Nora und ihr Weg aus der Trauer
Der Roman startet sehr gut, und ich war gleich zu Beginn zu Tränen gerührt angesichts der Bemühungen von Nora, durch das Einhalten ehemals gemeinsamer Rituale das Andenken an ihren verstorbenen Mann Julian ...
Der Roman startet sehr gut, und ich war gleich zu Beginn zu Tränen gerührt angesichts der Bemühungen von Nora, durch das Einhalten ehemals gemeinsamer Rituale das Andenken an ihren verstorbenen Mann Julian zu bewahren. Mir haben diese kleine Erinnerungen an ihn sehr gut gefallen, die Schilderung, wie sie das Jahr ohne ihn verbracht hat, und auch die Unterstützung ihrer Freundin Katharina, die ohne Wenn und Aber zu ihr steht und sie unterstützt.
Sehr gut gefielen mir auch die gedanklichen Rückblicke an Julian mit Aussagen, die von ihm zitiert werden - und im Gegenzug auch Gedanken von Nora an ihn, die sie ihm in der Gegenwart schickt.
Leider entwickelt die Geschichte in weiterer Folge trotz eines sehr flüssigen Schreibstils doch immer wieder kleine Längen, die den Lesefluss etwas verlangsamt haben. Obwohl es die Autorin sehr gut verstanden hat, das Gefühlsleben von Nora darzustellen, blieben die Figuren zum Teil ein wenig zu blass, und ich konnte mich nicht so ganz in sie einfühlen. Auch kam es mir ein wenig unglaubwürdig vor, dass sie sich sofort nach der Anreise zu Julians Großtante ihr anvertraut, ihr alles erzählt, obwohl sie die Frau noch nie gesehen hatte - ebenso gilt dies dann auch für Mandy, eine junge Frau in ihrem Alter. Mir ging die Entwicklung dieser Freundschaften einfach zu schnell. Und Noras Weg aus der Trauer ging mir in einer zu kurzen Zeitspanne, die endgültige Trauerbewältigung passiert innerhalb von ein paar Tagen.
Die Familiengeschichte, die im Klappentext angesprochen wird, löst sich im Endeffekt erst innerhalb der letzten paar Seiten auf und das Buch endet sehr abrupt - ich war erstaunt, als es dann plötzlich nicht mehr weiterging. Hier wäre es schön gewesen, noch einen sanften Auslauf zu lesen, eventuell einen Epilog - so hatte ich eher das Gefühl, als ob die Geschichte mit einem weiteren Band fortgeführt werden soll.
Ganz toll fand ich die einzelnen, in die Geschichte eingebundenen, Rezepte, die wirklich Lust darauf machen, sie nachzukochen - bei dem einen oder anderen habe ich das auch vor.
Fazit: Die Autorin hat hier einen soliden Roman um Liebe, Freundschaft, Familie und alte Geheimnisse vorgelegt, der durch einzelne veröffentlichte Rezepte aufgelockert wird. Doch trotz flüssigem Schreibstil und einer guten Geschichte konnte sie mich doch nicht zu 100 % fesseln und war mir teils ein wenig zu langatmig. Ich vergebe trotzdem gern eine Leseempfehlung.