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Veröffentlicht am 06.08.2021

Vorurteile als Familienfluch

Unter dem Sturm
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Als Isak 8 Jahre alt ist passiert in dem kleinen Ort Marbäck, in dem er Wohnt ein Mord. Sein Onkel Edvard ist darin verwickelt und da sowohl sein Onkel als auch sein Großvater eine aggressive Seite haben, ...

Als Isak 8 Jahre alt ist passiert in dem kleinen Ort Marbäck, in dem er Wohnt ein Mord. Sein Onkel Edvard ist darin verwickelt und da sowohl sein Onkel als auch sein Großvater eine aggressive Seite haben, ist für den gesamten Ort sofort klar, wer den Mord begangen haben muss. Und da Isak mit dem angeblichen Mörder verwandt ist, kennt der ganze Ort auch sofort Isaks Zukunft. Wer ein Enkel von einem gewalttätigen Großvater und ein Neffe eines Mörders ist, wird selber auf die schiefe Bahn geraten.

Allerdings bleiben trotz der Verurteilung Edvards Zweifel. Zum Einen bei Isak, der sich sein ganzes Leben lang die Frage stellt, ob die Männer in seiner Familie alle gewalttätig werden und zum Anderen bei dem Polizisten Vidar, der den Gedanken an die vielen kleinen Ungereimtheiten im Prozess über Jahre nicht ablegen kann. War Edvard damals wirklich der Mörder? Oder gibt es doch andere Erklärungen für die vielen, angeblich eindeutigen, Situationen? Wird Isak auch einmal so enden wie sein Onkel?

Der angenehme Schreibstil, genau wie das schöne Cover und die packende Story machen sehr neugierig darauf, wie sich diese Geschichte weiterentwickeln wird. Eigentlich ist das gesamte Buch angenehm und spannend zu lesen, aber leider gab es zwischenrein einige Stellen, an denen mir persönlich etwas zu weit von der eigentlichen Geschichte abgewichen wurde und das Buch dadurch eher künstlich in die Länge gezogen wurde. Auch die Möglichkeit, selber aktiv mitzurätseln ist trozt der spannend erzählten Geschichte nicht gegeben.

Trotzdem war das Buch schön und spannend zu lesen, vor Allem, weil die eigentliche Auflösung aller Fragen erst ganz kurz vor dem Schluss kam und somit die Spannung und die Neugierde darauf, wie sich alles lösen wird über (fast) das ganze Buch hochgehalten wurde.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Eine Geschichte voller überraschender Wendungen

Eine Geschichte, die uns verbindet
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Flora ist eine erfolgreiche und gefeierte Schriftstellerin, die zurückgezogen in New York lebt. Sie will von dem Medienrummel, der heutzutage normal ist nichts wissen. Das wichtigste in ihrem Leben ist ...

Flora ist eine erfolgreiche und gefeierte Schriftstellerin, die zurückgezogen in New York lebt. Sie will von dem Medienrummel, der heutzutage normal ist nichts wissen. Das wichtigste in ihrem Leben ist ihre kleine Tochter Carrie. Als diese beim Versteckspielen in der eigenen Wohnung verschwindet, bricht für Flora die Welt zusammen. Gleichzeitig versucht der Schriftsteller Romain Ozorski in Paris eine Roman zu schreiben. Auch er ist erfolgreicher und gefeierter Autor, allerdings will sich seine Frau von ihm scheiden lassen und ihm den gemeinsamen Sohn Theo wegnehmen.

Wie passen die verschiedenen Erzählstränge zusammen? Der schöne Schreibstil des Buches nimmt den Leser, ebenso wie das Coverbild mit dem weiten Blick über die Dächer von New York, mit auf eine Reise in eine Geschichte voller überraschender Wendungen. In diesem Buch passieren ständig Dinge, auf die der Leser nicht vorbereitet wird. Dies führt zu einer ganz besonderen Art von Spannung, da man sich nie sicher ist, was als nächstes passieren wird. Auch springt die Erzählung immer wieder zwischen Roman und „Wirklichkeit“, was den Spannungseffekt des Unerwarteten noch einmal erhöht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es ist kurzweilig und durch die ständigen Überraschungen auch spannend, auch wenn mir die Wendungen gegen Ende des Buches etwas zu viel wurden. Trotzdem ein Roman, der lesenswert ist, weil er erfrischend anders ist als eine Geschichte, deren Ende man bereits zu Beginn erahnen kann.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Ein rasanter Kampf gegen Korruption und Manipulation

Der gekaufte Tod
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August Octavio Snow ist in Detroit aufgewachsen. Er liebt seine Heimatstadt, vor Allem „sein“ Maxicantown mit der Straße, in der sein Elternhaus steht. Leider ist auch dieser Teil Detroits von Verfall, ...

August Octavio Snow ist in Detroit aufgewachsen. Er liebt seine Heimatstadt, vor Allem „sein“ Maxicantown mit der Straße, in der sein Elternhaus steht. Leider ist auch dieser Teil Detroits von Verfall, Kriminalität und Armut gezeichnet aber August hat sich in den Kopf gesetzt „seine“ Straße wieder zu einem schönen und friedlichen Ort zu machen. Eben genauso, wie er es aus seiner Kindheit gewohnt war.

Um sein Ziel zu erreichen, möchte er das Geld einsetzen, dass er bei seinem Rausschmiss bei der Polizei von Detroit als Abfindung erhalten hat. August hat nämlich nicht nur gegen korrupte Polizisten ermittelt, sondern sich gleichzeitig mit dem windigen damaligen Bürgermeister von Detroit angelegt. Damit hat er sich allerdings nicht nur Freunde gemacht.

Eigentlich ist der gekaufte Tod ein rasanter, temporeicher Krimi, der vor einer gespaltenen Kulisse spielt. Neben Arm und Reich treffen auch Weiß und Schwarz aufeinander und die Gesellschaftskritik an der nach Geld strebenden modernen Welt wird immer wieder deutlich. In weiten Teilen ist der Schreibstil sehr schön und temporeich, allerdings gibt es Passagen, die meiner Meinung nach zu sehr auf unwichtige Details eingehen. Solange es für die Szene nicht wirklich wichtig ist, ist es mir, als Nicht-Waffen-Narr z.B. vollkommen egal, ob der Schütze nach einer Glock oder einer Smith & Wessen greift. Genauso fand ich es unpassend, dass zeitweise zahlreiche Namen aus der Modebranche oder zahlreiche Straßennamen auftauchen. Hierfür habe ich einen Punkt abgezogen.

Abgesehen von diesen störenden Passagen, hat mir der Krimi gut gefallen. Er ist temporeich geschrieben, hat einige überraschende Wendungen und nimmt den Leser mit in ein Lügen- und Manipulationsgeflecht mit verschiedensten Ebenen. Wen die zeitweise Detailüberflutung also nicht stört, der wird einen rasanten, modernen und spannungsgeladenen Krimi zwischen dem hochglanzpolierten Bankenviertel und den heruntergekommenen Fabrikhallen Detroits vorfinden.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

„moderne“ Kriminaltechnik, Wiener Schmäh und eine Priese Humor

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Der junge Polizeiagent Leopold von Herzfeld kommt 1893 nach Wien und macht sich als Erstes unter seinen neuen Kollegen nicht wirklich beliebt. Zum Einen taucht er noch bevor er den Dienst offiziell angetreten ...

Der junge Polizeiagent Leopold von Herzfeld kommt 1893 nach Wien und macht sich als Erstes unter seinen neuen Kollegen nicht wirklich beliebt. Zum Einen taucht er noch bevor er den Dienst offiziell angetreten hat bei einem Tatort auf, zum Anderen hat er ein sehr gutes Gespür für Details und benutzt moderne Kriminaltechnik wie z.B. die ‚Universal-Detektivkamera von Goldman‘ die er passenderweise noch kurz mit einem Blitzlicht ausgestattet hat.

Die detailreichen Erzählungen, angefangen mit silbernen Savonette-Taschenuhren über ‚starke‘ Auer-Lampen bis hin zu Chesterfield-Mänteln oder bestimmten Hutformen, genauso wie die Sprache des damaligen Wiens, wie Kieberer, Piefke, Hascherl oder Dillo, entführen den Leser problemlos an die Schauplätze in Wien und auf den Wiener Zentralfriedhof der damaligen Zeit.

Trotz des gruseligen Hauptthemas schafft es der Autor wunderbar immer wieder, das Geschehen mit einer Priese Humor zu würzen. Bei Leopolds Sturz in das Zehnjahresgrab und der darauf folgenden Unterhaltung mit dem Totengräber Augustin Rotmayer, der eine ganz eigene Verbindung zu ‚seinen‘ Toten hat, konnte ich mir das Schmunzeln nicht mehr verkneifen.

Der Schreibstil, genau wie das Cover, hat mir sehr gut gefallen. Leider wurde an einigen Stellen die Sprache zu modern, so dass die erhoffte ‚Entführung‘ in das Wien der 1890er Jahre nicht ganz so glückt wie ich es mir erhofft hatte. Für die zu moderne Sprache ziehe ich deswegen einen Punkt ab. Trotzdem ist das Buch schön geschrieben, unterhaltsam zu lesen und beinhaltet sympathische und trotzdem schrullige Charaktere, die im Laufe des Buches mehr als einmal gegen Wände laufen.

Trotz der zu modernen Sprache also eine klare Leseempfehlung für einen ungewöhnlichen, spannenden und überraschenden Krimi im Wien der 1890er Jahre.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Ein Blick in die tiefen, finsteren Abgründe mancher Menschen

Letzte Ehre
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Ein Mädchen verschwindet, der Freund der Mutter lügt und macht regelmäßig ‚Männerwochenenden‘ mit seinen Freunden. Eine Auszeit vom Alltag und es geht seiner Meinung nach niemanden etwas an was die drei ...

Ein Mädchen verschwindet, der Freund der Mutter lügt und macht regelmäßig ‚Männerwochenenden‘ mit seinen Freunden. Eine Auszeit vom Alltag und es geht seiner Meinung nach niemanden etwas an was die drei Herren in der einsamen Hütte am See machen.

Oberkommissarin Fariza-Marie Nasri bearbeitet den Fall und hat eine ganz besondere Verhörmethode. Sie hört den Zeugen und Tätern zu. Sie hört so lange zu, bis sich die Täter zu sicher fühlen und sich in ihrem Lügengeflecht verstricken, oder so lange, bis Kommissar Zufall bei den Ermittlungen hilft. Laut Fariza ist nämlich „der Zufall ein unterschätzter Magier“.

Manche Zufallsbegegnungen fördern aber auch alte Verbrechen zu Tage und Andere sind vielleicht gar nicht so zufällig, wie sie scheinen……

Das Buch liefert einen Blick in die finsteren, tiefen Abgründe hinter so mancher kleinbürgerlicher bzw. biederer und normaler Fassade. Es ist ein spannender und nie langweiliger Blick hinter die Kulissen, der zeigt, dass (fast) jeder im Laufe seines Lebens das ein oder andere Päckchen zu tragen hat. Manche davon sind selbst verschuldet, Andere durch Scheinheiligkeit und Wegschauen von dritten auf die Schultern der Opfer gelegt. Im Laufe der Geschichte werden viele Dinge nur kurz angedeutet, die Fantasie des Lesers darf weiter darüber entscheiden, was genau vorgefallen war.

Eigentlich gut gefallen hat mir das Instrumentalisieren der Sprache, es werden Fremdworte gezielt eingesetzt oder Satzbauten an das geistige Niveau des jeweiligen Charakters angepasst. Die stakkato artigen Sätze von Fazira waren mir allerdings manchmal etwas zu viel. Ab und zu hätte ich mir eine Pause mit einem angenehmeren Satzbau gewünscht. Auch die Tatsache, dass die Geschichten von Opfern und Tätern sehr plötzlich enden, passt zwar gut zum Alltag bei der Polizei, trotzdem hätte ich ab und an gerne weitere Informationen erhalten.

Insgesamt war es ein Krimi, der mir gut gefallen hat, vor Allem weil er anders war, kein Standard. Zum Andern hat er mich manchmal auch etwas irritiert. Hauptsächlich, dass Dinge angesprochen, dann aber nicht geklärt wurden fand ich etwas befremdlich.

Trotzdem spreche ich für diesen Krimi eine klare Leseempfehlung aus, vor Allem für Leute, die einen Krimi lesen wollen, bei dem nicht alles so gemacht wird wie man es gewohnt ist.

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