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Veröffentlicht am 31.10.2022

Zu viel des Guten

Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten
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Die Zwillinge Olga und Oskar leben mit ihren Eltern in einer Villa im Park und Fiete ein alter Seebär mit seinem riesigen Hund Moby Dick kümmert sich um alles was so anfällt. Die Zwillinge lieben es, ihn ...

Die Zwillinge Olga und Oskar leben mit ihren Eltern in einer Villa im Park und Fiete ein alter Seebär mit seinem riesigen Hund Moby Dick kümmert sich um alles was so anfällt. Die Zwillinge lieben es, ihn in seinem Gartenhaus im Park zu besuchen und sich seine Seemannsgeschichten anzuhören. Nur schade, dass ihre Eltern so wenig Zeit haben, weil sie so viel Arbeiten. In der Weihnachts- und Osterzeit haben sie Hochkonjunktur, weil sie mit Saisonartikeln wir Weihnachtsschmuck handeln. So kommt es, dass sie auch dieses Jahr den 1. Advent vergessen, weil sie zuviel arbeiten. Das ist ihnen so peinlich, dass sie Weihnachtsplanerin Frau von Schnörkel engagieren, um den Zwillingen den Wunsch nach einer gemütlichen Adventszeit zu erfüllen. Doch Frau von Schnörkel übertreibt es total! Nicht nur dass sie das Haus mit kitischigem Plunder vollstopft, sie schmeißt auch noch den selbstgebastelten Adventskranz der Zwillinge weg und verbannt Fiete aus dem Haus. Nun gibt es kein selbst gekochtes Fieteessen mehr, sondern Gourmet-Food vom Lieferservice. Ob die Zwillinge es schaffen Frau von Schnörkel beizubringen, was eine schöne Adventszeit ausmacht und ihre Eltern weniger arbeiten?

Olga und Oskar sind zwei ganz normale Kinder, die sich immer mal wieder streiten, aber auch zusammenhalten, wenn es drauf ankommen. Obwohl sie im Luxus aufwachsen, sind ihre Wünsche ganz bodenständig: mehr Zeit mit ihren Eltern! Zum Glück gibt es noch das Familienfaktotum Fiete, den alten Seebären und seinen Hund Moby Dick. Eigentlich beginnen sie die Adventszeit ganz gemütlich zusammen und so könnte es eigentlich bleiben. Fiete gehört ja ganz fest dazu, auch wenn die Kinder ihn immer noch „siezen“. Das alles ändert sich, als die Eltern aus schlechtem Gewissen eine Weihnachtsplanerin engagieren und ihr einen Blankoscheck ausstellen, statt sich mehr Zeit in ihrer Firma zu nehmen und mehr zu delegieren! Von da an läuft alles aus dem Ruder, denn Frau von Schnörkel scheint daran zu glauben, dass im Leben gelte: „je teurer, desto besser!“ und so vermüllt sie Haus und Grund mit Weihnachtskitsch und lässt jeden Morgen die berühmte, angesagte Sängerin Lady Baba einfliegen. Diese ist der singende Adventskalender für die Kinder und singt ihnen jeden Morgen aus den Fenstern im Haus gegenüber ein anderes Lied vor. Doch was anfangs noch aufregend zu sein scheint, verliert auf Dauer seinen Reiz und Frau von Schnörkel geht überhaupt nicht auf die kindlichen Bedürfnisse ein, sondern behandelt sie wie kleine Erwachsene. Aus Höflichkeit traut sich niemand ihr zu sagen, wie belastend sie den Dauerlärm und dieses unendliche Übermaß finden.

Ich bin ein großer Fan von Höflichkeit und empfinde es als Zeichen von Respekt, ich mag es auch nicht Gefühle zu verletzten, doch zum Selbstschutz wäre es hier dringend angebracht, wenn die Kinder oder Eltern mal ein Machtwort gesprochen hätten und diesen Konsumwahnsinn gestoppt hätten. Es ist einfach nur eine enorme Müllproduktion, die niemanden glücklich macht, aber Unmengen kostet. Mit den Beträgen hätte man auch wirklich Gutes tun können und ich glaube, den Zwillingen hätte das deutlich besser gefallen. Geld ist nicht alles, schon gar nicht in den Händen von sinnlosen Verschwendern. Die Kinder haben das schon vor dem Eintreffen von Frau von Schnörkel erkannt, in dieser Deutlichkeit wird es aber auch den dümmsten Lesern klar. Mir war es einfach zu viel von allem. Auch wenn die Zwillinge sich ständig prügeln wollten, sind sie, Fiete und Moby Dick mir richtig ans Herz gewachsen. Sie haben verstanden, worauf es ankommt, schon lange vor diesem Konsumzirkus. Nach zahlreichen Katastrophen wird das Fest tatsächlich noch sehr kuschelig und gemütlich, allerdings ist das kein Verdienst der Weihnachtsplanerin, die leider immer noch nichts dazu gelernt hat. Auch, dass die Eltern ihr Versprechen einhalten werden, wage ich zu bezweifeln, denn worum es den Kindern wirklich ging, hatten sie ja schon am 1. Advent begriffen, allerdings statt ihr Verhalten zu ändern, lieber ihre Geldbörse geöffnet. So passierte es, wie es kommen musste, und die katastrophalste Adventszeit beginnt für die Kinder, weil Frau von Schnörkel wirklich nichts heilig ist, noch nicht einmal das Krippenspiel in der Schule!

Richtig schön fand ich die Illustrationen von Julia Bierkandt, die wirklich sehr treffend waren und absolut altersgerecht für ein Adventskalenderbuch ab 8 Jahren.

Eine Weihnachtsgeschichte gegen Konsumterrorer und Lichtverschmutzung zur Weihnachtszeit, denn Kitsch ist nicht gleich Gemütlichkeit! Mir war es leider von allem zu viel.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Interessantes Märchenexperiment

Future Fairy Tales – Geschichten aus einer anderen Welt
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Wie wird die Zukunft des Lesens und der Bücher aussehen? Wird es noch Märchen geben, wenn die Welt komplett digital ist? Was wird man sich erzählen und wie? Diesen Fragen geht Holly-Jane Rahlens in diesem ...

Wie wird die Zukunft des Lesens und der Bücher aussehen? Wird es noch Märchen geben, wenn die Welt komplett digital ist? Was wird man sich erzählen und wie? Diesen Fragen geht Holly-Jane Rahlens in diesem experimentellen Märchenband nach. Die klassische Märchenerzählform wird aufgehoben und ihre bekannte Themen umgeschrieben auf eine neue Zeit und neue Form hin, allerdings immer noch erkennbar. Anschließend folgt auf jedes Märchen eine fiktive Literaturbesprechung. Erzählt werden: Dornröschen, Aschenputtel, Rapunzel, Hans im Glück, Rotkäppchen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Der süsse Brei, Der Froschkönig und Sterntaler. In der Einführung gibt es fiktive Erläuterungen zum Werk, das eine Jubiläumsausgabe sein soll, und in der Zukunft als Hommage an nicht mehr existente gedruckte Bücher, auch im Andenken an Johannes Guttenberg herausgebracht werden wird. Dies hat auch Auswirkung auf die Erzählweise und die Grammatik, denn je nachdem wo man lebt, ob in den Städten oder im Wald, ist die Sprache anders und die Lebensbedingungen sind es auch. Über das Gendern wird nicht mehr diskutiert, die Sprache ist neutral, aber ohne Sternchen.

Einige dieser Märchenexperimente haben mir sehr gut gefallen, andere nicht, was auch an den Erzählweisen lag. Dornröschen als Reality-TV-Experiment war mir zu schräg und unromantisch und irgendwie fand ich es auch sperrig. Aschenputtel als Bloggeschichte fand ich aber wirklich amüsant und modern und mit einem besonderen Pfiff. Auch die Rapunzelvariation gefiel mir und die spukige Hänsel und Gretel Variante in Form eines Zeitungsartikels. Der süsse Brei in Liedform war für mich befremdlich, schon weil ich das Märchen dazu nicht kannte, während mir der Froschkönig in Drehbuchformat echt zu sperrig war und zu technisch, so daß ich es tatsächlich abgebrochen habe. Hans im Glück ist mir überhaupt nicht im Gedächtnis geblieben, während auch Schneewittchen nur eine blasse Erinnerung zurück gelassen hat. Sterntaler als Reise-Vloggerin hat mir allerdings wiederum sehr gut gefallen. Da konnte ich auch den Geist des ursprünglichen Märchens wieder entdecken. Ich fand es auch deutlich emotionaler als Schneewittchen, das ich eigentlich als Märchen ebenso mag, wie auch den Froschkönig. Durch die Drehbuchsicht gingen mir aber beim Froschkönig und Dornröschen zu viele Emotionen verloren, weil man automatisch einen distanzierteren, beobachtenden Blick einnimmt.

Einerseits fand ich diese Transformation in eine andere Zeit und Welt sehr reizvoll, aber solange fiktive Literaturbesprechungen hätte ich echt nicht gebraucht, der Reiz des Neuen war dann schnell aufgebraucht. Auch die Illustrationen waren leider nicht so märchenhaft, wie ich es mir gewünscht hätte und ich mag meine Märchen auch gerne mehr bebildert. Die sprachlichen Kniffe zum Vermeiden des Genderns durch Partizipien (?) indem ich z.B. Studierende nehme, statt Studenten, haben meinen Sprach- und Lesefluss allerdings nicht beeinflusst und kamen meistens ganz natürlich und modernisierten so dezent die Sprache.

Einige der Heldinnen in diesen fiktiven Neufassungen sind echt stark und vermitteln nicht Prinzessinnenliebreiz sondern echte Power und ein starkes Gefühl. Schade, dass sich die Märchen hier in ihrer Ausdruckskraft für mich ganz stark unterscheiden. Ich hätte nicht gedacht, dass die Blog/Vlog-Form des Erzählens mich so sehr mehr ansprechen würde, als zum Beispiel die Zeitungsberichterstattung.

Diese Märchensammlung ist erfrischend anders, aber leider nicht durchgängig überzeugend!

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Super spannend, super sympathisch, aber leider Potenzial verschenkt

Young Agents – New Generation (Band 3) – Im Visier der Hacker
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Die Young Agents der ersten Generation werden langsam Jugendliche, daher wird Nachwuchs rekrutiert und natürlich top ausgebildet. Denn Kinder sind einfach unauffälliger! Tim mit seinen 12 Jahren ist besonders ...

Die Young Agents der ersten Generation werden langsam Jugendliche, daher wird Nachwuchs rekrutiert und natürlich top ausgebildet. Denn Kinder sind einfach unauffälliger! Tim mit seinen 12 Jahren ist besonders klein und zart und wird daher oft noch für jünger gehalten als er ist. Wie die meisten Nachwuchsagenten hat er keine Familie und wächst nun bei wohlwollenden Pflegeeltern auf, die aber durch den Betrieb ihres Imbiss nicht viel Zeit für ihn haben. Tim versteht sich gut mit seiner Klassenkameradin Maria. Doch als sie in deren Schrebergarten lernen wollen, explodiert dort das Gartenhaus! Ihre Eltern reagieren ungewöhnlich nervös und wollen den begehrten Garten sofort loswerden. Tim spürt, dass etwas nicht stimmt. Als er mit Kollegin Abena unter einem Vorwand das Restaurant von Marias Eltern aufsucht, stellen sie fest, dass diese um horrende Schutzgelder erpresst werden. Sie sind nicht die einzigen Opfer, bei der Verfolgung auf den getuneten E-Bikes machen sie eine erstaunliche Entdeckung.

Wow, welcher junge Krimifan träumt nicht davon selbst zu ermitteln? Aber hier geht es nicht um stümperhafte, Detektiv spielende Kinder, sondern um offiziell geschulten Agenten-Nachwuchs. Denn Kinder haben bisweilen Möglichkeiten, die Erwachsenen verwehrt bleiben und für viele Große sind sie ebenso unsichtbar wie Bettler oder Dienstboten. Allerdings hat der Einsatz der Kinder auch seine Grenzen, sie wissen, dass sie ab einem bestimmten Gefahrengrad Verstärkung z.B. durch ein SEK nicht nur rufen können, sondern auch sollen!

Super spannend geschrieben, richtig viel Action und absolut moderne Verbrechen. Da ist Autor Andreas Schlüter echt auf zack. Denn eigentlich ist Schutzgelderpressung echt old school, das merken auch die Gangster und suchen Nachwuchs für virtuelle, viel schwerer aufspürbare Verbrechen im Netz, sie suchen junge Hacker! Klar kommt da Nerd Balu ins Spiel. Als Deckung bei einer Verfolgungsjagd ist er zwar keine große Nummer, aber sobald es um Technik geht, blüht er auf! Allerdings wenn es um das Verbauen von GPS-Peilsendern geht, standen die Young Agents echt auf dem Schlauch und haben sich so manch gute Gelegenheit entgehen lassen. Das hat meine Tochter und mich richtig frustriert! An einer anderen Stelle empfanden wir etwas als einen Logikbruch, als wir uns fragten, warum denn nun das Restaurant zerstört sei, obwohl das Gartenhaus zuvor explodiert ist.... Als aufmerksame Leser stört uns so etwas wirklich, auch wenn uns die spannende Handlung und die sympathischen jungen Helden wirklich mitgerissen haben. Das Ende kommt ziemlich plötzlich und führt alte Bekannte aus den vorherigen Bänden wieder ein. Es ist mehr ein Cliffhanger als ein Ende und es wird klar, dass man mit diesen Gangstern noch lange nicht fertig ist. Ihre Erwähnung zuvor hat ihr plötzliches Auftauchen durchaus glaubhaft gemacht, doch war das Buch gerade auf seinem Höhepunkt fast schon vorbei. Das wirkte etwas unvollendet, nicht so ganz wie ein Cliffhanger, aber auch kein richtiges Ende.

Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven: erst aus Tims und Abenas und später auch aus Balus. Um die jungen Leser nicht zu verwirren, wird der Perspektivwechsel durch einen Schrifttypwechsel optisch verdeutlicht, aber auch der Text zeigt es an, indem z.B. dort steht „... und ich, Abena..“ So fühlt man sich richtig als Teil der Geschichte, da die Ich-Perspektive alles viel unmittelbarer wirken lässt, aber man kommt absolut nicht durcheinander.

Dies ist der 3. Band der 2. Staffel und Andreas Schlüter beginnt so geschickt, dass wir anfangs überhaupt keine Probleme hatten, bis auf einmal Billy auftauchte, dessen Name zwar 1 x erwähnt wurde, aber ohne weitere Angaben zu ihm, Deswegen hatten wir ihn unter „unwichtig“ abgehakt, dabei entpuppt er sich später als eine der Hauptpersonen. Da wäre es schön, wenn sich in der Buchklappe kurze Steckbriefe finden würden, damit man alle wichtigen Infos zu den Young Agents schnell parat hat, dann stören solche Brüche nicht so. An solchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass das Buch aus irgendeinem Grund mit zu heißer Nadel gestrickt wurde, wahrscheinlich, damit es noch rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft fertig wurde. Wir kennen die anderen Fälle nicht und nehmen mal an, dass dies hier ein Ausrutscher war, denn ansonsten ist es ein super Geschenk für Nachwuchsagenten ab 11 Jahren. Dieses Buch ist so spannend, dass sie es wahrscheinlich auch lesen werden, obwohl sie sonst nicht lesen, denn hier geht es rasant zur Sache. Leider nur manchmal zu rasant, da wird zu viel Potenzial verschenkt. Was wir nämlich echt als Potenzial sehen, ist dass hier sowohl Jungs, als auch Mädchen echt was drauf haben. Da wird nicht nur der tolle Hecht angehimmelt und mit den Augen geklimpert, wie in einer Krimiserie meiner Kindheit. Die Mädels können deutlich mehr, als nur Hunden die Pfote zu geben... ohne, dass die Jungs deswegen als Deppen dastehen.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Solider Fall - Anna Thalbach enttäuscht

Die Studentin
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Die 22-jährige Taryn Moore stand am Anfang eines voraussichtlich erfolgreichen Lebens. Jung, schön und nicht nur klug, sondern geradezu brillant in dem von ihr gewählten Fachbereich englische Literatur ...

Die 22-jährige Taryn Moore stand am Anfang eines voraussichtlich erfolgreichen Lebens. Jung, schön und nicht nur klug, sondern geradezu brillant in dem von ihr gewählten Fachbereich englische Literatur stand sie kurz vor der Aufnahme eines Promotionsstudiums und der Zusammenarbeit mit einer renommierten Professorin. Warum sollte solch eine junge Frau aus dem Fenster gesprungen sein, kurz nachdem sie ihre Aufgabe für die Uni erledigt und ihr Abendessen zubereitet hatte? Auch ihr Handy ist nirgendwo zu finden. Während ihre Kollegen den Tod gerne schnell als Freitod abhaken würden, nagen an Inspector Frankie Loomis, Mutter von 17-jährigen Zwillingstöchtern, Zweifel. Sie schaut genauer hin, spürt ihre Kontakte auf und findet immer weniger ein Motiv für einen Selbstmord, aber immer mehr ungeklärte Details. Was auch geschehen sein mag, sie ist entschlossen es herauszufinden.
Anders als in der Verfilmung von Tess Gerritsens Erfolgsserie Rizzoli & Isles ist Detective Frankie Loomis keine glamouröse Erscheinung, sondern eine ganz normale Frau, mit der das Leben es nicht immer gut meinte. Umso besser kann sie sich in die Besonderheiten dieses Falles hineinfühlen. Trotz ihrer Verantwortung als Mutter, deren Töchter sich für den Geschmack einer Mordermittlerin nicht immer umsichtig genug verhalten, bleibt sie am Ball und scheut die Mehrarbeit nicht, die auf sie wartet, wenn sie die Akte nicht sofort schließt. Sie fühlt sich Taryn und ihrer Mutter gegenüber dazu verpflichtet. Zu sehr ähneln deren Lebensumstände ihren eigenen. Ihr Kollege Mac ist zwar nicht begeistert, aber traut ihrem Instinkt. Ansonsten bleibt ihr Sidekick eher blass. Der Fall spielt im Umkreis einer renommierten Universität, dennoch kann sich jeder in diesem Thriller wiederfinden. Es gibt reiche und arme Studenten, Dozenten in den besten Jahren, ebenso wie die Ermittler und es gibt den Schwiegervater des Mentors der Toten, der bereits pensionierter Detective ist und sich nichts sehnlicher als ein Enkelkind wünscht. Das finde ich sehr geschickt gemacht, so dass sich eigentlich niemand zu alt oder zu jung für diese Mordermittlung fühlen kann. Sprachlich nehmen einen die Autoren gekonnt und flüssig mit, ohne dass man merken würde, dass die Erzählung aus zwei statt aus einer Feder stammt. Es gibt keine Brüche, es fließt. Anders als das Leben von Taryn, die trotz ihrer Talente mit ihrem Leben haderte, da sie nicht auf der bright side of life, in einem privilegierten Elternhaus aufwuchs. Ganz klar werden hier die Unterschiede zwischen Studenten aus arme und reichen Familien vorgeführt. Dennoch wird deutlich gezeigt, dass weder Geld noch Talent alles ist, auch Attraktivität kann den Ausschlag geben, aber nicht unbedingt...
Die Geschichte fand ich solide. Die Auflösung nicht völlig vorhersehbar, aber auch nicht völlig überraschend und daher auch absolut schlüssig und nicht an den Haaren herbeigezogen. Es lohnt sich immer wieder auf die Details zu achten, wenn man miträtseln möchte. Was für mich nicht stimmig war, war leider Anna Thalbach, die mich diesmal enttäuschte. Eigentlich mag ich sie als Sprecherin sehr gerne, weshalb für mich klar war, dass ich dieses Buch hören und nicht lesen würde. Aber schon früh stutzte ich und fragte mich, ob mein MP3 Player eine Macke hätte. Bei der Rolle der Maggie und später auch bei Frankie hatte ich den Endruck, als hätte jemand die Geschwindigkeit höher gestellt. Es klang wie bei meiner Tochter, wenn sie Nightcore einstellt. Für mich klang das nicht spannend, sondern gehetzt, aber gerade am Anfang sollte sich der Fall ja langsam entfalten können. Dabei war ihre Stimme für mich unangenehm quietschig, was zum Glück bei den männlichen Rollen nicht vorkam. Ich empfehle sich eine Hörprobe anzuhören, denn so etwas ist ja immer eine Geschmacksfrage. Sehr gut finde ich hingegen die Aufnahmequalität auf den zwei Tonträgern. Dadurch dass die Aufnahme von über 6 Stunden nicht auf einen Tonträger gequetscht wird, spielen sie jeder MP3-Player ohne Probleme oder Hänger ab und zwar vollständig. Das kommt immer seltener vor, weshalb ich immer häufiger MP3 nur im Auto hören kann (mit dem Risiko, dass beim Einlegen des Rückwärtsganges, die Geschichte zurück auf 1 springt) oder auf mein Handy überspielen muss. Abgesehen davon sehen sie auch wirklich schick aus in der Klapphülle mit dem passenden Coverdruck auf den einzelnen Tonträgern.
Leider konnte mich das Hörbuch trotz des stimmigen Falls, der guten Tonqualität und der hochwertigen Aufmachung leider nicht völlig überzeugen.

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Veröffentlicht am 28.05.2021

Hervorragend gelesen!

Wattenmeermord
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Die Kriminalkommissare Jan und Laura Benden haben die Nase gestrichen voll, von all dem Bösen, das in den Metropolen NRWs hinter jeder Ecke lauert und das Laura fast das Leben gekostet hat. So kann es ...

Die Kriminalkommissare Jan und Laura Benden haben die Nase gestrichen voll, von all dem Bösen, das in den Metropolen NRWs hinter jeder Ecke lauert und das Laura fast das Leben gekostet hat. So kann es nicht weitergehen, denken sie sich und als auf der beschaulichen kleinen Insel Pellworm die Stelle des einzigen Inselpolizisten neu zu besetzen ist, kommt sie wie gerufen. Eine Wache mit nur einem Polizisten muss ja in einer friedlichen Gegend liegen, denken sie sich. Da für Laura keine Stelle frei ist, übernimmt sie die Bewirtschaftung des Paulinenhofs und seiner Ferienwohnungen. Doch eines Morgens wird Jan zu einem Leichenfund gerufen: ein Maler und Teilzeitinsulaner sitzt tot auf der Bank auf dem Deich, ohne Anzeichen von äußerer Gewalteinwirkung. Bei der Leichenbeschau fällt Jan jedoch eine kleine rote Einstichstelle über dem Herzen auf. Nun heißt es Tatort sichern und bewachen, bis die Verstärkung von der Kripo vom Festland angekommen ist. Die lässt natürlich auf sich warten und Jan wird die Zeit lang. Doch lang bleibt er nicht allein, sein selbst ernannter Assistent, der wortkarge Friese Tammen ist sofort zur Stelle. Allerdings finden sich auch gleich mehr Verdächtige und Zeugen, als sie erwartet hätten.... In Jan und Laura brodelt das Ermittlerblut, aber eigentlich sollen sie sich ja raushalten...

Sowohl Inselpolizist Jan, als auch seine Frau Laura, die nun einen Hof mit Feriengästen bewirtschaftet, statt sich in NRW todesmutig in die Schusslinie zu werfen, finde ich sehr sympathisch. Dass die zwei auch nach vielen Jahren einander noch lieben und sich um den anderen sorgen, hat mir sehr gut gefallen. Statt ihre Sorgen in Alkohol oder Drogen zu ertränken haben sie sich einfach aus dem Staub gemacht, um sich lieber den Wind, statt Kugeln um die Ohren wehen zu lassen. Auch die übrigen Protagonisten und Insulaner fand ich sehr amüsant, liebevoll beschrieben. Es gibt Täuschungsmanöver und Finten und am Ende zieht das Tempo kräftig an, so stark dass Jan und Laura sich fragen müssen, ob Pellworm doch so harmlos ist, wie sie dachten. Rein statistisch gesehen hätten sich die Verbrechen auf der Insel nun wohl für die nächsten 100 Jahre erledigt, doch bin ich mir sicher, dass dieser Fall erst der Anfang war. Damit man sich auch garantiert auf diesen freut gibt es zum Schluss noch einen vergnüglichen kleinen Twist.

Uve Teschner ist die Traumbesetzung für diesen Inselkrimi! Er kann Hochdeutsch wie Platt und weil das nicht alle können, schiebt er dann nach dem Platt auch die Übersetzung für die Nichtfischköppe hinterher. Sehr lebendig und mit Charme übernimmt er die einzelnen Rollen, ohne dabei je aufdringlich zu werden. Da hört man gerne zu und taucht in die Geschichte ein, wobei das Zwinkern in der Stimme nicht zu überhören ist. Manchmal variiert er aber tatsächlich die Lautstärke und nicht den Ausdruck, was es schwierig macht, wenn man das Hörbuch recht leise hört.

Das Setting gefällt mir, die Reihe hat Potenzial, aber sorry, für mich als Anwältin und Ärztekind/-schwester geht die Auflösung gar nicht! Das ist einfach nicht gründlich recherchiert. Sicherlich kommen doch auch mal Ärzte auf die Insel, die zur Entspannung ein Manuskript kurz durchlesen.... und Juristen sind eh Bücherverschlinger.... Menschlich ist es stimmig, aber nicht juristisch und medizinisch. Die Polizeiarbeit hingegen ist absolut korrekt, was daran liegt, dass Autor Markus Stephan inzwischen tatsächlich der Inselpolizist von Pellworm ist, nachdem ihm der Sumpf des Verbrechens in NRW zu viel wurde. So ist die Schilderung sowohl der Polizeiarbeit, als auch des Lebens auf der Nordseeinsel absolut lebendig und treffend beschrieben. Da weht einem beim Zuhören schon eine steife Brise um die Ohren! Seine Mitautorin Katja Lund, hat schon einige Thriller veröffentlicht, ehe sie sich eine Schreibpause auf Pellworm gönnen wollte und dort den Inselpolizisten kennenlernte...

Klar, dass solch ein Hörbuch mit viel Liebe gestaltet wurde! Sowohl die einzelnen Tonträger, als auch die Klapphülle sind möwenstark bedruckt. Dabei bietet die Hülle noch kleinen kurzen Friesischkurs, Infos zu den Autoren und dem Sprecher als auch eine Karte der Insel mit Markierung aller für den Fall wichtigen Orte und einer Küstenansicht, mit Flensburg und Hamburg.

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