Brutal, emotional - eine phänomenale Fortsetzung
Rezension „Die Wikinger von Vinland (Band 2): Gestohlene Vergangenheit“ von Smilla Johansson
Meinung
Smilla Johansson zog mich bereits mit dem ersten Band ihrer „Wikinger von Vinland“ in eine Welt, ...
Rezension „Die Wikinger von Vinland (Band 2): Gestohlene Vergangenheit“ von Smilla Johansson
Meinung
Smilla Johansson zog mich bereits mit dem ersten Band ihrer „Wikinger von Vinland“ in eine Welt, die vor Düsternis, Dramatik, Brutalität und historischem Wissen nur so strotzt. Kaum konnte ich die Fortsetzung erwarten, denn das Ende von Band 1 legte einen Chliffhanger aufs Parkett, der mich schier umbaute. Das Cover ist wieder absolut traumhaft, eine Augenweide, an der man sich nicht sattsehen kann.
Smilla Johansson schreibt Atem raubend, Bildgewaltig, authentisch und setzt Emotionen und Gefühle um, wie man es nur selten erlebt. Mit dieser geballten Ladung zog sie mich auch in diesem Teil sofort wieder in den Bann und gab mir eine gehörige Portion Wikinger Feeling, die mich fühlen ließ, ich wäre selbst mitten unter ihnen. Der atmosphärische Klang ihrer Worte hallt wie ein Urknall in dir nach und lässt dich staunend, fasziniert, begeistert durch die Seiten fliegen. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven der Protagonisten erzählt und erlaubt uns so intensive Einblicke in ihre Gedanken, Gefühle, Ängste und offenbart auf ehrlichste Weise ihr Inneres.
Linea steht vor einem gefährlichen Abenteuer, doch ihre Reise ist nicht ganz freiwillig. Wird sie ihr Leben aber grundlegend verändern. Linea gab mir immer das Gefühl, eine gestandene, Mutige, harte Frau zu sein, doch in winzigen Momenten erkannt man, wie jung sie eigentlich wirklich ist. Linea zeigte in dieser Geschichte große Entwicklungen, sie muss noch so viel lernen, verstehen, da vieles ihr fremd ist, und das machte sie zu einem der echtesten Charaktere, die mir je begegnet sind. Auf ihre Reise erlebt man hautnah und voller Lebendigkeit, die vielen Gedanken, Sorgen, Zerrissenheit und Momente, die Lineas weiteren Weg prägen.
Linea bekommt es vom Schicksal immer wieder faustdick aufgetragen, was mich nicht nur unglaublich bewegte, sondern auch zeigte, wie real diese Welt ist. Kjelli stellt für mich den ultimativen Liebling der bisherigen Figuren dar, ist sein Wesen doch so vielschichtig, undurchsichtig und geheimnisvoll, wie manch große Rätsel der Menschheitsgeschichte. Zwar blitzen immer wieder kleine Geheimnisse seines Charakters durch, doch offen liegen die Karten deswegen noch lange nicht und das macht ihn so außergewöhnlich spannend. Auch andere Figuren wie Magnus und Hakòn offenbaren immer mehr über sich und festigen das Band, welches in Teil 1 eisern Besitz von mir ergriff.
In Bezug auf die Protagonisten stehen große Abenteuer, Gefahren, Hürden, aber allen voran Wendungen und Überraschungen bevor, die mich sprachlos machten und mit solch einer Gewalt mit sich rissen, als habe das Meer nach mir gegriffen. Die Handlung verlässt teils bekannte Gefilde und begibt sich in unbekannte, neue Gewässer. Wir erleben dieses vielfältige Land mit all seinen Facetten und einmal mehr machte sich der Wunsch in mir breit, genau dort zu sein. Die Atmosphäre raubt mir jedes Mal den Atem, denn man erlebt eine längst vergangene Zeit so unbeschreiblich echt, intensiv, als wenn sie nicht hunderte von Jahren her wäre, sondern genau jetzt stattfinden würde.
Smilla Johansson beweist auch in der Fortsetzung wie vielseitig sie an ihr Werk geht. War im einen Moment noch alles brutal und düster, wechselt es im anderen zu mysteriös und voller neuer Möglichkeiten. Mythologisch ist diese Geschichte der feinste Leckerbissen, in dem wir auf Götter und Sagengestalten treffen, die der Geschichte zusätzlich einen magischen Hauch geben. Noch habe ich nicht alles vollständig erfassen und vor allem lüften können, denn Smilla Johansson gibt zwar einiges preis, lässt aber auch viel Raum für Spekulationen bezüglich Band 3. Die Rätsel und Fäden vollkommen zu ergründen erfüllt mich mit sehnsuchtsvoller, euphorischer Freude.
Das Zusammenspiel und die Dynamik waren bahnbrechend. Mit dem Finale diesen Bandes erreicht Smilla Johansson einen epischen Status, der mich wieder einmal überrollte, zerriss und ungläubig auf die Seiten blicken ließ. Wie bitte soll es möglich sein, die Zeit bis zum nächsten Band auszuhalten?
Fazit
„Die Wikinger von Vinland: Gestohlene Vergangenheit“ ist eine düstere, brutale, atmosphärische Fortsetzung, in dem wir uns gemeinsam mit Linea, Kjell und dem anderen auf eine gefahrvolle, Ungewisse, abenteuerliche Reise begeben. Schier unlösbare Hürden scheinen vor Linea zu liegen. Smilla Johansson knallt uns eine ungeschönte, dramatische Authentizität und Echtheit vor den Kopf, die dich glauben lässt, du wärst selbst ein Teil dieser mythologischen, historischen Welt. Inmitten von Göttern, Intrigen und ungeahnten Kräften. Wer ein intensives Wikinger Feeling mit Hochspannung und Emotionen, Spannung und epischen Szenen sucht, der findet hier all dies in bester Bestseller Manier. Ein Spektakel ohne gleichen.
🌟🌟🌟🌟🌟 5/5 Sterne