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Veröffentlicht am 15.11.2021

Paris und seine Karussels

Das Karussell der verlorenen Träume
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Mit diesem Roman von Juliet Blackwell begeben sich die Leser mit Cady aus Kalifornien auf die Suche nach dem Hersteller des Kaninchens Gus. Gus ist ein Karussellkaninchen und hatte wohl vor vielen Jahren ...

Mit diesem Roman von Juliet Blackwell begeben sich die Leser mit Cady aus Kalifornien auf die Suche nach dem Hersteller des Kaninchens Gus. Gus ist ein Karussellkaninchen und hatte wohl vor vielen Jahren seine Runden auf einem Karussell gedreht.

Cady ist Fotografin und arbeitet manchmal für Zeitschriften. Sie hat ein persönliches Faible für alte Karussells. Sie fotografiert diese am liebsten und setzt sie mit unterschiedlichsten Techniken in Szene, um sie auf ihre Fotos zu bannen. Nachdem ihre Freundin verstorben ist, wird sie von einer anderen Freundin angespornt, nach der Herkunft des Kaninchens zu forschen. Das soll nämlich aus der berühmten Karussellschnitzerei Bayol in der Provence stammen. Cady geht den Spuren in Frankreich nach und lernt viel über die europäische Geschichte und Jean-Paul kennen.

Die Geschichte um Cady und Gus wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt, die wie Zahnräder ineinander greifen. Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart. Dazu gehört der Tod ihrer Freundin, der Auftrag zu einem Fotobuch über Pariser Karussells, die Begegnung mit Jean-Paul.

In der Zeitebene um den Beginn des 20sten Jahrhunderts erfahren die Leser vom Wachstum der Karussellfabrik Bayol, seinen Künstlern und Schnitzern, von Auftraggebern für die Herstellung eines Karussells. Wie eine abgeschlossene Geschichte liest sich das Streben eines jungen Mädchens, das in die Männerwelt der Schnitzkünstler eindringen möchte, um Schnitzerin zu werden. Herrlich!

Mit der dritten Zeitebene geht es zurück in die Kindheit von Cady. Wir erfahren, wie es ihr als Kind ergangen ist, warum sie herumgereicht wurde und wie sie schließlich bei der Freundin gelandet ist, deren Tod sie nun betrauert. Die Geschichte von Cady sorgt für Verständnis, Nachvollziehbarkeit und Mitgefühl für ihr Verhalten in der Gegenwart. Ihr Streben, der Herkunft von Gus auf die Spur zu kommen, erscheint ganz klar.

Neben diesen Geschichten erzählt Juliet Blackwell in Bildern die Landschaften, Örtlichkeiten und das Verhalten der Menschen in dem für Cady fremden Land Frankreich. Mit glitzernden Augen können die Leser die zahlreichen Karussells in Paris bestaunen. Man hört die Glöckchen, das Rasseln, die Kinderstimmen und die Musik der sich drehenden Vergnügungsstätten. Aber auch den Lärm in den Pariser Straßenzügen.

Man spürt das Glück von Cady über ihr erstes selbstgekochtes Gericht. Man sieht ihre Röte im Gesicht, wenn Sie ein Kompliment erhält. Es ist anrührend!

Den Roman von Juliet Blackwell habe ich sehr genossen. Sowohl die Handlung um die Suche als auch die Liebesgeschichte haben mir gefallen. Als Parisliebhaber hatte ich wieder die Gelegenheit, auf den mir vertrauten Straßen zu wandeln.

Ein Roman, den ich sehr gerne empfehle und Leserinnen und Lesern anrate, die in eine spannende Geschichte eintauchen wollen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 06.11.2021

In der Tränennacht macht ein Serienkiller Jagd auf Frauen

Tränennacht
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In Karen Rose’s neuem Thriller bekommt man es mit einem Täter zu tun, wie er aus TV-Serien wie »Criminal Minds« bekannt ist.

Ein Serienkiller macht den Sacramento Jagd auf Frauen. Eines Abends sucht er ...

In Karen Rose’s neuem Thriller bekommt man es mit einem Täter zu tun, wie er aus TV-Serien wie »Criminal Minds« bekannt ist.

Ein Serienkiller macht den Sacramento Jagd auf Frauen. Eines Abends sucht er sich Daisy als Opfer aus. Doch damit gelangte er an die Falsche. Daisy hatte viele Jahre Nahkampftraining und weiß sich zu wehren. Sie schlägt ihn in der nächtlichen Straße in die Flucht, nicht ohne ihm eine Kette mit Medaillon vom Hals zu reißen.

Zu Daisys Freunden gehören viele Polizisten, es ist eine Cop-Familie. Ebenfalls dabei FBI-Mann Gideon. Der erkennt das Medaillon und es katapultiert ihn in seine eigene Vergangenheit. Daisy und Gideon machen sich gemeinsam auf die Spurensuche.

»Tränennacht« bietet einen fantastischen Plot, der mich sehr begeistert hat. Die ganze Story wird in zwei Strängen erzählt. Sie beginnt mit dem Strang um den Serientäter. Akribisch lässt Karen Rose in die Leben dieses Menschen blicken, wie er sich betrogen und missbraucht fühlt. Man erfährt alles über den Killer, nur nicht, wer es ist. Sehr, sehr lange nicht.

Der andere Strang schildert das Geschehen um die Ermittlungen und das Verhältnis zwischen Daisy und Gideon. Auch in diesem Handlungsgeschehen geht Karen Rose sehr detailliert die Biografien der Figuren ein. Man erfährt alles über sie, angefangen von ihrer Kindheit bis zur Gegenwart.

Da man auch den Täter beobachtet, hat man immer das Gefühl, dass etwas Schlimmes mit den Ermittlern passieren wird. Denn offenbar weiß er mehr über sie als sie über ihn.

Getrennt werden die einzelnen Szenen beider Stränge durch Ortsangaben und einer Chronologie bis hin zur Uhrzeit.

Die Gedanken einzelner Figuren stellen sowas wie eine zweite Ebene dar. Besonders in der wörtliche Rede während eines Dialogs werden diejenigen Gedanken gezeigt, die der- oder diejenige am liebsten gesagt hätte. Tatsächlich wird aber etwas anderes ausgesprochen. Damit wird ein detailliertes Bild von der jeweiligen Gefühlslage gezeichnet.

Der Thriller hat mir sehr gut gefallen, obwohl er viele Redundanzen aufweist. Mit neuen Personen – Polizisten, Zeugen, Nachbarn – wird immer wieder dieselbe Information geteilt. Das sind aber Informationen, die man als Leser längst weiß und in aller Regel auch nicht vergisst. Beispielweise, was die Bilder auf dem Medaillon bedeuten. Diese Wiederholungen machen den »Tränennacht« etwas langatmiger als er sein müsste.

Trotz allem ist »Tränennacht« sehr empfehlenswert und ich hebe einen dicken Daumen hoch!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Mylord Merridew nicht minder erfolgreich

Noch ein Mord, Mylord
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Mit diesen süffisanten Geschichten stellt Ralf Kramp einen zweiten Spürnasenkrimi vor. Einige Leser werden sich vielleicht an »Ihr Mord, Mylord« erinnern. Es ist ein Spürnasenkrimi im doppelten Sinne. ...

Mit diesen süffisanten Geschichten stellt Ralf Kramp einen zweiten Spürnasenkrimi vor. Einige Leser werden sich vielleicht an »Ihr Mord, Mylord« erinnern. Es ist ein Spürnasenkrimi im doppelten Sinne. Einerseits werden die Leser zur Spürnase und können versuchen, die verzwickten Fälle zu lösen, die Lord Merridew und Nigel Bates aufklären. Andererseits wandelt Ralgf Kramp auf den Spuren solch großer Spürnasen wie Sherlock Holmes, Miss Marple oder Hercule Poirot.

In dem vorliegenden 350 Seiten starken Buch wurden fünf Kriminalgeschichten, die in den 1950er und 1960er Jahren in England spielen, genüsslich dargeboten. Die Liebe zu den klassischen Ermittlern und dem britischen Lebensgefühl ist Ralf Kramp anhand dieser Geschichten anzumerken.

In den Geschichten werden Morde, Entführungen, Diebstähle und andere Verbrechen aufgeklärt. Wen wundert es, dass in einer sogar Marilyn Monroe während eines Drehaufenthaltes in England entführt wird. Und beim Verschwinden des Bombay Saphirs finden sich die Leser auf einem britischen Schloss wieder, welches eine gewisse Ähnlichkeit zu Downton Abbey nicht leugnen kann.

Aber Ralf Kramp lässt nicht nur die berühmte Diva auf der Bühne erscheinen. Die Leser werden auch den einen oder anderen Prominenten entdecken können, wenn sie selbst gerne in britischen Gefilden, sei es Roman, Kino oder TV-Serie, wandeln.

Ich habe jede dieser Geschichten genossen. Es sind knifflige Wohlfühlgeschichten, in die man bei einer Tasse Tee eintauchen und sich verirren kann. Am Ende ist man immer wieder baff, wie plausibel Mylord Merridew die Fälle löst. Sehr zu empfehlender Roman.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 26.05.2021

ein quirliges Durcheinander

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller
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Als ich »Agatha Raisin und der tote Auftragskiller« von M.C. Beaton las, kam mir als Erstes in den Sinn, wie treffend die Fernsehmacher der britischen TV-Serie um die Protagonistin Agata Raisin den Romanen ...

Als ich »Agatha Raisin und der tote Auftragskiller« von M.C. Beaton las, kam mir als Erstes in den Sinn, wie treffend die Fernsehmacher der britischen TV-Serie um die Protagonistin Agata Raisin den Romanen nachempfunden haben.

Es ist alles ein quirliges Durcheinander in der beschaulichen, ländlichen Idylle der Cotswolds. Aufgedreht, überspitzt, humorvoll und dazu ausnahmslos exotische und extravagante Figuren. „Normalos“ sucht man vergeblich.
Doch worum geht es in diesem Krimi von M.C. Beaton?

Agatha hat in Frankreich den Entschluss gefasst, aus ihren bisherigen Amateurermittlungen eine richtige gewerbsmäßige Privatdetektei zu machen. Sofort bewirbt sich eine selbstbewusste Nachbarin, um eine Stelle in der Detektei. Agatha muss ihr den Job geben, denn ihren ersten Fall löste diese mit Bravour. Dabei ging es um eine vermisste Katze. Ein Anfang war gemacht. Es kamen weitere Aufträge hinzu, auch Personenschutz. Bei allem berkommt Agatha viel Hilfe von Freunden und Nachbarn, obwohl sie zunächst von vielen Dorfbewohnern nicht erwünscht ist, weil sie mit ihrem Büro das Verbrechen ist Dorf holt.

Die Spannung dieses Romans baut sich anhand der Verbrechen auf. Was mit einer Katze anfängt, über die Bedrohung eines Menschen bis hin zum Mord geht.

Humorvoll und chaotisch sind die Beziehungen aller Leute untereinander. Es gibt ständig Zoff. Immer ist jemand beleidigt. Aber es wird sich auch wieder vertragen. Ein ständiges hin und her, bei dem der Leser den Durchblick behalten muss, was natürlich zusätzlich für Spannung sorgt.

M.C. Beaton präsentiert einen lesenswerten, amüsanten und spannenden Krimi für Leser mit britischen Schwächen. Wer Cornwall, England oder Schottland in der Literatur und Unterhaltung mag, der sollte auf M.C. Beaton nicht verzichten!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Remy Eyssen und der siebte Fall für Leon Ritter

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
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Dieser Roman ist ein weiterer Südfrankreich-Krimi von Remy Eyssen. Erneut ist in diesem Kriminalroman der deutsche Leon Ritter, seines Zeichens Gerichtsmediziner in Le Lavandou, die Hauptfigur und der ...

Dieser Roman ist ein weiterer Südfrankreich-Krimi von Remy Eyssen. Erneut ist in diesem Kriminalroman der deutsche Leon Ritter, seines Zeichens Gerichtsmediziner in Le Lavandou, die Hauptfigur und der Ermittler. Es ist mittlerweile der siebte Fall bzw. Band mit ihm.

Im unwegsamen Gelände wird nah am Wasser und im Schlamm die Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Offensichtlich ist er nordafrikanischer Abstammung. Er war in einem Plastiksack eingeschnürt und trug Mädchenkleidung. Dr. Leon Ritter wurde an den Ort gerufen.

Das zweite Opfer ist ein Apotheker, der beim sportlichen Radfahren eine Felsabhang hinunter stürzt und dann erschlagen wird. Und schließlich gibt es noch den angehenden Bischof, der keine Skrupel hat, seine Kirche zu betrügen und sehr viel Geld zu veruntreuen.

Diese Verbrechen werden schnell kurz aufeinander präsentiert. Als Leser beginnen die Spekulationen in alle Richtung zu laufen, aber keine Sorge, denn für Spannung hat Remy Eyssen gesorgt.

Remy Eyssen sorgt auch an anderer Stelle für ein besonderes Wohlfühlklima, denn die Figuren werden passend beschrieben, die dafür benutzten Bilder und Vergleiche sind einprägsam und bleiben dem Leser im Kopf. Das erweckt beim Leser den Eindruck, als würde er die Figuren alle persönlich kennen und sei mit ihnen auf du und du.

Wie so viele andere deutsche Autorinnen und Autoren hat auch Remy Eyssen seine Handlung in eine französische Region verlegt. Allerdings schafft es kaum einer von ihnen – obwohl ihre Bücher durchaus in den Bestseller-Listen ranken – , eine solch süffisante, angenehm lesbare Athmosphäre zu schaffen, wie dieser Autor. Das lässt seine Bücher herausragen.

Dieser Roman immer eine starke Empfehlung wert!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021