Für Libby hat eine kleine gute Tat ungeahnt große Folgen ...
Im Herzen das Glück"Im Herzen das Glück" ist ein sommerlicher Wohlfühlroman von der englischen Autorin Lucy Dillon. Die Autorin hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, dies ist jedoch mein erstes gelesenes Buch von ihr. ...
"Im Herzen das Glück" ist ein sommerlicher Wohlfühlroman von der englischen Autorin Lucy Dillon. Die Autorin hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, dies ist jedoch mein erstes gelesenes Buch von ihr. Die Geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn am Ende für mich zu viel der Fantasie überlassen wurde.
Inhalt: Libby und ihr Ehemann Jason beschließen nach dem Tod von Jasons Vater von London aufs Land zu ziehen und Jasons Mutter Margaret mit der Führung des Familienhotels zu unterstützen. Libby hat große Ideen und will dem alten Hotel wieder zu neuen Glanz führen. Die Renovierungsarbeiten dafür laufen aber alles andere als geplant und als plötzlich eine fremde Frau vor ihrem Hotel einen Unfall hat, muss Libby sich die Frage stellen, wie sie ihr Leben mit ihren Vorstellungen in Einklang bringen kann.
Die fremde Frau wird nach dem Unfall im Krankenhaus wach, jedoch leidet sie an einer retrograden Amnesie und kann sich nicht mal mehr an ihren Namen erinnern. Libby ist die Einzige in deren Nähe sie sich wohlfühlt und kurzentschlossen zieht sie bei Libby ein und unterstützt sie tatkräftig bei der Arbeit im Hotel. Ihr Gedächtnis kommt nur in kleinen Happen zurück und ihr altes Leben wirkt fremd auf sie. Kann sie sich in ihrem alten Leben wiederfinden oder ist sie nun nach dem Unfall eine ganz andere Person?
Meine Meinung: Mit dem Cover des Buches bin ich nicht ganz zufrieden, auch wenn es auf den ersten Blick sehr schön ist. Die Dame im gelben Kleid stört mich etwas. Mir persönlich hätte es besser gefallen wenn nur die Vögel mit dem hübschen Hintergrund abgebildet worden wären. Ansonsten finde ich das Cover des Taschenbuches sehr hübsch anzusehen, vor allem die Gestaltung des Titels.
Der Schreibstil der Autorin ist locker leicht und flüssig zu lesen, perfekt für ein sommerliches Wohlfühlbuch. Die Geschichte ist abwechselnd aus Libbys Sicht und der Sicht der fremden Frau, die den Unfall hatte, in der 3. Person erzählt , so dass wir beide sehr gut kennenlernen. Es haben auch beide ihre eigene Geschichte erhalten, auch wenn sie Großteils zueinander führen.
Die Geschichte spielt in Longhampton, einer kleinen Stadt am Lande in der Nähe von London. Anscheinend gibt es diese Ortschaft leider nicht wirklich, sondern die Autorin hat ihn erfunden und mehrere ihrer Romane finden dort ihr Setting. Dies ist ihr aber sehr gut gelungen, weil man den gemütlichen Flair von dieser kleinen Ortschaft spüren kann, in der die Nachbarn sich gegenseitig helfen und Neuigkeiten sofort zum Gespräch der Stadt werden. Auch im Hotel von Libbys und Jasons Familie fühlt man sich sofort wohl mit dem ländlichen, heimeligen Stil und ich persönlich würde dort sofort einen Urlaub buchen, weil ich mir alles so bildlich und gemütlich vorstellen konnte. Natürlich geht bei den Renovierungsarbeiten so einiges schief, wobei vieles davon auf Libbys und Jasons eigenen Mist gewachsen ist. Jeder der schon mal ein Haus gebaut oder umgebaut hat, kennt diese Probleme und kann sich sofort in Libby und das Gefühl der Hilflosigkeit hineinversetzen.
Was mir in dem Buch besonders gut gefallen hat, ist, dass Tiere, besonders Hunde, einen sehr großen Teil des Buches einnehmen. Man kann sofort erkennen, dass die Autorin ein Herz für die Vierbeiner hat. Bob, den Hund von Libbys Schwiegermutter, kann man schon fast als Protagonisten sehen, weil er der große Star des Buches ist. Ich selbst liebe ja Hunde und konnte mich deshalb in dem Buch besonders wohlfühlen. Libbys Schwiegermutter ist ein Mitglied des Vereines "Tiere als Therapeuten" und ich finde diesen Verein einfach nur großartig. Tiere werden eingesetzt um schwachen und kranken Menschen eine Freude zu machen. Im Buch werden diese sogar im Krankenhaus als "Seelen-Therapeuten" eingesetzt. Ich weiß nicht wie die Regeln in Großbritannien sind, aber bei uns in Österreich sind Tiere in jeglichen medizinischen Einrichtungen und auch sehr vielen Pflege- und Altenheimen verboten. Dass Tiere der Seele eines Menschen gut tun und zum Teil auch eine positive Auswirkung auf den Körper haben, ist ja bereits bewiesen, deshalb verstehe ich nicht, warum solche Initiativen nicht auch bei uns öfter eingesetzt werden. Die Seele ist mit dem Körper verbunden. Na klar ... medizinische Hygiene ist wichtig, aber in meinen Augen sollte auch der seelische Teil des Menschen nicht vergessen werden. Viele, vor allem ältere Menschen, die im Krankenhaus oder in Heimen leben, fühlen sich einsam und Tiere können ihnen für kurze Zeit eine riesige Freude bescheren. Die Großmutter meines Freundes ist in einem Pflegeheim untergebracht, in dem Hund erlaubt sind und wenn wir mit unserem kleinen Malteser auf Besuch kommen, dann ist er sofort von alten Menschen umringt, die ihn unbedingt streicheln wollen. Man kann dann wirklich die Freude in den Augen der älteren Menschen sehen und wie sie aufleben.
Unsere Protagonistin Libby ist eine Frau, die zwar schon mit beiden Beinen im Leben steht, die Selbstständigkeit fehlt ihr aber noch. Sie verlässt sich zu viel auf andere, bis sie auf schmerzlichste Weise dazu lernt und auf eine harte Prüfung gestellt wird. Libby war mir von Beginn an sympathisch, weil sie sehr verständnisvoll und rücksichtsvoll ist. Zum Glück schaut Libby aber nicht nur auf andere, sondern an erster Stelle auf sich selbst, was eine sehr gesunde Lebenseinstellung ist. Ich wäre gerne mehr verständnisvoller und Libby ist da ein großes Vorbild. Im Buch erfährt sie eine starke Charakterentwicklung und dieser zu folgen, hat mich sehr gut unterhalten.
Die fremde Frau, die den Unfall hatte und seitdem an Gedächtnisverlust leidet, hat es auch direkt in mein Herz geschafft. Ihren tatsächlichen Namen werde ich aus Spoiler-Gründen nicht verraten. Die Verzweiflung über den Identitätsverlust wurde von der Autorin sehr gut dargestellt und ich konnte mich sofort in die Gefühle der Frau hineinversetzen. Langsam setzt sie Stück für Stück ihre Erinnerungen und ihr Leben wieder zusammen, um so schrecklicher, wenn einem ihr altes Leben plötzlich so fremd erscheint. Bin ich überhaupt die Frau, die ich scheine zu sein, oder befreie ich mich von den Fesseln und bin endlich, wer ich wirklich bin? Der Weg der fremden Frau in ihre Zukunft war besonders spannend, weil man als LeserIn ihre Vergangenheit auch nicht kannte und nach jeder Offenbarung fühlte man sich genauso ratlos wie die fremde Frau.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, was vor allem an dem lockeren Schreibstil der Autorin lag. Leider wurde es im zweiten Viertel des Buches etwas langweilig. Ab der Hälfte ging es dann aber zügig voran und als das Gedächtnis der fremden Frau Stück für Stück zurückkehrte und ein paar Personen aus ihrer Vergangenheit auftauchten, wurde es richtig spannend und zum Miträtseln. Auf den letzten Seiten muss man noch einmal richtig mit den Protagonistinnen mitfiebern, aber schlussendlich wurde leider zu viel der Fantasie der LeserIn überlassen. Während das Ende von Libby sehr ausreichend gestaltet wurde, blieben bei der Zukunft der fremden Frau für meinen Geschmack zu viele Fragen offen.
Ein schönes Wohlfühlbuch, dass ich besonders in einem Liegestuhl am Strand empfehlen kann, weil es ein wunderbar sommerliches Feeling verströmt. Eine locker leichte Geschichte, die auch einen ernsten Teil hat und einem zum Nachdenken anregt, ob man die Dinge, die man unbedingt will auch unbedingt benötigt.