Profilbild von Suzi

Suzi

Lesejury Star
offline

Suzi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Suzi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2021

Viel mehr als ein Glaubenkonflikt....

Jaffa Road
0

Der Tod von Maurice Sarfati/Moritz Reincke führt drei Menschen familiär zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: seine deutsche Enkelin Nina, seine jüdische Tochter Jöelle sowie seinen palästinensischen ...

Der Tod von Maurice Sarfati/Moritz Reincke führt drei Menschen familiär zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: seine deutsche Enkelin Nina, seine jüdische Tochter Jöelle sowie seinen palästinensischen Sohn Elias. Nach anfänglichem Gegeneinander versuchen sie gemeinsam die Puzzlestücke zusammenzusetzen, um zu erklären warum ihr deutscher Vater und Großvater drei Familien hatte, die voneinander nichts wussten, was wiederrum nach und nach das jeweilige Bild von ihm zum Einstürzen und zu der Frage führt: wer war er wirklich?

Aufmerksam geworden bin ich auf „Jaffa Road“ durch das Cover als auch den Klappentext, der die Story um einen untergetauchten Nazi versprach, aber letztendlich nicht das war, was ich erwartet hatte, sondern viel mehr!
Ich gebe zu, dass mich die 550 Seiten etwas „abschreckten“ und ich deshalb das Buch länger vor mir hergeschoben habe – doch damit habe ich ihm völlig Unrecht getan und mich beim Lesen immer wieder darüber geärgert.
Meines Erachtens ist es Daniel Speck nicht nur hervorragend gelungen, die Lebensgeschichten der unterschiedlichen Akteure stimmig darzulegen, sondern diese gleichzeitig auch noch mit deren schwierigen politischen Ansichten und daraus resultierenden Problemen zu verknüpfen. Ich habe schon oft versucht, den Nah-Ost-Konflikt zu verstehen. Dank der Schilderungen im Buch habe ich den bis heute schwelenden Konflikt in Israel endlich verstanden, vielleicht auch, weil Schicksale Einzelner plastischer wirken, als die Reduzierung auf die Nationalität/den Glauben.
In dieser Beziehung ist „Jaffa Road“ nicht nur ein interessantes und lehrreiches Buch, sondern zugleich im Aufbau in mehrere Zeitebenen UND Ansichten doch eher ungewohnt. Und trotz dieser Vielzahl von Aspekten bzw. Geschichten in der Geschichte, welche leicht den Überblick verlieren lassen könnten, zieht sich der rote Faden sicher durch das ganze Buch.

Ein absolut lesenswertes Buch, was noch Lange in mir nachklingt. Definitiv werde die die Vorgängerbände auch noch lesen!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2021

Die Auswirkungen eines Versprechens

Zwischen uns ein ganzes Leben
0

Auf dem Sterbebett nimmt Jacobinas Vater ihr das Versprechen ab, nach ihrer bis dato unbekannten Halbschwester Judith zu suchen, zu der er den Kontakt durch den Krieg verlor.
Jahrzehnte später vegetiert ...

Auf dem Sterbebett nimmt Jacobinas Vater ihr das Versprechen ab, nach ihrer bis dato unbekannten Halbschwester Judith zu suchen, zu der er den Kontakt durch den Krieg verlor.
Jahrzehnte später vegetiert Jacobina alt und einsam in ihrer Wohnung dahin.
Beatrice ist Karrierefrau und PR-Managerin der Weltbank. Durch Zufall lernt sie die Sozialorganisation „Sunset Aid“ kennen und durch diese wiederrum Jacobina, die sie um Unterstützung bei der Suche nach Judith bittet.
Die beiden ungleichen Frauen haben sich nicht gesucht und dennoch gefunden und reflektieren beide durch- und miteinander auf der Suche nach Judith ihr Leben. Beatrice falsch gesetzte Prämissen und Prioritäten in Bezug auf Partnerschaft und Karriere machen Platz für das wirklich wichtige im Leben: das Miteinander! Und Jacobina erfährt endlich einmal in ihrem langen und freudlosen Leben das Gefühl etwas richtig gemacht zu haben.
Auch wenn alles durch vorherschaubare Zufälle zu konstruiert und unglaubwürdig wirkt, ist es die Botschaft hinter dem Roman, die berührt: Menschlichkeit und Unterstützung deren, die es mehr gebrauchen können.
Durch den gefälligen Schreibstil, die übersichtlichen Kapitel sowie die fesselnde Handlung konnte ich dieses Buch nicht aus der Hand legen und habe es innerhalb eines Tages/der anschließenden Nacht durchgelesen. Ich denke, dies spricht für das Buch! Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2021

Die Geister der Vergangenheit

Besuch aus ferner Zeit
0

Liv Molyneaux trägt schwer an dem Verlust ihres Babys als auch dem unerklärlichen Verschwinden ihres Vaters. Um Hinweise zu finden, was ihren Vater bewogen haben könnte, als auch um Abstand von allem zu ...

Liv Molyneaux trägt schwer an dem Verlust ihres Babys als auch dem unerklärlichen Verschwinden ihres Vaters. Um Hinweise zu finden, was ihren Vater bewogen haben könnte, als auch um Abstand von allem zu gewinnen, zieht sie in das alte Haus ihres Vaters. Doch auch hier kommt sie nicht zur Ruhe, immer wieder hört sie Frauenstimmen und ein weinendes Baby. Ist es eine posttraumatische Belastungsstörung nach der Todgeburt, oder steckt viel mehr dahinter…?
Wenn man bereit ist, sich auf etwas übernatürliches und Mysteriöses einzulassen und nicht die Plausibilität hinterfragt, erwartet einen eine gut durchdachte, sehr traurige Geschichte, die dem damaligen Gesellschaftsbild geschuldet ist. Geschickt verwebt Katherine Webb die Geschehnisse auf mehreren Zeitebenen zu einem stimmigen und sehr fesselnden Buch. Der Leser taucht ab in die fernen Zeiten, in denen andere Kriterien die Trennung von arm und reich, schwarz und weiß diktierten und leidet dabei mit den Protagonisten. Mit den damals aus Vorurteilen entstandenen Probleme macht das Buch gleichzeitig bewusst, wie viel davon heut für uns selbstverständlich und normal ist und welch ein langer Weg es bis dahin war.
„Ein Besuch aus ferner Zeit“ hat mich ab den ersten Zeilen in seinen Bann gezogen und ich habe es zügig ausgelesen. Auf den letzten Seiten schwang Wehmut mit, das die Story tatsächlich schon abgeschlossen ist.
Von mir gibt es dazu eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2021

Ein erlebnisreiches Leben, gekrönt von einer weisen Entscheidung!

Sturmvögel
0

Die rüstige Emmy blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück, welches fast ein ganzes Jahrhundert umfasst. Als Tochter eines verarmten Walfängers hat sie es vom Dienstmädchen allen Widerständen zum Trotz ...

Die rüstige Emmy blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück, welches fast ein ganzes Jahrhundert umfasst. Als Tochter eines verarmten Walfängers hat sie es vom Dienstmädchen allen Widerständen zum Trotz an die Seite eines Mannes aus reicher Familie geschafft, sich trotz der Kinder nach schweren Differenzen von ihrem Mann getrennt und allein dem Leben gestellt.
Als kurz vor ihrem 87. Geburtstag ihre beiden ältesten Kinder, Hilde und Otto, im Keller in den bisher verborgenen Unterlagen ihrer Vergangenheit zu stöbern wähnen sie sich schon reich. Aber die resolute Emmy überrascht – sogar - nach ihrem Tod mal wieder alle…
Von ihrer Großmutter inspiriert ist es Manuela Golz wunderbar gelungen mit Emmy den (Über)Lebenswillen einer ganzen Generation mit wirklichen Problemen abzubilden, an denen man sich, besonders heute, ein Beispiel nehmen sollte. Ihr Lebensweg war nicht einfach, doch das hat sie nie gehindert zu leben. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat Emmy nie aufgegeben und ist mutig für ihre Interessen eingetreten. Ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn wirkt dabei noch über ihren Tod hinaus.
Mich überzeugte dieses Buch vor allem durch die leicht ironische und humorvolle Sichtweise Emmys, deren Leben wunderbar dezent in die geschichtlichen Ereignisse eingebunden ist. Dadurch zieht sich Emmys Schicksal eindringlich durch die Story – dies und der flüssige Schreibstil haben mich regelrecht an das Buch gefesselt und noch lange klang das Gelesene in mir nach.
Von mir gibt es für „Sturmvögel“ eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2021

„Die Zeit hat noch jedes Geheimnis ans Licht gebracht…“

Im Schatten der Holunderblüte
0

Nach mehreren Schicksalsschlägen kehrt die junge Libby McKenzie in das Haus ihres verstorbenen Vaters zurück. Bei ihrer Tätigkeit als Hochzeitsfotografin auf dem Gut Woodmont erhält sie von der Besitzerin ...

Nach mehreren Schicksalsschlägen kehrt die junge Libby McKenzie in das Haus ihres verstorbenen Vaters zurück. Bei ihrer Tätigkeit als Hochzeitsfotografin auf dem Gut Woodmont erhält sie von der Besitzerin Elaine Grant den Auftrag, die Gärten des Anwesens bei ihrer Rekonstruktion durch den sympathischen Verwalter Colton Reese zu fotografieren. Je weiter sie in die Geschichte des Anwesens und ihrer Bewohner eintaucht, umso tief er vergrabene Geheimnisse kommen ans Licht, was letztendlich auch Auswirkungen auf ihr Leben hat…
Geschichten mit Schicksalen auf verschiedenen Zeitebenen, die letztendlich doch miteinander verwoben sind, faszinieren mich ungemein. Dementsprechend neugierig bin ich in diese Geschichte eingetaucht, die einen so unglaublichen Sog auf mich hatte, dass ich das Buch am Tag begonnen die halbe Nacht weiter unbedingt zu Ende lesen musste; wehmütig zurückblickend, dass es doch schon ausgelesen ist.
Mary Ellen Taylor gelingt es hervorragend den Leser zu fesseln und die Geschichten der Generationen Sadie und Olivia, Elaine und letztendlich auch Libby so stimmig miteinander zu verknüpfen, dass keine Fragen offenbleiben. Dabei ist das Ganze gelungen in den herrschenden Zeitgeist eingeflochten, der die daraus entstehenden Zwänge verdeutlicht.
Dies war bestimmt nicht mein letztes Buch der Autorin – klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere