Den Moment festhalten im Angesicht der Vergänglichkeit
Untermieter im KopfEmma verfügt über einen klasse Galgenhumor. Dieser kommt ihr auch zupass, denn eine Zyste hat sich in ihren Kopf eingenistet. Der gilt zwar als gutartig, muß aber regelmäßig kontrolliert werden.
Nun ...
Emma verfügt über einen klasse Galgenhumor. Dieser kommt ihr auch zupass, denn eine Zyste hat sich in ihren Kopf eingenistet. Der gilt zwar als gutartig, muß aber regelmäßig kontrolliert werden.
Nun muß sie zu einem - nach Zürich. Diese Termine sind zwar unvermeidlich, aber ihr zuwider, vor allem, wenn sie sich in die Röhre des MRT legen muß, den sie Kübel nennt. Klaustrophobie ist ihr also nicht fremd.
Sie lernt an der Rezeption Tim kennen, der ihr vom Humor her durchaus entspricht. Er wartet auf sie, bis sie die Kontrolle hinter sich gebracht hat. Er geht mit ihr anschließend durch die Stadt spazieren. Sie verstehen sich gut, unterhalten sich angeregt. In Zukunft möchten sie sich gegenseitig begleiten.
Einige Monate ziehen ins Land der Eidgenossen, als Em wieder zu einem solchen Termin muß. Im Gedanken an Tim durchlebt sie diesen locker und kann es kaum erwarten ihn wiederzusehen.
Aber an jenem verabredeten Treffpunkt trifft sie auf einen Fremden. Tims bester Freund Daniel. Nichts mehr ist, wie es war ...
Ein Hymnus auf das Ergreifen jeder Sekunde, die gelebt werden kann in Angesicht der Vergänglichkeit und des Todes. Tieftraurig und von emotionaler Wucht.
Ich mag alle drei sehr und mußte schon des öfteren schlucken und sogar weinen. Das Buch ist zwar "nur" eine Novelle von 94 Seiten, aber hat mehr Wucht und Tiefe als so mancher Langroman.
Ich finde es authentisch und aufwühlend geschrieben, feinziseliert und austariert feiert er das Vermögen, den Moment zu genießen, bis zur Neige zu leben, vor der Fassungslosigkeit und der Unbegreiflichkeit des Todes.
All diese Gefühle sind larger than life, Wut, Trauer, Glück, und für den Betreffenden nicht leicht zu verdauen, weil die schiere Übermacht dieser Emotionen ihn zu zerschmettern droht. Es ist schwierig, solche tiefen Gefühle in Worte zu fassen, aber Angela Suter ist das komplex und sehr ansprechend niveauvoll gelungen.
Aber auch der oder die begabteste Wortjongleur / in der Welt wird es jemals schaffen, die Trauer zum Beispiel bis in die allerletzten Verästelungen eins zu eins wiedergeben zu können.
Hier schafft es die Autorin, einen tief anzurühren und die Seelenharfe zum Erklingen zu bringen! Danke, Angela Suter!!!