Partei.
Mittels der sogenannten »Peinlichen Analyse« werden sämtliche digitalen Daten von Bewerbern durch eine speziell dafür entwickelte Software auf deren politische Ausrichtung hin analysiert. Es geht um Migration, Gender, Gerechtigkeit, Diversität.
»Bereits seit einigen Monaten muss jede und jeder in Deutschland einen Eintrag im Personalausweis führen, ob sie oder er weiß, schwarz, Muslim:in, homo- oder transsexuell ist, ob sie einen Hijab trägt oder ob sie oder er auf andere Weise divers ist.«
Ein düsteres Szenario, das Constantin Schreiber sich ausgedacht hat. Die „Kandidatin“ erinnert ein wenig an Huxleys „Schöne neue Welt“ und „1984“ von George Orwell. Es geht um totale Kontrolle in einem fiktiven Staat. Brillante Einfälle und eine unsympathische Protagonistin, die etwas zu verbergen hat. Und so geht es auch um Neid und Rache.

Fazit: Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Brandaktuell und packend.

Veröffentlicht am 24.05.2021

Alles fängt wieder von vorne an

Das dunkle Herz von Palma
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„Das dunkle Herz von Palma“ von Mons Kallentoft ist die Fortsetzung von „Verschollen in Palma“, einer Krimi-Reihe, die auf Mallorca verortet ist. Band 2 fängt genau dort an, wo Band 1 aufgehört hatte: ...


„Das dunkle Herz von Palma“ von Mons Kallentoft ist die Fortsetzung von „Verschollen in Palma“, einer Krimi-Reihe, die auf Mallorca verortet ist. Band 2 fängt genau dort an, wo Band 1 aufgehört hatte:
Tim Blanck ist nach Stockholm zurückgekehrt, zu seiner Frau Rebecca und ihrer neugeborenen Tochter, nachdem er seine vermisste Tochter tot aufgefunden hatte. Wie sich herausstellt, ist die Tote dann doch nicht Emme. Also reist Tim erneut nach Mallorca, um seine Tochter zu suchen. Diesmal führen ihn die Spuren auf das spanische Festland, zu weiteren verschwundenen Mädchen.
Der Autor zeigt Mallorcas dunkle, abgründige Seite. Es geht um Menschenhandel und die Mafia. Kriminelle Vorgänge, in die auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Unterhaltung in Stakkato-Sätzen. Rasant, wie im Drogenrausch. Spannend, keine Frage. Es gibt Morde und Erpressungen - und reichlich Verwirrung, bis zum überraschenden Ende. Noch besser als der Vorgänger.

Fazit: Hart, brutal, herausfordernd, anspruchsvoll. Kein Urlaubskrimi!

Veröffentlicht am 18.05.2021

Wahres, Falsches und Ausgedachtes

Russische Botschaften
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Mit „Radikal“ und „Jenseits“ hatte Yassin Musharbash sich dem Thema Terrorismus angenommen. In „Russische Botschaften“ geht es um Fake News und Desinformation. Und wieder bin ich begeistert!
Wie schon ...


Mit „Radikal“ und „Jenseits“ hatte Yassin Musharbash sich dem Thema Terrorismus angenommen. In „Russische Botschaften“ geht es um Fake News und Desinformation. Und wieder bin ich begeistert!
Wie schon in den Vorgängerromanen arbeitet Merle Schwalb als Journalistin für den Globus in Berlin. Ihre nächste Geschichte fällt ihr im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße: Ein Mann stürzt vom Balkon. Wer ist der Tote? Handelt es sich um einen Unfall, Mord oder Selbstmord? Bald ist klar, Anatoli Nowikow war ein russischer Agent. Zusammen mit eigenen Leuten und Kollegen von der Norddeutschen Zeitung recherchiert Merle die Namen von einer dubiosen Liste, die der Tote verfasst hatte…
Yassin Musharbash hat seinen neuen Thriller John Le Carré, dem Meister des anspruchsvollen Spionageromans gewidmet. Ein authentischer, hochaktueller Polit-Thriller. Dass man bei der Flut von Informationen schon mal den Überblick verliert, verwundert nicht.
Einstieg. Aufblase. Unerbittlich dreht der Autor an der Spannungsschraube. Letztlich mündet die Geschichte in einen filmreifen Showdown. Doch das ist noch nicht das Ende: »It’s not over, till it’s over«. Diese Thriller sind so gut, dass es schwerfällt, lange auf einen Nachfolger zu warten.

Fazit: Superspannend und beklemmend realistisch.