Profilbild von Janine2610

Janine2610

Lesejury Profi
offline

Janine2610 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Janine2610 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was man aus Liebe tut ...

In einer regnerischen Nacht
0

In einer regnerischen Nacht war mein zweites Buch von Jodi Picoult.
Das Reinkommen und endgültige Landen in der Geschichte fand ich leider schwierig und hat bei mir vergleichsweise recht lange gedauert.
Kurzfristig ...

In einer regnerischen Nacht war mein zweites Buch von Jodi Picoult.
Das Reinkommen und endgültige Landen in der Geschichte fand ich leider schwierig und hat bei mir vergleichsweise recht lange gedauert.
Kurzfristig hat es mich geärgert, dass die Buchbeschreibung so viel Essenzielles verrät. Wer diese also noch nicht kennt und das Buch gerne noch lesen würde, sollte den Klappentext meiner Meinung nach nicht lesen, um sich nicht selbst zu spoilern!

Trotz etwas holprigem Einstieg war ich überrascht, dass ich im Laufe des Lesens immer mehr Gefallen an der Geschichte gefunden habe. Bis zum Ende hin wurde fast alles wieder 'gut gemacht', was der Beginn erst 'verbaut' hat.

Die Charaktere haben auf mich teilweise emotionslos und melancholisch gewirkt, gleichzeitig aber auch sehr realitätsnah und authentisch, was mir wiederum sehr gut gefallen hat. Obwohl ich Allie und Cam, also zwei der Hauptprotagonisten, vollkommen unsympathisch fand, hat es mich überrascht, am Schluss zu merken, dass ich eigentlich total gern von ihnen gelesen habe.

Jodi Picoult ist ja dafür bekannt, heikle und brisante Themen in ihren Büchern zu behandeln. In diesem Buch hier geht es um Euthanasie (Sterbehilfe). Und dazu möchte ich kurz sagen: Ja, der Mord/Beihilfe zum Selbstmord wird thematisiert, macht aber bestimmt nicht den Löwenanteil des Buches aus, so wie es der Klappentext vermuten lassen könnte. Mich persönlich hat das aber weniger gestört, ich fand die Umstände, die zur Ehekrise von Allie und Cam beigetragen haben, nämlich genauso interessant und somit ebenfalls lesenswert.

Generell war dies wieder so ein Buch, über das man ewig philosophieren könnte: was ist Recht, was ist Unrecht? Sind Gesetze immer sinnvoll? Sind Verurteilungen immer fair? (Auch in Anbetracht der Umstände, die zu einer vermeintlichen Straftat führten?) ...
Für jemanden wie mich, der leidenschaftlich gerne über solch berührende Themen sinniert, war der Inhalt des Buches optimal. Und ich freue mich schon jetzt auf Weiteres von Jodi Picoult!

Wen ein längerer, etwas anstrengender Einstieg nicht abschreckt, den erwartet hier eine spannend zu verfolgende Affäre inklusive einhergehender Ehekrise, einzigartige Liebesgeschichte(n) und großartigen, nachdenklich stimmenden Lesestoff!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein kleines Buch, das es in sich hat!

Geh, wohin dein Herz dich trägt
0

Dieses Buch hat von seinen Maßen her eher A6 Format, weshalb es recht schnell ausgelesen war.

Susanna Tamaros Romane finde ich immer sehr wertvoll zu lesen, weil man daraus viele vor Lebensweisheit sprühende ...

Dieses Buch hat von seinen Maßen her eher A6 Format, weshalb es recht schnell ausgelesen war.

Susanna Tamaros Romane finde ich immer sehr wertvoll zu lesen, weil man daraus viele vor Lebensweisheit sprühende Aussagen findet - meist ganz offen, manchmal muss man aber auch aufmerksam zwischen den Zeilen lesen, um sie zu entdecken. So war es nun auch in Geh, wohin dein Herz dich trägt.

Die ganze Geschichte besteht aus einem einzigen, langen Brief, der auf ein paar Tage (also Kapitel) aufgeteilt worden ist.
Olga ahnt, dass sie nicht mehr allzu lange leben wird, und schreibt ihrer Enkelin, die sie vor einiger Zeit verlassen hat, um ins Ausland zu gehen und mit der sie nicht wirklich im Guten auseinander gegangen ist, diesen Brief, in dem sie sich alles von der Seele redet, was in ihr vorgeht bzw. vorgegangen ist, seitdem sie ein junges Mädchen war. Und vor allem schreibt sie über den Tod ihrer Tochter und beichtet somit etwas, von dem sie denkt, dass es all die Jahre, in denen die Enkelin bei ihr gelebt, zwischen ihnen gestanden hat. Olga wünscht sich nur noch eines: dass ihre Enkelin den Brief eines Tages liest und ihr vergeben kann ...

Als Olga so von ihrem Leben als Mädchen und junge Frau erzählt hat, war ich nicht andauernd so interessiert bei der Sache. Teils war es fesselnd, teils hatte es aber auch ein paar Längen dabei. Ich war nur froh über die tollen Zitate, die ich für mich in dem Buch entdeckt und herausgeschrieben habe, sodass ich jetzt jederzeit darüber nachsinnen kann. (Eine kleine Kostprobe findet ihr, wie immer, ganz unten.)

Ein Roman für ruhige Momente mit einer Geschichte, aus der man viel fürs eigene Leben, sprich das persönliche Wachstum, mitnehmen kann, der in Anbetracht des nahenden Todes der Protagonistin melancholisch - traurig geschrieben ist und vor allem eines kann: berühren!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Krieg: ein grausames Spektakel

Der Untergang Barcelonas
0

Vom ersten Achtel des Buches war ich noch recht begeistert.
Der junge Zuvi, der eine Lehre zum Ingenieur beim berühmten Vauban in Frankreich beginnt, fand ich in seinem leicht naiven, tollpatschigen, aber ...

Vom ersten Achtel des Buches war ich noch recht begeistert.
Der junge Zuvi, der eine Lehre zum Ingenieur beim berühmten Vauban in Frankreich beginnt, fand ich in seinem leicht naiven, tollpatschigen, aber auch intelligenten und gutmütigen Wesen eigentlich sehr liebenswert und der zum einen spitzbübische und zum anderen Teil zynische Humor hat ebenfalls sehr erfrischend auf mich gewirkt.

Das gesamte Buch wird aus der Sicht des nun bereits 98-jährigen Zuvis erzählt: also eigentlich hat er es der 'lieben grässlichen' Österreicherin Waltraud diktiert, die er zwischenzeitlich auch immer mal wieder persönlich anspricht bzw. beleidigt, was vielleicht lustig hätte sein sollen, aber nicht immer war, da es meines Erachtens hauptsächlich Beleidigungen unter der Gürtellinie waren, die jemanden zum Weinen bringen können, was die gute Waltraud dann ja manchmal auch getan hat ...

Leider gab es dann auch Phasen, die für mich weniger interessant waren und es mir schwer gefallen ist, der Geschichte zu folgen. Ein Abschweifen war die Folge und ehrlich gesagt, kann ich gar nicht sagen, worum es da genau gegangen ist, da ich währenddessen mit meinen Gedanken überall war, nur nicht in der Geschichte. Aber es dürfte wohl um die Ingenieurskunst, den Bau von Bastionen und diverse Kriegs- und Abwehrerzählungen gegangen sein.
Als dann wieder die Phasen kamen, die mich mehr fesseln konnten (die aber leider deutlich weniger vorhanden waren) hatte ich dann natürlich das Problem, dass ich mit den Namen, die aufgetaucht sind wenig bis gar nichts anfangen konnte, da ich nicht wusste, mit wem oder womit ich sie in Verbindung bringen soll.

Die letzten 100 Seiten des Buches fand ich glücklicherweise wieder spannend, da es darin dann wirklich (kriegsmäßig) zur Sache ging. Ja, der letzte Teil war verstörend und grausam. Dass der Krieg viele (unschuldige) Opfer fordert, weiß ich, aber das in der ganzen Bandbreite und seinem Schrecken zu lesen, kann schon ganz schön aufwühlend sein: ein Schlachtfeld, und überall Menschen mit fehlenden Gliedmaßen, Leichen und noch mehr Tote. Und obwohl das Ganze nicht allzu brutal oder blutig beschrieben wurde, ist es dennoch erschreckend zu wissen, dass so ein Massaker (ein anderes Wort fällt mir dazu gar nicht ein) tatsächlich einmal stattgefunden hat.

~ Ein Spruch des großen Herodot lautet: »Im Frieden begraben Söhne ihre Väter, im Krieg Väter ihre Söhne.« Was in Barcelona geschah, ging weit über Herodots Regel hinaus: Manche begruben ihre Söhne und Enkel. ~

Aber mein Gesamteindruck ist gar nicht so schlecht, wie ich zwischendurch gedacht habe. Die Seiten, die für mich nicht spannend und interessant waren, haben zwar schon in etwa die Hälfte des Buches ausgemacht, die fesselnden Phasen fand ich dafür dann aber umso lesenswerter.

Ich vergebe 4 Sterne für eine Geschichte, die mir wirklich gut recherchiert scheint, zwischendrin sehr spannend war, mich aber trotzdem wegen gewisser thematischer Erzählungen nicht immer brennend interessiert hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr gute Unterhaltung!

Resturlaub
0

Vergleiche ich Resturlaub mit der Simon Peters - Trilogie des Autors, dann kann ich definitiv sagen, dass mir dieses Buch hier einen Ticken besser gefallen hat.
Vom Cover her, habe ich eher einen mit niveaulosem ...

Vergleiche ich Resturlaub mit der Simon Peters - Trilogie des Autors, dann kann ich definitiv sagen, dass mir dieses Buch hier einen Ticken besser gefallen hat.
Vom Cover her, habe ich eher einen mit niveaulosem Witz ausgestatteten Roman erwartet, der Humor war allerdings gar nicht so schlimm seicht, wie anfangs geglaubt. Ganz mein Geschmack war es zwar auch nicht und deshalb sind die richtigen Lachtränen beim Lesen auch leider ausgeblieben, den einen oder anderen Schmunzler konnte die Story aber dennoch bei mir erzeugen.

Etwas nervig fand ich nur den Hauptprotagonisten Peter Greulich, von seinen Freunden auch liebevoll 'Pitschi' genannt. Der 37-Jährige steckt in einer Art Midlife-Crisis und seine Spezialität ist es (so ist es mir eben vorgekommen), seine Freunde und seine Freundin Sabine (aka Biene) anzulügen. Seine Begründung dafür ist einfach: er will ihnen nicht weh tun und er erträgt es nicht, wenn Biene die Tränen runterkullern. Eigentlich ja eine schöne Eigenschaft, habe ich mir erst noch gedacht, aber was sich der gute Pitschi dann alles geleistet hat, war meines Erachtens damit dann auch nicht mehr zu entschuldigen.
Ich kann es durchaus verstehen, wenn man in einer Sinnkrise steckt, man vom Leben einfach mehr erwartet hat, als letztendlich eingetreten ist, aber seine Freunde und seine Freundin auf diese Art und Weise anzulügen, fand ich nicht okay und darüber konnte und wollte ich auch nicht lachen. Mehr als 'unter aller Sau' fällt mir dazu gar nicht ein.

Was mir wiederum ECHT gut gefallen hat, war das Setting: Argentinien/Buenos Aires. Erst findet die Handlung noch in Deutschland/Bamberg statt, aber schon bald geht's ab nach Südamerika. Und das fand ich SO toll. Ein kleines bisschen was über die Stadt Buenos Aires und die Sitten dort zu erfahren, die klangvolle spanische Sprache zu lesen, ... - Das war genau meins! Ich habe richtig Fernweh bekommen.

Also, wer sich auf den bevorstehenden Urlaub einstimmen (oder einfach nur so ein wenig Fernweh produzieren) will und eine leicht zu lesende Unterhaltungslektüre für zwischendurch sucht, kann guten Gewissens zu Resturlaub greifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lieber vom Verstand oder vom Herz leiten lassen?

Eine Handvoll Worte
0

Der Einstieg in die Geschichte ist mir leider etwas schwerer gefallen. Ich hatte anfangs meine liebe Mühe mit den vielen Namen, den Szenen- und Zeitenwechseln. Denn das Buch hat zwei Haupterzählstränge: ...

Der Einstieg in die Geschichte ist mir leider etwas schwerer gefallen. Ich hatte anfangs meine liebe Mühe mit den vielen Namen, den Szenen- und Zeitenwechseln. Denn das Buch hat zwei Haupterzählstränge: einen aus den 1960er Jahren und einen anderen aus 2003. Der aus den 1960ern hat aber erst mal viel größeres Gewicht. Darin lernen wir Jennifer Sterling kennen, eine junge Frau, die einen Autounfall und dadurch einen Gedächtnisverlust erlitten hatte.

Mit Jennifer bin ich zuerst nicht wirklich klar gekommen, da sie mir aus den Rückblicken wie eine reich verwöhnte, eingebildete Person vorgekommen ist. Erst mit der Zeit, als ich mehr von ihr erfahren habe, hat sich auch mein Bild von ihr geändert und plötzlich war sie mir auch viel näher und sympathischer, was ich durch mein Anfangsbild nie erwartet hätte. Je mehr ich von Jennifer gelesen habe, desto verletzlicher und unschuldiger wurde sie dargestellt. - Das war mir dann fast schon ein bisschen zu sehr gewollt ...

Die Liebesgeschichte(n) sind in beiden Handlungssträngen ja voll am Laufen. Und wunderbar spannend zu verfolgen waren sie auch in beiden Zeiten. Ich liebe es einfach, dieses Hin und Her zwischen zwei Menschen mitzukriegen, ich fiebere da immer sehr gerne mit, wie das mit den sich Liebenden wohl weiter- oder ausgehen wird. Und hier war es ebenso: das Spekulieren, ob die (fast unmögliche) Liebe zwischen Jennifer und ihrem Anthony Bestand hat und ob die beiden jemals endgültig zueinander finden und in eine gemeinsame Zukunft ohne Schuldgefühle blicken können, waren für mich Fragen, die ich gerne ganz schnell beantwortet haben wollte und mich immer gespannt weiterlesen haben lassen.

~ »Sie werden in Ihrem zukünftigen Leben feststellen, dass Schuldgefühle eine viel größere Rolle spielen, als Ihnen lieb ist. Es heißt nicht ohne Grund, dass Leidenschaft brennt, und bei Affären sind es nicht nur die Protagonisten, die verletzt werden.« ~
(S. 506)

Aber das Gefühl, unbedingt weiter und weiter lesen zu wollen, in mir hervorzurufen, war auch nicht so schwer, denn ich fand, dass die Geschichte unheimlich flüssig, locker und leicht geschrieben ist. Die anfängliche Mühsal war nach einer Einlesezeit schnell verflogen und dann habe ich gar nicht mehr so recht mitbekommen, wie viele Seiten ich schon wieder weggelesen habe. - Das muss ich wirklich positiv hervorheben.

Was ich bis fast ganz zum Schluss aber nicht verstanden habe, waren die kurzen Briefchen am Anfang eines neuen Kapitels. Ich hatte nämlich ziemlich lange angenommen, dass es kleine Liebesbotschaften, eben immer eine Handvoll Worte, von Jennifer an Anthony (und umgekehrt) wären. Allerdings ist dem nicht so. Tatsächlich waren es immer , aber dennoch real existierende, Nachrichten von den verschiedensten (anonymen) Menschen. Warum die Autorin die eingefügt hat, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Ich hätte es irgendwie schöner gefunden, wenn sie von Jennifer und Anthony gewesen wären. Aber gut.

~ »Wissen Sie, man kann nicht erzwingen, wiedergeliebt zu werden. Ganz gleich, wie sehr man es sich wünscht. Manchmal hat man einfach den richtigen Zeitpunkt verpasst.« ~
(S. 508)

Was ich hier aber wirklich, wirklich gut fand, war das Ende. Das war einfach nur schön, unglaublich rührend und voller Freude und Hoffnung. Damit war ich voll und ganz zufrieden.
Wer sich also für Geschichten über die Rolle der Frau in Gesellschaft & Ehe in den 1960ern, verpasste Chancen, Affären und eine ganz besondere, leidenschaftliche Liebe erwärmen kann, sich über einen flüssigen Schreibstil genauso freut wie ich und über eventuelle Startschwierigkeiten hinwegsehen kann, ist hier goldrichtig und sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen!