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Veröffentlicht am 01.06.2021

Ein besonderer Roadtrip zu Fuß mit interessanten Bekanntschaften und vielen Kindheitserinnerungen

Als wir uns die Welt versprachen
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„So ist das mit den Erinnerungen: Sie entscheiden selbst, wann der Moment gekommen ist, sich zu zeigen. Manchmal lenken sie die Hände schneller als der Verstand. Manchmal folgt das Herz dem Kopf oder es ...

„So ist das mit den Erinnerungen: Sie entscheiden selbst, wann der Moment gekommen ist, sich zu zeigen. Manchmal lenken sie die Hände schneller als der Verstand. Manchmal folgt das Herz dem Kopf oder es verliert sich in ihnen.“

Edna und Jacob gehören zu den Schwabenkindern. Sie stammen aus Bergdörfern und werden von ihren bitterarmen Familien vor dem zweiten Weltkrieg als Arbeitskräfte an einen Bauern in Oberschwaben verkauft. Das Leben auf dem Hof ist für beide hart und schrecklich. Sie nehmen sich vor, gemeinsam mit dem Papagei Emil zu fliehen. Jahrzehnte später erfährt Edna, die mittlerweile eine alte Frau ist, aus der Zeitung, dass Jacob einen Unfall hatte und in Ravensburg verletzt im Krankenhaus liegt. Sie macht sich zu Fuß von Südtirol aus auf den Weg, um Jacob im Krankenhaus zu besuchen und um ein Versprechen zu erfüllen, das sie ihm als Kind gab. Unterwegs trifft sie auf einige interessante Menschen und führt mit ihnen intensive Gespräche

Romina Casagrandes Roman „Als wir uns die Welt versprachen“ liest sich angenehm und unkompliziert. Die Autorin schildert Ednas aktuelle Situation, ihre Reise nach Ravensburg und lässt sie in Rückblenden von ihrer Kindheit erzählen. Dabei webt sie immer wieder viele schöne weise, traurige, manchmal fast poetische Sätze zum Nachdenken und Genießen in ihre Geschichte mit ein.

Edna ist eine wirklich besondere Frau mit extrem starken Willen. Die Zeit auf dem Bauernhof ist für sie mit schrecklichen Erinnerungen und harter Arbeit verbunden. Sie hat dort nie ihren Platz gefunden, hielt sich stets für unzulänglich: „Ednas Bestimmung schien es zu sein, rastlos von einem Ort zum anderen zu schwirren wie eine Biene auf der Suche nach ihrem Stock, bemüht, alles gut zu machen, da sie doch zu nichts gut war.“
Zu Jacob hat Edna eine besondere Verbindung, teilt mit ihm besondere Momente:
„Obwohl sie noch Kinder waren, wussten Edna und Jacob bereits, dass man für jeden Augenblick des Glücks einen Preis bezahlen muss. Und sie waren plötzlich sehr glücklich, während sich ihr Lächeln in den Augen des anderen spiegelte und sie das Gleiche dachten. Aber sie wussten nicht, welche Rechnung ihnen das Schicksal am Ende präsentieren würde.“
Die Figur Edna hat mir imponiert. Obwohl sie schon sehr alt ist, unter körperlichen Gebrechen leidet, hat sie ihren Mut und ihre Tatkraft nicht verloren. Sie tut alles, um zu Jacob zu kommen. Eine beeindruckende Frau, ein Weggefährte fasst es treffend zusammen: „Sie haben alles daran gesetzt, so schnell wie möglich an ihr Ziel zu kommen. Das nennt man Beharrlichkeit. Klar, das hat sicher auch was von Verrücktheit, aber nur für Menschen mit wenig Phantasie. Dabei ist es doch eine Frage von Herz. Und von Mut. Sie haben ihren Traum und kämpfen dafür. Wie die Allergrößten.“
Gefallen hat mir auch die Figur Agnes, die sich um Edna kümmert und sich engagiert für sie einsetzt. Eine treue Freundin, die Ednas Freundschaft verdient hat und umgekehrt auch in Edna eine gute Freundin gefunden hat.

Ednas Reise ist ein wie ein Roadtrip zu Fuß, eine Art Pilgerreise. Edna trifft auf ganz unterschiedliche Leute, denen sie Teile ihrer Geschichte erzählt und die Edna wichtige Gedankenanstöße mitgeben. Jede Begegnung verändert einen Menschen, inspiriert ihn, das wird hier sehr deutlich. Allerdings haben die Begegnungen auch viel Märchenhaftes an sich, sie wirken nicht wirklich realistisch, müssen sie vielleicht aber auch gar nicht. Letztendlich weiß Edna:
„„Das wirkliche Leben war kein Märchen. Manchmal geschahen die Dinge ohne logischen Zusammenhang, man musste darauf achten, den Felsbrocken auszuweichen und sich nicht erschlagen zu lassen.“
Das Schicksal der Schwabenkinder ging mir sehr nahe. Grausam, dass auf den Höfen so vielen Kindern ihre Kindheit gestohlen wurde, viele Kinde mussten entsetzlich leiden, einige bezahlten mit dem Leben. Romina Casagrande macht auf diesen unbekannten Teil der Geschichte Südtirols zurecht aufmerksam.
Auch wenn nicht alle Stationen von Ednas Reise hundertprozentig überzeugend geschildert wurden, so hat mir Ednas Geschichte doch recht gut gefallen. Sie liefert einige Anregungen zum Nachdenken über das Leben und macht trotz mancher dunkler Kapitel Mut: „Wo etwas endet beginnt das Neue und was zuweilen grausam erscheint, geschieht manchmal um Gutes zu bewirken. Nur eins ist wichtig, Frau Edna, man darf nie stehen bleiben. Und ich glaube, dass sie diese Lektion gut gelernt haben.“

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Packendes Fantasy-Märchen - eine aufregende Reise in eine andere faszinierende Welt

Das Geheimnis der Sternenuhr
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„Lofkinje entfaltete ihre Geschichte im Dunkeln. Den ersten Teil trug sie schon seit ihrer Kindheit mit sich herum. Manchmal spürte sie das Gewicht in der Tasche, als wäre die Geschichte ein Stein, der ...

„Lofkinje entfaltete ihre Geschichte im Dunkeln. Den ersten Teil trug sie schon seit ihrer Kindheit mit sich herum. Manchmal spürte sie das Gewicht in der Tasche, als wäre die Geschichte ein Stein, der von den Berührungen ihrer Finger ganz glatt geworden war. Es war lange her, dass jemand sie gebeten hatte, ihn aus der Tasche zu nehmen.“

Imogen und ihre jüngere Schwester Marie streiten viel. Als Imogen sich beim Kuchenessen mit ihrer Großmutter in einem Café mal wieder besonders über Marie ärgert, braucht sie dringend frische Luft und unternimmt einen Spaziergang. Im Park entdeckt sie einen seltsamen Falter, der sie zu einer Tür in einem Baum führt. Imogen geht durch die Tür und landet in einer unglaublichen Welt: in der Stadt Jaroslaw, in der es noch Könige, Prinzen, Burgen, Schätze, Monster und dunkle Mächte gibt. Unbemerkt ist ihr auch Marie gefolgt. Die beiden Mädchen müssen nun gemeinsam ein ganz besonderes, überaus herausforderndes Abenteuer bestehen.

Francesca Gibbons Sprache ist gut verständlich und passt zur Geschichte. Gerade der Part in der phantastischen Welt liest sich mitunter wie ein Märchen, das wirkt sehr stimmig. Das Buch lässt sich recht flüssig vorlesen.
Kinder ab zehn Jahre können das Buch sicher schon eigenständig lesen. Inhaltlich geht es oft recht grausam und brutal zu. Für sensiblere Kinder ist die Geschichte daher möglicherweise nur bedingt zu empfehlen. Das Buch ist zwar recht umfangreich und die Schrift ist normal groß gedruckt, die Kapitel sind aber oft angenehm kurz und daher sehr „lesefreundlich“. Das Buch hat abgesehen vom vielversprechenden Cover keine Illustrationen.

Imogen und Marie sind zwei Schwestern, die durchaus realistisch beschrieben werden. Ihre ständigen Streitereien mögen oft recht anstrengend und nervend sein, aber durchaus glaubwürdig. So gehen manche Geschwister auch im echten Leben miteinander um. Gerade Marie entwickelt sich in Jaroslaw aber in erstaunlichem Maße und wächst über sich hinaus. Das muss auch Imogen anerkennen und die Beziehung der beiden wird durch die gemeinsamen Erlebnisse verstärkt und intensiviert.
Viele Charaktere haben etwas Märchenhaftes. Da gibt es einen einsamen, weltfremden Prinzen, eine Doppelgängerin von Schneewittchens Stiefmutter, einen hünen- und heldenhaften Jäger, der sich ganz anders präsentiert als erwartet, eine tapfere Frau aus den Wäldern, einen nicht ganz koscheren König und gruselige monsterhafte Kreaturen. Eine ausgesprochen vielfältige Figurenkonstellation mit einigen sehr speziellen Charakteren.

Spannungsmangel findet sich hier nicht, im Gegenteil „Das Geheimnis der „Sternenuhr“ besticht durch einen atemberaubenden, extrem fesselnden Plot. Zimperlich dürfen die Leser dabei nicht sein, manche unangenehmen Figuren schrecken nämlich auch vor körperlichen Grausamkeiten nicht zurück. Auch wenn man als Erwachsene möglicherweise erstmal schlucken muss, nehmen die Kinder die Geschichte vermutlich als das, was sie ist, als spannendes Fantasy-Märchen. Und da geht es manchmal wie in klassischen Märchen eben auch recht rau und grob zu. Meine knapp zehnjährige Tochter meinte sogar, sie findet es besonders gut, dass endlich mal etwas „Richtiges“ passiert und nicht immer nur eitel Sonnenschein herrscht.
Am Ende bleibt so Einiges noch offen und der eigenen Vorstellung überlassen...
Für uns dennoch ein tolles Fantasy-Abenteuer mit einer sehr besonderen, ambivalenten, oft düsteren Schauplatz, faszinierenden Figuren, einer packenden Handlung und einer starkem Freundschaft, das uns nach kurzer Zeit gefangen und gebannt hat. Eine aufregende Reise in eine vollkommen andere Welt. Fantasyfreunde werden garantiert auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Kaum bekannt und doch bedeutend- lesenswerte Romanbiographie über Clementine Churchill

Lady Churchill
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„Besonders fügsam ist sie ja nicht gerade, oder?“

1908 heiratet Clementine Winston Churchill. Fortan steht sie als seine Ehefrau immer an seiner Seite, bekommt mit ihm fünf Kinder. Das Paar verbringt ...

„Besonders fügsam ist sie ja nicht gerade, oder?“

1908 heiratet Clementine Winston Churchill. Fortan steht sie als seine Ehefrau immer an seiner Seite, bekommt mit ihm fünf Kinder. Das Paar verbringt miteinander viele aufregende, glückliche und schwere Zeiten. Nicht nur privat, auch als Staatsmann unterstützt Clementine Winston stets loyal und zuverlässig. Sie erlebt und gestaltet auch mit ihm gemeinsam während seiner politischen Karriere die Weltgeschichte direkt mit.

Marie Benedict erzählt in Ich-Form aus Clementines Sicht, in der Regel chronologisch. Ihr Schreibstil liest sich recht leicht und flüssig, ich empfinde ihn als authentisch. Mich in Clementines Leben hineinzuversetzen, fiel mir daher nicht schwer.

Clementine Churchill, genannt Clemmie, stellt eine sehr faszinierende Protagonistin dar. Sie erlebt als Tochter einer eher unkonventionellen, lieblosen Mutter keine einfache Kindheit.
Diese Erfahrung, „das Gefühl, in dieser Welt alleine zu sein“, verbindet sie mit Winston und prägt ebenso entscheidend die Beziehung zu ihren eigenen Kindern. Auch Clementine hadert mit dem Muttersein. Sie ist in jeder Hinsicht sehr ehrgeizig und streng mit sich und hat überzogene Ansprüche an sich selbst, die sie kaum erfüllen kann. Zu ihren Kindern pflegt sie ein nicht ganz unbelastetes, teils distanziertes Verhältnis, was auch in der ausgesprochen engen Bindung zu ihrem Mann begründet ist, das wenig Raum für die Kinder lässt. Clemmies Leben dreht sich um Winston, sie ist von ihm abhängig, er von ihr. Winston nennt Clementine seine „Geheimwaffe“. Clementine zeigt sich klug, loyal, kühn, aber auch manchmal recht „kompliziert“ und streitlustig. Sie engagiert sich für andere und wichtige Themen, wie veränderte Frauenrollen und -rechte oder eine Verbesserung der Bedingungen in den Luftschutzräumen, tut dies aber immer auch für ihr eigenes Selbstwertgefühl, was ihr selbst deutlich bewusst ist. Sie hat große Angst davor, „marginalisiert“ zu werden.
Auch wenn Clementine mir mit ihren hohen Ansprüchen, ihrer Strenge, ihrem Ehrgeiz nicht immer sympathisch war, hat sie mich doch mehr als beeindruckt. Ihre Persönlichkeit wird nachvollziehbar, überzeugend und stimmig dargestellt.
Winston Churchill, den bedeutenden Staatsmann der Weltgeschichte geschrieben hat, aus der Sicht seiner Frau, die ihn besser kennt als niemand sonst, zu erleben, war für mich mehr als interessant und aufschlussreich.

„Lady Churchill“ erzählt von einer wahrhaft außergewöhnlichen Frau, die entscheidend an wichtigen historischen Entwicklungen beteiligt war, sei es als anonyme Verfasserin eines Leserbriefs, als selbstbewusste Frau, die Charles De Gaulle sehr direkt und unverblümt die Meinung sagt oder als Vertraute Eleanor Roosevelts, die ihre persönlichen Verbindungen geschickt einzusetzen versucht. Clementine findet wiederholt ganz verschiedene Mittel und Wege, um ihre und Winstons Vorstellungen durchzusetzen. Doch so einflussreich sie auch war, bekannt ist davon wenig. Diese Romanbiographie setzt der faszinierenden, bemerkenswerten, selbstbewussten, manchmal „unbequemen“ Frau, die eben nicht nur Mutter und Ehefrau, sondern auch wichtige politische Akteurin war, ein literarisches Denkmal.
Mitunter hatte der Roman seine Längen, stellenweise hätte nach meinem Geschmack etwas gestraffter und lebendiger erzählt werden können. Dann wurde ich zwar nicht mitgerissen, aber im Großen und Ganzen dennoch gut und solide unterhalten. Clementine Churchill ist ein weiteres beeindruckendes Beispiel dafür, dass manchmal auch aus dem Hintergrund agierend und ohne lauten Krawall die Welt verändert werden kann.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Ruhiger cosy Krimi mit angenehmer Nordsee-Atmosphäre

Nordwesttod
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Anna Wagner hat bisher bei der Polizei in München gearbeitet. Nun soll sie in Sankt Peter Ording im Fall einer vermissten jungen Frau ermitteln. Nina Brechtmann, die aus einer Hoteliersfamilie stammt, ...

Anna Wagner hat bisher bei der Polizei in München gearbeitet. Nun soll sie in Sankt Peter Ording im Fall einer vermissten jungen Frau ermitteln. Nina Brechtmann, die aus einer Hoteliersfamilie stammt, sich aber in letzter Zeit für den Umweltschutz stark gemacht hat und sich von ihrer Familie entfremdet hat, ist spurlos verschwunden. Gemeinsam mit Hendrik Norberg, dem neuen Leiter der Polizeidienststelle Sankt Peter Ording versucht Anna Wagner herauszufinden, was mit Nina geschah.

Der Schreibstil der Autorin Svea Jenssen ist gut verständlich, recht flüssig und leicht lesbar. Jenssen erzählt abwechselnd in der dritten Person aus der Sicht von Anna Wagner, Hendrik Norberg und weiterer vom Fall betroffener Personen. Es geht sowohl um das Berufs- als auch um das Privatleben der beiden Polizisten.

Die Hauptpersonen Hendrik Norberg und Anna Wagner orientieren sich gerade beruflich neu. Norberg hat vor kurzem seine Frau Kathrin verloren und seine Tätigkeit bei der Mordkommission in Itzehoe aufgegeben, um bei der Schutzpolizei in Sankt Peter Ording zu arbeiten. Er hofft, sich so mehr um seine beiden Söhne Lasse und Finn kümmern zu können. Norberg und sein Sohn Lasse leiden sehr unter dem Verlust von Kathrin und kommen aktuell nicht gut miteinander aus, was Hendrik natürlich schwer zu schaffen macht.
Auch Anna Wagners Leben hat sich nach der Scheidung von ihrem Mann grundlegend verändert. Der neue Job soll für sie einen Neuanfang bringen.
Hendrik Norberg wirkt zunächst auf andere recht unterkühlt, Anna Wagner macht es ihren Mitmenschen mit ihrer offenen Art da deutlich leichter. Sie gibt sich unkompliziert und pragmatisch, nimmt die Dinge wie sie sind, hadert nicht mit ihrem Schicksal. Hendrik schon. So unterschiedlich sie sind, wirken doch beide auf ihre Art sympathisch. Ganz zögerlich lässt sich Hendrik auf die neue Kollegin ein und die beiden beginnen, gemeinsam zu ermitteln und aufeinander einzugehen. Auch wenn sie noch nicht viel Zeit miteinander verbringen, passen sie irgendwie zusammen. Diese sanfte Entwicklung einer Beziehung zwischen den Figuren, die ganz eigene Dynamik zwischen beiden, wird einfühlsam und nachvollziehbar geschildert. Dass die beiden auch in ihrem Privatleben dargestellt werden, das macht sie für mich „plastischer“.

Atemberaubend spannend und blutrünstig geht es in diesem cosy Krimi nicht zu. Das Erzähltempo ist sehr ruhig, fast gemütlich. Das Rätsel des Falls umfasst die Person Nina. Wo steckt Nina bloß? Gleichzeitig möchte man als Leser mehr von dieser jungen Frau wissen. Die Fragen, wer sie genau war, was sie tat und wie sie sich verhielt, führen näher zu ihrem Verbleib. Die Zahl der Personen, die in den Fall verwickelt ist, ist angenehm überschaubar und überfordert nicht.
Am Rande werden zudem aktuelle Probleme bei der Bebauung von Tourismusgebieten thematisiert, dieser Bezug zur Realität gefiel mir.
Ein wenig mehr Action hätte dem Plot nicht geschadet. Die Handlung hält zudem wenige Überraschungen bereit, die Aufklärung ließ sich schon recht früh erahnen. Dennoch habe ich den langsamen, leisen und stimmigen Krimi recht gerne gelesen. Er spiegelt für mich passend die unaufgeregte, ruhige Atmosphäre im hohen Norden wider. Hier dauert es manchmal einfach, bis sich die Leidenschaft zeigt, aber sie ist bei den Protagonisten schon zu spüren. Kein raffinierter packender Psychothriller mit Krawall, aber ein solider, nachvollziehbarer Krimi vor ansprechender Kulisse mit Figuren, die durchaus Potential haben. Ich bin sehr neugierig, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Ermittler noch weiterhin gestalten wird.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Ein bisschen Hogwarts und „Schule der Magischen Tiere“, dazu eine Prise Tierwandler und ganz viele atemberaubende, individuelle Talente

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!
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„Den Rest des Unterrichts starrte sie an die Tafel und kämpfte mit den Tränen. Dabei tat sie so, als ob sie die Fliegen auf der Fensterbank nicht streiten hören konnte. Wieder mal. Wie immer gab sie vor, ...

„Den Rest des Unterrichts starrte sie an die Tafel und kämpfte mit den Tränen. Dabei tat sie so, als ob sie die Fliegen auf der Fensterbank nicht streiten hören konnte. Wieder mal. Wie immer gab sie vor, ein normales Mädchen zu sein. Ein absolut durchschnittliches Mädchen, für das Fliegen nur summten, Frösche quakten und Hunde bellten.“

Alva hat es nicht leicht. Sie kann alle Tiere sprechen hören und sich dann gar nicht mehr richtig konzentrieren. Kein Wunder, dass andere Leute sie da oftmals als „merkwürdig“ empfinden. Nichts wünscht sich Alva mehr, als ein normales Mädchen zu sein. Von ihrem Onkel Thomas erfährt Alva Hochinteressantes: Ihr Onkel ist Schulleiter einer ganz besonderen Schule, der „School of Talents“. Alle Schüler haben dort ganz verschiedene außergewöhnliche Fähigkeiten. Onkel Thomas schlägt vor, dass auch Alva seine Schule besucht. Alva kann sich mit diesem Gedanken erst nicht recht anfreunden, sie möchte ihre Familie nicht verlassen. Die Zeit auf der Schule entwickelt sich dann aber ganz anders als das Mädchen erwartet hat.

Autorin Silke Schellhammer erzählt aus Alvas Sicht in der dritten Person. Die Geschichte liest sich für Kinder gut verständlich, flüssig und lebendig.
Simona Ceccarelli liefert zum Text entsprechende Bilder. Wie in der Vorstellungsseite deutlich erkennbar, sehen ihre Figuren sehr unterschiedlich und individuell aus, manche niedlich, manche streng, andere etwas seltsam und witzig. Die schwarz-weiß Bilder passen auf jeden Fall zur Geschichte. Es hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr sein können, aber dennoch motivieren und unterhalten die Illustrationen. Das Buch eignet sich für Leser ab acht, neun Jahren und beim Vorlesen für Zuhörer ab sechs.

Dass auf einem Internat für Schüler mit besonderen Fähigkeiten keine „normalen“ Charaktere vorkommen, ist selbstverständlich. Da treffen sehr viele außergewöhnliche Figuren aufeinander. Protagonistin Alva kann Tiere sprechen hören. Ein Talent, um das sie wohl viele beneiden würden. Doch wenn man genauer nachdenkt, ist es gar nicht einfach, permanent im Hintergrund Tiergespräche zu vernehmen. Meine Mitleser und ich konnten gut verstehen, dass Alva anfangs ihr Talent eine Last ist und sie nur die negativen Seiten dieser Fähigkeit sieht. Alva fühlt sich wie eine Außenseiterin und hat Angst, dass alle anderen sie für verrückt halten. Erschwerend kommt hinzu, dass Alvas kleiner Bruder Carlos hochbegabt ist und und sogar die gleiche Klasse wie Alva besucht, obwohl er viel jünger ist. Das trägt nicht gerade zu Alvas Selbstbewusstsein bei. Auf der School of Talents erfährt Alva, dass ihr lästiges Talent aber auch eine positive Kehrseite hat.
Die Liste der weiteren interessantesten Charaktere ist lang: Onkel Thomas wirkt auf seine Mitmenschen nicht sehr einnehmend. Er kann Gedanken lesen. Das ist etwas, das seinen Umgang mit Menschen natürlich immer prägt. Dann gibt es auf der Schule noch Mala, die Wasser mehr oder weniger beherrscht, Tierwandler Jonas, die extrovertierte Lehrerin Frau Molina und viele weitere „begabte“ Schüler. Bei dieser Menge an originellen Figuren mit Superheldenpotential wird es garantiert nicht langweilig.

Wie wird es Alva auf der Schule ergehen? Welche geheimnisvollen Fähigkeiten haben die anderen Schüler? Was haben die Landvermesser auf der Schulinsel zu suchen? Und gibt es auf der Insel wirklich einen Schatz?
Schon der Schauplatz der Geschichte, ein Internat auf einer Insel hinter einer Wand aus Nebel ist so spannend wie die Handlung selbst. Meine Mitleser und ich waren von Alvas erstem Abenteuer auf der School of Talents jedenfalls gleich gepackt, wir haben mit ihr gerätselt und gezittert. Alva erlebt nicht nur ein turbulentes Abenteuer, sondern auch, wie es ist, Freunde zu haben. Und obwohl auf der School of Talents Vielseitigkeit normal ist, wird Alva langsam klar, dass sie ein außergewöhnliches Mädchen ist und dass ihre unbequeme Fähigkeit eben auch ein besondere Gabe ist.
Der Humor wird hier ebenfalls nicht vernachlässigt, das liegt auf der Hand. Die Schüler der School of Talents müssen noch lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen. Noch sind sie aber dazu nicht immer in der Lage. Das führt zu einigen absurden und witzigen Situationen. Gespräche mit einem Gedankenleser beispielsweise enthalten natürlich auch allerhand komisches Potential.

Uns hat dieses packende, geheimnisvolle, magische und komische Schulabenteuer der etwas anderen Art sehr gut gefallen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Alva und ihren neuen Freunden. Für alle Fans von Harry Potter, „Der Schule der magischen Tiere“ und den „Tierwandlern“ ein besonderes Lesevergnügen.

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