Mir fehlte der Zugang zur Protagonistin
The Sky in your EyesVielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ...
Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ich, glaube ich, nicht extra noch betonen. Nicht nur, weil ich Nordlichter einfach nur unglaublich schön finde und das Cover förmlich „Fernweh“ schreit, sondern auch, weil sich genau dieses Bild auch in der Geschichte wiederfindet. Gleiches gilt für den Titel, der an einer Stelle aufgegriffen wird.
Beides harmoniert wunderbar miteinander!
Meine Meinung:
Sobald ich von „The Sky in Your Eyes“ erfahren hatte, stand für mich fest, dass ich das Buch lesen muss. Die Kanada-Dilogie der Autorin habe ich absolut geliebt, wegen des Settings, wegen ihres Schreibstils, aber vor allem wegen der Protagonisten, insbesondere Rae und Cayden.
Auch „The Sky in Your Eyes“ überzeugt mit seinem traumhaften Setting auf Island und dem wunderbar poetischen und bildhaften, gleichzeitig sehr nahbaren Schreibstil der Autorin. Ich weiß nicht wie, aber bisher hat Kira Mohn es mit jedem der drei Bücher, die ich jetzt von ihr gelesen habe, geschafft, dass mich das Fernweh packt und nicht mehr loslässt. Ich wollte schon immer mal nach Island, vor allem in der Hoffnung, die Nordlichter zu sehen, aber nach diesem Buch ist dieser Wunsch umso größer (und das, obwohl ich die Kälte eigentlich gar nicht mag…)!
Wenn man sich also bei ihren Büchern auf eines verlassen kann, ist, dass sie es schaffen, einen mit ihrer Wohlfühlatmosphäre an absolut traumhaften Orten zu verzaubern.
All dies gerät in meinen Augen durch Elín leider so stark in den Hintergrund, dass man es gar nicht wirklich genießen kann.
Laut Klappentext beschäftigt sich dieses Buch mit den Themen Bodyshaming und Selbstfindung, und während ersteres durchaus sehr stark im Fokus ist, fehlte mir bei zweitem doch ein wenig die Substanz.
Elín ist stark unzufrieden mit ihrer Figur, ihr Denken und ihre Handlungen sind von Unsicherheiten geprägt, sie hat Bodyshaming und vor allem psychischen aber auch physischen Missbrauch erfahren. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass sie keinerlei Selbstwertgefühl hat und ihr Handeln und Denken durch ständige Zweifel und Selbst-Bashing beeinflusst werden. Aus Leserperspektive tut es fast schon weh, dass sie sich selbst so sieht und wie sehr sie sich niedermacht und selbst kleinhält, weil sie so unsicher ist. Jemand, der selbst nicht betroffen ist, kann sich gar nicht vorstellen, wie es sein muss, sich so zu fühlen.
Aus diesem Grund konnte ich mich wohl auch nicht so gut in sie hineinversetzen. Für mein Empfinden war es beim Lesen sogar schon fast „too much“, dass sie sich gefühlt in jedem Satz auf ihr Gewicht und äußeres Erscheinen reduziert, jedes gesagte Wort von anderen im Kopf dreimal umdreht und sich einfach nicht traut, aus sich herauszukommen und den Platz in der Welt, der ihr zusteht, zu beanspruchen.
In der Danksagung weist die Autorin darauf hin, dass sie sich in diesem Buch mit den Erfahrungen von fünf Frauen auseinandergesetzt hat – Elíns Verhalten ist also durchaus fundiert, weshalb ich mir gar nicht das Urteil herausnehmen will, dass es „too much“ ist. Ist es ja offenbar nicht!
Nichtsdestotrotz kann ich nicht behaupten, dass das Lesen für mich nicht anstrengend war. Es klingt jetzt sicherlich hart und unsensibel, wenn ich sage, dass Elín mich zeitweise genervt hat, vor allem, wenn sie inkonsequent gehandelt oder andere auf sich herumtrampeln lassen und das dann zu allem Überfluss auch noch als berechtigt erachtet hat. Aber so war es.
Damit will ich aber auf keinen Fall die Erfahrungen und Empfindungen anderer Frauen invalidieren! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Leserinnen gibt, die sich in Elín wiederfinden und denen dieses Buch und ihre Entwicklung Kraft geben. Denn Entwicklung ist bei Elín durchaus erkennbar (wenn ich es auch stark bemängele, dass dafür Jón – ein Mann – nötig war und sie ihre Stärke nicht durch sich selbst findet).
Auf mich hat das alles aber einfach nicht gepasst. Ich denke, Elín ist eine Protagonistin, die so stark polarisiert, dass man sich entweder in ihr wiederfindet – dann ist „The Sky in Your Eyes“ ohne Frage wertvoll – oder eben nicht, und dann kann man mit dem Buch, das hauptsächlich von der Protagonistin getragen wird, leider auch nicht viel anfangen.
Schade fand ich es, dass „The Sky in Your Eyes“ im Übrigen nicht gerade durch Tiefe glänzt. Nicht nur Jón bleibt durchweg konturenlos – er ist ein hübscher, netter Mann mit einer schwierigen Vergangenheit, das war´s. Auch die Konflikte mit Daníel und Magnús bekommen meines Erachtens nicht genügend Aufmerksamkeit. Beides wären super Aufhänger gewesen, an denen Elín die Chance gehabt hätte, zu wachsen und sich zu behaupten, aber beides wird zum Ende meiner Meinung nach zu lasch und nicht mit dem nötigen Feuer aufgelöst.
Fazit:
„The Sky in Your Eyes“ ist nicht für jeden etwas. Ich kann mir vorstellen, dass jemandem, der ähnliche Probleme hat wie Elín, ihre Geschichte und ihre Entwicklung Mut machen können, wodurch das Buch zu etwas sehr Wertvollem wird. Ich persönlich konnte mich in Elíns Lage jedoch nicht hineinversetzen. Sie polarisiert so sehr, dass ihre Gedanken und Handlungen mich zeitweise stark genervt haben, ohne damit jetzt ihre Erfahrungen oder die anderer Frauen invalidieren zu wollen. Für mich hat es aber schlicht nicht gepasst.
Hinzu kommt, dass sowohl die anderen größeren Konflikte als auch Jón zu flach bleiben, als dass man hier von einem Highlight sprechen könnte. Lediglich Setting und Schreibstil sind mal wieder atemberaubend schön und sorgen dafür, dass man trotz allem durchaus leichte Lesestunden hat.
Angesichts der Ernsthaftigkeit der Themen und der Tatsache, dass ich als Außenstehende nicht beurteilen kann, wie es ist, wenn man sich fühlt wie Elín, habe ich lange überlegt, ob ich dem Buch überhaupt eine Bewertung gebe. Da ich hier aber ja meine Erfahrungen mit dem Buch als solches bewerte und wie ich es als Leserin empfunden habe, habe ich mich letztlich dafür entschieden, dem Buch aufgrund meiner Schwierigkeiten mit der Protagonistin und der teils fehlenden Tiefe zwei Punkte abzuziehen.
Für alle, die vielleicht auch Unsicherheiten in Bezug auf ihren Körper empfinden, kann ich dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Trotzdem sei an dieser Stelle einmal der Hinweis gegeben, dass eventuell eine Triggerwarnung bezüglich Bodyshaming (vor allem Selbst-Bashing) und Essstörungen angebracht wäre.
3/5 Lesehasen.