Vom Podcast zum Buch
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, ...
Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, die in diesem Buch versammelt wurden, welche ganz am Ende verraten wird. Ursprünglich waren es überwiegend einzelne Podcasts. Hätte ich die einzelnen Essays etwa gelegentlich in einer Zeitschrift oder mit einem wöchentlichen Newsletter gelesen, hätte ich wohl mehr Positives an den klugen Gedanken des Autors gefunden.
So aber wurde mir John Greens wirklich sehr origineller und persönlicher Blick irgendwann einfach zu viel. Seine Aufhänger, mit denen er nach meinem Empfinden oft sehr virtuos, immer wieder aber auch aprupt vom Speziellen zum Allgemeinen überleitet, sind so spezifisch am Erleben eines US-Amerikaners und an seiner eigenen Lebensgeschichte orientiert, dass sie mich nur gelegentlich fesseln konnten. Dabei sind meine eigenen Interessen eigentlich sehr breit gefächert. Vermutlich wäre es noch ein wenig anders gewesen, wenn ich seine Romane gelesen hätte und mir hier endlich die Frage beantwortet worden wäre, was für eine Art Mensch ein Lieblingsschriftsteller denn eigentlich ist. Ohne spezielles Interesse an John Green entstand bei mir aber verblüffenderweise irgendwann ein überbordend Nabelschau-artiger Eindruck, obwohl Green vermutlich eher bescheiden als selbstverliebt ist. Schade, denn seine Formulierungen sind gekonnt und haben oft auch einen feinen, selbstironischen Unterton.