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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2021

Ergreifend und mitreißend, aber Geschmacksache

Letzte Ehre
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Kommissarin Farida Nasri ermittelt in einem Vermisstenfall: Ein Mädchen ist verschwunden. Ihr Gespür sagt ihr, dass sie dem Täter nahe sind. Im Verlauf der Verhöre ergeben sich Verbindungen, die grauenhafte ...

Kommissarin Farida Nasri ermittelt in einem Vermisstenfall: Ein Mädchen ist verschwunden. Ihr Gespür sagt ihr, dass sie dem Täter nahe sind. Im Verlauf der Verhöre ergeben sich Verbindungen, die grauenhafte Schicksale offenbaren. Auch privat hat Nasri mit einem schweren Schlag zu kämpfen und schließlich sind da noch ihre eigenen Dämonen. Gekonnt verwischen die Grenzen zwischen Opfer, Täter und Retter. Ein psychologischer Horrortrip, der mit typischen Krimis nicht viel gemein hat.
Den Aufbau des Romans habe ich teilweise als raffiniert empfunden, den Schreibstil gekonnt. Besonders die Verhörsituationen waren mitreißend und haben mich in ihren Bann gezogen. Es entsteht eine psychologische Spannung, der man sich kaum entziehen kann.; hier können sich die Protagonisten entfalten; hier findet der wahre Horror statt. Aber es fiel mir schwer, eine Verbindung zur Ich-Erzählerin aufzubauen. Ich kenne den Roman „All die unbewohnten Zimmer“ nicht, in der Kommissarin Farida Nasri bereits eine Rolle gespielt hat. Insgesamt blieben aber alle Protagonisten für mich uninteressant; ihr Schicksal berührte mich nur auf die Distanz - was mir, angesichts der menschlichen Abgründe, die sich auftaten, auch lieber war, aber die Geschichte zu einem durchschnittlichen Leseerlebnis machte, dessen Inhalt zunehmend uninteressanter für mich wurde.
Friedrich Ani konzentriert sich auf die Dialoge, statt bildhaft schmückendem Beiwerk oder spannungsgeladene Ermittlungsarbeit. Die Erinnerungen der Verdächtigen, Opfer und der Kommissarin stehen im Fokus. Alles ist fein miteinander verstrickt und verwoben, obwohl es in drei Teile eingeteilt wurde. Die vernichtenden Selbstgespräche der Kommissarin lassen Schlimmes vermuten und zerren an den Nerven. Man möchte wissen, wie es ausgeht. Das Ende war daher leider enttäuschend für mich und hielt keine überraschende Wendung bereit. Zu eindeutig waren mir die gestreuten Hinweise, angesichts der überschaubaren Verdächtigen. Der Epilog kündigt eine mögliche Fortsetzung an, die mich nicht reizen würden. Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, fühlte mich aber stellenweise gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Durchschnittliches Psychogramm

Girl A
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Alexandra Gracie (Girl A) sucht ihre Geschwister auf, um als Testamentsvollstreckerin den Nachlass des Elternhauses zu regeln, nachdem die Mutter im Gefängnis verstorben ist. Es ist das Horrorhaus, indem ...

Alexandra Gracie (Girl A) sucht ihre Geschwister auf, um als Testamentsvollstreckerin den Nachlass des Elternhauses zu regeln, nachdem die Mutter im Gefängnis verstorben ist. Es ist das Horrorhaus, indem sie mit ihren sechs Geschwistern von ihren Eltern gefangen gehalten wurde: angekettet am Bett, vor Dreck starrend und bis auf die Knochen abgemagert. Alex gelang damals die Flucht und so erzählt sie in Rückblenden von Vergangenem, aufgewühlt, durch die Begegnung mit ihren Geschwistern. Mittlerweile ist sie Anwältin und durch die stetige Betreuung einer Psychologin stabil, doch die erneute Konfrontation mit dem Trauma entfesselt unangenehme Wahrheiten.

Der Aufbau ist anfangs gewöhnungsbedürftig: Alex Erinnerungen und Rückblenden werden nur durch einen Absatz deutlich gemacht und springen zwischen Gegenwart und verschiedenen Zeitebenen der Vergangenheit hin und her. Dadurch erhält man häppchenweise Informationen über den schleichenden Prozess einer normalen Familie bis zur Gefangenschaft und Flucht, über den Werdegang der Geschwister, die von verschiedenen Paaren adoptiert wurden, und über Alex und ihre Rolle im komplizierten Geschwister-Beziehungsgeflecht. Nach und nach fügt sich ein Bild zusammen. Mit einer Ausnahme ist jedes der sieben Kapitel einem der Gracie-Kinder gewidmet und richtet sich nach der Reihenfolge der Kontaktaufnahme.

Der Klappentext täuscht packende Spannung vor und weckt möglicherweise falsche Erwartungen. Es war viel mehr ein bedrückendes Psychogramm, das behutsam an die grausamen Ereignisse und ihre Folgen heranführt, aufbereitet mit Nebensächlichkeiten. Alex beschreibt ihre traumatischen Erinnerungen sachlich, schonungslos - manches wird nur angedeutet - und bleibt dabei auf Distanz, was sie und ihre Geschwister schwer einschätzen lässt. Mit vorschreitender Seitenzahl wird es spannender und ein überraschender Plot konnte mich überraschen. Für den weiteren Handlungsverlauf hätte ich mir mehr Raffinesse gewünscht.

Fazit: Ein Buch, in dem es um eine anfangs ganz normale Familie geht, die durch den religiösen Wahn des Vaters ungeahnte Ausmaße annimmt. Für ein Debütroman hat Abigail Dean sprachliches Geschick bewiesen und einen psychologisch interessant aufgebauten Roman geschrieben, der von einer Überlebenden erzählt, die weiterlebt, ohne ihr Trauma jemals wirklich hinter sich lassen zu können. Für ein rundes Leseerlebnis hätte ich mir einen Erzählstil gewünscht, der mehr Nähe zulässt und das ganze Spektrum seines Potenzials nutzt.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Kreative Gerichte für jeden Tag, wenn man Zeit mitbringt

Super fresh
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Donna Hay stellt in ihrem neuen Kochbuch vielseitige Rezeptideen vor, die schnell gemacht sind und teilweise auch auf Vorrat im Tiefkühlfach gelagert werden können. Jedes Kapitel ist einem Thema gewidmet ...

Donna Hay stellt in ihrem neuen Kochbuch vielseitige Rezeptideen vor, die schnell gemacht sind und teilweise auch auf Vorrat im Tiefkühlfach gelagert werden können. Jedes Kapitel ist einem Thema gewidmet und mit Ofen- und Pfannengerichten, Desserts und Bowles präsentieren sich vielseitige Haupt- und Nachspeisen. Es geht vor allem um neue Inspiration und Interpretation mit frischen Zutaten. Bei den Rezepten muss jedoch immer ein gewisser Aufwand betrieben werden, weshalb sich vermutlich erst mit etwas Übung und Erfahrung das versprochene „ruck-zuck-fertig“ einstellt. Nach meinen Kocherfahrung mit diesem Buch konnte diese Behauptung nicht der Realität standhalten. Vielleicht gibt es aus diesem Grund auch keine Zeitangaben für die Zubereitung der Rezepte. Wenn wirklich kaum Zeit für ein Abendessen bleibt, würde ich nicht zu diesem Kochbuch greifen. Es gibt zudem ein paar Zutaten, die etwas schwerer zu bekommen sind, bzw. die einem noch unbekannt sein könnten. So ging es mir mit Granatapfelmelasse, Kaffirlimettenblätter oder Freekeh. Am besten gefallen haben mir die Rezepte zum Einfrieren, die, nach dem Auftauen, mit neuen Zutaten variiert werden können. Auch die ausprobierten Desserts waren köstlich. Dabei sind Nussdrink-Alternativ zu Milch genauso vorhanden wie vereinzelte vegetarische und vegane Rezepte. Der Großteil der Gerichte ist mit Fleisch, Fisch und Milchprodukten.

Fazit: Die bisher nachgekochten Rezepte waren wirklich lecker und bieten eine vielseitige, frische Auswahl für jeden, der nicht immer das selbe auf dem Teller haben möchte. Die Rezepte passen außerdem hervorragend in die aktuelle Winterzeit. Trotz einiger Schwächen, und tendenziell eher aufwendigeren Rezepten, empfehle ich, Donna Hays nahrhafte Köstlichkeiten mal auszuprobieren und sich von der ansprechenden Aufmachung inspirieren zu lassen.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Ausschweifend sprachliches Kunstwerk für Suchende

Die Farbe von Glück
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Darum gehts:
Die alleinstehende Charlotte und das Ehepaar Jules und Luise vereint der Wunsch nach einem Kind. Während Charlotte den von seiner leiblichen Mutter verlassenen Antoine aufnimmt, verhilft ...

Darum gehts:
Die alleinstehende Charlotte und das Ehepaar Jules und Luise vereint der Wunsch nach einem Kind. Während Charlotte den von seiner leiblichen Mutter verlassenen Antoine aufnimmt, verhilft sie außerdem, durch einen Kindertausch in ihrer Rolle als Krankenschwester, Jules und Luise zu einem gesunden Säugling. Dieser kurze Moment, der unrechtmäßigen, schicksalhaften Einmischung, zerstört das innere Gleichgewicht aller Beteiligten. Letztlich zeigt die Geschichte auf, was Selbstvorwürfe und die Flucht vor den eigenen Gefühlen anrichtet, wie Wiedergutmachung aussehen könnte und warum nur man selbst weiß, was persönliches Glück bedeutet.

Interessant:
Es wird nicht erwähnt in welcher Zeit und an welchem Ort die Geschichte spielt, aber die Autorin spricht von der modernen Welt im Westen und einer östlichen Welt, in der man sich auf das Wesentliche besinnt.

Meinung:
Clara Maria Bagus stellt die innere Zerrissenheit ihrer Protagonisten so bildhaft dar, dass man als Leser oder Leserin nicht an der Botschaft vorbeikommt: Schuldgefühle, Angst, Trauer, Vergebung, Mut - die ganze Palette der Emotionen sind Teil des Lebens - und dass ein einziger Moment ausschlaggebend sein kann, um einen Richtungswechsel zu vollziehen. Die Autorin findet für komplizierte Empfindungen treffende Worte, beschreibt bildhaft, lebendig und klug. Die Charaktere entwickeln sich durch Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen - erst ihre Erfahrungen und Demut führt zu tiefer Weisheit. Sie suchen den Kompromiss zwischen Extremen und die beste Lösung für problematische Lebenssituationen. Ich fand einige wirklich schöne Textstellen, die mich berührt haben -, aber irgendwann war ich die, sich immer wiederholenden Lebensweisheiten, überdrüssig: „Das Leben ist kein Spaziergang…“ Oder: „Wer beim Absturz die Arme ausbreitet, fliegt.“ Die Handlung wirkt wie ein Maschendrahtzaun, vollgestopft mit philosophischen Ansätzen und spirituellen Weisheiten, um die Lücken zu füllen. Die Gegenüberstellung einer Mutter, die ihrem Sohn Mut macht, seinen eigenen Weg zu gehen, und einer Mutter, die ihrer Tochter ihre persönlichen Wünsche und Sehnsüchte aufzwingen möchte, wirkt bisweilen ein wenig platt. Ebenso, die erfahrenen, alten Ratgebenden, die an abgelegenen Orten nur darauf warten, ihre Erkenntnisse mitzuteilen.

Fazit:
Ein durchwachsener Roman, der seinen Sog durch die verwobenen Schicksale unterschiedlicher Menschen entfaltet, lebensverändernde Gespräche und fragmentierte Gefühlswelten sichtbar macht - spirituell, philosophisch, ausschweifend pathetisch und zuweilen melodramatisch -, jedoch in einer märchenhaften Welt spielt, die den Hang zur Realität verliert und von mystischem Schicksal und konturlosen Charakteren geprägt ist.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Nette Geschenkidee für Badewannen-Leser

Mord unter Null
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Ein Fall für die Kripo: Ein ungewöhnlicher Mord, ein sympathisches Ermittlerduo, die Gedanken eines Mörders, ein dramatisches Ende - für einen kurzen Schmöker in der Badewanne wahrscheinlich ausreichend. ...

Ein Fall für die Kripo: Ein ungewöhnlicher Mord, ein sympathisches Ermittlerduo, die Gedanken eines Mörders, ein dramatisches Ende - für einen kurzen Schmöker in der Badewanne wahrscheinlich ausreichend. Mich konnte die Kurzgeschichte leider nicht packen; allerdings darf man auch nicht zu viel erwartet: hier geht es vor allem um das Erlebnis, mal etwas Neues auszuprobieren. Während es dem Mordopfer ziemlich kalt wurde, ist einem in der Badewanne schön warm.
Richtige Leseratten bräuchten vermutlich gleich mehrere Wannenbücher, denn die Büchlein sind eher kleine Appetizer im Vergleich zum dicken Schmöker. Die Lesezeit lag sogar deutlich unter den angegebenen 15 Minuten, was ich in Anbetracht des Produktionsaufwandes sehr schade finde. Deshalb würde sich für mich ein Kauf nicht lohnen. Ich tauche lieber in komplexe Geschichten ein und das darf auch gern länger dauern. Deshalb eignet sich das Buch aus meiner Sicht vor allem als Geschenkidee für Badewannen-Liebhaber, die mal etwas Neues ausprobieren möchten und die Wannenbücher noch nicht kennen.

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