Blaue Maus
In einer heißen Sommernacht verschwindet die kleine Olivia, die jüngste von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als dreißig Jahre später Olivias Stoffspielzeug Blaue Maus gefunden ...
In einer heißen Sommernacht verschwindet die kleine Olivia, die jüngste von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als dreißig Jahre später Olivias Stoffspielzeug Blaue Maus gefunden wird, soll Privatdetektiv Jackson Nachforschungen anstellen. Allerdings ist dieses Unterfangen nicht ganz einfach und für alle Beteiligten von verlorenen Chancen, Träumen und Sehnsüchten geprägt.
Mit einer Rahmenhandlung von verschiedenen Vorgeschichten, die das Buch zu Beginn und am Ende umfassen, entwickelt sich im Hauptteil die Suche nach Vermissten. Nicht nur Olivias Drama, sondern auch andere Fälle werden zumindest gedanklich aufgerollt, verglichen und analysiert. Die Idee ist gut, allein die Umsetzung nicht recht geglückt.
So erfährt der Leser nicht nur von den Schwestern Land – Olivia, Sylvia, Amelia und Julia - sondern in den folgenden Kapiteln auch ganz andere Geschichten, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang erkennen lassen. Verbindungslos reiht sich eine Szene an die andere, eine Fülle von Namen prasselt auf den Leser ein, die Figuren dahinter bleiben oft vage und konturlos. Die Erzählungen schweifen immer weiter ab in Belanglosigkeiten, zu Randfiguren, die weder davor noch danach eine Rolle spielen.
Da jedes Kapitel den Schwerpunkt auf eine bestimmte Familie oder Person richtet, ist es schwierig, den Überblick zu behalten und in einem kontinuierlichen Lesefluss zu bleiben. Immer wieder fragt man sich: „Wer war das denn nun?“ Was ein gutes Stilmittel sein könnte, verhindert hier das Aufkommen jeglicher Spannung. Die Abschnitte sind langatmig, abrupte Szenenwechsel und Gedankensprünge führen nicht, wie man meinen könnte, zu einer erhöhten Dramatik, sondern nehmen jegliche Steigerung im Spannungsbogen schon wieder hinweg. Eine Trägheit wie die anfänglich beschriebene Hitzewelle legt sich bleischwer über das gesamte Buch und lässt schwerlich Euphorie zum Weiterlesen aufkommen. Nichtsdestotrotz war ich natürlich neugierig auf die Auflösung, die leider dann aber auch nur das bestätigte, was ich von Anfang an vermutet hatte.
Wer typisch britischen Humor mag, wird wohl von Atkinson begeistert sein, mich konnte dieses Buch leider gar nicht überzeugen.