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Veröffentlicht am 26.05.2021

Auch wir sind Natur

Dancing with Bees
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In ihrem "Bienentanz" nimmt uns Birgit Strawbridge Howard mit auf ihre sehr persönlichen Reise zurück zur Natur. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei nicht ausschließlich um Bienen, sondern ...

In ihrem "Bienentanz" nimmt uns Birgit Strawbridge Howard mit auf ihre sehr persönlichen Reise zurück zur Natur. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei nicht ausschließlich um Bienen, sondern auch um deren Lebenräume, um andere Insekten, Vögel, Wildkräuter und wie eng alles mit einander verknüft ist. Dabei ist der Blick der Autorin zwar wissenschaftlich interessiert, aber doch der einer enthusiastischen Hobby-Naturforscherin.

Auch biografische Details, wie das Kennenlernen ihres zweiten Ehemannes, praktischerweise Gärtner von Beruf, lässt sie nebenbei immer wieder einfließen. Dabei war einzig das Sterben ihrer Mutter im Altersheim mir zu persönlich, weil es an traurige Erinnerungen rührte und ich es bei einem solchen Thema nicht erwartet hätte. Ansonsten hat mich das Buch aber eher in positive Stimmung versetzt, da der Text mit so witzigen Überschriften wie "The Boys are back in town (die Rückkehr der Männchen einer bestimmten Hummelart) wunderbar aufgelockert wird, ebenso wie durch schöne Zeichnungen. Hätte ich nur die Beschreibungen, um welche Insekten es sich jeweils handelt, am Ende des Buches eher entdeckt!

Auch insgesamt ist das großformatige Buch sehr schön gestaltet. Vor allem das lindgrüne Cover und das zart lilafarbene Lesebändchen kontrastieren wunderbar.
Eine schöne Lektüre für alle, für die es selbstverständlich ist, dass sie ein Teil der Natur sind und nicht außerhalb stehen.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Lost! And found?

Searching Lucy
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Dieser Jugendbuch-Thriller um die junge Amber entwickelt beinahe von der ersten Seite an ein beachtliches Suchtpotential. Nachdem nicht nur Ambers Vater, ein Gymnasiallehrer, sondern auch ihre Zwillingsschwester ...

Dieser Jugendbuch-Thriller um die junge Amber entwickelt beinahe von der ersten Seite an ein beachtliches Suchtpotential. Nachdem nicht nur Ambers Vater, ein Gymnasiallehrer, sondern auch ihre Zwillingsschwester Lucy innerhalb kurzer Zeit scheinbar spurlos verschwunden sind, will nur Lucy nicht wahrhaben, dass sich alles noch einmal zum Besseren wenden könnte. Ihre Mutter versinkt in Alkohol und bürdet ihr die Sorge um den kleinen Bruder Tom auf. Anstatt zur Schule zu gehen, verlegt sich Amber bei der Suche nach Lucy auf das Ausspähen von Mitschülern, Lehrern und Nachbarn und schreckt dabei auch vor Einbrüchen nicht zurück.

Die düstere, zunehmend paranoide Atmospäre hat mir ausnehmend gut gefallen. Wem kann Amber überhaupt trauen, ihrem Ex Taylor oder dem geheimnisvollen, attraktiven neuen Mitschüler Jamie? Beinahe jeder hat etwas zu verbergen. Dabei spart die Autorin auch erschütternde Thematiken keinesfalls aus, sondern benutzt sie als Gestaltungselement, was dem Buch trotz der manchmal etwas rotzigen Jugendsprache von Ich-Erzählerin Amber mehr angenehme Tiefe verleiht. Mit Ambers Modeausdrücken wie häufig eingestreutem "really" und "come on" habe ich mich zunächst etwas schwerer getan, weil sie für mich einfach Nervpotential besitzen. Aber zu Amber passt es und die eigentliche Alterszielgruppe wird sich sicher darin wiederfinden.

Überhaupt war es für mich bemerkenswert, dass mir Amber nur teilweise sympathisch war, mich die Handlung aber trotzdem enorm gefesselt hat. Ich war froh, dass ich den Thriller im Urlaub ziemlich zügig lesen konnte, da ich der Auflösung wirklich entgegengefiebert habe.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Cat und Pug

Lady Churchill
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Schon lange wollte ich mehr über den berühmten britischen Premierminister Churchill als Menschen erfahren. Dass hier seine Frau Clementine als Ich-Erzählerin das gemeinsame Leben schildert, fand ich eine ...

Schon lange wollte ich mehr über den berühmten britischen Premierminister Churchill als Menschen erfahren. Dass hier seine Frau Clementine als Ich-Erzählerin das gemeinsame Leben schildert, fand ich eine besondere Herangehensweise.

Tatsächlich habe ich eine ganze Menge über die beiden erfahren, auch wenn das Buch leider kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bereits endet. Obwohl die Geschichte über 440 Seiten umfasst, bleibt auch so schon nur gerade genug Zeit, einzelne Episoden schlaglichtartig zu beleuchten, so dass auch Zeitsprünge nicht ausbleiben. Vielleicht liegt es daran, dass der Roman einerseits für mich sehr interessant war, andererseits aber etwas blutleer blieb. Marie Benedict charakterisiert Cat und Pug, wie sich das Ehepaar liebevoll nennt, als äußerst ambitioniert und machthungrig. Freimütig lässt sie Clementine einräumen, dass fraglich ist, wie weit sie damit ihrem Land und wie weit ihrem eigenen Ehrgeiz dienen wollen. Dies trifft sicherlich auf einen Großteil aller Politiker zu, macht Churchill und Clementine aber nicht unbedingt zu Sympathieträgern.

Das Kriegsgeschehen, vor allem das des Zweiten Weltkrieges, nimmt im Buch einen sehr breiten Raum ein. Dadurch entsteht manchmal eher der Eindruck einer Chronik oder eines biographischen Sachbuches. Schilderungen dagegen z.B. über Churchill als großen bekennenden Katzenfreund habe ich dagegen gänzlich vermisst. Diese hätten seiner Figur mehr Tiefe verleihen können als das ausschließliche Abhaken historischer und entscheidender privater Ereignisse.

Erschütternd aus heutiger Sicht ist, dass Clementine, die sicher selbst eine talentierte Politikerin gewesen wäre, ihre Ambitionen nur über die Steuerung ihres Mannes ausleben kann. Kein Wunder, gibt es doch zu Beginn des Romans nicht einmal das Frauenwahlrecht. Dennoch hat dies das Paar für mich manchmal in ein etwas seltsames Licht gerückt. Gelegentlich entstand auch der Eindruck, dass Clementine ihre Rolle überbetont, etwa, wenn sie Churchill ein "Das ist genau richtig so", zuraunt, während er eine wichtige Rede schreibt. Dennoch ein faszinierender Roman über bewegte Zeiten.

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Nora und James

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
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Über das Leben des berühmten irischen Schriftstellers James Joyce und seiner Frau Nora war mir kaum etwas bekannt. Umso gespannter war ich auf diesen Roman, der sein Leben aus Noras Ich-Perspektive schildert. ...

Über das Leben des berühmten irischen Schriftstellers James Joyce und seiner Frau Nora war mir kaum etwas bekannt. Umso gespannter war ich auf diesen Roman, der sein Leben aus Noras Ich-Perspektive schildert. Liebe zu Büchern kennt Nora, anders als der Titel andeutet, allerdings gar nicht, damit kann eigentlich nur James' Vorliebe gemeint sein.

Nora stammt aus einfachen, armen Verhältnissen und bringt eigentlich keine Bildung mit. Da James, wie er selbst sagt, Frauen mit viel Wissen erschreckenderweise meidet, verbindet sie bald, über das drastisch geschilderte Körperliche hinaus, eine tiefe Verbundenheit. Dennoch ist James grundsätzlich gegen die Ehe. Als er darauf besteht, Irland zu verlassen, muss Nora sich entscheiden, ob sie dem armen, unbekannten, aber ambitionierten Mann dennoch folgt, über alle Konventionen hinweg.

Bis Joyce zu dem Weltruhm gelangt, für den man ihn kennt, stehen dem Paar und ihren Kindern Giorgio und Lucia harte, unstete Jahre in wechselnden Ländern bevor, bedroht von Hunger und Krieg.

Die Autorin verleiht Nora eine einzigartige, authentische Stimmen. Wenn man ein wenig über die Joyces und ihr Leben recherchiert, bekommt man den Eindruck, dass sowohl Nora als auch James wohl genauso gewesen sind. Dass ich die beiden, wenn ich ihnen begegnen würde, wahrscheinlich nicht mögen würde, mich ihre Geschichte aber dennoch fasziniert hat, ist ein Kunststück, das nicht jedem Schriftsteller gelingt.

Eine etwas rätselhafte Rolle in der Geschichte und wohl auch in der Wirklichkeit spielt die Tochter Lucia, bei der eine Geisteskrankheit diagnostiziert wurde. Hier würde ich gern noch mehr erfahren.

Leider rasen zum Ende die Jahre dahin, so dass die Erzählung etwas bruchstückhaft wird. Dennoch fand ich auch den Schluss des Buches äußerst gelungen.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Ambivalente Fantasy

The Second Princess. Vulkanherz
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Selten sind in einem Buch für mich Lesefreude und Enttäuschung so zusammen gekommen wie hier.

Saphina ist die zweite unbedeutende Prinzessin auf einer karibischen Vulkaninsel. Ich musste mich zunächst ...

Selten sind in einem Buch für mich Lesefreude und Enttäuschung so zusammen gekommen wie hier.

Saphina ist die zweite unbedeutende Prinzessin auf einer karibischen Vulkaninsel. Ich musste mich zunächst in der Story zurechtfinden, da das Cover Fantasy vermittelt, ich dann aber in eine Art alternative Realität geriet, in der eben ein solches Inselkönigreich in der Gegenwart existiert. Die erhoffte Fantasywelt betreten wir dann erst im letzten Drittel des Buches, in der die Autorin plötzlich ein wahres Feuerwerk an Ideen zündet. Was für ein Bich hätte es werden können, wenn sie sich dazu schon früher aufgerafft und Saphina sich nicht vorher vorranig mit ihren Kleidern, Familienschwierigkeiten und Launen befasst hätte. Aber selbst im letzten Drittel bleibt die Autorin fantasievolle Beschreibungen und atmosphärische Dichte schuldig. Aus ihren Dämonencharakteren und der exotischen Insel hätte man so viel herausholen können!

Das größte Manko der Geschichte sind aber Saphina und Dante, der Adlige, der zu Saphinas Ausbildung in geheimen Künsten abgestellt wird. Keiner mochte bei mir Sympathie oder Faszination zu wecken. Vor allen Saphina trifft angesichts der auftretenden Bedrohung ihres Volkes durch Dämonen Entscheidungen, die mich sprachlos gemacht haben.

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