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Veröffentlicht am 08.06.2021

Packende Biografie - Afrika erleben

Unter dem Flammenbaum
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Nicola Vollkommer wandert 1960 als Kind mit ihrer Familie nach Nigeria aus, wo der Vater für einen Konzern als Finanzberater tätig ist. Die Autorin schildert ihre Eindrücke bildhaft und spannend. Für ...

Nicola Vollkommer wandert 1960 als Kind mit ihrer Familie nach Nigeria aus, wo der Vater für einen Konzern als Finanzberater tätig ist. Die Autorin schildert ihre Eindrücke bildhaft und spannend. Für sie und ihre etwas ältere Schwester Tanya und später auch für das dritte Kind Andrea, muss es paradiesisch gewesen sein, in dieser Freiheit aufwachsen zu können. Sogar als die Idylle Risse bekommt und 1966 ein Bürgerkrieg in ihrer unmittelbaren Umgebung ausbricht, verlässt die Familie das Land nicht mit fliegenden Fahnen, sondern bleibt und versucht zu helfen. Die Familie verbindet ein tiefer Glaube, der der Familie in Krisenzeiten hilft.

Ich kann die Eltern von Nicola für ihre Lebenseinstellung und ihr helfendes und zupackendes Engagement nur bewundern. Unter Einsatz seines eigenen Lebens hat Nicola's Vater einigen verfolgten Ibos noch zur Flucht verholfen oder die Verletzten ins Krankenhaus gefahren. Kein Wunder, dass ihre Mädchen sich bei solchen Vorbildern ebenfalls zu tollen Menschen entwickelt haben.

Die Biografie "Unter dem Flammenbaum" ist spannend und unterhaltsam geschrieben. Viele Anekdoten des Lebens, aber auch die Verarbeitung von Trauer insbesondere nach dem Tod der Mutter und ihre Gefühle von Heimatlosigkeit beim Verlassen von Nigeria, hat Nicola Vollkommer zusammengesammelt und in ihre Geschichte verwoben.

Das Buch ist in einem christlichen Verlag erschienen und hat natürlich auch das Thema Glauben und Gott thematisiert.

Für mich war es keine Sekunde langweilig diese außergewöhnliche Lebensgeschichte außerhalb meines eigenen Erfahrungshorizontes zu lesen.


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Veröffentlicht am 05.06.2021

Wunderbar

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Linus Baker ist ein Beamter, wie er im Buche steht. Er rühmt sich die Vorschriften, die ihm seine Behörde auferlegt aufs Genaueste zu befolgen, ist objektiv und immer korrekt. Der Mittvierziger ist eine ...

Linus Baker ist ein Beamter, wie er im Buche steht. Er rühmt sich die Vorschriften, die ihm seine Behörde auferlegt aufs Genaueste zu befolgen, ist objektiv und immer korrekt. Der Mittvierziger ist eine Art Sozialarbeiter und soll in den Waisenhäusern des Landes, die magisch begabte Kinder beherbergen, überprüfen, ob alle behördlichen Auflagen eingehalten werden und es den Kindern gut geht. Weil er ein so korrekter Beamter ist, bekommt er eines Tages einen geheimen Außenauftrag. Er soll das Kinderheim von Mr. Parnassus aufsuchen, dass weit abgelegen auf einer Insel liegt und Kinder beherbergt, die als besonders gefährlich gelten. Die Akten, die man Linus vorab zukommen lässt sind spärlich, aber ein Kind soll z:B der Sohn des Teufels sein, und so macht sich Linus voller Unbehagen auf zu seiner Überprüfung, die für einige Wochen angesetzt ist.

Es dauerte ein paar Kapitel, bis ich in der Geschichte angekommen war. Dann aber hatte sie mich gepackt und für jede Menge gute Laune gesorgt. Die Kinder mit ihren unterschiedlichen magischen Begabungen waren einfach zauberhaft und die Vorurteile ,mit denen ihnen begegnet wurde empörend. Man weiß als Leser ziemlich schnell worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen soll, das Setting und Figuren sind aber so liebevoll gezeichnet, dass man sich mit dem Buch einfach so wohlfühlt, dass die Vorhersehbarkeit nicht gestört hat. Die Botschaften des Autors werden allerdings sehr eindringlich an die Leserschaft gebracht. Diese Holzhammermethode hätte es eigentlich nicht gebraucht.

Es handelt sich um eine ruhige Geschichte, in der die Magie eher im Hintergrund steht, um die Message des Autors zu verstärken. Es geht um Freundschaft und Familie und um Toleranz. Superspannende Actionszenen gibt es überhaupt nicht. Da ist der Roman eher philosophisch angehaucht. Es soll sich um ein Erwachsenenfantasiebuch handeln. Im englischen Sprachraum läuft es meines Wissens aber unter Jugendfantasie, was ich passender finde.

Mir hat das Buch, in dem es dann auch noch eine Liebesgeschichte gab, gut gefallen. Es war ein richtiges Wohlfühlbuch, bei dem mir die Protagonisten, insbesondere die Minderjährigen allesamt ans Herz gewachsen sind und ich sie deshalb nach 477 Seiten Lesespaß nur ungern verabschiedet habe. Die bildhafte und humorvolle Schreibweise, das Spiel des Autors mit Klischees,die Überzeichnung besonders der Bösewichte, haben die Fantasie angeregt und die Seele gewärmt. Es tat einfach gut, in diesem märchenhaften Buch das Böse in seine Schranken zu verweisen und mit einem schönen Happy End und einem Gefühl der Hoffnung die Buchdeckel zuzuklappen.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Leben retten

Zwischen zwei Herzschlägen
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Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit ...

Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit dem sie alle Geheimnisse teilt, in den sie aber nicht verliebt ist. Tim dagegen hofft auf mehr und will den Silvesterabend nutzen Kerry endlich zu küssen.

Es kommt aber ganz anders, denn Joel kippt auf dem Fußballplatz plötzlich um und ist auf erste Hilfe angewiesen. Kerry zögert keine Sekunde und beginnt mit der Herzdruckmassage und der Beatmung, bis der Krankenwagen endlich erscheint. Tim, ebenfalls ausgebildeter Ersthelfer steht erstarrt daneben und kann Kerry erst helfen, als die Rettungskräfte fast da sind. Was sagt das über ihn aus? Genau wie für Kerry, war es immer sein Ziel Arzt zu werden.

Dieser Vorfall zum Ende des Jahres 1999 beeinflusst die Leben der 3 Protagonisten nachhaltig und hat Auswirkung auf ihr weiteres Leben, dass wir als Hörer viele Jahre verfolgen.

Ich habe den 3 Sprechern Marian Funk, Maditha Kelling Bergner und Jacob Weigert gerne zugehört, die den Roman perfekt eingesprochen haben.

Kerry ist eine zupackende, hilfsbereite Person, die oft zurücksteckt und bedingungslos für ihre Freunde da ist. Manchmal war sie mir ein bisschen zu "heilig". Tim musste früh im Leben Verantwortung übernehmen, als sein Vater die Familie verließ und ihn mit seiner kranken Mutter zurückließ. Er geht oft den Weg des geringsten Widerstandes und ich hatte öfter das Bedürfnis ihn mal zu schütteln. Joel verändert sich nach der Lebensrettung sehr zum Negativen, kommt überhaupt nicht damit klar, dass seine Fußballkarriere vorbei ist und versinkt im Selbstmitleid. Er braucht ziemlich lange bis er sein neues "Ich "nach dem Unfall reflektiert und versucht sich zu ändern.

Es sollte eine Triggerwarnung zum Thema Drogenmissbrauch geben,

Auch wenn ich Dreiecksgeschichten normalerweise nicht so mag, hat mir die Geschichte ganz gut gefallen. Das Thema "Erste Hilfe" ist ein zentrales Thema und Anliegen der Autorin. Es gibt auch noch ein sehr eindrückliches Nachwort dazu.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Mutige Frauen

Die Erfindung der Flügel
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Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts ...

Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts in den Südstaaten von Amerika in Charleston, wo die Sklaverei zum Alltag gehört. Sarah möchte Hetty bzw. Handful, wie sie von ihrer Mutter genannt wird, am liebsten die Freiheit schenken. Doch als ihr dieser Wunsch versagt bleibt, lehrt sie Handful heimlich lesen und schreiben, was den Sklaven verboten ist. Als sie erwischt werden, folgt eine schmerzhafte Bestrafung für beide Mädchen und Sarah's innigster Wunsch einmal einen Beruf zu ergreifen, am liebsten dem Vater als Anwältin beruflich nachzufolgen, rückt durch den Vorfall in unerreichbare Ferne, wobei sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht begriffen hat, dass auch ihr Geschlecht dem Berufswunsch entgegensteht.

In dem Roman "Die Erfindung der Flügel" beschreibt Sue Monk Kidd eindrucksvoll und nach realen Vorbildern das unfassbare, menschenverachtende Gesellschaftssystem der Sklavenhaltung am Beispiel der wohlhabenden, kinderreichen Familie Grimké. Abwechselnd aus Sicht von Sarah und aus Sicht von Handful taucht der Leser für mehrere Jahrzehnte in den Alltag beider Protagonistinnen ein, die beide auf so unterschiedliche Weise nach persönlicher Freiheit streben.

In der afrikanischen Kirche lernt Handful: "Gebt acht, denn ihr könnt zweifach versklavt werden, einmal mit eurem Körper, und einmal mit eurem Geist." Zu Sarah sagt sie: " Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt."

Je älter Sarah wird, desto weniger kann sie die Sklaverei mit ihrem Gewissen vereinbaren, und eine Reise in den Norden des Landes festigt ihre Einstellung bis sie schließlich den Mut findet für ihre Überzeugungen einzutreten. Ihre jüngste Schwester für die sie in jungen Jahren zur Patin wird, teilt ihre Meinung, und so werden beide Schwestern Pionierinnen gegen die Sklaverei und Kämpferinnen für Frauenrechte.

Für Handful gibt es nur einen Kampf, den des Überlebens und die beständige Suche der Sklaverei zu entkommen um endlich frei zu sein.

Das Buch erzählt von zwei starken Frauen, wobei Handful schon früh als starker Charakter erkennbar ist, auch wenn sie als Sklavin in der schwächeren Position ist und viel weniger Möglichkeiten hat als die Plantagenbesitzertochter Sarah. Während Handful, genau wie ihre Mutter oft Kopf und Kragen riskiert, wenn sie mal wieder die Regeln ihrer Besitzer brechen, erscheint Sarah lange sehr zögerlich.

Ich fand das Buch sehr interessant und lesenswert und empfehle es gerne weiter, auch wenn der letzte Stern zum absoluten Highlightbuch für mich noch gefehlt hat.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Schwarzhumorig

Töchter
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Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die ...

Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die Schweiz gebracht werden. Da Martha nach einem traumatischen Unfall nicht mehr Auto fährt, soll ihre beste Freundin Betty als Fahrerin diese Reise begleiten. Im Grunde empfindet Martha die Bitte ihres Vaters als Zumutung, denn in ihrem Leben war er eigentlich immer nur abwesend. Jetzt zum Sterben meldet er sich wieder und appelliert an ihr Mitgefühl und ihre Liebe.


Ich muss gestehen, ich habe eine ganz andere Geschichte bekommen, als die, die ich erwartet hatte. Der Roadtrip mit dem röchelnden Vater auf der Rückbank seines klapprigen Golfs endet doch nicht so schnell im Sterbehilfeinstitut wie die beiden Frauen und auch ich gedacht haben. Stattdessen wird es eine Reise in die Vergangenheit, auch in die von Betty und eine intensive Aufarbeitung der eigenen Kindheit, mit Vätern, die ihre Töchter so oder so verlassen haben.


Während Martha ihr Kindheitstrauma kompensiert hat, indem sie permanent aber bisher erfolglos versucht hat noch schwanger zu werden ( mit 40 wird es langsam immer schwieriger), weil sie es unbedingt besser machen will, hat Betty einer eigenen Familie völlig abgeschworen. Als ruhelose Schriftstellerin jettet sie durch die Welt , vermietet ihre teure Berliner Wohnung derweil über Airbnb und kann nicht verwinden, dass ihr Ziehvater Ernesto sie und ihre Mutter von heute auf morgen verlassen hat. Die Ich-Erzählerin Betty ist so zynisch, dass es schon weh tut. Je hoffnungsloser die Situation ist desto öfter blitzt der schwarze Humor zwischen den Zeilen auf.


"Ich wollte hier nicht zur asozialen Alkoholikerin verkommen und wusste sehr genau, dass es von der sozialen zur asozialen Trinkerin nur ein Schritt war, und dieser Schritt war die Uhrzeit. Nicht grundlos war ich ein Nachtmensch, so hatte ich mehr Zeit für den Alkohol."


Leider hat das Buch zur Mitte hin ein paar Längen und der letzte Reiseabschnitt, der auf eine griechische Insel führt, war nach meinem Geschmack etwas zu abgedreht. Der Schreibstil, wie es im Klappentext, wie ich finde treffend beschrieben ist als Humor aus Notwehr, macht das Buch schon zu einem Lesegenuss, auch wenn mich der Plot nicht 100% überzeugen konnte.

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