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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2021

VORSICHT: Schräg und witzig

Das Buch, das nicht gelesen werden wollte
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„Das Buch, das nicht gelesen werden wollte“ hat ein wunderschön gestaltetes und sehr edel wirkendes Cover. Natürlich werden da große und kleine Leser neugierig, einen Blick hineinzuwerfen, wenigstens ...


„Das Buch, das nicht gelesen werden wollte“ hat ein wunderschön gestaltetes und sehr edel wirkendes Cover. Natürlich werden da große und kleine Leser neugierig, einen Blick hineinzuwerfen, wenigstens einen klitzekleinen Blick, trotz oder gerade wegen dieser ausdrücklichen Warnung auf dem Cover „Nicht öffnen“. Denn mal ehrlich, gerade dieser Hinweis reizt doch jeden echten Bücherwurm, es trotzdem zu tun. Bücher sind nun mal zum Lesen da. Punkt. Aus. Ende.

Okay, nicht Ende. Es fängt erst an. Auf dem Vorblatt nochmals ein wohlmeinender Rat, lieber ein anderes Buch zu nehmen. Ganz bestimmt nicht! Es geht los mit viel Gebrumm, das Buch legt sich in die Kurve, es bringt neue Wörter hervor, schwingt sich auf wie ein Vogel und will wegfliegen. Oh nein, halt es fest. Und jetzt ist der Text kaum noch zu lesen und jetzt ist er riesengroß. Und woher kommt plötzlich das Kaninchen. Und: VORSICHT. Pass auf deine Finger auf.

Mehr wird nicht verraten. Aber bitte ignoriert einfach alle Bemerkungen es nicht zu lesen. Das Buch ist ein Lesespaß, den man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte.

Es macht großes Vergnügen, ein Buch zu lesen, dass sich mit allen möglichen Tricks und Kniffen dagegen wehrt, gelesen zu werden, den verrückten Ideen dieses widerspenstigen Buches zu folgen bzw. genau das Gegenteil zu tun. Das Buch hält viele Überraschungen bereit, lädt ein zum Mitmachen, die Phantasie der Leser bekommt Flügel und kitzelt auch bei Erwachsenen das Kind heraus.
Fazit: Ich liebe es.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Abgründe

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Das wunderschöne Cover der Cote d‘ Azur verspricht neben Urlaubsfeeling auch einen spannenden Krimi, denn die Grabsteine erwecken sofort Interesse. Auf dem Friedhof Les Grand Jas wird die Leiche eines ...

Das wunderschöne Cover der Cote d‘ Azur verspricht neben Urlaubsfeeling auch einen spannenden Krimi, denn die Grabsteine erwecken sofort Interesse. Auf dem Friedhof Les Grand Jas wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Ein Fall für Kommissar Léon Duval und sein Team. Die Spuren führen in die Vergangenheit, ein dunkles Kapitel der deutsch-französischen Beziehungen während des 2. Weltkriegs. Es ist die Geschichte der Judenverfolgung unter Mithilfe der Vichy-Regierung.

Duval ist mir als Ermittler sehr sympathisch, als Vater der kleinen Julie stellt er sich eher ungeschickt an. Eigentlich fühlt er sich zu alt für so ein kleines Kind. Seine junge Frau ist eine engagierte Journalistin, die zwischen Kind und Beruf hin und her gerissen ist, die ihm jedoch schon bald beim Herausfinden der geschichtlichen Hintergründe eine wichtige Unterstützung und Hilfe ist.

Die Autorin schreibt spannend, die Geschichte ist gut recherchiert. Ihr gelingt es aber auch sehr gut die Besonderheiten der zauberhaften Küste einzufangen. Man spürt förmlich, die Sonne auf der Haut und schaut auf das blaue Meer. Die Geschichte des kleinen Jakob hat mich sehr berührt. Was er erlebt hat, wünscht man keinen Menschen. Er steht stellvertretend für die vielen jüdischen Opfer.

Das Ende kam für mich total überraschend. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ein toller, informativer und vom Ambiente her stimmungsvoller Krimi, mit einem sympathischen Ermittlerteam. Es war mein erster Duval-Krimi und es wird mit Sicherheit nicht der letzte sein.




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Veröffentlicht am 25.05.2021

Deutsch-Kurs

Tag der Erlösung
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Ein hochbrisanter Fall für die beiden BKA-Ermittler Laura Westermann und Steven Haberland. Auf einer Parteiveranstaltung der „Weißen“ werden vor den Augen aller zwei Spitzenpolitiker kaltblütig ermordet, ...

Ein hochbrisanter Fall für die beiden BKA-Ermittler Laura Westermann und Steven Haberland. Auf einer Parteiveranstaltung der „Weißen“ werden vor den Augen aller zwei Spitzenpolitiker kaltblütig ermordet, während auf dem einen der Politiker aus einer Waffe geschossen wurde, steckte im anderen der vergiftete Pfeil einer Armbrust. Auf wessen Konto die beiden Toten gehen ist offen. Die beiden Ermittler stoßen auf einen Sumpf der sich sowohl im Rechten wie im Linken politischen Milieu abspielt. Und es gibt weitere Tote. Langsam kristallisieren sich die Hintergründe der Taten in der Vergangenheit der Toten heraus.

Die Geschichte ist temporeich und hält den Leser in Atem. Der Schreibstil von Hendrik Falkenberg ist packend. Der Autor hat in „Tag der Erlösung“ ein richtig heißes Thema angepackt und es ist besonders zum Schluss hin nichts für Schwache Nerven. Mir wurde fast Übel von dem was ich las. Die beiden Ermittler empfand ich als sympathisch. Auch wenn beide ihre Macken haben. Vor allem Lauras Privatleben und langegehütetes Geheimnis nehmen einen besonderen Raum in der Geschichte ein. Als Nebenfigur gefiel mir der Journalist Jan Seidl.

Fazit: Ein hochspannender Politkrimi, dem man atemlos verschlingt und der noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

So war es doch gar nicht, oder?

Die Geschichte von Kat und Easy
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1973 sind Kat und Easy 16 und beste Freundinnen auf ewig. Eine wilde Sturm- und Drangzeit. Und doch verlieren sie sich aus den Augen. Fast fünfzig Jahre später entdeckt Easy Kat in der Betreiberin eines ...


1973 sind Kat und Easy 16 und beste Freundinnen auf ewig. Eine wilde Sturm- und Drangzeit. Und doch verlieren sie sich aus den Augen. Fast fünfzig Jahre später entdeckt Easy Kat in der Betreiberin eines erfolgreichen Blogs für Lebensberatung wieder. Es sind viele Fragen offen geblieben aus ihrer Jugendzeit. Easy lädt Kat für eine Woche in ihr Haus an der Südküste der griechischen Insel Kreta ein. Werden die beiden ehemaligen Freundinnen die Verletzungen überwinden und wieder zu einander finden oder steht inzwischen zu viel zwischen ihnen?

Bereits der erste Satz genügte, mich in dieses Buch zu verlieben. Ich mag die Erzählweise und den Schreibstil der Autorin, die bildhafte Sprache und die Poesie, die mitschwingt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. In den Kapiteln Laustedt erhalten wir in Rückblenden Einblick auf die Ereignisse im Jahr 1973, die Kapitel Kreta erzählen von den beiden Protagonistinnen in der Jetztzeit. Die beiden Mädels sind so grundverschieden. Kat hat die Macht Isi in einen anderen Menschen zu verwandeln. Kat nennt sie Easy. Easy blickt auf zu Kat, die den Durchblick hat, der ihr fehlt. Easy will keine Macht. Sie nimmt Dinge hin und Menschen an. Easy ist eine echte Schönheit. Kat hat schlechte Augen, sie trägt eine Brille, die sie allerdings nur selten trägt. So ist Kat wie vom Donner gerührt, als ihr selbst nach so langer Zeit auf Kreta noch einmal dieser Satz begegnet. „You have a beautiful girlfriend.“ Das versetzt ihr einen heftigen Stich. Auch 1973 hatte Easys Schönheit sie ausgestochen. Mit 16 hatten sich beide in denselben Jungen verliebt. Kat zog den Kürzeren bei Fripp. Es schmerzte, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie gab sich lässig, über allen Dingen stehend. „Angeödet von der Welt wie eh und je?“, fragt sie Lothar so viele Jahre später. Das trifft Kat, mehr als sie zugeben will. Hatte sie damals wirklich diesen Eindruck erweckt? Nicht genug, er setzt noch einen drauf: „Du guckst jedenfalls immer noch genauso wie früher. Als wärst du von lauter Idioten umgeben.“ Aber so war es doch gar nicht, oder? Sehr vorsichtig nähern sich die beiden Frauen dem Thema an, dass ihnen beiden unter den Nägeln brennt. Und da ist immer noch ein Band spürbar, trotz der Entfremdung.

Susann Pásztor hat mit Kat und Easy zwei unterschiedliche Frauencharaktere geschaffen, die mir sehr nahe sind. So echt fühlen sie sich an. Ich habe mich in beiden Frauen wiedergefunden, etwas mehr in Kat, aber auch in Easy. Und ich mochte beide. Auch Easys Nachbarn auf Kreta, Milan und seine Frau, konnte ich in mein Herz schließen. Sie kamen authentisch und sehr sympathisch rüber. Die Lebensart auf dieser Insel hat große Sehnsucht in mir geweckt, diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit Fremden gegenüber trifft man bei uns förmlichen Deutschen kaum wieder.‘

Susann Pásztor schreibt richtig, richtig gut. Danke Frau Pásztor für diesen wunderbaren Roman, über eine authentische Frauenfreundschaft, der ohne romantische Verklärung auskommt, der echt ist und der mich zum Nachdenken gebracht hat.

Von mir absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Der Sprung

Die Beichte einer Nacht
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Heleen befindet sich in einer psychatrischen Klinik. Eines Abends setzt sie sich zur Nachtschwester und erzählt ihr ihre Lebensgeschichte in Form einer Beichte. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, ...

Heleen befindet sich in einer psychatrischen Klinik. Eines Abends setzt sie sich zur Nachtschwester und erzählt ihr ihre Lebensgeschichte in Form einer Beichte. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, als Ältestes Kind musste sie schon bald Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen. Besonders genervt ist sie von ihrer jüngsten Schwester Lientje. Einem Säugling, der ständig am Plärren ist. Beinahe hätte sie was Unüberlegtes getan. Heleen schafft den Sprung aus dem ärmlichen Milieu in eine bessere Gesellschaft. Das ihr das gelingt, hat sie vor allem ihrer Schönheit, ihrem Sinn für Ästhetik und ihrer Kreativität zu verdanken. Ihre große Liebe lernt sie ausgerechnet über Lientje kennen.

Der Roman ist ein in Vergessenheit geratener Klassiker. Er erschien zum ersten Mal im Jahre 1930. Marianne Philips, die Autorin, wurde 1886 in Amsterdam geboren und verstarb nach einer längeren schweren Krankheit im Jahre 1951. Sie verstand das Schreiben als Therapie, weshalb auch viel Autobiographisches in das Buch eingeflossen ist. Denn auch Marianne Philips musste sich ihren Weg aus ärmlichen Verhältnissen hart erarbeiten.

Während der Roman nur langsam an Fahrt gewinnt und die Protagonistin anfangs nur am Klagen über ihre Bettgenossinnen ist, kommt später überraschen Spannung auf. Der Roman wird in Form eines Monologs erzählt. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Erzählweise. Für Heleen empfand ich ehrliche Bewunderung, der es gelang in dieser für Frauen chancenarmen Zeit ihren Weg zu gehen. Die Protagonistin ist mutig und zaudert nicht. Und sie kennt ihren Wert. Das betont sie immer wieder. Diese Sichtweise fand ich hoch interessant. Denn viel Menschen verkaufen sich besonders in der Arbeitswelt unter ihrem Wert. Aber kann man seinen Wert wirklich am Materiellen festmachen? Heleen macht es mir als Leserin dennoch schwer, sie wirklich sympathisch zu finden. Sie liebt ihre Außenwirkung zu stark, und kommt nicht damit zurecht, dass sie nicht die junge anziehende Frau bleibt. Hier erkenne ich große Parallelen zu Frauen aus dem heutigen Showbiz, die ihr Alter ebenfalls nicht akzeptieren können, was zum Teil groteske Ausmaße annimmt.

In „Die Beichte einer Nacht“ geht es um starke Gefühle. Liebe, Eifersucht, Hass, Ängste. Gefühle, die die Macht haben, einen Menschen innerlich zu zerstören. Heleen werden ihrer Gefühle zum Verhängnis, sie verliert die Selbstkontrolle., wird von Zweifeln aufgefressen. Im Rückblick sieht Heleen ihren Lebensweg durchaus kritisch.

Mich hat das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten stark gefesselt und ich konnte es bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen. Keine leichte Lektüre, aber absolut faszinierend und zum Nachdenken anregend. Ich wurde nicht nur unterhalten, ich wurde angehalten, tiefer in die Lektüre einzutauchen und mich auch noch nach dem Lesen länger damit zu beschäftigen. Deshalb von mir eine absolute Leseempfehlung.

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