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Veröffentlicht am 31.05.2021

Gelungener Politthriller

Die Akte Adenauer
1

Philipp Gerber, frisch ernannter Kriminalhauptkommissar beim BKA, hat die Aufgabe, den Mord an seinem Vorgänger aufzuklären. Wie der Ermordete ist Gerber zugleich Agent der Amerikaner. Mit Eva Herden, ...

Philipp Gerber, frisch ernannter Kriminalhauptkommissar beim BKA, hat die Aufgabe, den Mord an seinem Vorgänger aufzuklären. Wie der Ermordete ist Gerber zugleich Agent der Amerikaner. Mit Eva Herden, Journalistin bei einem kommunistischen Nachrichtenmagazin, gerät er zwischen die Fronten. Gemeinsam kommen sie dem Treiben der rechtsgerichteten „Wölfe Deutschlands“ auf die Spur. Diese wollen einen führenden linken Politiker töten. Wer unterstützt diese Organisation, ist gar einer in ihren Reihen in diese Maschinerie involviert?

Ein fesselnder Politthriller, der die fünfziger Jahre gut nachzeichnet. Der Krieg ist zu Ende, das BKA entsteht und so manchem ist Adenauer mit seiner westlich gewandten Politik ein Dorn im Auge. Ich fühle mich direkt zurückversetzt, lese ein Stück Zeitgeschichte mit viel Zigarettenqualm und wenigen Autos auf den Straßen, bin angekommen in der Lebensart einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Wie nebenbei bekomme ich geschichtliches Wissen vermittelt, aber gar nicht trocken und spröde. Nein – die ganze „Akte Adenauer“ liest sich rasant, sehr fesselnd, ist äußerst spannungsgeladen. Diese knapp 400 Seiten konnte ich nicht weglegen, musste immer weiterlesen. Die politischen Fakten werden geschickt mit fiktiven Elementen verwoben, kurzum - ein rundum gelungenes Ganzes.

Der packende Start in eine historische Thriller-Serie, die ich unbedingt weiter verfolgen muss. Top!

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Sizilien und die liebe Familie

Kaktusfeigen
1

Linda will endlich ihre sizilianischen Wurzeln ergründen. Warum nur sagt Mitzi, ihre Mutter, so gar nichts über ihren Vater? Als dann auch noch Lindas Tochter Hanna wissen will, warum denn ausgerechnet ...

Linda will endlich ihre sizilianischen Wurzeln ergründen. Warum nur sagt Mitzi, ihre Mutter, so gar nichts über ihren Vater? Als dann auch noch Lindas Tochter Hanna wissen will, warum denn ausgerechnet sie nicht zwei Opas hat wie alle anderen auch, bucht Linda kurzerhand einen Flug nach Sizilien. Sie will es jetzt wissen, auf eigene Faust nachforschen. Irgendwie wird es schon gehen, das wäre ja noch schöner!

Es sind hier viele Geschichten in einer vereint, da ist dieser immer wiederkehrende Traum von einer Zwillingsschwester, von Lucia. Und natürlich die Suche nach dem Vater, den sie noch nie gesehen hat, von dem sie so gar nichts Gutes weiß. Und überhaupt das ganze Sizilien, die ganze nach Mitzis Worten so gar nicht erstrebenswerte Insel.

Anna Castronovo hat mit viel Herzblut über ihr Sizilien geschrieben, hat wiederum einen zauberhaften Beweis geliefert, dass es doch sehr erstrebenswert ist, sich von nichts und niemandem stoppen zu lassen. Das grantelnde bayerische Element liefert hier Mitzi, die einmal meinte, in Gaetano ihren Traummann gefunden zu haben. Wenn da nicht die liebe Familie gewesen wäre. Herrlich überzeichnet (oder doch ganz und gar real? Wer weiß das schon so genau!) erleben wir eine sizilianische Hochzeit mit all ihren Vorbereitungen, den ganzen Aufregungen und der unbändigen Lebenslust der Insulaner. Mit Else und Sissi stöckeln wir nach oben…

Ich habe mich mit den „Kaktusfeigen“ gut unterhalten gefühlt, bin gerne nach Sizilien gereist, um die Familie mit all ihren sehr zugänglichen, aber auch schrulligen Charakteren kennenzulernen und habe über so manch witzige Szenen Tränen gelacht.

Ein erster Einblick, der erste Band dieser Familiengeschichte, dem ein zweiter hoffentlich bald folgen wird. Soviel ich schon weiß, wird uns die Autorin dann nach Palermo entführen. Sehr gerne wieder!

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Die Nacht der Wahrheit

Blütenschatten
1

Mit Eve Laing durch die Nacht – bei diesem Nachtspaziergang durch London erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre Arbeit als Künstlerin, ihre Weggefährten, ihre Männer, Ihre Familie. Sie schaut durch das ...

Mit Eve Laing durch die Nacht – bei diesem Nachtspaziergang durch London erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre Arbeit als Künstlerin, ihre Weggefährten, ihre Männer, Ihre Familie. Sie schaut durch das erleuchtete Fenster, beobachtet Kristof von draußen und denkt zurück. Könnte sie mehr als drei Jahrzehnte zurückspulen, würde sie es tun? Es anders machen?

Sie ist im Hier und Jetzt, schweift ab, erzählt so, wie es ihr gerade einfällt. Bei dem berühmten Maler Florian Kis, dem sie in jungen Jahren Muse war, hat sie viel fürs Leben gelernt und sei es nur, dass es Treue so nicht gibt. Mit sechzig will Eve es noch einmal wissen, sie hat für Luka, ihren jungen Liebhaber, alles zurückgelassen – resolut, beinahe selbstzerstörerisch. Einzig ihr Atelier, in dem sie eine monumentale Retroperspektive vorbereitet, ist ihr geblieben. Ihr Künstlerherz gehört den Pflanzen, die sie genauestens studiert und seziert. Eine Komposition aus sieben Bildern der wunderschönen, aber sehr giftigen Blüten wird entstehen, ihr Meisterwerk – Poison Florilegium. Vervollständigt durch präparierte Pflanzenteile und zusätzlich filmisch festgehalten, wird dieses imposante Werk ihr endgültiger Durchbruch als Künstlerin sein.

Annalena McAfee lässt ihre Leser sehr nahe an Eve heran, stülpt ihr Innerstes nach außen. In dieser regnerischen Nacht drängt ihr wahrer Charakter unerbittlich an die Oberfläche, ihre Erinnerungen sind ungeschönt, ja gnadenlos ehrlich. Der Einblick in die Kunstszene mit ihren egozentrischen Typen, ihren Affären und Intrigen ist eine boshafte Mischung aus Rache und Zerstörungswut und stellt sinnbildlich den Bezug zu ihrer Arbeit mit der giftigen Botanik dar.

Die Nacht neigt sich dem Ende zu, „Blütenschatten“ ist auserzählt. Gerne bin ich mit Eve durch ihr Leben gewandelt. Ein Buch, das mich von Anfang an gewinnen konnte. Auch oder gerade weil die Protagonistin sich im Künstlermilieu bewegt, sich um nichts und niemanden schert, sich aufführt, als sei sie ein Mann. Ein konsequentes Ende, das zugleich beeindruckt und verstört. Ein Künstlerleben eben!

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Kurzweiliges Lesevergnügen

Zwischen uns ein ganzes Leben
1

In Montreal (1982) sitzt Jacobina am Krankenbett ihres Vaters. Vor 21 Jahren ist sie fortgegangen, er hatte ihr nie verziehen. Gesprächig war er nie, sie hatten kein inniges Verhältnis, ihrer Mutter war ...

In Montreal (1982) sitzt Jacobina am Krankenbett ihres Vaters. Vor 21 Jahren ist sie fortgegangen, er hatte ihr nie verziehen. Gesprächig war er nie, sie hatten kein inniges Verhältnis, ihrer Mutter war sie immer näher gestanden. „Du musst Judith finden, versprich es mir!“ Jacobina weiß nichts von Judith, ihrer Halbschwester - und plötzlich empfindet sie Zuneigung zu ihrem zeitlebens doch so unnahbaren Vater. Verspricht ihm, nach ihr zu suchen. Er erzählt von Paris und Claire Goldemberg: „Ich habe sie geliebt.“ Er musste zurück nach Polen, der Zweite Weltkrieg kam ihnen dazwischen.

Wir sind in Paris, schreiben das Jahr 1940. Die Jüdin Judith lernt den wohlhabenden Christian kennen und lieben, jedoch wird es für sie immer gefährlicher, sie muss untertauchen.

In Washington D. C. arbeitet Beatrice 2006 bei der Weltbank. Die gebürtige Französin unterstützt ihre in Frankreich lebende Mutter, ihr Job erlaubt ihr ein unabhängiges Leben. Nebenher engagiert sie sich ehrenamtlich und lernt so Jacobina kennen. Die beiden Frauen freunden sich an und bald hilft Beatrice ihr, das lange zurückliegende Versprechen, Judith zu finden, doch noch einzulösen.

Drei Frauen begleite ich abwechselnd im Gestern und Heute. Ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ist zum einen Judith, die all die Qualen des Nazi-Regimes als Jüdin erleiden musste. Der geschichtliche Hintergrund ist nachvollziehbar und gut geschildert. Die Autorin nimmt ihre Leser an die Hand, gewährt Einblick ins sehr entbehrungsreiche Leben der auch in Frankreich verfolgten Juden. Mit Christian, ihrem Verloben, bekommt man eine Vorstellung, dass die wohlhabende Schicht durchaus andere Möglichkeiten hatte, diese dunkle Zeit einigermaßen glimpflich zu überstehen.

Mit Beatrice und Jacobina, die sich auf die Suche nach Judith machen, verbinden sich diese drei so unterschiedlichen Frauen. Im Holocaust-Center findet Beatrice nicht nur die Spur in die Vergangenheit, sie lernt auch Gregoire kennen, der sie tatkräftig unterstützt. Er ist ehrenamtlich für eine Hilfsorganisation tätig, wird danach wieder auf sein Weingut in Frankreich zurückkehren.

Ein sehr eingängiger Schreibstil, der mich schnell alles um mich herum vergessen ließ, mich sofort gefangen nahm. „Zwischen uns ein ganzes Leben“ hat mich in seinen Bann gezogen und mich nicht mehr los gelassen. Ein vor einem halben Jahrhundert gegebenes Versprechen lenkt das Leben der Protagonisten in ganz andere Bahnen, als ursprünglich geplant. Ich habe mit ihnen gehofft, gebangt und mich gefreut, bin ihren Spuren gerne gefolgt. Es war alles dabei – Familie, Liebe, Leid und Freud, spannend und authentisch geschildert.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

So ein Sommer ist ein großes Geschenk

Der große Sommer
1

Die Sommerferien stehen an und die Familie macht sich bereit, in den wohlverdienten Urlaub nach Italien zu starten. Frieder, von der Note 6 auf die 5 gerutscht, wird zur Nachprüfung zugelassen und somit ...

Die Sommerferien stehen an und die Familie macht sich bereit, in den wohlverdienten Urlaub nach Italien zu starten. Frieder, von der Note 6 auf die 5 gerutscht, wird zur Nachprüfung zugelassen und somit heißt es für ihn anstatt Ferien sechs Wochen bei Großvater eingesperrt Latein und Mathe büffeln. Das sind ja schöne Aussichten! Zumindest seine große Schwester Alma bleibt hier, sie wohnt im Schwesternheim und absolviert ein Praktikum in einem Pflegeheim. Mit seinem besten Freund Johann verbringt er seine verbliebene freie Zeit bevorzugt im Schwimmbad und dort begegnet er ihr – Beate. Von nun an schwirrt sie in seinem Kopf, zieht ihn magisch an. So beginnt sein großer Sommer.

Von jetzt an wohnt Frieder bei seiner Nana und Großvater, der einen zunächst sehr unnahbar vorkommt. Wie sich herausstellt, ist er ein lebenskluger und weitsichtiger Mann, der alle auf Abstand hält, keinen so richtig an sich herankommen lässt.
"Großvater hatte mich sozusagen aktiv angefordert." Es sind Sätze wie dieser, die mich begeistern. Noch mehr solch großartiger Aussagen lese ich zwischendurch, lasse sie mir regelrecht auf der Zunge zergehen.

Die erste zarte Liebe, das sich Umgarnen, sich annähern. Nicht recht wissen, wie man es anstellen soll. Man will den anderen beeindrucken, ihm gefallen. "Ich hätte zehn Minuten nicken können, so einverstanden war ich". Leicht, wie hingeworfen diese Worte. Hier stimmt Frieder seiner Angebeteten stumm zu.

Es geht um Freundschaft, das Miteinander. Die Jugend ist die Zeit des Aufbruchs. Dem Leben eine Richtung geben, sich ausprobieren und auch mal scheitern. Nicht aufgeben, neue Wege suchen und auch Hilfe annehmen können. Der mitunter steinige Weg ins Erwachsenenleben muss gegangen werden und nur wer nicht aufgibt, wird ankommen.

Frieder erzählt dem Leser von diesem einen Sommer, in dem er so viel Neues erlebt. Hier konnte er sich von der Kindheit verabschieden, sich einem nächsten Lebensabschnitt nähern. Momente voller Leben und Liebe, Vertrauen und Freundschaft wechseln sich ab mit ausgelassenen, sehr fröhlichen Augenblicken.

„Der große Sommer ist tatsächlich ein sehr autobiografischer Roman. Verwoben mit viel Erdichtetem.“ So lässt uns der Autor wissen und so kann es auch nur sein. Welcher junge, noch sehr unerfahrene Mensch will sich nicht erproben, seine Grenzen zuweilen ausloten? Sich aus der Geborgenheit der Familie hinein ins Erwachsenenleben tasten heißt auch, Rückschläge wegzustecken. Aber auch auf Unbekanntes zugehen, die erste Liebe erspüren, sich ihr zu öffnen. Ganz einfach – sich die Welt erobern mit all ihren Facetten.

Dass Frieder im Nachhinein diesen Sommer, der so gar nicht begann, wie er ihn sich vorgestellt hat, als groß empfindet, macht deutlich, dass vieles anders kommt, ja besser wird, als man zunächst meint. Ein ganz besonderes Buch, eine wundervolle Geschichte, die einen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Sie zu lesen, macht nachdenklich, aber auch sehr glücklich.

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