Cover-Bild Einfach unvergesslich
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 05.01.2016
  • ISBN: 9783492308021
Rowan Coleman

Einfach unvergesslich

Roman
Marieke Heimburger (Übersetzer)

Neuerdings weiß Claire nicht mehr, welcher Schuh zu welchem Fuß gehört. Oder wie das orangefarbene Gemüse im Kochtopf heißt. Doch das Leben ist zu kurz, um Trübsal zu blasen. Und so schreibt sie, noch bevor die letzte Erinnerung verblasst, all die Glücksmomente der vergangenen Jahre nieder. Wohl wissend, dass diese Gedanken bald das Einzige sein werden, was ihrer Familie von ihr bleibt. Dabei gibt es noch viel zu erledigen: Sie muss ihrem Mann zeigen, wie sie die Lieblingslasagne ihrer Kinder zubereitet. Sie muss ein letztes Mal leben, sich vielleicht auch neu verlieben. Denn wenn die Zeit davonrennt, ist jede Minute kostbar.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2016

Einfach unvergesslich

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Einfach unvergesslich, von Rowan Coleman

Cover:
Sehr schlicht, aber die hellen Punkte geben dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit. Genauso wie die kleinen Käferchen die überall im Buch auftauchen.

Inhalt:
Claire, ...

Einfach unvergesslich, von Rowan Coleman

Cover:
Sehr schlicht, aber die hellen Punkte geben dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit. Genauso wie die kleinen Käferchen die überall im Buch auftauchen.

Inhalt:
Claire, ist noch keine 50 als bei ihr eine manifestierte Alzheimererkrankung, diagnostiziert wird. Und diese schreitet dann auch noch viel schneller voran als die schlechteste Vorhersage.
Wie soll sie selber und ihre Familie, (ihr Mann, ihre beiden Töchter 20 + 3, und ihre Mutter damit umgehen).
Ein „Erinnerungsbuch“, in das Claire alles eintragen kann was sie noch weiß und ihr wichtig erscheint, soll sie länger im hier und jetzt halten.
Bald gibt es Beiträge von der ganzen Familie.

Meine Meinung:
Ein unglaublich genial emotionales Buch, schon beim Prolog kamen mir die Tränen.
Eine wirklich herzzerreißende und fesselnde Geschichte, ich konnte sie kaum noch aus der Hand legen, Humor und echte Tränen sind so nah beieinander.
Das Buch erinnert mich stark an „Mein Leben ohne Gestern“ und dieses Buch finde ich total klasse.
Mein einziger Kritikpunkt: Es wäre zu wünschen, dass es immer so „glücklich“ verläuft, und dass die Liebe übrigbleibt (bei meiner Mutter, ok 91, sieht die Realität anders aus, sie wird bösartig, starrsinnige, laut und ungerecht).

Diese Familie, mit all ihren Problemen und einzelnen Charakteren wird so liebevoll beschrieben und geschildert, dass man denken könnte es wären gute Bekannte. Ich leide und hoffe mit allen.
In Erinnerungen, die jeder in dieses „Erinnerungsbuch“ schreibt kommt jeder zu Wort und kann seine Sicht der Dinge beschreiben.
Wir wechseln immer mal wieder von der Vergangenheit in die Gegenwart.
Wir erleben mit, wie hilflos, wütend und zornig alle, von der betroffenen Claire selber bis zu den Angehörigen, der Krankheit gegenüberstehen und ausgeliefert sind. Es wird gezeigt, wie diese Familie diese schlimme Zeit zu meistern versucht. Angst, Drama und Tragödien spielen sich ab.

Und doch versteht es die Autorin, einen wunderbaren Humor einzuflechten, der mich immer wieder schmunzeln und lachen lässt. Ein ganz unglaublich brillanter Schreibstil, eine faszinierende Wortwahl und Wortgewandtheit.

Hier einige Zitate:
Mutter zu sein bedeutet seine Kinder vor allem zu beschützen, was sie möglicherweise verletzen könne. Es bedeutet aber auch, ihnen zu vertrauen, dass sie ihren eigenen Weg finden und meistern. Und darauf zu vertrauen, dass sie es auch dann schaffen können wenn man nicht da ist , um ihre Hand zu halten.

…,weil sie merken dass ich in einer ganz anderen Wirklichkeit lebe. Und genau das ist die Perfidie dieser Krankheit: Sie vergrößert die Kluft zwischen meiner Wirklichkeit und der meiner liebsten Mitmenschen.

Ich hörte ein Knistern und Knacken aus den riesigen Lautsprechern, die schon so lange Teil der Möblierung waren, dass ich völlig vergessen hatte, dass sie eine Funktion hatten.

Mein Fazit:
Ein einfach unglaubliches Buch, herzzerreißend; ich habe es mit Tränen der Freude und Tränen der Trauer gelesen.
Von mir eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Name ist Programm!

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INHALT

Du triffst die Liebe deines Lebens. Du bist älter als er. Doch das ist dir egal. Du bekommst ein Kind von ihm. Und das ist dein größtes Glück. Deine älteste Tochter, von einem Mann, den du verlassen ...

INHALT

Du triffst die Liebe deines Lebens. Du bist älter als er. Doch das ist dir egal. Du bekommst ein Kind von ihm. Und das ist dein größtes Glück. Deine älteste Tochter, von einem Mann, den du verlassen hast, als du schwanger wurdest. …. Vergessen.
Claire ist an Altersdemenz erkrankt. Dabei ist sie noch so jung. Anfang vierzig. Sie kämpft jeden Tag gegen den Nebel, gegen diese unsichtbare, aber unumstößliche Wand im Kopf. Doch was bleibt, wenn du alles und jeden um dich herum vergisst? Was passiert mit den Menschen, die dich lieben? Die du liebst?


MEINUNG

Wenn man ein Buch sucht, welches wieder auf gefühlvolle Art eine Krankheit authentisch erzählt und erklärt, greift man auf „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman zurück. Unbeschreiblich ist schon der Beginn des Buches. Er holt einen in der ersten Sekunde ab. Die Wörter lesen sich so leicht und positiv, in den Passagen der Erinnerungen fast schon poetisch. Und genau dieses Gefühl überträgt sich. Diese sanften Worte spinnen ein weiches Netz um den Leser und das Buch, man mag es einfach nicht hergeben, geschweige denn unterbrechen.

Nachdem zügig klar wird, dass die Krankheit bei Claire schneller fortschreitet, macht man sich als Leser schon Gedanken, wohin das führen mag. Klar ist erstmal nur eins, es wird für alle Beteiligten nicht schöner. Obwohl Claire mit jeder Seite, die man wegliest immer öfter in Phasen des Vergessens abdriftet, wird die Entwicklung der Figuren im Buch doch schöner und feiner. Und mit jedem liebevollen Satz, aber auch mit jedem Wutausbruch, jeder noch so unvorsichtigen Handlung, lernt man Claire und ihre Familie schätzen und lieben. Ganz besonders ist die Perspektive von Claire, in der man erlebt, in der man versucht mit seinem Schicksal umzugehen, gegen das Vergessen ankämpft. Und die große und schier unendliche Frustation erlebt, welche sich auftut, wenn die eigene Mündigkeit abhanden kommt. Claire ist nämlich durchweg eine so strahlende und lebensbejahende Persönlichkeit, dass diese Tragik in der Geschichte so schwer zum Tragen kommt.

Ein wichtiges und sehr kreatives Schlüsselelement, für die Wirkung und die Figuren, wird das Erinnerungsbuch. Claire bekommt dieses Buch von Greg, ihrem Ehemann, geschenkt. Eigentlich soll dieses Buch Claire dazu dienen, wichtige Erinnerungen für sich festzuhalten. Doch die kindliche Naivität von Claires jüngster Tochter schmeißt dieses Vorhaben um. Kurzerhand wird dieses Buch ein Familienprojekt. Das sind die Möglichkeiten für den Leser in die kostbarsten Erinnerungen der anderen Familienmitglieder, von Ruth, Caitlin oder Greg, zu schlüpfen. Und wenn in diesem Buch geschrieben oder gelesen wird, sind die Erinnerungen und das häppchenweise Verlieren von Claire ganz nah. Das spürt man. Diese Szenen sind so berührend und beeindruckend. Es ist ein wundervoller Umgang sich mit diesem Prozess des Verlustes auseinander zu setzen.

Neben all dem Herzschmerz, der ja wirklich vorprogrammiert ist, sind da noch diese feinen komplexen Familienirrungen und –wirrungen, die auch sehr gefühlsbetont und nicht weniger authentisch beschrieben sind. Das alles passiert, ohne dass es zu kitschig wird. Gerade bei so ausweglosen Erkrankungen, wo einfach kein Happy End möglich ist, ist es auch schwierig den richtigen Ton zu finden. Nicht zu kreativ in den sentimentalen und stillen Szenen zu werden. Denn wie endet man so ein Buch? Rowan Coleman hat das mit viel Seele beschrieben und den richtigen Mittelweg gefunden.



FAZIT

Tenthousand tears falling. Punkt. Ich habe schon lange nicht mehr so viel bei einem Buch geweint. Vor Freude, vor Wehmut, vor Trauer. „Einfach unvergesslich“. Da ist der Name Programm. Ich kann selbst jetzt, nachdem ich das Buch schon eine Weile lang ausgelesen hab, ein sanftes Echo der Erinnerungen von Claire, Ruth, Caitlin und Greg hören. Dieses Buch ist ein kleiner Schatz, den man verschenken, immer wieder lesen und genießen sollte. Nie war die Botschaft, dass Liebe und Familie stets da sind, schöner und tröstlicher, wie diese warme Umarmung, verpackt zwischen Seiten und Zeilen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht unbedingt unvergesslich, aber auch nicht übel.

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Claire findet, dass sie im Grunde zu alt ist für ihren Ehemann Greg. Sogar Caitlin, ihre Tochter, meint, es wäre logischer, wenn sie selbst mit ihm eine Beziehung führte - nicht, dass sie es so wollte. ...

Claire findet, dass sie im Grunde zu alt ist für ihren Ehemann Greg. Sogar Caitlin, ihre Tochter, meint, es wäre logischer, wenn sie selbst mit ihm eine Beziehung führte - nicht, dass sie es so wollte. Niemals. Aber theoretisch?
Nun ist es vollkommen egal, wofür Claire zu alt ist. Für eines ist sie unumstritten zu jung: Alzheimer. Der Nebel, der sich in ihrem Geist ausbreitet, ein ihr verhasster, dicker Nebel, findet das ganz und gar nicht.

Ein weiterer Roman über die Tücken des Vergessens.

Alzheimer lässt uns alle schaudern, egal, ob wir bereits Umgang mit Patienten hatten, jemand Betroffenes in der Familie, oder ob wir uns einfach vorstellen: Was wäre, wenn?

Insofern lässt sich trocken behaupten, dass dieses Thema für eine Geschichte, die unter die Haut gehen soll, schon einmal die beste Grundlage bietet. Geht immer. Und ist auch immer irgendwie faszinierend. Inwieweit die geschilderten medizinischen Umstände der Wahrheit entsprechen, kann ich als Laie kaum beantworten. Für mich klang das alles ganz glaubwürdig. Aber wie soll ich das objektiv bewerten? Immerhin haben sogar mir die Tränendrüsen gejuckt.

Eine sehr einfache, flüssige Sprache mit einem bisschen "hyper" und "mega" zeichnet den Roman wie ein Jugendbuch aus. (Nein, nicht wie schlechte Techno-Töne.) Dadurch werden Perspektivwechsel zwar gestützt und angereichert, der Gesamtanspruch liegt jedoch somit lediglich bei dem Thema der Demenz, weniger bei der literarischen Darstellung. Im Grunde lernt man über Demenz auch kaum etwas. Muss man das denn? Das kann man so oder so sehen. Die aufgebauten Emotionen gehen hier jedenfalls ganz unverblümt auf den Leser über, zugleich mutet die Atmosphäre so typisch und alltäglich an, dass man sich umso besser in die Rolle der Protagonisten hineinversetzen kann. Das ist für einen Roman, der von den (unterdrückten) Tränchen der Leser lebt, entscheidend. Außerdem denkt ein Mensch, dessen Geist dem Verfall unterliegt, zunehmend einfacher. Bei Claire ist es sogar so, dass sie sich in ihre Jugendzeit zurückversetzt fühlt und sich an frische Liebe klammert, vom Simpelsten lebt und überlebt. Sie weist immer mehr Parallelen zu ihren beiden Töchtern auf.

Wenn nun aus Caitlins Sicht erzählt wird, die typische Mädchen-Jugendbuch-Probleme hat, und dann aus der Sicht ihrer kranken Mutter, die nun ebensolche Probleme zu haben denkt, sind die Perspektiven und Erinnerungen von Oma Ruth und Greg frischer Wind. Irgendwie erwachsene Luftbläschen. Die Autorin schafft hier einen wirklich notwendigen Ausgleich.

Was das Ende angeht, von dem hier nichts verraten wird: Ich halte es für einen Hauch in die Länge gezogen. Als ich den "Das war's"-Moment hatte, diesen Seufzer, auf den normalerweise ein Buchzuklappen folgt, ging es noch weiter. Aber das ist nicht weiter wichtig, wenn man bedenkt, dass womöglich andere Leser diesen seltsamen "Das war's"-Moment genau dann haben, wenn es das auch wirklich war. Ich mag es nur nicht, wenn man sich an einem Punkt alle möglichen bisher offenen Fragen selber beantworten kann und dann trotzdem eine Erklärung auf alles folgt. Es sei denn, es handelt sich um einen Krimi, denn da liege ich meistens falsch.

Was diesen Roman vor allem ausmacht, ist nicht die Tragik seines Krankheitsthemas. Vielmehr scheint er eine Hommage an Liebe und Familienverbundenheit zu sein. Coleman schreibt über die eigentümliche Liebenswürdigkeit von Frauen in verschiedenen Generationen; dass sie einander ebenso ähneln wie sie sich unterscheiden, und dass eben hier die Quelle des starken Zusammenhalts liegt, stärker sogar als unüberwindbare Schicksalsschläge. All das bewerkstelligt Rowan Coleman hier mit einem zarten Humor insgesamt wunderbar - da darf die Sprache ruhig etwas einfacher sein.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Frau verschwindet

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..und zwar verschwindet sie nicht körperlich, sondern es ist ihr Geist, ihr Verstand, der sich davonmacht: Alzheimer die Diagnose. Besonders schockierend ist es,weil Claire, die Betroffene, erst Anfang ...

..und zwar verschwindet sie nicht körperlich, sondern es ist ihr Geist, ihr Verstand, der sich davonmacht: Alzheimer die Diagnose. Besonders schockierend ist es,weil Claire, die Betroffene, erst Anfang 40 und Mutter eines Kleinkindes und gerade erst frisch verheiratet ist. Caitlin, ihre andere, bereits erwachsene Tochter und ihre Mutter, die bereits den Vater während seiner Demenzerkrankung gepflegt hatte, stehen ihr zur Seite.

Langsam taucht man in die Geschichte, in Claires Leben ein - eine Lehrerin, beliebt und klug, die das Leben allein mit Tochter ganz wunderbar gemeistert hat, bis nach etwa 15 Jahren ihr absoluter Traummann des Weges kam: jünger, sehr attraktiv, von vielen Frauen begehrt - unverständlich für Claire, dass er sich ausgerechnet für sie entschieden hat. Ein glückliches Leben, aber nur sehr befristet, denn bei Claire schreitet die Krankheit schnell voran: rasch vergisst sie den Namen ihrer jüngeren Tochter, findet nicht mehr nach Hause, kann die Schuhe nicht mehr richtig anziehen. Die wachen Momente, die Claire immer noch erlebt, machen es für sie umso schmerzhafter. Doch nicht nur ihre Perspektive wird geschildert, auch Caitlin und Claires Mutter Ruth kommen zu Wort.

Ein schönes, anrührendes, durchaus gelegentlich auch mal auf die Tränendrüsen drückendes Buch, in dem man so richtig schwelgen kann, wenn man sich mindestens eine Großpackung Taschentücher danebengelegt hat. Doch ab und an tauchte in mir ein Zweifel auf, dass es Demenzkranken, ja konkret Alzheimerpatienten konkret so ergehen kann. Ein kleines bisschen zu viel Zucker liegt auch auf der ganzen Geschichte, die ähnlich wie Jojo Moyes mit "Ein ganzes halbes Jahr" immer wieder gefährlich nah am Kitsch vorbeischrammt, trotzdem aber noch die Kurve kriegt.

Und doch: aus meiner Sicht gibt es Überzeugenderes zu dem Thema der frühzeitigen Alzheimerdiagnose, besser, eindringlicher Geschildertes und zwar "Mein Leben ohne Gestern" von Lisa Genova, in dem der schrittweise Verlust der Erinnerung, der geistige Verfall aus meiner Sicht eindringlicher und besser nachvollziehbar geschildert wird.

Trotzdem ein Buch, das ich gerne gelesen habe, ein Buch zum Weinen, aber auch zum Lachen, denn die Autorin Rowan Coleman schreibt es mit einem kleinen Augenzwinkern. Ich bin sicher, dass es viele Leser geben wird, die es noch mehr goutieren werden als ich und dass es sich zum absoluten Liebling der Bestsellerlisten entwickeln wird!