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Veröffentlicht am 27.06.2021

Koalas, die von Bäumen fallen

Tierisch heiß
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Die Vorstellung treibt den Puls von Tierfreunden mit einem Faible für Teddybären nach oben: Koalas, die tot von Bäumen fallen. Die Rede ist nicht- oder jedenfalls nicht ausschließlich von den verheerenden ...

Die Vorstellung treibt den Puls von Tierfreunden mit einem Faible für Teddybären nach oben: Koalas, die tot von Bäumen fallen. Die Rede ist nicht- oder jedenfalls nicht ausschließlich von den verheerenden Waldbränden in Australien, denen massenweise Wildtiere zum Opfer gefallen sind. Die Wildtierbiologin Lisa Warnecke befasst sich in ihrem Buch "Tierisch heiß" mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt. Da sie mit ihrer Familie in Australien lebt und dort forscht, geht es unter anderem um die Koalas, die bekanntlich weder besonders schnell laufen können noch mal eben so ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten umstellen können. Und wenn Eukalyptuswälder unter klimabedingten Hitzestress leiden, geht es natürlich auch den Koalas schlecht.

Dabei ist es gar nicht allein der Temperaturanstieg, der den Tieren zu schaffen macht, erläutert die Autorin und kommt auf die Möglichkeiten zu sprechen, wie Tiere mit Hitze umgehen - durch Schwitzen oder Hecheln zum Beispiel, mit dem Runterfahren des Stoffwechsels ähnlich wie bei Tieren im Winterschlaf. Mit dem sogenannten Topor geht das auch tageweise. Und natürlich gibt es Tiere, die physiologisch bereits bestens für das Leben mit heißen Temperaturen eingerichtet sind. Aber eben nicht alle. Und, schlimmer noch als Hitze sind die Auswirkungen von Trockenheit - sei es durch geringeres Nahrungsangebot, austrocknende Bäche, Seen und Flüsse oder höhere Gefahr von Waldbränden.

Das Leben mit dem Klimawandel hat für viele Tiere bereits begonnen, beschreibt Warnecke etwa angesichts sich verändernder Ankunftszeiten von Zugvögeln und veränderten Rhythmen anderer Tierwanderungen. Denn für das Überleben des Nachwuchses und damit der Art ist es wichtig, dass die Zeit der Aufzucht von Nachwuchs mit dem höchsten Nahrungsmittelangebot zusammenfällt.

Betroffen sind auch die Meere. Im Wattenmeer zum Beispiel ist bereits festzustellen, dass mit der Temperatureveränderung der Nordsee einige Arten weiter nördlich in kältere Regionen weitergewandert sind, während neue, wärmeliebendere Arten hinzugekommen sind. Auch in den Bergen sind manche Tiere höher gewandert, in kühlere Regionen. Doch irgendwann geht es eben nicht weiter - was dann? Und was bedeutet ein veränderter Artenmix für ein Ökosystem?

Klimaschuzu und Artenschutz, das beschreibt die Autorin an zahlreichen Beispielen, müssen gemeinsam angegangen werden. Dabei solle die Anpassungsfähigkeit von Tieren nicht unterschätzt werden, Gleichzeitig aber sei es wichtig, die weitreichenden Effekte schon von geringen Temperaturveränderungen zu verstehen, schreibt Warnecke und nimmt die Leser dabei mit zu Experimenten der biologischen Feldforschung, die genau das tun. Sicher ist sie aber, dass der Klimawandel eine Bedrohung für die biologische Vielfalt ist.

"Tierisch heiß" ist wegen der vielen Beispiele und des Einblicks in die Feldarbeit mit ihren Höhen und Tiefen anschaulich und interessant zu lesen. Man muss kein Wissenschaftler sein, um mit dem Buch klar zu kommen. Im Gegenteil, manchmal gerät mir das Buch ein bißchen zu populärwissenschaftlich, wenn die Autorin immer wieder von "schlauen" Fröschen, Fledermäusen etc schreibt, um Verhaltensweisen, die zum natürlichen Muster von Tieren gehören, als irgendwie bewusst gesteuert wirken lässt. Alles in allem aber ein informatives Buch für alle, die sich nicht nur um die Zukunft des Planeten und der Menschen sorgen, sondern um alle Bewohner der Erde.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Ein Duell voller Tod und Verrat

Der Abstinent
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Als W.B. Yeats über irischen Nationalismus und den Osteraufstand von 1916 schrieb, da geschah das überaus poetisch ("A terrible beauty is born"). Doch ehe es den Osteraufstand gab, ehe es die IRA gab, ...

Als W.B. Yeats über irischen Nationalismus und den Osteraufstand von 1916 schrieb, da geschah das überaus poetisch ("A terrible beauty is born"). Doch ehe es den Osteraufstand gab, ehe es die IRA gab, gab es im 19. Jahrhundert die Fenians, die gegen die britische Herrschaft in Irland kämpften - auch in den irischen Communities fern der grünen Insel. In seinem Roman "Der Abstinent" schreibt Ian McGuire über den irischen Freiheitskampf aus ungewöhnlicher Perspektive mit viel hartem, düsteren Realismus. Schrecklich ist hier vieles, doch Schönheit sucht man vergebens in dunklen stinkenden Gassen, Besäufnissen, Gewalt.

James O´Connor ist katholischer Ire und Polizist in Manchester - damit ist er überall ein Außenseiter: Für die Iren ist er ein Verräter, für die englischen Kollegen einer, dem sie nicht wirklich trauen. Nach dem Tod seiner Frau hat O´Connor den Halt verloren, ist Alkoholiker geworden. Die Versetzung nach Manchester war auch ein Versuch der Vorgesetzten in Dublin, den so zum Problem gewordenen O´Connor loszuwerden.

Nachdem drei Fenians wegen des Mords an einem Polizisten gehängt wurden, soll O´Connor seine irischen Informanten aushorchen. Denn allen ist klar: Eine Reaktion auf die Hinrichtungen wird nicht ausbleiben. Doch der Mann, der die Toten rächen soll, kommt von weit her: Stephen Doyle, amerikanischer Ire, Ex-Soldat aus dem amerikanischen Bürgerkrieg und voll äußerer und innerer Narben, wird nach England geschickt. Zufällig ist O´Connors Neffe auf dem gleichen Schiff, ein junger Mann, der Irland als Junge verlassen hat und nun eher gezwungenermaßen aus Amerika zurückkehrt.

O´Connors Spitzel haben herausgekriegt, dass ein Kämpfer aus Amerika erwartet wird - doch als die Polizei alle Reisenden aus der Hafenstadt Liverpool überprüfen lässt, ahnen die Fenians, dass es in ihren Reihen Verräter geben muss. Für O´Connor wird die Auseinandersetzung persönlich und obwohl er alles tut, weitere Tote zu verhindern, ist es das Misstrauen der eigenen Kollegen, das eine Abwärtsspirale in Gang setzt.

"Der Abstinent" ist weniger ein Krimi als das Psychogramm zweier Gegenspieler, die jeder auf seine Art kaputte Typen sind. Das Manchester des 19. Jahrhunderts bietet eine Bühne für eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und Gewalt. Auch wenn es um den irischen Unabhängigkeitskampf geht, so zeigt McGuire doch das Klima einer Gesellschaft voller Ab- und Ausgrenzung, von Armut, die zum Verlassen der Heimat zwingt, vom Leben in einer anderen Armut in der Emigration, von der Solidarität, aber auch Kontrolle und Anpassungsdruck innerhalb der Community.

McGuire lässt seine Leser eintauchen in eine Vergangenheit, die nicht die gute alte Zeit ist und in der Hoffnung weitgehend unbekannt ist. Dieses Buch hat mich bis fast zum Schluss überzeugt - dort allerdings kam es dann zu einer für mich überraschenden und irgendwie nicht zufriedenstellenden Entwicklung, die mich ein bißchen ratlos zurückließ. Die Sprache McGuires, die düsteren Bilder seines Romans und die eindringliche Atmosphäre beeindrucken jedenfalls.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Das Leben und seine Möglichkeiten

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora, Mitte 30, depressiv, sieht keinen Ausweg mehr: Ihr Leben ohne Perspektiven, die Eltern tot, keine Beziehung und nun ist auch noch ihre Katze tot aufgefunden worden. Sie beschließt, das war es. ...

Nora, Mitte 30, depressiv, sieht keinen Ausweg mehr: Ihr Leben ohne Perspektiven, die Eltern tot, keine Beziehung und nun ist auch noch ihre Katze tot aufgefunden worden. Sie beschließt, das war es. Sie will nicht mehr leben. Doch statt eines weißen Lichts oder in einer großen Dunkelheit findet sich Nora nach ihrem Suizidversuch in der Mitternachtsbibliothek wieder, wo ihre einstige Schulbibliothekarin an einem Ort jenseits von Raum und Zeit, wo die Uhr nicht über Mitternacht hinausrückt, die Bücher von all den Möglichkeiten von Noras Lebens verwaltet.

Wer und was hätte Nora sein können, wenn sie diese oder jene Entscheidung anders getroffen hätte? Nora hängt fest an diesem Ort, sie hat keine andere Wahl, als sich mit den Büchern auseinanderzusetzen. Wie sonst hätte ihr Leben aussehen können? Welches fühlt sich richtig für sie an? Oder gibt es das für sie perfekte Leben trotz all dieser Bücher gar nicht?

In "Die Mitternachtsbibliothek" lässt Matt Haig Nora und die Leser in all die Möglichkeiten des Lebens eintauchen. In der Hörbuchversion führt Annette Frier mit ihrer angenehm warmen Stimme an Nora in ihrer Verzweiflung, ihrer vorsichtigen Hoffnung, ihrer Unsicherheit heran. Sie findet die richtige Mischung aus Distanz und Nähe, um Nora auf ihren Reisen durch die verschiedenen Leben zu begleiten.

Sie hätte Olympiaschwimmerin sein können, ein Rockstar, eine Gletscherforscherin - und doch hätte auch in diesen Leben die Depression gelauert oder eine Tragödie. Nora merkt, sie muss sich nicht nur mit den Hoffnungen und Plänen auseinandersetzen, die sie einst für ihr Leben hatte, sondern auch mit den Beziehungen zu ihren Eltern, ihrem Bruder, den wenigen Freunden. Was hätte sein können, wenn,...?

Dank der vielen kleinen Episoden lässt sich dieses Hörbuch auch gut nebenbei hören, erfordert nocht permanente Konzentration. Das liegt sicher auch an dem Stil des Autors, trotz des ernsten Themas durchaus amerikanisch-optimistisch mit einer Portion Lebenshilfe. Mehr Belletristik als Literatur aber wahrscheinlich ist es gerade deshalb nur eine Frage der Zeit, bis es außer Buch und Hörbuch auch einen Film oder eine Streaming-Serie geben wird.

Nora ist eine sympathische Protagonistin, gerade wegen ihrer Unsicherheiten und des Gefühls, dem Leben nicht gewachsen zu sein. Spannend bleibt dabei die Frage. welches Leben ist denn nun das richtige für Nora?

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Serienmörder in Sommeridylle

Tiefrot tanzen die Schatten
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Vielleicht liegt es ja an der Vielseitigkeit des Meeres und der Landschaftsstimmungen, dass Küstenkrimis so beliebt sind. Die wechselnden Farben von Himmel, Wolken und Meer, mal düster-drohend, mal heiter ...

Vielleicht liegt es ja an der Vielseitigkeit des Meeres und der Landschaftsstimmungen, dass Küstenkrimis so beliebt sind. Die wechselnden Farben von Himmel, Wolken und Meer, mal düster-drohend, mal heiter entspannt, können schließlich die Armosphäre verstärken oder den Leser in die Irre führen. Manchmal ist ein dunkles Wolkenspiel wirklich nur das, und das eigentlich Dunkle und Grausame ereignet sich an einem strahlenden Sommertag.

So jedenfalls auch in "Tiefrot tanzen die Schatten", einem neuen Roman im DI Ben Kitto und sein Team auf den Scilly-Inseln. Ein Sommer wie lange nicht mehr auf den Inseln, die Touristen sind begeistert und Ben trainiert eigentlich mit Freunden und Kollegen für einen Schwimmwettbewerb. Prustend und im Neoprenanzug - das ist eigentlich ein denkbar ungünstiger Monent, auf eine Leiche zu stoßen. Was zunächst nach dem Selbstmord eines lettischen Zimmermädchens aussieht, stellt sich schon bald als Mord heraus. Doch wer präsentierte die Leiche als Braut, geschmückt mit cornischem Gold, das vor Monaten aus dem Inselmuseum verschwand? Wer immer für den Mord verantwortlich ist, scheint ein Spiel mit den Ermittlern zu treiben, denn Kitto wird ein Foto zugespielt, dass die junge Frau noch vor ihrem Tod zeigt.

Als eine Touristin angegriffen wird, müssen die Ermittler befürchten, dass eine Serienmörder auf der Insel ist. Kitto deckt allerhand Geheimnisse auf, auch solche, die die eigenen Kollegen betreffen, doch Fortschritte bleiben aus. Kate Penrose spart nicht mit Hinweisen und Verdachtsmomenten, die alle plausibel erscheinen - doch was ist eine falsche Spur und was die erste Andeutung zur Lösung des Falls?

Nicht nur das Team der Inselpolizei, auch der Leser muss immer wieder schon sicher geglaubte Theorien über Bord werfen und rätseln, wer wohl als nächste tote Braut auftaucht - und warum. Die Atmosphäre der sommerlichen Scilly-Inseln und der Einblick in die sich ändernde Welt der Inselbewohner sorgen für ein anschaulich geschildertes Setting, das Lust auf einen Inselurlaub zwischen blühendem Ginster, schroffen Felsen und dem Rauschen des Meeres weckt. Ben Kitto ist ein sympatischer Protagonist, den man gerne bei seinen Ermittlungen wie auch in seinem Privatleben begleitet.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Publikumsbeschimpfung in Buchform

Drei Kameradinnen
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Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch ...

Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch zu formulieren, das mich mit ausgesprochen zwiespältigen Gefühlen zurückgelassen hat. Ich hätte es gerne gemocht, die Themen sprechen mich an: Frauen, Freundschaft, multikulturelle Gesellschaft, Alltagsrassismus und der Umgang damit. Und ich mochte die Schreibweise der Ich-Erzählerin an sich - die Schnoddrigkeit, den sprunghaften Erzählfluss, das Atemlose.

Aber - und das ist ein großes Aber - genervt hat mich die unaufhörliche Schwarz-Weiß-Malerei, die Larmoyanz, die schablonenhafte Aggression, die Publikumsbeschimpfung in Buchform, die einfach mal voraussetzt, dass die Leser die "anderen" zu sein haben, die jetzt gefällig mal sehen sollen, wie es ist, wegen der ethnischen Herkunftsbiografie schief angesehen zu werden. Als ob nicht auch Menschen mit migrantischem Hintergrund zu dem Buch greifen könnten. Oder Biodeutsche, die es auch nicht leicht haben, weil sie queer sind oder eine Behinderung haben oder Altersdiskriminierung ausgesetzt sind oder einfach aufgrund ihrer sozialen Herkunft nie eine Chance hatten.

Denn auch wenn die drei Freundinnen Saya, Hani und Ich-Erzählerin Kasih, deren Biografien nur angedeutet werden, verkörpern die unterschiedlichen Chancen, auch wenn sie alle in der gleichen Siedlung aufgewachsen sind: Hani, deren Eltern aus einem nicht näher beschriebenen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen sind und deren Vater auf dem Bau arbeitete, hat "nur" Realschulabschluss, arbeitet in einem hippen Start-Up als Sekretärin und wehrt sich nicht dagegen, permanent von den Kollegen ausgebeutet und mit zusätzlicher Arbeit überschüttet zu werden. Hani ist auch diejenige, über die wegen ihrer Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft auch in einem leicht verächtlichen Ton geschrieben wird.

Kasih hat Soziologie studiert und ist ganz erstaunt, dass es nach Abschluss des Studiums nicht mit einem Arbeitsplatz klappt, während Saya, die ständig Rassismus sehende und dagegen wütende, zur jet-settenden Kosmopolitin geworden ist, in Metropolen auf verschiedenen Kontinenten gelebt hat und offensichtlich sehr erfolgreich ist. Wer da für sich in Anspruch nimmt, unterprivilegiert und aus rassistischen Gründen benachteiligt zu sein - ich weiß ja nicht.

Saya ist auch der dreh- und Angelpunkt in Kasihs Gedanken, die aus reißerischen Medienartikeln zitiert, in denen angedeutet wird, dass Saya im Gefängnis ist, dass ihr ein islamistischer Brandanschlag vorgeworfen wird. In Rückblenden wird von den letzten Gesprächen der drei Freundinnen erzählt, von Jugenderinnerungen, vom gemeinsamen Besuch bei der Hochzeit einer Bekannten aus der Siedlung, in der sie aufgewachsen sind. Und zwischendurch immer wieder Ansprache an den Leser, häufig in aggressiv-herablassendem Tonfall nach dem Motto, ey du Ignorant, war doch alles ganz anders, aber natürlich peilst du es nicht, weil du nur Stereotypen im Kopf hast und so verpeilt bist, dass ich dir jetzt sagen muss, was Sache ist. Brauch ich das? Nein.

Es gibt eindrückliche Szenen in "Drei Kameradinnen", die unverbrüchliche Freundschaft, das füreinander einstehen, der Bezug zu den NSU-Morden und dem Umgang von Polizei und Justiz mit den Opfern und ihren Angehörigen. Leider, leider gerät all dies in den Hintergrund, wenn ich am Ende nach einer neuen Wendung der Erzählung das Gefühl habe, auf mehr als 300 Buchseiten verarscht worden zu sein. Wenn Bazyar ihren Lesern einen entlarvenden Spiegel vorhalten wollte (und überhaupt, wer ist denn "der/die Leser*in???) hat sie auf diese Weise der Sache, um die es ihr ja wohl ging, keinen echten Gefallen getan. Denn trotz aller unbestreitbaren guten und interessanten Aspekte dieses Buchs bleibt am Ende dieses genervt-verärgerte"Uff".

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