Tiefgründige Thematik mit wenig Handlung in wunderschönem Setting.
Free like the WindZum 2. Band der "Kanada"-Dilogie spalten sich die Meinungen sehr - meines Erachtens nach liegen zwar positive und negative Punkte anders verteilt, letztendlich schließt er jedoch gut an den Auftakt an.
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Zum 2. Band der "Kanada"-Dilogie spalten sich die Meinungen sehr - meines Erachtens nach liegen zwar positive und negative Punkte anders verteilt, letztendlich schließt er jedoch gut an den Auftakt an.
Hier stehen nun Cayden und Rae im Mittelpunkt, die der Leser bereits in "Wild Like A River" als bester Freund und WG-Partner von Jackson und gute Freundin von Haven kennengelernt hat. Auf beide war ich ziemlich gespannt, denn Cayden konnte ich bisher absolut nicht leiden und auch Rae war noch nicht besonders greifbar. Die wechselnden Erzählperspektiven der beiden haben jedoch sehr geholfen, dem Leser ihre Gedanken und ihr Innenleben näherzubringen.
Mit Cayden bin ich bis zum Ende nicht wirklich warm geworden, was auch daran liegen mag, dass seine Hintergründe erst auf den letzten 50 Seiten beleuchtet wurden. Diese Enthüllung hat einiges erklärt und mich auch ziemlich schockiert zurückgelassen! Ich konnte seine Motive rückblickend nun viel besser verstehen, was seine Handlungen jedoch nicht legitimiert. So ganz konnte ich mir den plötzlichen Sinneswandel auch nicht erklären - eine Woche wandern mit Rae führt dazu, dass er sein komplettes Leben umkrempelt und seine Einstellungen grundlegend ändert? Nun gut, dies war man zumindest schon etwas von Jackson gewohnt, aber Cayden war viel engstirniger und starrköpfiger, da habe ich mich doch etwas gewundert.
Auch Raes Vergangenheit beinhaltet sehr viel Tragik und Schmerz, was man als Leser auch gespürt hat. So etwas sollte niemand erleiden müssen. Im Gegensatz zu Caydens Trauma hat sich das von Rae jedoch kontinuierlich durch die Geschichte gezogen, wodurch dessen Aufarbeitung viel plausibler und realistischer gestaltet war. Die Charakterentwicklung war sichtbar, und nicht von heute auf morgen plötzlich da. Das war wundervoll zu lesen.
Es hat mich ebenso gefreut, wieder auf Jackson und Haven zu treffen - so, wie es in einer Reihe auch sein sollte. Zwar sind sie nach dem ersten Drittel des Bandes galant in den Hintergrund gerückt und von dort leider auch nicht mehr aufgetaucht, allerdings war dadurch die Überleitung zwischen dem ersten und zweiten Band viel flüssiger.
Die Handlung an sich zieht sich stellenweise leider sehr, obwohl der 2. Band schon zahlenmäßig weniger Seiten hat als der 1. Ehrlich gesagt passiert kaum was, es geht viel um die Gedanken der Figuren, wodurch der Spannungsbogen etwas leidet. Das Ende hat dann etwas frischen Wind in die Story gebracht und die Langatmigkeit fast wieder wettgemacht.
Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die traumhaft schönen Landschaftsbeschreibungen des Jasper Nationalparks. Während dieser im 1. Teil für meinen Geschmack zu kurz kam, hat er hier nun den Raum bekommen, den er verdient. Ich habe mich gedanklich selber mit Cayden und Rae dort langwandern sehen, und dieser Ort ist nun definitiv auf meine Bucketlist gerutscht!
"Free Like The Wind" bringt zusammenfassend eine etwas düstere Thematik in die Dilogie ein, schwächelt jedoch in der Handlung. Setting und Ende sind wundervoll herausgearbeitet und beschrieben. Ich vergebe 4/5 Sterne.