Über Eskapisten und Utopisten
"Mit einem Heißhunger, der so viel mehr wollte als die schmalen, kriegsversehrten Schatten unserer Eltern, saugten wir die Freiheit auf, für die sie gekämpft hatten."
Die griechische Insel Hydra in den ...
"Mit einem Heißhunger, der so viel mehr wollte als die schmalen, kriegsversehrten Schatten unserer Eltern, saugten wir die Freiheit auf, für die sie gekämpft hatten."
Die griechische Insel Hydra in den Sechzigern - Insel der Aussteiger, Künstler, Freigeistler. Die Insel lockt mit Freiheit für wenig Geld Bohemians aus aller Welt heran, sich dort in verträumter Kulisse dem Malen, Schreiben und Leben unter einfachsten Bedingungen zu widmen. Hierhin verschlägt es auch die junge Protsgonistin Erica aus England nach dem Tod ihrer Mutter. Mit ihrem Bruder schließt sie sich einer vor Ort sesshaften Künstlerkommune um Charmian Clift an. Darunter: Schriftsteller Axel Jensen und George Johnston, der junge Leonard Cohen und Marianne Ihlen. Doch hinter der Fassade bröckelt es, Intrigen, Herzschmerz und tumultartige Beziehungen überschatten die Idylle.
Das Buch holt uns zurück in die Zeit der freien, ungezügelten Liebe inmitten der wunderbaren Kulisse des Mittelmeers. Polly Samson fängt die Schönheit der Insel und die einzigartige Atmosphäre der Zeit in einer grandiosen Sprache ein. Sie verflechtet echte Menschen in einer gut recherchierten, aber fiktiven Geschichte, die weder einer stringenten Handlung folgt noch das Charakterliche der Protagonistin hervorhebt. Es gibt viele Charaktere, und den Beziehungen untereinander zu folgen kann manchmal schwierig sein, aber das ist auch gar nicht so wichtig. Das Buch konzentriert sich bewusst vielmehr auf die Schnappschüsse einer vergangenen Zeit, lässt Utopien aufleben und verleitet zum Davonträumen.
Die heißen Tage werden auf Bergen und Klippen verbracht, die Abende und Nächte bei lauen Temperaturen auf Terrassen, am Hafen und in Tavernen. Sie werden zu Orten des Betrinkens und der Diskussion.
Ein Buch über Träumer, Eskapisten und Utopisten, über Künstler und ihre Musen. Wer Lust hat, unter der Wärme der Inselsonne dem Alltag zu entfliehen und mit kreativen Legenden bei einem Glas Ouzo am Lagerfeuer zu sitzen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Für mich der perfekte Sommerroman.