Cover-Bild Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen
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17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 02.02.2021
  • ISBN: 9783731761914
Margit Schreiner

Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen

Über das Private
»Ich glaube, das siebte Lebensjahr des Menschen wird gnadenlos unterschätzt. Alle starren immer nur auf die Pubertät, aber die Pubertät beginnt im Grunde viel früher. Es muss sich erst einmal vieles ansammeln, bis es dann explosionsartig austritt.« So furios beginnt das neue Buch von Margit Schreiner, in dem es nicht nur um die Entwicklung der Siebenjährigen geht, sondern auch um den Blick der Erwachsenen auf das Kind, das sie einmal war. »Was habe ich eigentlich, sechsundsechzigjährig, in einem Haus am Rande eines Naturschutzgebiets sitzend und schreibend, mit einer Siebenjährigen zu tun? Erfinde ich diese Siebenjährige, indem ich über sie schreibe, oder hat es sie wirklich gegeben, und wenn ja, war sie vielleicht ganz anders, als ich sie beschreibe? Ist auch nur irgendetwas daran real oder sind es Chimären am Horizont eines glasklaren Föhntages? Wenn ich mich vor den Spiegel stelle, kann ich keine Spuren dieser Siebenjährigen in meinem Gesicht entdecken. Alles nur in meinem Kopf, seinem Universum und den Paralleluniversen.« Margit Schreiner schreibt mit Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen ein großes Lebensprojekt, ein Buch der Kindheit, des Erinnerns und ein Buch des Erwachsenwerdens, wie es in der deutschsprachigen Literatur bislang keines gibt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2021

Kindheit in den 1960er Jahren

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Das Cover zeigt einen kolorierten Ausschnitt aus einem alten Schwarz-weiß-Foto und es zeigt ein Mädchen mit einem Leserschultornister. Die Ponyfrisur trug ich damals auch und so erinnert mich da Bild an ...

Das Cover zeigt einen kolorierten Ausschnitt aus einem alten Schwarz-weiß-Foto und es zeigt ein Mädchen mit einem Leserschultornister. Die Ponyfrisur trug ich damals auch und so erinnert mich da Bild an meine Kindheit.
So unterschiedlich die Städte unserer Kindheit auch waren, so ähnlich sie sich doch sehr. Die Werkssiedlung in der Margit aufwuchs, die kleinen Wohnungen und das Spiel mit den Gleichaltrigen, alles ähnlich. Sechziger Jahre halt.
Margit Schreiner erzählt in diesem Buch sehr offen von ihrer Kindheit in Linz. Von den Freuden im Hinterhof, von der Schule, von ihren Eltern und ihren Gedanken und Gefühlen.
Damals bekamen die Kinder keine Antworten auf ihre Fragen, das war nichts für Kinder. Natürlich wurde man auch nicht aufgeklärt. Manche Freundinnen, wie Edda, wussten mehr, da fielen Begriffe wie „Coitus Interruptus“, zu denen man sich selbst einen Reim machen musste.
Aber auch über ihr Altern und ihren Mann Bruno gibt es Informationen, die mir nicht ganz fremd vorkommen.
Das Buch hat weder Kapitel noch Absätze, es geht in einem durch und deshalb hatte ich den Eindruck, als erzähle Margit Schreiner mir ganz im Vertrauen aus ihrem Leben. Ganz ehrlich und ohne Scham. So wurde das Wettpinkeln genaustens beschrieben, einschließlich der kleinen Unglücke und der Blicke auf die Genitalien der Jungs. Aber auch die nackten Hintern der Mädchen wurden genau beschrieben.
Ich muss zugeben, besonders das Wort „Kriegserklärung“ hatte ich etwas irritiert, ich sehe aber ein, dass das Wort durchaus seine Berechtigung hat. Aber ich freue mich auch, dass die Autorin im Waldviertel einen schönen letzten Lebensabschnitt genießt, wenn Autoren auch nicht in Pension gehen. Deshalb freue ich mich auf weitere Bücher, irgendwie ist sie mir ein wenig zur, wenn auch schwierigen, Freundin geworden.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Lesenswert!

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Ein kleines, persönliches Stück Erinnerungsliteratur der Autorin über das Aufwachsen in den 1960er-Jahren, dem unterschätzten siebten Lebensjahr als Schwellenjahr zur beginnenden Jugend und den ersten ...

Ein kleines, persönliches Stück Erinnerungsliteratur der Autorin über das Aufwachsen in den 1960er-Jahren, dem unterschätzten siebten Lebensjahr als Schwellenjahr zur beginnenden Jugend und den ersten Begegnungen mit dem Ernst des Lebens.

Der Roman ist ein Blick in das Private, ein autofiktionaler Text der Linzer Schriftstellerin Margit Schreiber, die sich im Alter literarisch mit ihrer Kindheit auseinandersetzt. Mit der Einschulung beginnt eine neue Ära im Lebenslauf der Protagonistin: ein fantasievolles Kind trifft zwischen Kindheit und Jugend auf die ersten Probleme des Lebens.
Der spannende Aspekt im Buch ist ein steter Perpektivwechsel zwischen Alter und Kindheit, ein erwachsener Rückblick auf die jungen Jahre, die kindliche Verspieltheit und die unbeschwerte Naivität. Das siebte Lebensjahrzehnt gegen das siebte Lebensjahr, ab dem das Leben zum Krieg aufgebauscht wird. Beginnend mit den manchmal unverständnisvollen Eltern, dem strengen Nachbarn, unfairen Lehrern und der gemeinen Kassiererin.

Das Buch behandelt rückwirkend eine bunte Palette an Erfahrungen und Empfindungen, die Kinder manchmal zu hoch einschätzen, manchmal nicht verstehen und zunehmend hinterfragen. Erste Körperlichkeiten, das erste Mal Alleinsein, die ersten merkbaren Abweichungen vom Alltäglichen. Und doch geht es im Roman nicht um eine radikale Art von Kriegserklärungen, denn diese klingen hier nur im Beisein an. Das Buch ist keine Abrechnung mit dem Familiärem, wie der Titel vermuten lässt, sondern schildert Schritt für Schritt klein wirkende, doch prägende Konflikte der Kindheit, rund 70 Jahre später aus der Retrospektive betrachtet. Ein besonderes Stück Literatur, das ich gern gelesen habe.

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