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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2021

Ein Leben und eine Entscheidung, die jeder ganz für sich trifft

Du wirst es mir niemals sagen
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Liv Maria, so der Originaltitel und Liv Maria, so der Inhalt. In diesem Buch begleiten wir diese recht eigene Frau, beginnend mit ihrer Kindheit, über die Zeit ihrer Reisen bis hin zu dem Ort im schönen ...

Liv Maria, so der Originaltitel und Liv Maria, so der Inhalt. In diesem Buch begleiten wir diese recht eigene Frau, beginnend mit ihrer Kindheit, über die Zeit ihrer Reisen bis hin zu dem Ort im schönen Irland, an dem sie seßhaft wird und ein Familie gründet.
Aufgewachsen auf einer kleinen idyllischen bretonischen Insel, mit einer eher wortkargen Bretonin als Mutter und einem norwegischen Vater, den der Zufall auf dieses Eiland und zu seinem Glück geführt und der Liv Maria schon früh die Welt des Lesens eröffnet hat, verlebt das Kind, umsorgt von einer liebevollen verbundenen Verwandtschaft und der Gemeinschaft der Inselbewohner, eine glückliche Kindheit, bis zu dem Tag, als ein gerade erst Zugereister sie bedrängt. Sie selbst sieht das nicht 'als einen gravierenden Vorfall' an, aber ihre Eltern treffen eine radikale etwas unverständliche Entscheidung und schicken ihre Tochter weg, gleich am nächsten Tag, weg aus ihrer Welt, umgeben vom Meer, wo sie so glücklich war und die sie eigentlich nie verlassen wollte. Sie kommt zu ihrer Tante nach Berlin, wird dort herzlich aufgenommen und erlebt mit dem englischen Gastprofessor ihres Seminars ihre erste sehr allumfassende Liebe, genährt von ihrer beiden Leidenschaft für das Wort. Als ihre Eltern bei einem Unfall sterben, kehrt sie kurzzeitig auf die Insel zurück und führt das Cafe ihrer Mutter weiter und zudem eine kleine Pension. Ihre Onkel helfen ihr dabei, geben ihr aber auch zu verstehen, das sie sich etwas anderes für sie wünschen. Sie soll hinausgehen in die Welt, sie erkunden und so zu sich selbst und ihrem eigenen Leben finden. Und das tut sie dann auch und irgendwann findet sie ihr Zuhause. Aber das ist nicht das Ende.
Liv Maria und diese Geschichte, sie passen zusammen, in der Eigenheit der Geschehnisse, ganz fein in den Details ihrer Gedanken und in dem fließenden Schreibstil, der einen einfach mitnimmt und dafür sorgt, dass man sich so gar nicht fragt, warum man hier eigentlich so intensiv dabei ist. Denn Begriffe wie packend oder gar berührend verbindet man eher nicht mit diesem Roman. Aber die Geschichte 'hat eben etwas' und irgendwie wartet man im Unterbewussten auch auf das große Ende. Was groß ist, darüber lässt sich natürlich streiten, aber wenn dies anders bedeutet, unerwartet und vielleicht auch gar nicht so, wie man es sich wünschen würde bzw. vorstellen kann, dann passt das hier auf den Punkt. Man muss Liv Maria nicht in jedem Fall mögen, aber sie achten und ihre Entscheidung akzeptieren, das geht.
Ein besonderes Buch und gerade das gefällt.

Veröffentlicht am 27.06.2021

Cornwall, eine Landschaft zum Verlieben und genau darum geht es

Neuanfang in Porthmellow
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Porthmellow ist ein idyllisches Dorf, ein friedlicher Ort mit netten Menschen und dem unverwechselbaren Flair der Grafschaft Cornwall, direkt am Meer gelegen. Hier lebt Marina. Sie ist zufrieden mit ihrem ...

Porthmellow ist ein idyllisches Dorf, ein friedlicher Ort mit netten Menschen und dem unverwechselbaren Flair der Grafschaft Cornwall, direkt am Meer gelegen. Hier lebt Marina. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben und manchmal ist da sogar das Gefühl von Glück, nicht so wie es einst war, zusammen mit ihrem Mann Nate, aber sie hat sich hineingefunden in dieses Leben ohne ihn. Vor sieben Jahren ist es geschehen, Nate ist bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen und sie hat ganz schön kämpfen müssen, um das Leben wieder annehmen zu können. Doch das es in Porthmellow jetzt wieder eine Wave Watchers-Station gibt, das ist ihr zu verdanken und dafür weiter zu arbeiten, das hilft. Und jetzt hat sich ja auch noch ihre Cousine Tiff angemeldet, auf unbestimmte Zeit, denn auch ihr hat das Leben ganz schön übel mitgespielt, Arbeit weg, Freund weg und ihr Ruf hat auch Schaden genommen. Da braucht es dringend einen Tapetenwechsel und im besten Fall einen Neuanfang. Und ohne zuviel zu verraten, den wird es auch geben, für beide. Wer oder was das sein könnte, das wird natürlich nicht verraten, aber es passiert und da spielen Gefühle eine große Rolle.
Dieser Roman ist eine richtig schöne Geschichte, erzählt in einem fließenden Schreibstil, der einen einfach mitnimmt, auf diese Reise, zwei Protagonistinnen, denen man nur Gutes wünscht und eben dieser herrlichen Landschaft, die vieles schon ein wenig einfacher macht und den Leser in absolut vergnüglicher geradezu träumerischer Stimmung zurücklässt und zumindest in mir den Wunsch gefestigt hat, unbedingt einmal an den realen Ort des durchaus auch spannenden Geschehens reisen zu wollen, Cornwall.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Neuanfang mit Begleitung und daraus wird ja vielleicht mehr

Liebe auch an Regentagen
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Dies ist ein Roman, der von der Liebe erzählt, der Liebe von Lauren und Beau. Beide haben gerade eine Trennung hinter sich gebracht, so halbwegs zumindest, denn Laurens Mann, Arzt und gewohnt, dass alles ...

Dies ist ein Roman, der von der Liebe erzählt, der Liebe von Lauren und Beau. Beide haben gerade eine Trennung hinter sich gebracht, so halbwegs zumindest, denn Laurens Mann, Arzt und gewohnt, dass alles nach seinen Vorgaben abläuft, kann sich einfach nicht damit abfinden, dass es seine Frau nach über 20 Jahren Ehe tatsächlich gewagt hat, sich von ihm zu trennen. Und er will sie auf jeden Fall wieder zurück, weniger aus Liebe, sondern eher aus der Haltung heraus, das er hier das Sagen hat. Und auch Beaus aus seiner Ehe mitbekommenes Seelenpaket, von Beruf ist er ist Landsschaftsarchitekt, wiegt schwer. Langsam und vorsichtig nähern sich die beiden an, fassen Vertrauen und öffnen ihre Herzen. Und gerade Beau wird für Lauren zum großen Unterstützer auf dem holprigen Weg hin zu einem wirklichen Neuanfang.
Das Buch ist sehr angenehm zu lesen und gerade die bereits etwas lebenserfahrernen Protagonisten, die diesem Liebesroman das passende Maß an Tiefe und Realität liefern, machen diese Geschichte zu einem sehr schönen Leseerlebnis. Und trotz aller vielleicht manchmal etwas zu hochgepuschter Dramatik bleibt das Buch recht leichter unterhaltsamer Lesestoff, der einfach gut tut. Sicherlich hätte man tiefer graben können und die Hintergründe thematisch intensiver aufarbeiten, aber das erwarte ich hier gar nicht und eigentlich bietet dieser Roman inkl. seines einladenden Covers genau das, was ich mir gewünscht habe, eben 'Liebe auch an Regentagen'.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Ein wiederentdeckter Roman aus seiner Zeit, der Dinge beim Namen nennt, sehr frei

Die Beichte einer Nacht
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1930 hat diese Geschichte das Licht der Welt erblickt, verfasst von einer Autorin, die als Politikerin und eben auch als Autorin Aufsehen erregte, dadurch, dass sie sich als Frau einmischte und einbrachte ...

1930 hat diese Geschichte das Licht der Welt erblickt, verfasst von einer Autorin, die als Politikerin und eben auch als Autorin Aufsehen erregte, dadurch, dass sie sich als Frau einmischte und einbrachte in die Domänen einer Männerwelt und der Sehnsucht und dem Bestreben der Frau nach einer eigenen Identität, einem nicht von außen reglementierten selbstbestimmten Leben, Vorreiterin war und eine Stimme gab.
Heleen befindet sich in einer Nervenklinik. Sie hat ein Leben gelebt, das zu erzählen es allemal wert ist und in den stillen dunklen und trotz der Nachtschwester eher einsamen Nächten erfasst sie das Bedürfnis, ihre Geschichte weiter zu geben. Es bricht regelrecht aus ihr heraus und sie beginnt, in monologischer Form, eher distanziert dem eigenen Erleben gegenüber, mit ihrer Erzählung. Die Nachtschwester ist dabei eher Staffage. Am Anfang ist diesen Sprechen noch eher nach außen gerichtet. Sie erzählt von ihrem Elternhaus, ihrem nicht wirklich vorhandenen Kindsein als die älteste von zehn Geschwistern und dem Entschluss, wegzugehen und sich den gesellschaftlichen Aufstieg zu erkämpfen, den sie anstrebt, um jeden Preis. Es geht um die große Liebe, die jüngere Schwester und Entscheidungen, Entscheidungen und ihre Konsequenzen.
Immer nach innen gewendeter verläuft dieser Monolog, aber es klingt auch ehrlicher sich selbst gegenüber, was Heleen da sagt. Und dabei zieht eine emotionale Kälte ein, die schon auffällt. Aber das ist wahrscheinlich für die Protagonistin der einzige Weg, sich all dem zu stellen und es auch auszusprechen, selbst wenn es weh tut.
Aber, obwohl dies zumindest so etwas wie Mitgefühl hervorrufen sollte, lässt diese Geschichte den Leser mit einer Distanziertheit, dieser Frau gegenüber zurück, die so nicht gewollt sein kann.
Ein, aus dem üblichen, herausfallendes Werk, damals auch so wahrgenommen und was ja nicht selbstverständlich ist, erfolgreich in seiner Zeit, gut geschrieben und mit einer Botschaft, aber, ganz persönlich auf mich bezogen, ist es nicht so richtig bei mir angekommen.
Aber lesen, lesen sollte man es auf jeden Fall, denn es hat natürlich jede Menge ganz individuelle Leseerfahrungen verdient.

Veröffentlicht am 16.03.2021

Gedanken und dazu ein bisschen Leben, eingehüllt in eine sehr lyrische Prosa

Genug
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Eine junge Frau hat unbändige Lust auf das Leben. Gerade hat sie ihr Abitur gemacht und nun soll es los gehen. Und weil das alles noch nicht wirklich greifbar ist, fängt sie ganz klein an und beschließt, ...

Eine junge Frau hat unbändige Lust auf das Leben. Gerade hat sie ihr Abitur gemacht und nun soll es los gehen. Und weil das alles noch nicht wirklich greifbar ist, fängt sie ganz klein an und beschließt, abzunehmen. Und das tut sie dann auch, diszipliniert und unbeugsam, und das führt dazu, dass sie dabei fast vergeht und genau das verliert, was sie doch feiern wollte, das Leben.
Dies ist ein Roman, der nicht faktisch den Dingen folgt, sondern ganz bestimmt ist von den Gedanken und den Empfindungen dieser jungen Frau, die diese Krankheit so viele Jahre mit sich trägt, nicht nur einmal fast daran stirbt, versucht zu funktionieren und zu leben, wie es all die anderen tun und doch gefangen ist in sich selbst. Da ist die verzweifelte Frage nach dem warum, das Nachdenken über ihre Kindheit und die Menschen, die darin wichtig waren und das immer wiederkehrende Empfinden, nicht mehr dasein zu wollen, tot zu sein und im selben Augenblick das wilde Aufbegehren, das Leben auf gar keinen Fall aufzugeben. Über das alles sinniert sie vor sich hin, wie auf einer Wolke schwebt sie durch die Zeit, die Gefühle sind leise und wir, die Leser, man weiß gar nicht so genau warum, aber man tut es einfach, wir begleiten sie dabei, ohne immer zu wissen, wo in ihren Erinnerungen die Protagonistin gerade weilt.
Aber ganz am Ende, der letzte Satz, der zeigt, das sie sie auf einem Weg ist, wie weit, weiß nur sie.
'… Aber heute Morgen plückte ich im Innenhof den letzten Ananasapfel vom Baum, und da konnte ich sie plötzlich spüren. Und mich.'