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Veröffentlicht am 06.06.2021

Als Geschenk für uns Menschen, bleiben zurück im weissen Sand, die Tränen des Meeres, Bernstein genannt. Gisela Pfefferkorn

Das Bernsteinmädchen
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Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der ...

Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der argentinischen Heimat von Robert, sondern an der deutschen Ostseeküste. Also begibt sich Robert auf den Weg nach Deutschland und seine Reise ist nicht nur ein Blick zurück in die Vergangenheit, sie hält auch eine Überraschung parat...


Hans Meyer zu Düttingdorf lässt die Geschichte einer großen Liebe wieder auferstehen, die in einer sehr emotionalen Erzählung Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft und die, ähnlich wie in einem Bernstein, vom Schweigen der Beteiligten eingeschlossen ist.

Mit jeder Seite bekommt der Stein, und somit der Roman, mehr und mehr Schliff und entfaltet all seine Facetten. Der Zwiespalt von Elena, die auf der einen Seite eine unglaublich lebensfrohe und liebenswürdige junge Frau ist, aber auf häufige Gegenwehr auf dem Hof der Eltern von Karl stößt , ist deutlich zu spüren und man merkt ihr immer wieder an, dass sie Heimweh nach Argentinien hat.

Robert im Hier und Jetzt muss sich mit kleinsten Informationshäppchen zurechtfinden und aus ihnen das große Puzzle seiner Familiengeschichte und somit seiner Identität zusammensetzen.

Die ihm zur Seite stehenden Personen sind ebenfalls gut gelungen, wirken aber an manchen Stellen ziemlich dominant, sodass Robert mit seinem stillen Wesen eher in den Hintergrund rückt.

Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges sind mit all ihrer Grausamkeit geschildert und der Autor beschönigt hier nichts. Hunger, Leid und Verzweiflung, aber auch der Missbrauch durch die Soldaten der Roten Armee finden genauso ihren Weg in die Handlung wie ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ergänzt wird die Handlung durch Märchen und Sagen rund um den Bernstein und diese verleihen dem Roman eine fast schon zauberhafte Stimmung.

Bis zur Auflösung des Geheimnisses entdeckt man viele kleine Einschlüsse in der Geschichte, die bei Licht betrachtet erst zum Vorschein kommen. Wertvolle Einzelheiten, die dem Buch einen ganz individuellen Charakter verleihen und es so ebenfalls zu einem Bernstein machen - es fühlt sich an, als wäre eine Träne von Elena durch die Jahre mit vielen Erinnerungen, Missverständnissen und Geheimnissen eingeschlossen gewesen und erst durch die vielen variantenreiche Beiträge der Beteiligten zu einem charakteristischen Stück Vergangenheit geworden.


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Veröffentlicht am 03.06.2021

Vorurteile töten

Gute Nachbarn
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In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, ...

In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, denn mit den Whitmans zieht eine neureiche Familie in den Ort, die mit Prunk und Protz ihren Reichtum zur Schau stellt. Nach außen herrscht eitel Sonnenschein, doch hinter den Türen schwelt es. Als sich Juniper und Xavier ineinander verlieben ziehen dunkle Wolken über den Ort und es bahnt sich eine Katastrophe an...

Gute Nachbarschaft ist wichtig, um sich Zuhause wohl zufühlen und der kleine Plausch über den Gartenzaun bietet Abwechslung, Anregung und gehört einfach dazu. Aber was passiert, wenn sich plötzlich zwei Parteien gegenüberstehen, die unterschiedlicher nicht sein können, das zeigt Therese Anne Fowler in ihrem Buch "Gute Nachbarn" auf sehr eindrucksvolle Weise - hier prallen Vorurteile von gut situiert und gesellschaftlich angesehen auf Valerie Alston-Holt, die zwar mit ihrem Gehalt auskommt, aber nicht in Saus und Braus leben kann. Mit diesem Manko könnte sie eigentlich ganz gut leben, wäre da nicht die offensichtliche Abneigung gegen ihre dunkle Hautfarbe, die von Brad Whitman zwar hinter vorgehaltener Hand, aber dennoch recht unverhohlen präsentiert wird.

Die Geschichte wir mit leisen Tönen, aber mit einer unmissverständlichen Botschaft von der Autorin erzählt und bereitet den Leser ganz langsam, fast schon schonend, auf die sich anbahnende Katastrophe vor. Immer ist unterschwellig eine Bedrohung zu spüren, die man fühlt, aber nicht greifen kann. Brad Whitman entpuppt sich nämlich im Verlauf der Erzählung nicht als der Saubermann mit weißer Weste, sondern er mutiert immer mehr zu einem regelrechten Monster mit hässlicher Fratze, das so eiskalt und berechnend ist. Er glaubt, mit Geld könne er alles erreichen - er manipuliert, wo er nur kann und schreckt auch nicht davor zurück, seine krankhaften Phantasien an seiner Stieftochter ausleben zu wollen. Dieser Mann ist das personifizierte Ekel, ein echtes A....und ich frage mich, wie man auf so einen Blender hereinfallen kann.

Die zarten Bande, die sich zwischen der weißen Juniper und dem dunkelhäutigen Xavier stricken, bieten unterschiedliche Sichtweisen und es gelingt der Schreibenden, dem Leser die Gefühls- & Gedankenwelt von beiden offen zulegen.

Die Geschichte steuert unweigerlich auf die Katastrophe zu, aber hier gibt es eingiges zu bekritteln - die Kapitel wirken an manchen Stellen sehr getragen und zähflüssig, auch wenn man erahnen kann, dass demnächst etwas ganz Furchtbares passieren wird. Es ist nicht unbedingt die fehlende Spannung, aber ab und zu wirkt die Erzählung, als habe die Autorin kurz innegehalten, um Luft für den großen Paukenschlag zu holen. Auch werden hier viele stereotype Abbilder der Figuren verwendet, um Brad als den erfolgreichen Selfmademan, Julia als seine treue Gattin und den Vorort als Heileweltkopie darzustellen - schon ganz oft in amerikanischen Filmen gesehen und daher nicht wirklich neu.

Der große Knall haut jeden Leser vom Stuhl und zeigt, wie Vorurteile, Rassismus und finanzieller Einfluss an "richtiger" Stelle Geschehnisse beeinflussen und das Bild der Öffentlichkeit prägen. Am
Ende fließen sogar Tränen, weil das zu ertragende Leid einfach so zu Herzen geht.

Ein Buch, das aufrüttelt, nachdenklich stimmt und trotzdem an Aktualität nichts eingebüßt hat .

#BlackLivesMatter

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Das Rhein-Main-Gebiet "erfahren"

Radtouren am Wasser Rhein-Main
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Das Rhein-Main-Gebiet hat neben Wolkenkratzern, Flughafen und Industrieparks noch so viel mehr zu bieten - nämlich unglaublich schöne Radwege, die durch Schatten spendende Wälder und romantische Fachwerkstädte ...

Das Rhein-Main-Gebiet hat neben Wolkenkratzern, Flughafen und Industrieparks noch so viel mehr zu bieten - nämlich unglaublich schöne Radwege, die durch Schatten spendende Wälder und romantische Fachwerkstädte führen, aber vor allen Dingen ganz viel Wasser zu bieten haben. Moore, Teiche Seen und natürlich die beiden großen Flüsse Rhein und Main, die mit lauschigen Plätzen zum Rasten und Innehalten einladen.

Christoph Gocke stellt 30 Radtouren vor, die die Herzen der Radliebhaber höher schlagen lassen. Dabei bleiben keine Wünsche offen, denn die geschilderten Touren sind sehr ausführlich beschrieben und mit allen notwendigen Informationen versehen (Start/Endpunkt, Tourencharakter, GPS-Daten und kleiner Kartenskizze für den groben Überblick), damit aus dem nächsten Ausflug mit dem Drahtesel eine Genusstour für Augen, Ohren und Sinne wird.

Vorbei an geschichtsträchtigen Bauwerken (Schloss Isenburg, Alte Oper Frankfurt, Kloster Eberbach) moderner Kunst (Hundertwasserhaus, Himmelsleiter, Stangenpyramide), Satellitenmessstelle oder Gradierwerken - alle Touren sind abwechslungsreich, entspannend und führen stets am Wasser entlang, sodass auch immer eine kleine Badepause möglich ist.

Neben bereits bekannten Strecken und Sehenswürdigkeiten gibt es aber auch Neues zu entdecken - eine Düne mitten in Frankfurt (Schwanheimer Düne), Canyon-Steg in den Dietesheimer Steinbrüchen oder eine überdimensionale Sitzbank in der Nähe des Windecker Wartbaums. Wer die Region rund um Frankfurt erfahren möchte, und das im wahrsten Sinne des Wortes, der sollte zu diesem Radwanderführer greifen, denn er ist wirklich eine Bereicherung für Genussradler und Entdecker im Rhein-Main-Gebiet.


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Veröffentlicht am 28.05.2021

Alles, was das Herz wohl will ist die Lust an Fleisch vom Grill

Totgegrillt
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Leo Vossen ist der Grillinstructor in Personalunion und er will es sich nicht nehmen lassen, seine Gäste mit einem außergewöhnlichen Schmankerl vom Grill zu verwöhnen - Steaks von Koriyama-Rind, bisher ...

Leo Vossen ist der Grillinstructor in Personalunion und er will es sich nicht nehmen lassen, seine Gäste mit einem außergewöhnlichen Schmankerl vom Grill zu verwöhnen - Steaks von Koriyama-Rind, bisher in Deutschland noch nicht käuflich zu erwerben und jede Sünde wert. Doch die Grillparty läuft vollkommen aus dem Ruder und dann sind auch noch zwei tote Gäste zu beklagen. Wer hat da die Kohlen für die Hölle angeheizt und gleich zwei Leute dem Fährmann in den Kahn gesetzt ? Carla Weiß und David Lahmann müssen ermitteln und stoßen in ein Wespennest ...



Tim Frühling zieht mit "Totgegrillt" die Grillfanatiker durch den Kakao und lässt hier mit spitzer Feder und ebenso spitzer Zunge die Ereignisse Revue passieren, die sich in Leo Vossens Garten ereignet haben.

Zugegeben, die Handlung braucht ein wenig, um so richtig in Fahrt zu kommen, aber dann heizt der Autor seinen Lesern so richtig ein und lässt sie auf den sprichwörtlichen glühenden Kohlen tanzen, bis der Fall gelöst ist. Denn hier hat wirklich Jeder und Jede irgendwie Dreck am Stecken, es wird geklüngelt und gemauschelt, gemutmaßt und getuschelt, Klatsch und Tratsch verbreitet und die ein oder andere These aufgestellt, die sich dann doch wieder verwirft. Klotzen statt Kleckern ist die Devise und alle Beteiligten sind Meister im Aufschneiden - nicht nur, was fleischliche Genüsse angeht, sondern im Wettbewerb ums Protzen und Prahlen scheinen sich sich gegenseitig immer mehr aufzuschaukeln und anzustacheln.

Dank des Personenregisters zu Beginn des Buches kann man sich im munteren Stelldichein der Charaktere zurechtfinden, die Zugehörigkeiten erkennen und so erste eigenen Vermutungen anstellen, wer denn hier nun ein großes Interesse daran hat, Vossen eins auszuwischen und ihm die Kohlen aus dem Feuer zu nehmen.

Der Einblick in die Welt der Grillgötter und ihrer Vorlieben für Kurzgebratenes ist humorvoll und mit ganz viel Augenzwinkern zu lesen. Da sich das Buch selbst nicht ganz so ernst nimmt, darf man es als Leser auch nicht und so entsteht eine kurzweilige Krimikomödie, die mit vielen guten Einfällen des Wetterfrosches Frühling punkten kann.

Was auf den ersten Blick klar und unumstößlich erscheint, entpuppt sich als Holzweg und so werden die Kohlen auf dem Grill so lange hin und her gedreht, bis die Glut den Täter freigibt. Aber Frühling hält noch ganz zum Schluss eine Wendung für seine Leser parat, die so niemand auf dem Schirm gehabt hat.

"Totgegrillt" ist die perfekte Lektüre zum Start in die Grillsaison 2021 und bietet Grillvergnügen der besonderen Art.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht

Schwedensommer
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Die schwedische Kripo hat einen Fall zu lösen, der nicht ohne ist - einer der reichsten Unternehmer des Landes wird als Wasserleiche in der Nähe der Öresundbrücke angespült und sorgt dementsprechend für ...

Die schwedische Kripo hat einen Fall zu lösen, der nicht ohne ist - einer der reichsten Unternehmer des Landes wird als Wasserleiche in der Nähe der Öresundbrücke angespült und sorgt dementsprechend für Aufsehen. Niklas Zetterberg und Kollegin Emma Steen müssen vielen Hinweisen nachgehen, die auf den ersten Blick so gar nicht zueinander passen wollen. Und dann offenbaren die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin eine Überraschung, die alle bisherigen Vermutungen über den Haufen wirft und für ordentlich Wirbel sorgt...

Mit "Schwedensommer" hat Jobst Schlennstedt unter dem Pseudonym Jesper Lund den Start seiner Schweden-Krimi-Reihe eingeläutet und diese muss sich absolut nicht hinter seinen bisher veröffentlichen Krimis verstecken - im Gegenteil. Für mich wirkt der Schreibstil ausgereifter, losgelöster und freier als in den anderen Krimis von Schlennstedt und so packt mich das Buch auch gleich von der erste Seite an mit einer ordentlichen Portion Spannung, Dramatik und - im wahrsten Sinne des Wortes - hochexplosiven Szenen, die es in sich haben.

Die beiden Ermittler Zetterberg und Steen sind nicht nur beruflich, sondern auch privat ein gutes Team und ergänzen sich in jeder Hinsicht. Dabei müssen sie außerhalb des beruflichen Umfeldes auch noch damit umgehen lernen, dass Niklas' Ex aufgrund ihrer Wahnvorstellungen ebenfalls mit Vorsicht zu genießen ist.

Der Fall bietet unglaublich viel an Abwechslung und der Autor lässt sowohl die Ermittler als auch den Leser im Dunkeln tappen, bevor er mit einer Überraschung aufwartet, die alle Ermittlungsversuche Lügen straft. Ein genialer Schachzug, der für ordentlich Wirbel sorgt und so die Karten neu mischt.

Um den Alltag eines Reeders zu verstehen, hat der Schreibende hier seine Kenntnisse aus seinem Beruf mir einfließen lassen und kann so den Lesern ein sehr authentisches Bild vermitteln. Geld regiert die Welt und schürt Neid und Missgunst - ein Motiv, das zwar immer zieht, aber hier in der abstrusen Gedankenwelt des Täters für enormen Zündstoff sorgt. Rachegelüste, Skrupellosigkeit und eiskalte Berechnung sind die Zugpferde, die der Autor vor den Pflug spannt, um den Täter wie einen Wahnsinngen das Umfeld umpflügen zu lassen - ohne Rücksicht auf Verluste.

Der Twist zum Showdown ist gelungen und lässt noch einmal den Puls höherschlagen. Eine Wendung, die so nicht vorhersehbar gewesen ist und auch einen kleinen Helden (Oskar) aus den Seiten zaubert.

Für mich ein gelungener Einstand der beiden Ermittler, der definitiv Lust auf mehr macht - weiter so !

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