eine wunderschöne Geschichte
Endless Skies – Die Welt zwischen deinen Worten„Lass uns nichts vergessen, Delilah.“
(Jonah zu Delilah in Endless skies)
Worum geht’s?
Frisch getrennt möchte Delilah eigentlich nur schnell zurück nach London. Auf ihrem Flug trifft sie auf Jonah, ...
„Lass uns nichts vergessen, Delilah.“
(Jonah zu Delilah in Endless skies)
Worum geht’s?
Frisch getrennt möchte Delilah eigentlich nur schnell zurück nach London. Auf ihrem Flug trifft sie auf Jonah, ihrem Sitznachbar, der sehr intensive Flugangst hat. Um ihn zu beruhigen, fängt sie an, sich mit ihm zu unterhalten. Niemals konnte Delilah ahnen, dass sie Jonah, seine für sie erstellte Playlist „Lichtblau“, seine Stimme und das Gefühl, was er in ihr auslöst, nicht mehr vergessen kann. Und auch Jonah kann die schöne Unbekannte nicht mehr vergessen. Doch sie als Flugbegleiterin stets am Um-die-Welt-Jetten, auf der Flucht vor ihren Gedanken, und er als aufstrebender Musiker immer auf Tour -ob das gutgehen kann?
Endless Skies ist Band 2 der Above the clouds-Reihe. Das Buch ist in sich abgeschlossen, die Bände werden jedoch durch eine Mädels-WG miteinander verbunden. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut und hat zwischendurch kleinere, nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Die Geschichte wird wechselnd aus Sicht von Jonah und Delilah in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Die Autorin hat einen sehr wortgewandeten und bildlichen, fast schon poetischen Schreibstil.
Meine Meinung
Nachdem mich „Flaming clouds“ leider nur sehr eingeschränkt begeistern konnte, bin ich mit etwas gedämpften Erwartungen an Endless skies herangegangen.Ich finde, dass der Klappentext recht wenig zum Inhalt des Buches verrät und war daher sehr gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Dass mich Endless skies und vor allem Delilah aber voll in den Bann ziehen wird, das hätte ich nicht erwartet.
Delilahs und Jonahs Geschichte beginnt an einem Flughafen. Sie, gerade frisch verlassen von ihrem Exfreund, er hochgradig gestresst hinsichtlich des kommenden Flugs zurück nach London zu seiner WG und seinen Freunden. In der Flughafen-Bar sieht er Delilah sitzen und steckt ihr einen Zettel zu. Sie ist davon gar nicht mal so angetan. Doch kurz danach kreuzen sich ihre Wege erneut – als Sitznachbarn im Flugzeug. Delilah, selbst Flugbegleiterin, erkennt sofort, dass Jonah massive Flugangst hat und die beiden schließen einen Deal: Sie hilft ihm, den Flug zu überstehen, dafür erstellt er ihr eine Playlist. Die ungleichen Fremden verbringen einen unvergesslichen Flug miteinander, aber nach der Landung trennen sich ihre Wege. Bis Delilah durch Zufall ein Interview mit Jonahs Band machen soll. Es ist der Beginn einer intensiven, komplizierten und mitreißenden Liebesgeschichte. Alles wäre perfekt, wäre da nicht ein Geist der Vergangenheit, der Delilah bis heute peinigt…
Delilah und Jonah. Endless Skies. Jede Menge Gedanken, aber zu wenig Worte, um zu beschreiben, wie das Buch auf mich gewirkt hat und in mir ausgelöst hat. Es fällt mir selten so schwer, meine Gedanken niederzuschreiben. Nachdem ich von Flaming Clouds nicht so begeistert war und ich vor allem das Gefühl hatte, zu wenig Gefühl im Buch zu haben, ist das hier bei Endless Skies anders. Jede Seite, jedes Wort, alles an Delilah ist von Gefühlen geprägt. Das Buch startet noch recht heiter (mal abgesehen von der Trennung durch Ryder, den man direkt unsympathisch findet), als Jonah und Delilah aufeinandertreffen. Spritzig, ein bisschen zynisch, mit frechen Sprüchen – der Flug hat wahnsinnig viel Spaß beim Lesen gemacht. Er hat schon so viel über die Charaktere verraten, dass ich sie direkt in mein Herz geschlossen habe. Vor allem Delilah. Ich liebe Delilah. Ich möchte sie aus dem Buch herausholen, in den Arm nehmen, in sie reinkriechen. Delilah, Delilah, Delilah. Du hast mein Herz geraubt. Wieso, fragt ihr euch? Weil sie so unglaublich real ist. Sie teilt ihre Gefühl (versteckt in Instagramstorys), sie erzählt ihre Gedanken (ungefiltert, fast schon wirr, direkt, gnadenlos ehrlich) und hat mich auf eine emotionale Reise mitgenommen, von der ich nicht wusste, dass ich sie brauche. Delilah ist so kompliziert und so einfach zugleich. Sie trägt ihr Herz für den Leser auf der Zunge, ist transparent und so unglaublich nahbar, dass es zwischendurch wirklich wehtut. Denn Delilah geißelt sich selbst, nachdem in ihrer Vergangenheit ein Vorfall mit ihrem besten Freund Penn war und sie sich seitdem nicht wirklich gönnt, glücklich zu sein. Delilah, unglaublich wortgewandt, hat danach aufgehört, ihre Worte zu nutzen, um „sich auszuziehen“ – aber nicht dem Leser gegenüber. Recht lange bleibt im Dunkeln, was passiert ist. Es ist kein gigantisches Geheimnis, was erschütternd oder schockierend ist, aber trotzdem hat die Geschichte um sie und Penn große Kraft und beeinflusst alles, auch die Beziehung zu Jonah. Jonah hingegen geht in der Geschichte in meinen Augen etwas unter. Er hat seine eigenen Päckchen zu tragen, insbesondere rund um das Thema Musik und Band, seine Vergangenheit und die Schuldgefühle gegenüber seinem Vater, einem bekannten Pianisten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass seine Probleme abgeschnitten wurden, vielleicht hat aber auch Delilahs kommunikative Art das überlagert.
Endless Skies ist kein Buch, was mit übermäßig viel Handlung daherkommt. Es ist ein recht überschaubares Buch im Hinblick auf die Thematiken, es geht viel mehr um Gefühle und Entwicklungen als um tatsächliche Ereignisse. Entsprechend waren bestimmte Handlungsstränge für mich jetzt auch nicht so wichtig, aber sie brachten eine gewisse Schnelllebigkeit in die Geschichte. Davon lebt Endless skies. Jonah und Delilah sind rastlos, sie sind sprunghaft, sie sind unsicher, sie verlieren sich manchmal selbst. Und das funktioniert wahnsinnig gut. Normalerweise mag ich gut ausgearbeitete Beziehungen, die sich stabil entwickeln. Das ist bei Jonah und Delilah nicht der Fall, es passt aber einfach einwandfrei. Heute hier, morgen dort, Facetime aus dem Hotelbett, SMS von der Tankstelle, für eine Nacht nach Berlin fliegen und Jonah besuchen. Jonah und Delilah sind frei, sie sind jung, sie leben und versuchen zu atmen. Ich habe jede Sekunde davon genossen, auch wenn ich zugeben muss, dass es manchmal auch etwas anstrengend zu lesen war, wenn über zig Seiten aneinandergereiht wird, wie sich beide ewig nicht sehen und wenn sie miteinander kommunizieren, es eigentlich fast nur um Sex geht.
Das Ende vom Buch fand ich etwas schwach, um ehrlich zu sein. Es war so, als müsste jetzt nochmal Drama reingebracht werden, um endlich den Abschluss mit den Thematiken zu finden, vor allem den Abschluss mit Penn. Es war unglaublich schön, wie die Autorin diesen Weg gegangen ist, unbestreitbar. Mir wurde schwer ums Herz, als ich es las. Aber gleichzeitig ist die Lösung vom Problem so schnell und unproblematisch, dass es mich geärgert hat, dass es dann überhaupt ein Problem war. Vor allem leider auch, da Jonah ordentlich zugeschlagen hat und ich mir gewünscht hätte, dass das noch thematisiert worden wäre außer einem lapidaren „du warst halt verletzt“ von Delilah. Nichtsdestotrotz funktioniert das Ende aber gut und passt zu der Beziehung.
Abschließend muss ich noch sagen, dass man Endless Skies vermutlich lieben oder hassen wird. Die Autorin hat einen sehr besonderen Schreibstil, der definitiv nicht für jedermann geeignet ist und das ist auch okay so. Endless Skies lebt von dieser ungefilterten Darstellung, von Worten, die aus dem Mund purzeln, von Zeichen auf Papier, die manchmal so wirken, als hätte die Autorin sie spontan hingekritzelt. Der Schreibstil wirkt so echt, so menschlich, so real. Weniger wie in einem Buch, sondern eher wie in einem Blog. Ich mag das sehr, zumal die Autorin unglaublich gut mit Worten umgehen kann und mit ihrem poetisch-bildlichen Schreibstil einfach total meinen Nerv trifft. Man sollte aber vielleicht vorher reinlesen, ob es einem auch gefällt und passt.
Mein Fazit
Endless Skies konnte mich sehr überzeugen und war eine schöne, lebhafte Geschichte voller Gefühl, aber zugleich auch mit wenig Handlung. Delilah ist für mich eine der tollsten Figuren, die ich bisher in Büchern gefunden habe, Jonah geht leider etwas unter. Trotzdem hat mich das Buch nachhaltig berührt und wird mir lange in Erinnerung bleiben.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]