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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2021

Lügennetz

Wer zuletzt lügt
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Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum ...

Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum so viel verraten? Einige Zeit lang fragt man sich nämlich, was es mit der Freundschaft der braven Fiona und der wilden Trixie auf sich hatte. Denn Trixie ist bereits im Meer verschwunden, ebenso wie Toby einige Zeit zuvor. Toby war ausgerechnet der große Bruder von Fionas Langzeit-Schwarm Beau. Beau und Fiona hätten durchaus ein Paar werden können, wäre Beau nicht nach Tobys Tod in Kummer und Alkohol versunken.
Aber war dieses Verschwinden gleich zweier Schüler wirklich zufällig? Und sind sie überhauptwirklich tot? Von Fiona als Ich-Erzählerin erfahren wir in Rückblenden häppchenweise, was früher geschah, während Fiona gemeinsam mit dem geheimnisvollen Jasper, Trixies Ex, auf Spurensuche geht. Wem kann Fiona wirklich trauen, und ist sie selbst überhaupt zuverlässig in dem, was sie berichtet?
Das Buch hat mich in einen Lesestrudel gesogen, was immer ein gutes Zeichen ist. Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch unsicher und ambivalent Fionas Charakter angelegt wurde. Auch die anderen Protagonisten wie Jasper und Beau werden faszinierend zwiespältig geschildert, was für mich rückblickend allerdings auch zu einigen Ungereimtheiten geführt hat. Trotzdem ein raffiniert angelegtes Highschool-Verwirrspiel, das mich auch als Erwachsene sehr gefesselt hat.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Vom Podcast zum Buch

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, ...

Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, die in diesem Buch versammelt wurden, welche ganz am Ende verraten wird. Ursprünglich waren es überwiegend einzelne Podcasts. Hätte ich die einzelnen Essays etwa gelegentlich in einer Zeitschrift oder mit einem wöchentlichen Newsletter gelesen, hätte ich wohl mehr Positives an den klugen Gedanken des Autors gefunden.
So aber wurde mir John Greens wirklich sehr origineller und persönlicher Blick irgendwann einfach zu viel. Seine Aufhänger, mit denen er nach meinem Empfinden oft sehr virtuos, immer wieder aber auch aprupt vom Speziellen zum Allgemeinen überleitet, sind so spezifisch am Erleben eines US-Amerikaners und an seiner eigenen Lebensgeschichte orientiert, dass sie mich nur gelegentlich fesseln konnten. Dabei sind meine eigenen Interessen eigentlich sehr breit gefächert. Vermutlich wäre es noch ein wenig anders gewesen, wenn ich seine Romane gelesen hätte und mir hier endlich die Frage beantwortet worden wäre, was für eine Art Mensch ein Lieblingsschriftsteller denn eigentlich ist. Ohne spezielles Interesse an John Green entstand bei mir aber verblüffenderweise irgendwann ein überbordend Nabelschau-artiger Eindruck, obwohl Green vermutlich eher bescheiden als selbstverliebt ist. Schade, denn seine Formulierungen sind gekonnt und haben oft auch einen feinen, selbstironischen Unterton.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot

Die Erfindung von Alice im Wunderland
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Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot - so nahm die berühmte Geschichte um "Alice im Wunderland" einst ihren Anfang. Obwohl ich das Buch und seinen Nachfolger "Alice hinter den Spiegeln" seit meiner ...

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot - so nahm die berühmte Geschichte um "Alice im Wunderland" einst ihren Anfang. Obwohl ich das Buch und seinen Nachfolger "Alice hinter den Spiegeln" seit meiner Kindheit kenne und schätze, war mir sein Ursprung doch bisher völlig unbekannt. Ich ahnte ebenso wenig, dass ein Mädchen namens Alice Liddell reales Vorbild war, noch das Lewis Carroll lediglich der Künstlername des Autors und Mathematikdozenten Charles Dodgson war. Während einer Bootspartie mit den Töchtern seines Dekans fand die Idee zu diesem für die damalige Zeit völlig neuartigen Kinderbuch ihren Ursprung.

Der Autor und Literaturprofessor Peter Hunt folgt von dort aus der Entstehung, Illustration und Veröffentlichung von "Alice". Mit den zahlreichen Hinweisen zu mir bisher verborgenen Anspielungen auf zeitgenössische Literatur, historische Vorbilder der Protagonisten aber auch auf mathematische Regeln, hat mir Hunt förmlich eine neue Tür in dieses Wunderland aufgestoßen.

Ausgestattet ist das großformatige Buch mit Fotos von früheren Illustrationen sowie des Autors und seiner Inspirationsquellen. Mir persönlichen hat besonderen Spaß gemacht, dass ich von heutiger Fantasy-Literatur einen Bogen zurückschlagen konnte zu "Alice". Dass Joanne K. Rowlings Vorbild des Schnatz aus Harry Potter anscheinend aus "Alice" stammt, ist mir erst jetzt aufgefallen, wodurch sich für mich ein Kries geschlossen hat.

Ein wahres Kunststück vollbringt Hunt bei der Auseinandersetzung mit der Frage, ob irgend etwas Unziemliches an der Faszination von Dodgson durch die junge Alice war. Dies bleibt letztendlich der Fantasie der Leser überlassen.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Logbuch der Energie

Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein
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Mit seiner Powerstrategie hat der Autor es sich zum Ziel gesetzt, gestressten Menschen zu mehr Energie zu verhelfen. Klarheit, Neugier und Kooperation sind die Elemente, aus denen sich das Erfolgskonzept ...

Mit seiner Powerstrategie hat der Autor es sich zum Ziel gesetzt, gestressten Menschen zu mehr Energie zu verhelfen. Klarheit, Neugier und Kooperation sind die Elemente, aus denen sich das Erfolgskonzept zusammensetzt.

Zunächst gilt es aber, sich darüber klar zu werden, was im Alltag Energie raubt und was stattdessen Kraft zuführt.

Da ich darüber früher schon sehr viel nachgedacht habe, hat mir dieser Teil keine neuen Erkenntnisse vermittelt. Wer sich aber erstmals mit der Thematik auseinandersetzt, wird sicher einige Denkanstöße mitnehmen. Für meinen Geschmack war der Krafträuber "am Alten festhalten" leider zu kurz abgehandelt. Allein dafür könnte ich schon einen eigenen Ratgeber gebrauchen!

Hilfreicher für mich war dagegen die Fülle an kleinen Tools, die ich zum Teil aus Führungskräfteseminaren wiedererkannt habe (etwa der Kopfstand), die mir zum Teil aber auch neu waren, wie das hochinteressante Plussing. Durch die Auflistung am Schluss des Buches kann man die Tools auch jederzeit schnell wiederfinden und rekapitulieren. Auch die Idee des Energielogbuchs hat mir gut gefallen.

Fazit: Zwar hat sich mein Energieniveau noch nicht so gehoben, dass es einem Stadium der Verliebtheit gleicht, wie es der Autor zu Beginn so schön einprägsam in Aussicht hält. Dennoh habe ich ein paar sinnvolle Ratschläge auf dem Weg aus der Erschöpfungsspirale erhalten. Zudem war das Buch stets anschaulich und ohne Längen verfasst, so dass das Lesen wirklich Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Blauer Zaunkönig, rotes Telefon

Der Junge, der das Universum verschlang
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Ich gebe es zu, das traumhafte Cover mit dem kuriosen Satz "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig" hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch habe ich mich während der ersten Hälfte mit der im Drogenmilieu ...

Ich gebe es zu, das traumhafte Cover mit dem kuriosen Satz "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig" hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch habe ich mich während der ersten Hälfte mit der im Drogenmilieu angesiedelten Geschichte und seinen Protagonisten reichlich schwer getan. Die Geschichte um die traumatisierten Jungen Eli und Gus, deren Stiefvater und Mutter mit Heroin dealen, deren Vater schwerer Alhoholiker istund deren Babysitter sogar ein verurteilter Mörder, ist schließlich drastisch, tut weh und hat die widerlichen Momente, die eine solche Kindheit zwangsläufig mit sich bringt. Gus flüchtet sich in Schweigen, Eli in eine durch seine Fantasie und Wortgewandtheit befeuerte Welt, in der für die Lesenden letztendlich offen bleibt, wieviel real ist. Kann Gus zum Beispiel tatsächlich in die Zukunft sehen?

Seltsamerweise erwachte für mich das Buch erst wirklich zum Leben, als ich im Klappentext las, dass der Autor hier seine eigene Kindheit verarbeitet. Die Frage, welche der Ereignisse über Morde, Bandenkriege und die Liebe zu einer acht Jahre älteren Journalisten wohl tatsächlich geschehen sind, hat mich immer mehr beschäftigt, und Eli gewann für mich als alter ego von Trent Dalton endlich Konturen.

Natürlich hat mir das Buch diese Frage nicht beantworten. Dafür hat der Roman auf den letzten 100 Seiten aber unheimlich Fahrt aufgenommen. Reihte sich vorher eher eine tragische Kindheitserinnerung an die nächste, war es für mich fesselnd, Elis Weg zu seinem Traumberuf als Journalist zu verfolgen, der letztendlich darauf beruht, dass er Rache sucht an einigen Kriminellen, die seiner Familie großen Schaden zugefügt haben.

Leider hat mir aber das letzte Fünkchen Begeisterung beim Leseerlebnis gefehlt, um den Roman so hymnisch zu loben, wie es der Klappentext tut. Vor allem hat mich gestört, dass hier manche Kriminelle doch recht romantisiert dargestellt werden. Natürlich sind die meisten Menschen nicht durch und durch schlecht. Die Mischung aus Feinsinnigkeit, Verlässlichkeit und Loyalität einerseits und Brutalität andererseits, wie sie hier manche Protagonisten an den Tag legen, hat mich aber nicht überzeugt. Außerdem hätte ich mir eine stärkere Ausarbeitung von Elis Fantasiewelt gewünscht, die sich letztendlich auf einige wenige redundante Elemente beschränkte. Trotzdem hat der Roman zumindest in der zweitwen Hälfte bei mir einen gewissen Lesesog erzeugt, den ich mir nicht völlig erklären kann.


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