Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2021

Kommt nicht ganz an den ersten Band heran

Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien (Die Gärtnerin von Kew Gardens 2)
0

Band zwei um Charlotte Windley-Bromberg schließt nahtlos an den ersten Band "Blaue Astern" an. Charlotte steht vor einem weiteren Scheideweg. Ihr Mann Victor möchte, dass sie sich aus Kew Gardens zurückzieht ...

Band zwei um Charlotte Windley-Bromberg schließt nahtlos an den ersten Band "Blaue Astern" an. Charlotte steht vor einem weiteren Scheideweg. Ihr Mann Victor möchte, dass sie sich aus Kew Gardens zurückzieht und sich dem gemeinsamen Anwesen Summerlight House widmet. Zusätzlich soll sie sich doch bitte endlich standesgemäß verhalten. Dass fällt Charlotte natürlich schwer. Doch die Aussicht Summerlight House nun doch mit einem attraktiven Garten zu bestücken ist die perfekte Aufgabe für die studierte Botanikerin. Sie beginnt sich ihrem Anwesens zu widmen. Mit ihrem Gärtner Quinn teilt sie die Leidenschaft für Pflanzen und Blumen. Gemeinsam versuchen sie aus dem alten Grundstück ein Schmuckstück zu machen und kommen sich dabei unwillkürlich näher. Victor erkennt, dass sich Charlotte immer mehr von ihm entfernt und will ihr einen langgehegten Wunsch erfüllen: eine Forschungsreise nach Persien......

Martina Sahler hat in ihrem Nachfolgeband Charlotte wieder einige Steine in den Weg gelegt. Trotzdem konnte ich mich nicht mehr so gut in sie hineinfühlen, wie im ersten Band. Sie erscheint mir weit weniger sympathisch und auch etwas egoistisch. Auf der anderen Seite kann ich ihre Enttäuschung verstehen ihre Arbeit in Kew Gardens zu verlieren. Man hatte zu dieser Zeit als Frau wirklich keinerlei Rechte und musste sich immer wieder der Männerwelt beugen. Aber es gab auch schon damals außergewöhnliche Frauen, die ihren Weg gingen und sich von den gesellschaftlichen Zwängen befreien konnten, wie etwa Vita Sackville-West, die ebenfalls im Roman vorkommt. Ihr ist es zu verdanken, dass Sissinghurst Castle heute zu den beliebtesten und häufigsten besuchten Gartenanlagen der Welt wurde. Im Roman ist sie diejenige, die Charlotte anregt ihren Garten doch noch zu einem Schmuckstück zu machen. Vita wird zur guten Freundin von Charlotte und gibt ihr einige Tipps zur Gartengestaltung.

Debbie, die nun fast erwachsen ist und noch immer ihren eigenen Kopf durchzusetzten versucht, verdreht den beiden Nachbarsjungen den Kopf. Aurora, die sich langsam zu einer selbstbewussteren Frau entwickelt und neue Wege findet, hat mir gut gefallen. Die beiden Nebenfiguren stehen diesmal ebenfalls im Fokus der Geschichte. Die wahre "Hauptprotagnistin" ist aber die Gartenanlage. Die farbenfrohen Beschreibungen der Blumen und Pflanzen haben mich verzaubert. Hingegen fand ich die Exkursion nach Persien eher weniger gelungen und ist kaum in meinem Gedächtnis haften geblieben.

Alle Figuren entwickeln sich in diesem zweiten Band weiter. Manche von ihnen verändern sich meiner Meinung aber ein bisschen zu schnell, was ihre Entwicklung etwas unglaubwürdig macht. Und Charlotte wird leider mit den Seiten immer unsympathischer, was dem Roman nicht wirklich gut tut. Ihre snobistische Art und ihr Messen mit zweierlei Maß lässt sie mit der Zeit relativ lieblos erscheinen. Mir tat Vicotr leid, der sich sehr um sie bemüht und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Auf der anderen Seite konnte ich auch verstehen, dass sie ihr Studium auch einsetzen möchte. Ein Problem, das auch heute noch manche Frauen erfahren müssen.

Der Schreibstil ist wieder kurzweilig und unterhaltsam. Es gibt überraschende Wendungen. Zusätzlich müssen wir uns auch von einigen Figuren verabschieden. Am Ende bemerkt man, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn es bleiben einige Dinge offen. Obwohl mich dieser zweite Band nicht ganz so überzeugen konnte, wie der erste Teil, werde ich mir auch den Abschlussband aus der Bücherei holen, denn ich bin neugierig wie es mit Charlotte & Co. weitergehen wird.

Fazit:
Eine etwas schwächere Fortsetzung, die mich nicht so ganz überzeugen konnte, wie der erste Band. Trotzdem möchte ich noch den Abschlussband der Trilogie lesen und erfahren, wie es mit Charlotte weitergehen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2021

Flug Nummer 2977

Der Morgen davor und das Leben danach
0

Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den ...

Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den Rücken läuft und über das ich gerne lesen wollte. Auch die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen und deshalb habe ich mich gefreut, dass ich für die Vorab-Leserunde bei Lovelybooks ausgewählt wurde.

Ich fange diesmal nicht von vorne, sondern mit dem Nachwort der Autorin an, das mich fasziniert hat. Sie hat acht Jahre an diesem Buch gearbeitet und hat die beiden Flugzeugkatastrophen des Fluges 771 der Afriqiyah Airways von Südafrika nach Libyien, bei dem ein 9jähriger niederländische Junge der einzige Überlebende war und den Absturz der Air France Maschine Flug Nr. 447 von Buenos Aires nach Paris zur Inspiration für ihre Geschichte genommen.
Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, musste ich googeln und war entsetzt über die Vorkommnisse, die zum Absturz der Air France führten. Das Gespräch des Piloten und des Co-Piloten wird im Roman wiedergegeben und man kann es auch auf Wikipädia nachlesen. Ich muss zugeben, dass ich mir nun noch mehr Gedanken mache, wenn ich mich in die nächste Maschine setzen werde - wann immer das auch sein wird.

Die Autorin erzählt im Wechsel beginnend vom Morgen des Abfluges und dem Leben von Edward nach dem Absturz. Den deutschen Titel finde ich daher sehr gut gewählt.
In der Gegenwart begleiten wir Edward auf seinem Weg zurück ins Leben. Seine Tante und sein Onkel geben ihm ein neues Zuhause, aber haben selbst Probleme mit dem Tod ihrer Angehörigen umzugehen. Einen besonderen Platz nimmt Shay ein. Sie ist gleichaltrig und das Nachbarmädchen. Ihr Umgang mit Edward war genau richtig und hat ihm in dieser schweren Zeit sehr viel geholfen.
Zu Beginn war ich etwas irritiert, dass einige Passagiere des Fluges sehr genau beschrieben wurden und mir eigentlich Edward und seine Familie (Vater, Mutter und Bruder Jordan) viel zu kurz kam. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte wird klar, warum die Autorin diese Art der Erzählung gewählt hat. Trotzdem gefiel mir genau deswegen die zweite Hälfte etwas besser, als sich der Fokus mehr auf Edward richtete und auch sein Umgang mit der Trauer etwas mehr Raum erhielt. Für mich hätte dies schon früher sein sollen und die Mitreisenden, denen viel Platz eingeräumt wird, hätten mehr im Hintergrund bleiben sollen. Zusätzlich fand ich die Beschreibung dieser ausgewählten Passagiere oftmals als sehr exaltiert...typisch amerikanisch, finde ich. Edward war zwar die zentrale Figur, kommt meiner Meinung aber als Person zu kurz. Man erfährt zu wenig über seine Gefühle und Gedanken auf seinen langen Weg zurück ins normale Leben.

Sehr gut gefallen und sehr genau recherchiert hat Ann Napolitano die letzten Begebenheiten kurz vor dem Absturz. Durch das bereits bekannte Ende wächst das Unbehagen beim Lesen potentiell an und ließ mich an meinen Fingernägeln knabbern.

Die Übersetzung war leider nicht immer glücklich. Es gab so einige Fehler und auch komisch klingende Sätze, die dem Lektorrat auffallen hätten müssen. Richtig gestört habe ich mich aber nicht daran...da habe ich schon andere Fehler in Büchern erlebt, die ich weniger akzeptieren konnte. Trotzdem haben diese Grammtik- und Rechtschreibfehler ab und zu den Lesefluss unterbrochen.


Fazit:
Ein sehr interessantes Thema, das die Autorin nur teilweise so vermitteln konnte, wie es ich es mir gewünscht hätte. Etwas mehr tiefgründiger Inhalt und den Fokus auf Edward und seine Gefühle hätten mir besser gefallen. Obwohl ich Mitleid mit Edward empfand, kam er mir nicht richtig nahe. Trotzdem eine interessante Lektüre zu einem nicht alltäglichen Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Suche in Kanada

Ein neuer Anfang für die Liebe
0

Schon länger habe ich keinen christlichen Roman mehr gelesen, doch das Thema der Kinderverschiffung während des Ersten Weltkrieges hat mich sofort gefangen genommen. Bisher habe ich erst wenige Romane ...

Schon länger habe ich keinen christlichen Roman mehr gelesen, doch das Thema der Kinderverschiffung während des Ersten Weltkrieges hat mich sofort gefangen genommen. Bisher habe ich erst wenige Romane betreffend Waisenkinder, die als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden, gelesen.

Dies ist mein erster Roman von Susan Anne Mason und ich habe erst später bemerkt, dass es sich hier eigentlich um eine Reihe handelt und ich Band 3 der "Canadian Crossings" Reihe in Händen halte. Es kann allerdings jeder Band einzeln gelesen werden und sie sind auch in sich abgeschlossen.

Als Quinn Aspinall aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, findet er seine Mutter im Armenhaus und erfährt, dass seine Geschwister in eines der Waisenhäuser des Dr. Barnados abgeschoben wurden. Als er sich auf die Suche nach Becca, Cecil und Harry macht, stellt er fest, dass alle drei ohne Einverständis der Mutter nach Kanada verschifft worden sind. Alleine und von ihren Geschwistern getrennt, werden sie als billige Arbeitskräfte im Sinne des British Home Children Programm eingesetzt. Quinn überquert den Ozean und begibt sich auf die Suche nach seinen Geschwistern. Doch der ehemalige Kammerdiener des Earls of Brentwood hat noch eine weitere Aufgabe vor sich. Er soll für seinen Arbeitgeber sein Mündel Julia finden, die nach einem Streit mit ihrem Onkel, ebenfalls nach Kanada gereist ist, und die er aus dem Haus gejagt hat. Als Belohnung verspricht er Quinten eine eigene kleine Farm und Land.
Als Quinn in Toronto ankommt, läuft er Julia schneller über den Weg, als er dachte. Bei Mrs. Hariett Chamberlain erhält er zunächst Unterkunft und auch Hilfe betreffend der Suche nach seinen Geschwistern...

Das Leben der Kinder, die meistens als billige Arbeitskräfte auf Farmen eingesetzt werden, ist schlimm. Oftmals werden sie schlechter als das Vieh behandelt und überleben ihre Freiheit, die sie mit 18 Jahren erhalten, nicht mehr.

Der Anteil des Romans, bei dem sich Quinten auf die Suche nach seinen Geschwistern macht, hat mir sehr gut gefallen, jedoch war er mir zu kurz. Man erfährt zwar einiges über die Missstände und das schwere Los mancher Kinder, aber ich fand es nicht ausreichend. Das ist schade, denn ich hätte hier noch viel intensiver zu diesem Thema lesen wollen. In der zweiten Hälfte des Romans steht viel mehr die Liebesgeschichte im Fokus, die durch die Standesunterschiede und den daraus resultierenden Problemen besteht. Die Suche und das Schicksal der Geschwister von Quinn steht nicht mehr im Vordergrund und ist abgeschlossen.

Die Charaktere sind - bis auf den üblichen Bösewicht - sehr liebevoll gezeichnet. Ganz besonders habe ich Mrs. Chamberlain, kurz genannt Mrs. C, ins Herz geschlossen. Quinten war mir doch fast zu gut um wahr zu sein und bei der Liebesgeschichte hatte ich das Problem, dass mir das ewige Hin und Her zwischen Quinn und Julia mit der Zeit ziemlich auf die Nerven ging. Ebenso fand ich die 180° Wendung eines Charakters als sehr unglaubwürdig. Trotzdem konnte mich der Roman von Susan Anne Mason gut unterhalten. Wer mehr nach einer Liebesgeschichte sucht, wird hier sicherlich fündig. Auch die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse wurden sehr gut dargestellt. Der Lokalkolorit hat mir allerdings etwas gefehlt. Der Roman hätte genauso gut in Großbritannien oder den USA spielen können.

Der Schreibstil der Autorin ist harmonisch, angenehm und unterhaltsam. Vorallem die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die üblichen eingefügten Gebete und Gedanken der einzelnen Charaktere an Gott sind für einen christlichen Roman bezeichnend. Die Aufmachung des Buches ist wunderschön und sieht edel aus.


Fazit:
Ein netter historischer Roman, der sich dem Thema der Kinderverschiffung annimmt, aber damit etwas zu sehr an der Oberfläche bleibt. Sonst hat mich die Geschichte aber gut unterhalten und hat mir angenehme Lesestunden beschert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Leben leben

Die Mitternachtsbibliothek
0

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, ...

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, die der Autor hier verwendet hat, faszinierend.
Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich irgendwann in ihrem Leben gefragt hat, wie es wohl ausgesehen hätte, wenn ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt anders entschieden und einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Matt Haig geht dieser Frage nach...

Nora leidet seit einer Ewigkeit an Depressionen und ist am Tiefpunkt hres Lebens angekommen. Sie ist einsam, der Job ist weg und ihre Katze tot. Mit ihrem Bruder ist sie zerstritten, die Mutter verstorben, der Vater neu verheiratet und der Kontakt zu ihm fast abgebrochen. So beschließt sie sich aus lauter Verzweiflung und Einsamkeit das Leben zu nehmen. Nora landet in der Mitternachtsbibliothek, wo sie Mrs. Elm, ihre ehemalige Schulbibliothekarin, bereits erwartet. Im Reich zwischen Leben und Tod kann sie zwischen viele Facetten ihres Lebens auswählen. Es sind Paralleluniversen, die sie einfach "anprobieren" kann, wie ein neues Kleid. Nun hat Nora die Möglichkeit all diese verpassten Leben auszuprobieren und sich für eines zu entscheiden. Sie lernt mit der Zeit, dass sie ihr Leben selbst gestalten und nicht die Erwartungen der anderen erfüllen muss. Bis dahin ist es aber ein langer Weg und nicht sicher, ob Nora dies erkennt und die Möglichkeit erhält, diese Chance zu nutzen.

Die Grundidee ist fantastisch. Die Figuren selbst fand ich teilweise allerdings etwas flach. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass wir einige davon nur bruchstückenhaft in verschiedenen Leben kennenlernen oder von einem Charakter verschiedene Bilder erhalten, denn jede Figur, die öfters vorkommt, führt im Parallelleben ein anderes Leben. Nora hätte viele Möglichkeiten als Leistungsschwimmerin, Musikerin, Gletscherforscherin gehabt - keine alltäglichen Berufe. Und trotzdem hat sie immer wieder diesen Weg verlassen und findet sich am Ende ihres Lebens nutzlos und einsam.

Die verschiedenen Leben, die Nora ausprobiert, sind oftmals viel zu kurz beschrieben. Kaum hat man sich eingefunden, ist man wieder in der Bibliothek gelandet und sie muss ein anderes Leben wählen. Dadurch kommt man Nora nicht wirklich näher. Was ich ebenfalls nicht ganz verstehen kann ist, dass Nora keinerlei Kenntnisse von ihrem Beruf und ihren Freunden hat, wenn sie in dieses ausgewählte Leben kommt. Sie muss sich erst schlau machen und ist verwirrt. Wie soll sie deshalb wissen, ob dieses Leben zu ihr passt?
Hier hätte der Autor einiges besser machen können. Mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn Nora nur wenige Leben ausprobiert hätte, diese aber umso intensiver. So blieb mir Nora etwas fremd und ich konnte nicht wirklich mit ihr mitfühlen, was auf den ersten Seiten noch ganz anders war.

Sehr viel mehr möchte ich eigentlich auch gar nicht mehr verraten...es ist bereits verwirrend genug. Ganz überzeugen konnte mich die Geschichte nicht. Wenn man aber die Augen bei einigen Dingen zudrückt, wie zum Beispiel die eher lasche Umgangsform mit der Krankheit Depression des Autors - was sehr verwundert, da er selbst daran leidet - dann kann man die Geschichte sehr mögen. Sie regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Ich denke, man sollte den Roman nicht zu ernst nehmen, vorallem betreffend der Depression. Es ist eine Geschichte mit mystischen Touch und kein Sachbuch! Das sollte man sich vor Augen halten, dann kann man den Roman auch genießen. Ein Highlight war es trotzdem nicht, aber eine nette Story, mit der man die Möglichkeit hat zu überlegen, wie man sich selbst entschieden hätte.

Fazit:
Eine sehr interessante Grundidee. Die Umsetzung hat mir gut, aber nicht zu 100% Prozent gefallen. Die Abläufe waren nicht immer ganz rund und Nora blieb mir wegen der zu vielen Leben und der zu kurzen Zeit, die sie dort verbracht hat, zu fern. Trotzdem kann man die mystische Geschichte lieben, wenn man die Krankheit Depression hier nicht zu ernst nimmt. Es ist eine Geschichte mit fiktionalen Elementen und kein (Sach-)Buch über Depression. Das sollte man sich immer vor Augen halten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2021

Fehlende Erinnerungen

Bernsteinsommer
0

Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als ...

Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als diese Neuauflagen.

Christina Sander liebt ihren Beruf als Konditorin und ist stolze Besitzerin eines Cafés. Zu ihrem Leidwesen ist daraus ein kleines Bistro geworden, um überleben zu können. Auch privat läuft es nicht gerade rosig. Die Scheidung von ihrem Noch-Ehemann läuft noch und ihr dementer Vater, der in einem Pflegeheim untergebracht wurde, bereitet ihrer Mutter und ihr ebenfalls Sorgen. Da kommt ein Wasserrohrbruch im Café noch hinzu und die Ankündigung des Mieters, er wolle das gesamte Haus renovieren. Das Café muss für einige Wochen schließen. Diese Auszeit nutzt Christina, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. In dieser kommt seit kurzem auch Lukas vor, ein ehemaliger Kollege ihres Vaters. Doch ist sie schon bereit für eine neue Liebe?

Eines Tages fragt ihr Vater Christina nach seinen Malkreiden mit denen er früher gemalt hat. Bei der Suche im Arbeitszimmer fallen Christina Zeichnungen in die Hände, die nicht von ihrem Vater stammen können. Die Initialen "GS" und die Jahreszahl 1929" weisen auf jemanden aus ihrer Familie hin. Eines weiß Christina aber sicher - eine Zeichnung ihres Vaters ist das Ölbild des Kreidefelsen auf Rügen nicht. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt nachzuforschen.
Im Prolog und in kleinen Rückblenden erfahren wir dann auch mehr über die geheimnisvolle "GS", die alles andere als ein erfülltes Leben hatte. Ihre Vergangenheit kam mir dabei ein bisschen zu kurz.

Das Thema Demenz hat die Autorin sehr gefühlvoll und sensibel in ihren Roman miteinbezogen. Es beherrscht nicht die Geschichte, zeigt aber trotzdem auf, wie sehr sich Menschen durch diese Krankheit verändern und wie sich die Angehörigen dabei fühlen, wenn sie immer weniger im Leben von Demenzkranken eine Rolle spielen. Manche Entwicklungen machten mich sehr nachdenklich und traurig, vorallem weil meine Mutter in ihren letzten Jahrem auch an Alzheimer erkrankte.

Die Schicksalsschläge, die Christine durchmachen muss, lösen sich allerdings meiner Meinung etwas zu schnell und zu leicht auf. Auf der anderen Seite wird den Lesern das Gefühl gegeben, dass man auch aus schlechten Zeiten immer wieder etwas Gutes herausholen kann.
Obwohl der Roman zwar die zu erwartenden Wohlfühlmomente erfüllte, plätscherte er grötenteils ohne Höhen und Tiefen dahin. Dies habe ich bereits im letzten Roman "Eisblumenwinter" kritisiert. Im Gegensatz zu ihrem letzten Buch hat mich die Autorin in "Bernsteinsommer" aber mit dem schwierigen Thema Demenz überzeugen können. Sie beschreibt die Krankheit sehr einfühlsam, denn Alzheimer ist nicht "Honig im Kopf", wie manche glauben möchten.

Sehr schön fand ich auch das Wiedersehen mit einigen Figuren aus den anderen Büchern der Autorin, wie Thea, Annie und ihre Enkelinnen Katharina, Pia und Jana. Der titelgebende "Bernsteinsommer", der Christina nach Rügen und nach Hiddensee führt, findet leider erst im letzten Drittel statt. Die stimmungsvollen Landschaftsbilder der Ostseeinseln und die Leckereien, die wieder gebacken werden, erfüllen schlussendlich alle Leser-Erwartungen. Auch das Familiengeheimnis um die geheimnisvollen Initialen "GS" wird aufgeklärt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und kurzweilig und die Charaktere sehr liebevoll gezeichnet. Mit Liljana hat Christina eine herzensgute Freudin gefunden, die ihr in allen Lebenslagen hilft. Ihre Direktheit mochte ich sehr. Lukas ist ein netter Kerl und schon sehr lange in Christina verliebt. Trotzdem fehlten mir an ihm Ecken und Kanten. Christinas Mutter ist eine sehr sympathische Frau, die sowohl für ihre Tochter, als auch ihren kranken Mann eine große Stüze ist. Sie weiß allerdings auch, wann sie loslassen und wieder ein eigenes Leben führen muss.
Nicht zu vergessen sind die leckeren Rezepte am Ende der Geschichte und die Erwähnung der "Hiddenseer Malweiber" im Nachwort/Danksagung.

Fazit:
Ein herzerwärmender Wohlfühlroman über Familie und Freundschaft, der aber auch einige schweren Themen beinhaltet. Trotzdem bleibt die Geschichte zuckersüß und vieles löste sich für mich zu schnell in Wohlgefallen auf. Wer Anne Barns kennt, findet sie auch in "Bernsteinsommer" wieder, wobei ich schon bessere, aber auch schon schwächere Romane von ihr gelesen habe. Ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf anderen Plattformern gerne auf 4 Sterne aufrunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere